Nackt

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Joh

Mitglied
.



Ungeschminkt



Die Jahre haben das Mädchen
aus meinen Zügen fließen lassen
drücken unaufhaltsam Erlebtes
in mein Gesicht
Verlorenes und Ausgeträumtes
lassen sich nicht mehr verwischen
bin es leid, mit Farbe
ein anderes Gesicht zu malen

Lachen hat sein Netz
um meine Augen gespannt
trage meine scheuen Fältchen
in die Sonne

ich bin
- ungeschminkt.



JP 3.2008​


.
 
M

mirami

Gast
hallo joh,

das gefällt mir ausgesprochen gut. schöne worte hast du da gefunden zum thema reiferwerden.
mit einem gewachsenem sich-selbst-bewusstsein strahlt man genug buntes aus, in allen lebensfarben.
das sollte man keinesfalls übermalen. :)

viele grüße
mirami
 

Joh

Mitglied
Hallo Miriami,
ich danke Dir!

Ich habe wohl ziemlich viel von mir selbst hineingeschrieben, wenn die ersten Fältchen kommen, sollte man lernen, es möchlichst "bunt" zu fühlen. Ich erinnere mich hin und wieder daran ;)

LG Johanna
 
M

mirami

Gast
liebe joh,

man muss vielleicht erst lernen sich bunt zu fühlen, aber das bunt ist automatisch da. bei den meisten zumindest... wird die charismatische ausstrahlung von ganz alleine bunt. äußerlich durch ein ausgewogenes verhältnis von lach- und sorgenfältchen .. innerlich durch vieles andere.

spontan hat mich dein gedicht an eins erinnert, das ich mal schrieb. allerdings ging es darin um die erste metamorphose, nämlich die vom kind zur frau. abgesehen von der innerlichen entwicklung die eine menschin so durchmacht, geht oft das blond aus dem haar verloren, das augenblau wird weniger intensiv (verliert man seine blauäugigkeit?) und die sommersprossen verschwinden auf mysteriöse weise. :) vielleicht benutzen junge frauen u.a. deshalb vermehrt schminke ;-).

gruß
mirami
 

mori

Mitglied
Hallo Johanna,

gut beobachtet ! So ist es !

Mir gefällt das doppelte "lassen" nicht so richtig.
Aber auf die Schnelle (es ist schon spät!) fällt mir
auch nichts besseres ein.
Vielleicht denkst du nochmal drüber nach ?

Liebe Grüße
Annette
 

Joh

Mitglied
Guten Morgen Anette,

ich danke Dir! Es ist immer wieder schön zu hören, daß Andere die Texte nachempfinden können.

Das "lassen" ist ein richtiger Knoten, den ich noch nicht lösen kann, ich hoffe mir fällt noch ein, wie es vermeidbar ist.

ein lieber Gruß, Johanna
 

Perry

Mitglied
Hallo Johanna,
da kann ich auch als Mann beifällig nicken. Besonders gut gefällt mir das Netz um die Augen. Auf den Schlussvers könnte ich verzichten.
LG
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hallo joh,

streich die beiden letzten zeilen, mach 3 strophen draus und es ist nahezu perfekt.

liebe grüße
nofrank
 
H

Hakan Tezkan

Gast
Hallo Joh,

gefällt mir ausgesprochen gut, dein Gedicht.
Anbei mal meine Variante deines Gedichts als Anregung.

Ungeschminkt

Die Jahre haben das Mädchen
aus meinen Zügen fließen lassen
drücken unaufhaltsam Erlebtes
in mein Gesicht

Verlorenes und Ausgeträumtes
vermag ich nicht mehr verwischen
bin es leid, mit Farbe
ein anderes Gesicht zu malen

Lachen hat sein Netz
um meine Augen gespannt
trage meine scheuen Fältchen
in die Sonne


Vielleicht kannst du damit etwas anfangen. Habe das "lassen" Problem gelöst, könnte mir auch Folgendes vorstellen:"kann ich nicht mehr verwischen", und ich habe die letzten beiden Zeilen gestrichen, da diese sehr erklärend agieren. Ich habe es lieber offener, zumal die Brücke zum Titel so freier geschlagen werden kann und und darüberhinaus, dass "ich bin", dieses Lebensgefühl bereits zuvor durch die Fältchen, welche das lyr.Ich in die Sonne trägt, ausgedrückt wird.

Vielleicht konnte ich dir helfen.
Hab dein Gedicht gerne gelesen.

Liebe Grüße,
Hakan
 

R. Herder

Mitglied
Diese Frage muss ich stellen: Was findest du bloß an dieser potthässlichen Zentrierung des Textes? Das sieht aus, als sei einer vor dreihundert Jahren gestolpert und liegengeblieben.


Grüße,
René.
 
M

mirami

Gast
hallo joh,

das "ungeschminkt" am ende finde ich sehr wichtig. es hat etwas stolzes, selbstsicheres wie es so abgesetzt durch eine leerzeile dasteht. eher würde ich einen anderen titel wählen, da er mir ein wenig viel verrät. das „ich bin“ vor dem ungeschminkt, bräuchte ich auch nicht unbedingt.

lg
mirami
 

Joh

Mitglied
Hallo an Alle

Danke zuerst einmal für die rege Beschäftigung mit meinem Gedicht und die hilfreichen Anmerkungen, ich habe mich sehr darüber gefreut ;)!

Wie Ihr seht, habe ich die Aufteilung übernommen, die Struktur finde ich wesentlich passender. Auf das "ich bin" kann ich wirklich verzichten, doch Miriami hat recht, ungeschminkt sollte sie schon bleiben, weil das für Frauen in unserer Gesellschaft wirklich ein Zeichen von kleiner Rebellion ist. Und die Rüge mit der Zentrierung nehme ich gern hin, ab und zu stelle ich doch noch mal ein Gedicht auf diese Art ein, weil ich diese Form einfach ästhetischer finde.

Euch Allen einen sonnigen Sonntag und liebe Grüße, Johanna
 

Joh

Mitglied
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Ungeschminkt



Die Jahre haben das Mädchen
aus meinen Zügen fließen lassen
drücken unaufhaltsam Erlebtes
in mein Gesicht

Verlorenes und Ausgeträumtes
lassen sich nicht mehr verwischen
bin es leid, mit Farbe
ein anderes Gesicht zu malen

Lachen hat sein Netz
um meine Augen gespannt
trage meine scheuen Fältchen
in die Sonne

- ungeschminkt.



JP 3.2008​


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G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Joh,

gefällt mir gut, wobei auch ich Probleme mit der Zentrierung habe, hatte sie aber als Aussagemittel eingestuft.

LG Franka
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hi joh,

ich kann verstehen, dass dir die finale aussage wichtig ist. nur rein texttechnisch tät sie nicht nötig, schließlich ist die pointe schon im titel drin. und beide finde ich überflüssig.
vielleicht ein alternativtitel (maske, panzer, rüstung, bar, nackt, reinigung, etc.). wie auch immer, dein gedicht, deine entscheidung.

liebe grüße
nofrank
 

Joh

Mitglied
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Nackt



Die Jahre haben das Mädchen
aus meinen Zügen fließen lassen
drücken unaufhaltsam Erlebtes
in mein Gesicht

Verlorenes und Ausgeträumtes
lassen sich nicht mehr verwischen
bin es leid, mit Farbe
ein anderes Gesicht zu malen

Lachen hat sein Netz
um meine Augen gespannt
trage meine scheuen Fältchen
in die Sonne

- ungeschminkt.



JP 3.2008​


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Joh

Mitglied
Hallo Franka,

ich danke Dir fürs gefallen.

LG Johanna



....................


Hallo Nofrank

Der Titel gefällt mir, ich nehme ihn gleich.

LG Johanna
 
M

mirami

Gast
hallo joh,

ich noch mal :) ...

nofranks titelvorschläge brachten mich spontan auf den titel: make-up.
den fände ich passend. er wäre eine schöne einleitung ins thema. nebenbei bringt er den leser ein wenig auf die falsche fährte, bzw. anfangs würde alles darauf hindeuten, dass es ein pro-schminke-gedicht wäre. ( dein “aus den zügen fließen“ und “verwischen“... würden auch gut ins make-up bild passen). es hätte den anschein als trauere das lyri ein wenig der jugend nach und beklagte, dass das make-up nicht mehr ausreicht, um die lebensspuren zu übertünchen. genau in der mitte des textes aber, ist der leser dann am entscheidenden wendepunkt angelangt, nämlich bei: „bin es leid, mit Farbe ein anderes Gesicht zu malen“ und er begreift um was es eigentlich geht. das ungeschminkt am ende wäre dann ein effektvoller schluss. außerdem hättest du nicht zweimal ungeschinkt im text und nicht gleich zu anfang alles verraten.

aber das ist nur ein vorschlag. ich find das gedicht auch so wie es jetzt da steht sehr gelungen.

lg
mirami
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hi joh, freut mich.
wenn du die foren redakteure lieb fragst, ändern die auch den titel im thread, falls gewünscht.

so, genug gelabert, tolles gedicht.

nofrank
 

Inu

Mitglied
Hallo Johanna

Vorher fand ich es besser. Das ist nicht mehr Dein Gedicht.
Ich meine: der Titel stammt von nofrank, die Verse sind von Hakan.

:)
Gruß
Inu
 



 
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