Nächste Station: Ober St.Veigt

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Blackmail

Gast
Nächste Station: Ober St.Veigt

Die Türen schlossen sich mit einem lauten Signal. Ich habe gewusst, dass die Fahrt bald losgehen würde, und so setzte ich mich stillschweigend hin.
Ein Gefühl von Misstrauen überkam mich, als ich all diese fremden Gesichter sah, manche schön und wohlgeformt, manch andere skurril und abstrakt. Ich wollte nicht einer von ihnen sein, nur ein Mensch von vielen. Die nette Dame, die mir freundlich zugrinste, stand auf, um auszusteigen, und ein anderer stieg ein und übernahm ihren Platz. Am liebsten wäre ich in diesem Augenblick aufgestanden und hätte mit lauter Stimme kundgegeben:

„Du Narr, siehst du nicht, wessen Platz du da einnimmst? Sie war einzigartig, ein unvergleichbarer Mensch und du besitzt die Unverschämtheit, dich einfach auf ihren Platz zu setzen.“

Doch ich biss mir solange in die Zunge, bis ich den süßen Geschmack von Blut vernahm. Es war immer so, wenn dieses Gefühl ausbrechen wollte. So folgte ich dem Schauspiel weiter.

So viele Stimmen und so viel zu erzählen. Eine Stimme heller und lauter als die andere, doch wo ist nur meine eigene Stimme? Warum habe ich nichts mehr zu sagen?
Leise und still schleicht sich wieder dieses unangenehme Gefühl von Leere bis zu mir durch. Ist es das Dschungelgesetz, dass der Jäger sich nur das schwächste Tier aussucht? So suchst du mich wieder auf, du Einsamkeit. Mit einem gezielten Biss reißt du mir Stück für Stück die Haut von der Brust um mein verweichlichtes Herz zu finden und genüsslich rein zu beißen.

Ich wollte so gerne protestieren, denn es ist so ungerecht. Ich habe auch viel zu erzählen. So viele witzige kleine Geschichten, nur niemand da, dem ich es erzählen könnte.

Ich habe mich noch niemals so einsam in einer Menschenmasse gefühlt, wie in diesem Augenblick. Aus meiner Angst wurde immer mehr Wut, Zorn und Hass! Ach, ich will kein Mensch mehr sein! Zumindestes keiner von diesen Menschen.
Ich will vom aussterben bedroht sein und sehen wie alle darauf warten, dass ich mich endlich fortpflanze, doch ich würde es genießen, ihnen Hoffnung zu machen, um es ihnen anschließend wieder zu nehmen. Ich will, dass die Menschen mit Ehrfurcht an mir vorbeigehen. Doch wird das niemals der Fall sein, ich muss wieder nach Hause und wieder kochen, um zu essen, um scheißen zu gehen, und all das Geschirr abzuspülen.
Niemand, der auf mich wartet. Vielleicht sollte ich mir so einen kleinen arschkriechenden Köter kaufen. So ein ganz kleiner, der auf mich angewiesen ist, und ohne mein zutun nicht leben könnte.
Keinen Zweck erfülle ich im gemeinschaftlichen Sinne, verabscheue die Menschen und Liebe die Natur.
Nein, ich liebe meine Menschen, hasse nur mich selbst, da ich Mensch bin, und so abhängig bin von anderen Menschen, um mich selbst zu bestätigen. Die größten Erwartungen stelle ich jedoch an mich... egal…

Sieh dir dieses Kind da an, glaubst sie macht sich Gedanken darüber, was sie werden will, nein, sie macht das Beste aus dem Jetzt und Hier. Das ist aber kein Maßstab, nachdem ich mich richten sollte.
Wann kommt das nächste Level, die nächste Stufe oder zumindest die Station…

„Ober St. Veigt, bitte alle aussteigen!“
 

Zarathustra

Mitglied
Hallo Blackmail

Deine Geschichte hättest du auch in der Mitte abbrechen lassen können.

Du Narr, siehst du nicht, wessen Platz du da einnimmst? Sie war einzigartig, ein unvergleichbarer Mensch und du besitzt die Unverschämtheit, dich einfach auf ihren Platz zu setzen.“

Doch ich biss mir solange in die Zunge, bis ich den süßen Geschmack von Blut vernahm. Es war immer so, wenn dieses Gefühl
ausbrechen wollte. So folgte ich dem Schauspiel weiter.


Dieses touretthafte Verhalten hat mir sehr gut gefallen. Leider geht die Sprache im 2. Teil der Geschichte verloren.

LG. Hans
 



 
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