Naturgewalten

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anbas

Mitglied
Naturgewalten

Wolken des Staunens
schweben
über den Steinen der Trostlosigkeit.
Die Kälte der Macht
verschlingt
die Hitze der Verzweifelten.
Der Wind des Vergessens
verweht
das Sterben der Freude.

- Übrigens:
In der Wüste der Trauer
kann Schlaf eine Oase sein. -

Standhafte Bäume
vermodern
in dunklen Zeiten.
Die Blitze des Hasses
vernichten
glückliche Augenblicke,
und der Donner der Strenge
erstickt
das erste Lachen.

Doch da,
versteckt
vom Schilf der Angst
und unter dem
verfaulten Unterholz aller Enttäuschungen
liegt er:
Der See der Liebe,
das Wasser des Lebens.
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo anbas

Die Komposition Deiner Naturgewalten finde ich sehr gelungen.
Der Bruch als solches, an der Stelle
- Übrigens:
In der Wüste der Trauer
kann Schlaf eine Oase sein. -
überzeugt mich in der Form, doch hadere ich mit dem Inhaltlichen. Dieser "Lichtblick" wirkt auf mich hier etwas verloren und ein wenig zu willkürlich zwischen den harten Bildern.
Die Aussage an sich paßt hingegen sehr gut ins Gedicht.
Das Schlussbild läßt es im Guten ausklingen. Finde ich klasse.

Herzlichen Gruß
Elke
 

anbas

Mitglied
Hallo Elke,
vielen Dank für diese positive Rückmeldung. Ich habe mich sehr gefreut!
Hinsichtlich Deines Einwandes bzgl. des Bruchs kann ich Deine Sichtweise gut nachvollziehen. Andererseits gefällt es mir, schon an dieser Stelle anzudeuten, dass es Hoffnung gibt. Es ist tatsächlich manchmal befremdlich, wenn jemand in härtesten Zeiten über Lichtblicke redet. Aber es gibt sie, und ich glaube, dass es gut ist, sich daran immer wieder mal zu erinnern.
Gruß Andreas
 

Walther

Mitglied
Guten Abend,

zum Einen muß Enachtigall recht geben mit dem Hinweis, daß der Einschub zwischen Strophe 1 und 2 nichts bringt und den Gedankenfluß stört. Darüberhinaus sind auch die Bilder durchaus nicht stimmig. Letztlich sollen Widersprüchlichkeiten, Antagonismen gezeigt werden. Es soll gezeigt werden, wie die wirkliche Welt das Gute immer wieder zunicht machen kann / macht.

Daß am Ende der dritten Strophe die Allmacht Liebe hervorgezaubert wird, die das düstere Bild aufhellen soll, ist ein durchaus übliches Mittel der Heilsprediger. Als Ersatz für ein Konzept kann dieser mühsam quasi aus dem Nichts herbeigebrachte Hoffnungsschimmer der letzten Verse kaum gelten.

Man sieht dem Werk an, daß hier ein Autor mit Sprachvernmögen und -begabung geschrieben hat. Ein gutes Werk ist dennoch nicht daraus geworden.

Abendgruß W.
 
B

Burana

Gast
Hallo Walther!
Na, da hast Du aber kräftig in die Saiten gelangt ;-) !!! Der Bruch zwischen der ersten und zweiten Strophe mag provokativ klingen, das stimmt. Aber Liebe hat schon manches düstere Bild aufgehellt, und ist keineswegs nur das Hilfsmittel irgendwelcher Heilsprediger. Hallo??? Es sollen schon ganze Generationen daraus hervorgegangen sein, die ihr Dasein einem Lichtblick in düsteren Zeiten verdanken... So gesehen finde ich den Schluss gelungen.
Burana
 

Walther

Mitglied
Hi Burana,

Deine Verteidigungsrede ist aller Ehren Wert. Ich bleibe jedoch bei meiner klaren Position. Die Bilder müssen stimmig sein, und das sind sie nicht.

Beispiele:

(1) Staunen und Trostlosigkeit: Was sagen diese Verse aus?
(2) Vergessenswinde und Freudesterben?
(3) Trauerwüste - Schlafoase

usw.usf. Das ist weder originell noch überzeugend. Unabhängig von diesem Einschub, der nichts bringt und nur den Textfluß stört.

Am Ende hat man das Gefühl, da greift einer mal so richtig in die bewußten Tasten, um die Mitwelt am Reichtum seines Wortschatzes und seiner Sprachfähigkeit teilhaben zu lassen. Dafür gibt es noch härtere (und sehr treffende) Bezeichnungen, die ich mir höflichkeitshalber erspart habe.

Ich bin besonders darüber gestolpert, weil zugleich erkennbar ist, daß der Autor es anders könnte, wenn er sich einmal selbst hinter seine Aussagen und sein Werk zurücknehmen würde. Und das ist eigentlich schade, denn so hat er nichts von bleibendem Wert zu sagen.

Am Ende die liebe Liebe aus dem Nichts aus dem tiefen Dunkeln der allumwabernden Verzweiflung quasi ans Licht hopsen zu lassen, diese Form der Selbsttherapie zum Nutzen anderer habe ich auch hier schon um viele Grade besser und überzeugender gelesen. Über das von mir gewählte Bild kann man streiten, der Qualität des Textes und der Originalität der Bearbeitung des gewählten Themas hilft dies jedoch nicht auf.

Abendgruß

W.
 



 
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