Nervosität

Nervosität

Der Löffel klappert, als ich die Kaffeetasse wieder abstelle. Vor mir liegt das Telefon auf dem Tisch. In fünf Minuten will er anrufen und ich kann an nichts mehr denken. Die Sohlen meiner Schuhe erzeugen ein Stakkato auf dem Laminat. Ich nehme das gar nicht wahr, zünde die xte Zigarette an und drücke sie sofort wieder aus.

Eineinhalb Minuten. Ich knete meine Hände, dass alle Gelenke knacken und konzentriere mich auf meinem Atem. Noch einen Schluck Kaffee, um den Nikotingeschmack zu überdecken. Alles in mir vibriert. Meine Augen fixieren den Sekundenzeiger der Uhr. Der nähert sich der Zwölf und jetzt klingelt das Telefon.

Und dann, Thomas?
Ging die Bombe los?

Hallo Ji,

keine Ahnung, wahrscheinlich.
Es sollte nur um Nervosität gehen.

Th.

Das uist Dir gelungen.
Und das Herz? Rast das nicht?

Unter Umständen auch, aber wenn man nervös ist, bekommt man sein eigenes Herzklopfen gar nicht so mit, denke ich.

Hallo Ji,

Die Momentaufnahme eines Menschen, der wirklich sehr nervös auf einen wichtigen Anruf wartet.
Die Spannung baut sich in diesen fünf Minuten auf, bis im letzten Satz das Wort JETZT kommt. Hier sollte dann auch der Leser ausatmen.

Nervosität ist ein Übungsstück.
Vorgabe war, diesen Zustand zu beschreiben, ohne dass das Wort selbst im Text vorkommt, ohne Adjektive, maximal hundert Wörter.
Das Ergebnis hat mir dann so gut gefallen, dass ich es hier vorstellen wollte.

Über dein Herzklopfen habe ich nachgedacht, aber ich glaube, das ist eher typisch für Angstgefühle, wenn einem das Herz bis zum Halse klopft.

Viele Grüße und danke für dein Interesse,

Thomas

Eine Aufgabe? Machst Du einen Kurs? Eine Schreibschule? Ich habe es ausprobiert: 100 Worte sind verdammt wenig um eine Stimmung zu erzeugen. - Man merkt es erst, wenn man einen Absatz geschrieben hat und er plötzlich 350 Worte zählt.

Also, Hut ab, - Deine "Nervosität" ist ganz gut spürbar geworden.

Hallo TaugeniX,

Danke für das Lob, manchmal übe ich ein bisschen, einfach so.
Ich musste das erwähnen, denn sonst kann niemand etwas mit dem Text anfangen.

Viele Grüße,

Thomas

Es ist eine ganz tolle Sache, finde ich. In den Fingerübungen sind nur lauter Gedichte. Vielleicht würden sich ein Paar Kollegen zusammenfinden für gemeinsame Übungen?

Warum nicht, immer und gerne.
Das habe ich schon im Frühjahr zusammen mit FrankK gemacht und er hat mir einiges beigebracht. Leider bin ich danach ein halbes Jahr für die Leselupe ausgefallen.

Als Übung: Gut gelungen Thomas!
(P:S:. Herzklopfen hat man auch bei Nervosität. Wenn ein Mann Zum Beispiel vor dem Kreißsaal wartet und seine 80gste Zigarette geraucht hat!)
Lieben Gruß!
Ji

Kreissaal?
Sind denn die spanischen Männer bei der Entbindung nicht mit dabei?

Nee Thomas, die fallen doch alle der Reihe nach um...

Hallo Thomas

Du hattest es mir ja schon zugemailt, aber meine Antwort war wohl nicht bei Dir angekommen, oder Du hast Dir die Freiheit herausgenommen, und Dich durchgesetzt. Gut so!

Darum noch einmal hier zum Text, damit auch alle anderen meine Gedanken mitbekommen:

Nervösität, kennen wir alle, diese innere Unruhe, die nagenden Zweifel, die Unsicherheit.
Biochemisch ein Hormon-Coctail, der den Körper gleichzeitig beschleunigt und bremst.
In diesem Text unglaublich Gut und Dicht geschildert.

Mein erster spontaner Impuls war die Empfehlung, den Text geringfügig umzubasteln, dass "er" zu einer bestimmten Uhrzeit "ihren" Anruf zu erwarten hat. Die gesteigerte Nervosität wäre, für meinen Geschmack, noch deutlicher, wenn die vorgegebene Zeit überschritten würde.

In dieser Form, das muss ich jetzt feststellen, hätte Thomas die Hälfte der Leserschaft aus der Geschichte "ausgeschlossen", weil er ein männliches Suject als Prot definierte.

In seiner Darstellung wird nicht klar, wer da angerufen wird. Es ist nur ein nervöses Bündel Mensch.

Gut gemacht, Thomas.


Herzliche Grüße aus Westfalen
Frank

Hallo Frank,

nee, nix ist angekommen.
Danke für deine Reaktion und für das Lob.

Thomas

Nervosität

Der Löffel klappert, als ich die Kaffeetasse wieder abstelle. Vor mir liegt das Telefon auf dem Tisch. In fünf Minuten will er anrufen und ich kann an nichts mehr denken. Die Sohlen meiner Schuhe erzeugen ein Stakkato auf dem Laminat. Ich nehme das gar nicht wahr, zünde die xte Zigarette an und drücke sie sofort wieder aus.

Eineinhalb Minuten. Ich knete meine Hände, dass alle Gelenke knacken und konzentriere mich auf meinen Atem. Noch einen Schluck Kaffee, um den Nikotingeschmack zu überdecken. Alles in mir vibriert. Meine Augen fixieren den Sekundenzeiger der Uhr. Der nähert sich der Zwölf und jetzt klingelt das Telefon.