Liebes Tagebuch!
Diese Nacht schlief ich im Zimmer meiner Schwester Lena. Sie hatte geweint. Die ganze Nacht. Sie hatte sich mit Mama gestritten – schon wieder. Immer wieder das gleiche Thema: „Lern mehr für die Schule! Oder willst du etwa so enden wie dein Cousin?“ Mein Cousin saß im Gefängnis, und das obwohl er mit 19 Jahren gerade mal 2 Jahre älter war als meine Schwester.
Papa hatte wegen schwerer Depression vor 5 Jahren seinem jüngsten Kind ‚Emma‘ und sich selber das Leben genommen, daraufhin wurde auch Mama depressiv, aber erfolgreich behandelt.
Trotzdem war das Verhältnis in unserer Familie seither angespannt. Im gesamten Ort waren wir als Chaosfamilie bekannt, zu der die meisten den Kontakt mieden, weil das Geschehen der letzten Jahre vielen Leuten Angst machte. Direkt wurde man als verrückt abgestempelt.
Morgens ging Lena zur Schule. Sie verabschiedete sich nicht von Mama und Mama sich nicht von ihr. Jeder fühlte sich schuldig an der Tat meines Vaters und hatte Angst dem Anderen in die Augen zu sehen.
Schon den ganzen Tag hatte ich ein merkwürdiges Gefühl. Ich wusste, irgendetwas würde sich ändern, doch was das sein sollte, konnte ich nicht ahnen.
Meine Schwester kam nicht wie gewohnt um 2 Uhr aus der Schule nach Hause. Auch nicht um 3 Uhr. Nicht um 4 Uhr. Sie kam gar nicht.
Mama machte sich Sorgen und rief die Schule an, aber die sagten ihr nur, dass ihre Tochter nicht in der Schule gewesen sei.
So schnell sie konnte fuhr Mama zur Polizei, um Lena als vermisst zu melden. Von dort kam sie nicht mehr zurück. Ich hatte Angst um Mama, um Lena. Was war passiert?
In dieser Nacht kam keiner der Beiden zurück. Morgens lag die Zeitung vor der Tür. Dort stand:
‚Gestern um 7:30 ereignete sich am Westbahnhof in der Nähe der Städtischen Realschule ein dramatisches Ereignis: Eine 17 jährige Schülerin wurde auf dem Weg zur Schule von einem Zug erfasst. Sie verstarb noch am Unfallort. Nur zehn Stunden später nahm sich die verzweifelte Mutter der Realschülerin ihr Leben…‘
Weiter las ich nicht.
Ich freute mich.
Über einen Neuanfang.
Einen Neuanfang als Familie.
Hier oben...
mit Papa, Mama und Lena.
Deine Emma
Diese Nacht schlief ich im Zimmer meiner Schwester Lena. Sie hatte geweint. Die ganze Nacht. Sie hatte sich mit Mama gestritten – schon wieder. Immer wieder das gleiche Thema: „Lern mehr für die Schule! Oder willst du etwa so enden wie dein Cousin?“ Mein Cousin saß im Gefängnis, und das obwohl er mit 19 Jahren gerade mal 2 Jahre älter war als meine Schwester.
Papa hatte wegen schwerer Depression vor 5 Jahren seinem jüngsten Kind ‚Emma‘ und sich selber das Leben genommen, daraufhin wurde auch Mama depressiv, aber erfolgreich behandelt.
Trotzdem war das Verhältnis in unserer Familie seither angespannt. Im gesamten Ort waren wir als Chaosfamilie bekannt, zu der die meisten den Kontakt mieden, weil das Geschehen der letzten Jahre vielen Leuten Angst machte. Direkt wurde man als verrückt abgestempelt.
Morgens ging Lena zur Schule. Sie verabschiedete sich nicht von Mama und Mama sich nicht von ihr. Jeder fühlte sich schuldig an der Tat meines Vaters und hatte Angst dem Anderen in die Augen zu sehen.
Schon den ganzen Tag hatte ich ein merkwürdiges Gefühl. Ich wusste, irgendetwas würde sich ändern, doch was das sein sollte, konnte ich nicht ahnen.
Meine Schwester kam nicht wie gewohnt um 2 Uhr aus der Schule nach Hause. Auch nicht um 3 Uhr. Nicht um 4 Uhr. Sie kam gar nicht.
Mama machte sich Sorgen und rief die Schule an, aber die sagten ihr nur, dass ihre Tochter nicht in der Schule gewesen sei.
So schnell sie konnte fuhr Mama zur Polizei, um Lena als vermisst zu melden. Von dort kam sie nicht mehr zurück. Ich hatte Angst um Mama, um Lena. Was war passiert?
In dieser Nacht kam keiner der Beiden zurück. Morgens lag die Zeitung vor der Tür. Dort stand:
‚Gestern um 7:30 ereignete sich am Westbahnhof in der Nähe der Städtischen Realschule ein dramatisches Ereignis: Eine 17 jährige Schülerin wurde auf dem Weg zur Schule von einem Zug erfasst. Sie verstarb noch am Unfallort. Nur zehn Stunden später nahm sich die verzweifelte Mutter der Realschülerin ihr Leben…‘
Weiter las ich nicht.
Ich freute mich.
Über einen Neuanfang.
Einen Neuanfang als Familie.
Hier oben...
mit Papa, Mama und Lena.
Deine Emma