Neugeboren 5

Ruedipferd

Mitglied
Rene und ich putzten nach dem Duschen die Zähne und schlüpften zusammen mit meinem Laptop unter seine Bettdecke. Er trug auch einen Dildo wie ich und wir berührten uns gegenseitig, während wir uns die geilen Gay Pornos reinzogen. Wir sahen uns erst noch die Männer und Frauen an, doch danach nur noch schwule Kerle. Unsere Erregung wuchs dabei immer stärker. Wie von selbst begannen wir uns zu küssen und unsere künstlichen Schwänze aneinander zu reiben. Ich hatte meinen noch nie in jemand anderes hineingesteckt. Andy war der aktive Junge bei uns und ich hielt still, wie der passive Teil bei schwulen Männern. Rene drehte sich auf den Bauch und zog sich die Hosen runter. „Ich hol etwas Creme für uns“, flüsterte ich und sprang ins Bad. Meine Schwanzprothese stand aufrecht. Rene seufzte wohlig, als ich seinen Hintern eincremte. Ganz so zärtlich war ich noch nicht dabei, aber unwahrscheinlich geil auf seinen Arsch. Er streckte ihn mir entgegen. Vorsichtig schob ich das Gummiteil hinein. Es klappte nicht auf Anhieb. Rene stöhnte lauter. Ich wollte ihm nicht wehtun. „Ah“, schrie er auf. Ich zog mich sofort raus. „Nicht, mach weiter. Das ist der totale Wahnsinn.“ Rene keuchte und rieb sich auf dem Kissen, das er sich vor seinen Schwanz gelegt hatte. Ich setzte noch einmal an. Diesmal lief alles gut und ich flutschte tief in ihn hinein. Meine Klitoris meldete sich, als ich auf ihm lag und mich an ihn presste. Ich stieß dabei wie ein normaler Mann zu. Keuchend begann ich zu schwitzen. Geil, der erste Orgasmus, während ich bei einem anderen oben lag. Rene war noch nicht gekommen und als wir uns zu einander umdrehten, sah er mich aus glasig erregten Augen an. Ich zog meine Unterhose ganz herunter, legte mich auf den Bauch. Rene nahm die Creme, drückte mir damit zwei Finger durch den Schließmuskel. „Och“, war das ein geiles Feeling. Er schob sich langsam hinterher. Ein wahnsinniger Druck und ein leichter Schmerz betörten im nächsten Moment meine Sinne. Ich ließ mich völlig fallen und gab mich dem Augenblick hin. Mein Darm entspannte sich. Locker und geil harrte ich der Dinge, die da kommen sollten. Rene stieß zu und sank stöhnend auf mir zusammen. Och, ja, das war nicht von schlechten Eltern gewesen. Ich erinnerte mich an das Bier in meinem Rucksack. Als er sich rausgezogen hatte, holte ich es. Wir lagen Arm in Arm ausgepowert nebeneinander im Bett und prosteten einander mit dem Bier danach, zu. Herrlich. Ich hatte neben Andy meine zweite schwule Beziehung gehabt. Waas? Himmel, Arsch und Zwirn! Der Schock fuhr mir durch Mark und Bein. Hatte Andy nicht gesagt, dass er mir zwar ein Mädchen verzeihen würde, niemals aber einen anderen Jungen? So genau hatte ich es also mit meiner Treue genommen! Schitt und noch mal Schitt, hörte ich mich fluchen. Oh nein, wenn ich jetzt schon so geil auf Jungen stand, wie würde es erst mit den Hormonen werden? Ich hatte gelesen, dass man dann alles vögeln will, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Das schlechte Gewissen nagte an mir. Ich erzählte Rene sofort, was in mir vorging. Seine lapidare Reaktion überraschte mich.

„Das ist doch ganz einfach. Er kann mich auch haben und ich besorg es ihm gerne, wenn er es will. Wir sind als Transmänner sowieso gehandicapt. Der Doc sagte, die OP ist ein Kompromiss. Außerdem will ich dich nicht heiraten, oder mit dir ‘ne Familie gründen, oder so etwas. Wir machen nur Sex und entspannen uns dabei. Er kann dein Freund bleiben. Ich freue mich schon auf die Hormone. Dann werden wir erst richtig geil.“ Klang einleuchtend. „Du hast Recht. Ich werde es ihm im richtigen Augenblick erklären. Du kannst mich in den Sommerferien besuchen, damit ihr euch kennen lernt. Andy ist okay und schwer in Ordnung. Ich erzähl dir etwas, aber du darfst es niemandem weiter sagen.“ Leise berichtete ich von unserer Aktion Messwein. Rene konnte sich kaum einhalten vor Lachen. Ihm tat auf einmal der Bauch vom Kichern weh. Am allermeisten gefiel ihm unsere Buße. „Schade, dass wir hier alle evangelisch sind. Die Beichte ist nicht schlecht. Man kann Blödsinn machen und muss es nur dem Pfarrer sagen und der darf es nicht einmal weiter erzählen. Und dann kriegst du die, wie hieß das gleich?“ „Absolution.“ „Ja, genau, das, und alles ist palletti.“ Er hatte nicht ganz Unrecht, das musste ich zugeben. „Aah“, ich gähnte und fragte ihn, ob wir zusammen im Bett schlafen sollten. Statt zu antworten knipste er einfach die Nachttischlampe aus. Irgendwann in der Nacht wurde ich wach, musste zur Toilette und kletterte danach in mein eigenes Bett. Als wir am anderen Morgen aufstanden, stellten wir uns beide nebeneinander vors Klobecken. Renes Dildo funktionierte etwas besser als meiner. Ich schrieb mir die Marke auf. Bestellen konnte ich noch nicht im Internet und musste meine Mutter oder meinen Vater bitten. Wir knutschten uns, bevor wir zum Frühstück gingen. Rene machte mir einen Knutschfleck auf dem Hals. Die Mädels grinsten, als sie uns sahen. „Hey, ihr Schwuchteln“, neckte uns Melanie und legte wieder ihren Arm um mich. „Hier treibt es wohl jetzt jeder mit jedem“, meinte Kerrin. Doktor Reimers trat ans Büfett und wir verstummten. Er war natürlich nicht doof und zählte eins und eins zusammen. Aber ich dachte bei mir, dass er uns mit Absicht gewähren ließ. Es war wichtig, sich auszuprobieren und in sich hinein zu spüren, andernfalls könnte man einem Irrtum unterliegen und hätte später mit den Folgen zu kämpfen. Wir mussten uns ganz sicher sein, mit dem, was wir wollten. Nach dem Frühstück trafen wir uns wieder im Seminarraum. Die Psychologin war gekommen und stellte sich vor. Sie hieß Irmtraud Wagner und arbeitete schon lange mit jugendlichen und erwachsenen Transsexuellen. Wir erfuhren einiges über Gerichtsgutachten und Kostenübernahmeerklärungen der Krankenkassen. „Das soll erst mal genügen. Das meiste ist nur für eure Eltern wichtig, doch ihr müsst natürlich auch über diese rechtlichen Sachen Bescheid wissen. Mit dem Gerichtsbeschluss über die Vornamens- und Personenstandsänderung dürft ihr euch an euer Geburtsstandesamt wenden und dann wird auf Antrag die Geburtsurkunde auf den neuen Namen umgeschrieben und natürlich wird auch das Geschlecht geändert. Wenn ihr später dazu etwas wissen wollt, hilft euch auch Herr Reimers gerne und ich bin ja ebenfalls hier ortsansässig. Nun, habt ihr Fragen an mich? Vor allem menschliche? Wie kommt ihr mit eurer Umgebung klar? Eltern, Geschwister, Freunde, Schulkameraden? Gibt es irgendwo Mobbing wegen eurer Andersartigkeit?“ Ich überlegte einen Moment. „Wir haben uns gestern über die sogenannten standards of care unterhalten, in denen Regeln aufgestellt werden, wie man uns ärztlich behandeln soll. Wie denken Sie darüber?“ Katharina richtete sich auf. „Gute Frage, ich habe nämlich von anderen gehört, die dadurch sehr schlechte Erfahrungen bei Ärzten gemacht haben“, sagte sie. Ich hatte wohl ihr Lieblingsthema getroffen. Wir saßen wieder in unserer Sofarunde zusammen. Dr. Reimers war jetzt nicht anwesend. „Ja, in der Tat, ich sehe schon, ihr seid bestens informiert. Das ist auch wichtig, denn ihr allein bestimmt über euer Leben. Nun, ich stehe diesen standards sehr verhalten gegenüber, um es mal vorsichtig auszudrücken. Die meisten Leute, die sie aufstellten, waren Ärzte und keine Patienten. Man kann sich zwar in andere Menschen hineinfühlen und das gelingt vielen Zeitgenossen sogar sehr gut, aber letzten Endes ist der Mensch selbst ausschlaggebend. Kleine Kinder wissen schon sehr früh, ob sie Junge oder Mädchen sind. Ich gehe davon aus, dass eine Stimme im Kopf es ihnen mitteilt, sobald sie die Welt bewusst wahrnehmen können. Einem Kind, die Fähigkeit, sein eigenes Geschlecht benennen zu können, abzusprechen, bedeutet schlicht eine Respektlosigkeit vor dem kleinen Wesen und die Nichtbeachtung seiner Persönlichkeit. Mit all den negativen Folgen, die so etwas für die kindliche Seele und seine Entwicklung hat. Wir müssen einander zunächst ernst nehmen. Warum soll ein Mädchen, das sich als Junge fühlt, keine Hosen tragen und mit Jungenspielzeug spielen dürfen? Und wenn es lieber mit einem Jungennamen gerufen werden will, was spricht dagegen? Kinder verkleiden sich gerne und spielen. Irgendwann beginnt er/sie ein neues Spiel, das da heißt, ich will ab sofort wieder ein Mädchen/Junge sein. So, und das ist der springende Punkt. Wenn dies nicht kommt, muss man das Kind genau beobachten und fragen, was anders läuft. Bleibt ein Kind bis zum Beginn der Pubertät in der gewünschten geschlechtlichen Rolle, ist davon auszugehen, dass möglicherweise eine transsexuelle Prägung vorliegen könnte. Und dann ist Fingerspitzengefühl gefragt. Der Körper wird sich dem biologischen Geschlecht gemäß entwickeln und die Unterdrückung der Pubertät ist dann eine Möglichkeit, diesem Kind alle Optionen offenzuhalten. Brüste müssten sonst operativ entfernt werden, bei Mädchen tritt ein irreversibler Stimmbruch ein. Ich halte es für besser, die körperliche geschlechtliche Entwicklung auszusetzen, denn der Patient will ja gerade diese Entwicklung verhindern, als darauf zu vertrauen, dass die meisten sich mit ihrem Geschlecht aussöhnen und Homosexuell werden. Die sexuelle Ausrichtung hat mit dem selbst empfundenen Geschlecht ja gar nichts zu tun und die weiblichen oder männlichen Körperteile, werden von Kindern, die sich dem Gegengeschlecht angehörig fühlen, abgelehnt. Warum muss man sie zwingen, diese Organe auch noch zur vollen Funktion zu bringen? Die Kinder sind ohnehin schon gestresst genug und leiden unter ihrem Geschlechtsfehler. Das ist dem Gedanken von Hilfe und helfen wollen doch völlig abtrünnig. Wann hast du festgestellt, dass du kein Mädchen bist?“ Sie sah mich fragend an.

„So mit dem dritten oder vierten Lebensjahr. Ich wusste es einfach. Da waren mein Vater und Gerhard, unser Chauffeur, Hartmut Berger, der Förster, und Robert, mein Reitlehrer. Frauen gab es auf dem Schloss auch, aber ich war wie mein gleichaltriger Freund Jacob und die erwachsenen Männer. Ich brauchte das auch nicht zu hinterfragen. Was sollte ein Mädchen eigentlich sein? Ich war jedenfalls keines. Es gab jedes Mal einen riesen Aufstand, wenn meine Mutter mich als Mädchen herausputzen wollte. Meine Eltern ignorierten in dieser Hinsicht meine Wünsche und meinen Willen und ich musste tun, was sie bestimmten. Das war sehr schwer, denn ich wollte sie ja nicht verlieren und auch nicht, dass sie böse mit mir sind. Wobei, irgendwann hab ich dann mein eigenes Ding durchgezogen und mir war es egal, ob ich ihnen Scherereien mit meinem Geschlechtsproblem machte. Als ich meine erste Regel bekommen hatte, wäre ich am liebsten gestorben. Das Gespräch mit meiner Mutter fiel an dem Tag sehr heftig aus und setzte wohl ein Umdenken bei ihr in Gang. Gottseidank ist sie mit einer Psychologin befreundet, die ihr dann die Telefonnummern von Herrn Reimers und Frau Michelsen gab. Das war die Kehrtwende in meinem Leben.“ Die Mädchen begannen sich zu unterhalten. Sie erzählten ihre eigenen Geschichten. Den meisten war es ähnlich ergangen. Frau Wagner lächelte. „Das hatte ich mir gedacht. Es wäre wichtig gewesen, dich mit deiner Aussage ernst zu nehmen, um dir auf diese Weise nicht nur geschlechtliche Sicherheit zu geben, sondern auch Selbstwertgefühl. Aber deine Eltern haben dann doch rechtzeitig die Kurve bekommen und dafür kannst du ihnen dankbar sein. Ich sehe, wie gesagt, nicht ein, warum man Kinder quälen soll, eine geschlechtliche Entwicklung durchzumachen, die sie aufs tiefste ablehnen, nur damit vielleicht ein paar andere später schwul oder lesbisch leben können. Die werden das ohnehin. Jeder weiß, was er /sie ist. Und wer den transsexuellen Weg nicht mehr weiter gehen will, wird das im heranwachsenden Alter ganz sicher wieder ändern. Meine Aufgabe als Psychologin ist es, auf das zu achten, was der Mensch vor mir, anbietet. Das respektiere ich und dadurch entwickelt sich Selbstvertrauen und Selbstsicherheit beim Patienten. Davon können wir gar nicht genug haben. Natürlich dürft ihr nicht alles. Ein paar Regeln, vor allem die Strafgesetze und den Straßenverkehr, müsst ihr schon beachten. Aber das tut doch auch jeder vernünftige Mensch. Ihr könnt das umso besser, umso sicherer ihr euch in euch selbst erlebt.“ Bis auf ein Mädchen namens Bärbel, erzählten alle der Reihe nach von sich und den eigenen Erfahrungen. Bärbel saß still neben uns. Ich tauschte mit Rene den Platz und stupste sie an. Sie war sehr zart im Körperbau und machte den Eindruck, als würde sie jeden Moment zerbrechen. „Hey, was ist mit dir. Du warst gestern Abend schon so traurig, gefällt es dir nicht bei uns?“, fragte ich sie. Auch Melanie horchte auf und Kerrin blickte sofort zu uns. „Doch, es, es ist schön bei euch zu sein. Ich habe Schwierigkeiten mit meinen Eltern und den Geschwistern. Zwei meiner drei Brüder sind schon älter und sie drohen mir immer Prügel an. Ich bin eine Schwuchtel und kein normaler Mensch, wegen meiner Sache, sagen sie. Wenn es nach meinen Eltern ginge, wäre ich gar nicht hier. Sie wollten, dass ich in die Psychiatrie komme, weil bei mir eine Schraube locker ist.“ Frau Wagner beendete sofort ihr Gespräch mit Rene. „Bärbel, wie alt bist du?“, fragte sie. „Ich bin jetzt Fünfzehn.“ „Gut, damit bist du auch alt genug, um dein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ich werde mit Herrn Reimers sprechen, damit er versucht, an deine Eltern heranzukommen. Sie sind natürlich auch der Schlüssel zu deinen Brüdern. Andererseits müssen wir möglicherweise sehen, ob wir dich woanders unterbringen können, damit du frei von Zwang und Gewalt deine Entwicklung abwarten kannst. Du bist nicht geisteskrank und du bist kein Fall für die Psychiatrie. Das muss deinen Eltern erklärt werden. Meistens machen sich die auch Gedanken und glauben, sie haben bei ihrer Erziehung etwas falsch gemacht. Oder ihre eigenen Gene sind schuld an deiner Ausprägung. Das ist alles Quatsch und ich hoffe, Herr Reimers kann deinen Eltern helfen.“ Bärbel kuschelte sich an mich.
„Danke, ich bin nicht so stark und manchmal habe ich schon daran gedacht, dass es besser wäre, tot zu sein.“ Nein, um Gottes Willen. Der Schreck traf mich sehr. Melanie, Kerrin und Katharina standen spontan auf und knieten sich vor sie hin. Melanie nahm sie in den Arm, Kerrin umschloss ihre Hände. „Liebes, daran darfst du nicht einmal im Traum denken. Du bekommst jetzt alle Hilfe der Welt, und ich verstehe, was der Doc gestern gemeint hat. Wir müssen zusammenhalten und uns gegenseitig helfen. Wir sind für dich da. Und wenn du nicht mehr zu Hause wohnen willst, finden wir eine Lösung. Wir können auch zusammen eine WG gründen“, sagte Katharina. Frau Wagner atmete laut aus und machte sich zufrieden Notizen. „Das müsst ihr auch. Ihr braucht den Kontakt zu anderen Transsexuellen. Später rate ich euch, die Erwachsenen in ihrer Gruppe zu besuchen. Natürlich erst, wenn ihr selbst erwachsen seid. Jetzt reichen eure Beziehungen völlig aus und Herr Reimers koordiniert euch. Er konnte euch nur so zusammenbringen, denn er muss ja das Arztgeheimnis wahren. Wir haben lange überlegt, wie wir es am besten anstellen, damit ihr einander kennen lernt. Manchmal klappt es im Wartezimmer, wenn die Spritzen- und Behandlungstermine gleich liegen, aber es erschien uns besser, ein solches Seminar ins Leben zu rufen.“ Ich fühlte eine innere Wärme in mir aufsteigen und kämpfte kurzzeitig vor Rührung mit den Tränen. Diesen Moment der Anteilnahme und des Geborgenseins im Kreise meiner neuen Freunde, aufgefangen durch Ärzte wie Frau Wagner und Herrn Reimers, würde ich niemals vergessen und ich wusste, ich könnte mich später immer daran erinnern, wenn es einmal Schwierigkeiten in meinem Leben gab. Ich dachte daran, anderen Transsexuellen zu helfen, wenn ich erwachsen war. Ich wollte etwas von diesen schönen Augenblicken weitergeben, an jene, die es vielleicht noch mehr brauchten, als ich. Es war Mittag geworden. Frau Wagner gab jedem von uns ihre Karte. Wir sollten sie anrufen, wenn wir Probleme hatten. Sie würde dafür nichts nehmen, solange sie nicht von unseren Eltern einen entsprechenden Auftrag bekam und natürlich dann über die Krankenkasse abrechnen konnte. Sie verabschiedete sich. „Wenn also irgendjemand Dummheiten plant, bitte ruft erst an. Blödsinn könnt ihr danach immer noch machen, aber wir sollten vorher drüber reden.“ Wir brachten sie mit viel Beifall zur Tür.

Es gab Essen. Herr Reimers war wieder anwesend und führte während der Mittagspause einige persönliche Gespräche. Rene und ich machten uns Fußballfertig. Wir schwelgten in Vorfreude auf unser Spiel und wollten uns auf jeden Fall einen HSV Schal besorgen. Kerrin neckte uns. Sie stand auf Dortmund. Es wurde ein gelungener Nachmittag, den am Abend der König der Löwen noch einmal toppte. Ich hatte ihn somit zum zweiten Mal gesehen. Die Baronin hielt damals nämlich Wort und schickte meiner Mutter drei Eintrittskarten für die Ehrenloge. Aber die Aufführung jetzt inmitten von ‚Leidensgenossen‘ sehen zu dürfen, war einfach toll. Wie selbstverständlich besuchten Rene und ich die Herren- und die Mädchen die Damentoilette. Wir fielen nicht auf. Niemand nahm Notiz von uns. Wir gehörten in unserer selbst erlebten Geschlechterrolle zur normalen Gesellschaft dazu. Es war ein grandioses Gefühl. Nach der Hafenrundfahrt am nächsten Tag saßen wir zum Abschlussgespräch noch einmal bei Kakao und Kuchen im Seminarraum zusammen. Alle wollten ein weiteres Treffen und baten Herrn Reimers, im nächsten Jahr wieder etwas zu organisieren. Rene und ich knutschten zum Abschied öffentlich und versprachen, einander zu besuchen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen Andy gegenüber und überlegte, wie ich ihm meinen Fehltritt am besten beibringen konnte. Auf dem Rückflug grübelte ich. Mir war nicht gut, aber ich musste da wohl durch.
Zuhause überraschte mich mein Vater damit, dass er mich zum nächsten Termin in Hamburg, der Mitte Februar anstand, begleiten wollte. Er sollte Geschäftspartner treffen. In etwas mehr als drei Monaten würde er mit mir fliegen und sich ein Männerwochenende mit mir gönnen, wie er augenzwinkernd meinte. Mum sollte nicht allzu viel erfahren. Ich dachte mir meinen Teil. Ich war ja in sexueller Hinsicht wesentlich weiter als mein Vater ahnte. Trotzdem freute ich mich darauf. Die Zeit verging. Andy kam eines Nachmittags zu mir aufs Schloss. Er müsste dringend mit mir reden. Oh je. Mein Mut rutschte in die Hose. Wir hatten uns seit meiner Rückkehr geliebt wie immer und ich brachte es nicht übers Herz ihm von Rene zu erzählen, dem ich in der Zwischenzeit fleißig Mails schickte. Auch Jenny schrieb. Ich hatte also drei Beziehungen am Laufen. Andy trat etwas zusammengesunken zu mir ins Zimmer. Sonst rannte er immer die Stufen hinauf, aber heute war es anders. Er sah nicht gut aus. Wir küssten uns wie sonst auch. „Max, ich muss dir etwas sagen. Bitte, du darfst mir nicht böse sein. Ich liebe dich, aber es ist wie verhext. Max, ich hab da jemand kennengelernt, beim Fußballlehrgang. Und, ich,…oh Schitt.“ Er druckste. „Ein anderer Junge?“, fragte ich. „Und du hast mit ihm geschlafen?“ Mein bester Freund nickte blass mit dem Kopf. Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich schrie erleichtert auf. „Freut dich das etwa? Ist dir unsere Freundschaft so wenig wert?“, empörte er sich. Ich nahm ihn in die Arme. Dann presste ich meinen Mund auf seinen und unsere Zungen verschmolzen, wie wir es gewohnt waren. Meine Hand schob sich derweil in seine Unterhose und stimulierte sein bestes Stück. Ich zog ihm die Hosen runter und drehte ihn herum. Die Gleitcreme lag im Nachttisch. „Einen Augenblick“, sagte ich und stand auf, um meine Zimmertür abzuschließen. Normalerweise klopften alle an, die zu mir wollten, aber man konnte nie wissen. Andy war irritiert. Eigentlich lag er stets oben und das er plötzlich seinen Hintern hinhalten sollte, war ihm neu. Aber er ließ es geschehen. Zärtlich schmierte ich die Creme ein und meine Finger bereiteten ihn vor. Er stöhnte auf, schien es zu genießen. Langsam nahm ich meinen Dildo und schob ihn rein. Ich begann zu stoßen und zu reiben und kam nach ein paar Minuten. Andy drehte sich vollkommen heiß um, steckte sich mir in den Mund und …spritzte ab. Ich hatte zum ersten Mal den Mund voller Sperma, aber es gefiel mir. Ich sah es als Strafe an, weil ich mit Rene geschlafen hatte. „He, das war geil, ich bin noch nie von einem anderen gefickt worden. Wo hast du das plötzlich gelernt?“ „In Hamburg, auf dem Transkidstreffen“, antwortete ich und zeigte ihm Rene auf dem Handy. „Er heißt Rene und weiß über dich Bescheid. Wir waren die einzigen Jungen und als wir uns zusammen im Bett meinen Laptop ansahen, passierte es einfach. Er wird mich im Sommer besuchen kommen und möchte dich kennen lernen. Er sagt, du darfst ihn auch ficken, zur Strafe. Er will mich nicht heiraten, das überlässt er gerne dir.“ Andy warf sich gespielt wütend auf mich. Wir rauften und rangen auf meinem Bett. „Weißt du, wie viel Blut und Wasser ich geschwitzt habe, weil ich nicht wusste, wie du meinen Ausrutscher mit Thorsten aufnimmst?“ „Ich habe nächtelang nicht geschlafen, weil ich Angst vor dir hatte und nicht wollte, dass es aus zwischen uns ist, wegen Rene“, konterte ich. „Oh, wie sind wir doch bescheuert!“
Andy sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. „Ja, wir sind schon dämliche Schwuchteln, wobei: Bist du noch mit Jenny zusammen?“ Ich bejahte. „Aber an uns wird sich nie etwas ändern, Andy. Du bist mein Freund und wenn ich zweimal heiraten könnte, dann wärst du auch mein Mann. Aber ich brauche irgendwann eine Frau, damit wir Kinder kriegen können.“ „Wieso, du hast doch deine Eizellen einfrieren lassen. Wir können auch als schwules Paar Kinder bekommen. Deine Eizellen und mein Samen, das meiste hast du ja eben schon geschluckt, und eine Leihmutter. Das wird sich finden lassen. Ist vielleicht nur eine Frage des Geldes oder wir suchen uns ein lesbisches Mädchenpaar. Die eine kriegt deine Kinder und die andere meine. Das heißt, von mir sind sie ja dann alle.“ „Ach, Andy, woher nimmst du deine überragende Intelligenz. Ich weiß nur nicht, ob meine Eltern dich gerne als Gräfin Wildenstein haben wollen.“ Andy starrte mich an. „Andere Version. Ich lass mich zur Frau operieren, mein Sperma wird vorher eingefroren und zu deinen Eiern gepackt. Wir ziehen mit einer geburtswilligen Lesbe zusammen und leben glücklich zufrieden bis an unser Lebensende hier auf dem Schloss.“ „Und wenn wir nicht gestorben sind, dann leben wir noch heute!“ Ich konnte nicht mehr vor Lachen. Andy meinte es tatsächlich ernst. Wir waren beide bald Siebzehn und die Welt lag uns zu Füßen. Was eines Tages aus uns werden würde, wusste auch ich nicht. „Du, ich fahre nächsten Monat mit meinem Dad nach Hamburg zur Spritze. Er will Geschäftspartner treffen und hat so komische Andeutungen gemacht, von wegen Männerweekend und so. Ich glaub, der will mich aufklären. Hihi. Ich weiß doch dank Hubis Website seit ich Dreizehn bin, bestens Bescheid und mit Jenny probiere ich nach der OP meine Pumpe aus. Sie hat mich durch die Blume wissen lassen, dass sie es auch will. Ich erzählte ihr von Melanie und von unserem Treffen. Die Mädels mailen inzwischen miteinander, aber ich hab manchmal das Gefühl, die machen sich einen Spaß mit mir und wollen mich nur verarschen.“ Andy lachte sarkastisch auf. „Warum, glaubst du, fange ich mit dem Weibervolk nichts mehr an? Ich will mich doch nicht dauernd zum Affen machen lassen. Die sind alle gleich und wollen von uns nur das eine. Ne, ein Junge ist da viel unkomplizierter. Der macht keinen Beziehungsstress und so. Du, ich könnt schon wieder.“ Ich gab ihm einen Kuss auf seine Arschbacke und drehte mich auf den Bauch. „Tu dir keinen Zwang an. Mein Arsch ist zu allen Schandtaten bereit.“ Wir schmusten und ein paar Minuten später spürte ich Andys Finger die Creme bei mir verteilen. Unwillkürlich musste ich stöhnen. Er kam wirklich noch einmal. Wir gehörten einander und kannten zusammen kein Gummi. Das war einfach ein geiles herrliches Gefühl. Ich freute mich, dass mein Fehltritt unserer Beziehung keinen Abbruch getan hatte. Erschrocken sah ich auf die Uhr. Ich musste in den Stall. Die tägliche Reitstunde stand auf dem Programm. Mein Freund lachte. „Die hast du doch gerade mit mir gehabt, mein Guter.“ Wir zogen uns schnell an. Ein rascher Kuss und ich rannte in Reithosen die Treppe zum Stall hinunter. Andy sah mir noch einige Augenblicke beim Training zu und deutete einen Luftkuss an, als er ging. Er war auch erleichtert gewesen. Am Abend erfuhr Rene von mir alles und ich gab ihm Andys Mailadresse. Die zwei verabredeten sich tatsächlich im Sommer und schickten sich anzügliche Angebote. Das Leben war doch schön, dachte ich bei mir. Die Wochen vergingen schnell. Es war Ende Februar. Am Freitag startete unser Flieger nach Hamburg. Vater wusste natürlich von Rene und lud ihn zu Samstag ein. Wir wollten zum Fußball und am Sonntag zum Eishockey. Am Freitag früh um halb zehn Uhr hatte ich meinen Termin in der Praxis. Doktor Reimers verhielt sich abwartend. Das kam mir irgendwie komisch vor. So war er sonst nie.
 



 
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