Neugeboren 8

Ruedipferd

Mitglied
Die Schule nahm mich voll in Anspruch und Milla, meine Stute, verlangte meine Aufmerksamkeit. Jenny freute sich sehr auf ihren Besuch und wusste von Melanie, dass sie sich auf mich verlassen konnte. Rene erzählte mir von dem Wochenende bei Conny und fand nichts dabei, sich seine OP auf dem Strich zu verdienen. Die nächsten vier Wochenenden schaffte er an und klang am Telefon schon wie ein gewiefter Strichjunge. Anfang Juni begannen in Hamburg die Sommerferien. Andy fuhr mit mir zum Bahnhof um Rene abzuholen. Er hatte gerade den Führerschein bestanden und durfte sich das Auto seiner Eltern ausleihen. Ich machte die beiden bekannt. Ein geiles Lächeln huschte über Andys Gesicht. Sie begrüßten sich wie ein altes Liebespaar. Rene staunte dann allerdings mit großen Augen, als er das erste Mal unseren Schlosshof betrat. Für Andy und mich war das normaler Lebensalltag, aber Rene kannte Schlösser nur aus dem Märchen und hatte ansonsten ein oder zwei davon mit den Eltern im Urlaub besichtigt. Wir waren ausgestiegen und standen vor der imposanten Eingangstreppe. Er blickte sich vollkommen erschlagen um. Durch das große schmiedeeiserne Tor waren wir auf das Portal zugefahren. Direkt vor dem Eingang hatte der Gärtner ein Rondell angelegt, dass aus Rasen, einer kleinen Hecke und zwei Lebensbäumen bestand, die just so platziert worden waren, dass sie dem Ankommenden den Blick auf die Tür wiesen und diese einrahmten. Der kleine Balkon darüber, war als Blickfang gedacht. Das Haupthaus verfügte nur über zwei Stockwerke. Unser Dach sah sehr wuchtig aus, musste aber ständig repariert werden und die Kosten brachten meinen Vater oft zur Verzweiflung. Auch die Heizkosten, der inzwischen in allen achtundsechzig Räumen eingebauten Gasheizung, fraßen ihn auf. Im Winter wurden oft die Öfen benutzt. Holz hatten wir selbst genug. Es wurde in der schlosseigenen Sägerei ofenfertig gesägt. An beiden Seiten des Hauptgebäudes schlossen sich Durchgänge und kleinere Gebäude an, die in die Stallungen und in unsere Reithalle führten. Wir hatten die eine Seite für die vielen landwirtschaftlichen Geräte reserviert. Dort standen die Trecker und Güllewagen. Natürlich auch die Pferdeanhänger und die Fahrzeuge für die Holzwirtschaft. Neben Mia und einigen Aushilfskräften, der Köchin Lisa und Dietrich, unserem Hausmeister, arbeiteten noch weitere sechs Männer für meinen Vater auf dem Schloss. Die Brauerei und die Brennerei befanden sich unten im Dorf. Der riesige Schlossteich, der annähernd das ganze Anwesen umgab, war mein schönster Spielplatz gewesen. Auf der anderen Straßenseite hatte die Gemeinde einen Badesee für die Touristen mit Tret- und Ruderbooten geschaffen. „Mein Gott, Max. Und ich bewohne mit meiner Mutter drei Zimmer in einer billigen Mietskaserne. Was hast du ein Glück!“ Rene konnte sich nicht satt sehen. Andy lächelte. „Adel verpflichtet, sagt Max‘ alter Herr immer. Von unserem Kumpel wird einiges verlangt und ich glaube, die Wildensteins müssen ganz schön auf ihren Geldbeutel schauen. Wann sind deine Eltern eigentlich das letzte Mal in Urlaub gewesen?“, fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf. „Ist lange her. Sie besuchen nur meine Tante und meinen Onkel. Meine Oma ist schon uralt und meine Mutter fährt oft zu ihr nach Starnberg. Die Hütte hier verschlingt Unmengen an Kleingeld. Ich weiß gar nicht, ob wir noch die rechtmäßigen Eigentümer sind oder bereits der Bankier aus der Kreisstadt. So oft, wie der bei meinem Vater im Büro sitzt. Ich muss BWL und Forstwirtschaft studieren, um den Laden später übernehmen zu können. Mein Vater will mir eine intakte Firma hinterlassen. Gottseidank werfen die Brauerei und die Schnapsbrennerei noch etwas ab, aber auch da ist die Konkurrenz groß geworden“, erklärte ich ernst.

Die Tür öffnete sich und meine Mutter kam zusammen mit Mia die Treppe herunter. „Hallo, du bist Rene?“ Verlegen gab der ihr die Hand. „Wie spreche ich Sie denn jetzt richtig an? Frau Gräfin?“ Mutter lachte. „Du darfst Adelheid zu mir sagen und mich duzen. Aber auch gerne Mum, wie Max. Das höre ich noch lieber. Dann kann ich euch noch etwas erziehen, was ja sonst in eurem Alter schwierig ist. Es wird dir sicher bei uns gefallen, Rene. Du kannst bei Max im Zimmer schlafen, aber wir haben dir nebenan auch ein Gästezimmer bezogen. Damit du auch mal deine Ruhe bekommst. Meinen Mann lernst du nachher beim Kaffee kennen. Max wird dich überall herumführen. Du willst, wie er, BWL studieren?“ „Ja, oder Jura. Ich weiß noch nicht. Das kommt darauf an, ob ich einen Studienplatz in Hamburg finde.“ „Vielleicht kannst du später mal für uns arbeiten, wir brauchen gute Leute.“ Ich lachte. „Und was ist mit mir, Mum? Bin ich nicht gut?“ Sie drückte mich und Mia, die sich Renes Rucksack geschnappt hatte, hustete. „Es gibt da einige Geschichten aus der Kinderzeit unseres jungen Grafen“, murmelte sie vielsagend, mit einem verschmitzten Seitenblick auf meine Mutter, die unmerklich die Lippen verzog. Im Schloss gingen Rene endgültig die Augen über. Nach der ersten Führung machten wir es uns in meinem Zimmer bequem. Ich erzählte von meiner Familie, von Hubertus, wie er mir damals die ersten Passworte für meinen Laptop mit den besonderen Websites gab und den Streichen, die ich als Kind gespielt hatte, um ja wie ein Junge ‘rüberzukommen. Das meiste wusste er schon, aber es fehlte noch viel, über das ich ihm erst jetzt berichtete. Andy blickte Rene während des Nachmittags ganz verliebt an. Wir verabredeten uns nach dem Kaffee beim Bootshaus. Andy verabschiedete sich. Er wollte am Abend mit dem Rad wieder kommen, denn seine Mutter brauchte das Auto. „Ist schon krass, Alter. Wenn Conny das hier sieht, dreht er völlig durch. Andy ist ein feiner Kerl und ich glaube, er ist auch an der gewissen Stelle gut gebaut“, meinte Rene, als wir allein waren. Er lümmelte zufrieden auf meinem Sofa. „Wir schmusen nachher mit ihm im Bootshaus, da kannst du dich durch vögeln lassen. Er stößt fest zu“, lachte ich. Um vier Uhr saßen wir erst einmal auf der Terrasse und tranken Kaffee mit meinen Eltern. Mein Vater interessierte sich für Renes berufliche Pläne und schien Gefallen an ihm zu haben. „Gut“, sagte er. „Dann wollen wir mal euer Abi abwarten und sehen, wie es mit dem Studium läuft. Max soll eigentlich an die Uni in München gehen. Ich kenne dort noch einige Leute aus meiner eigenen Studienzeit und die Ausbildung ist hervorragend.“ Ich grinste. „Ich hatte schon daran gedacht, zu Rene nach Hamburg zu ziehen. Einmal ganz raus aus Bayern kann nicht schaden“, warf ich ein. Vater sah mich skeptisch von der Seite an. „Da bist du mir zu weit weg. Ich habe immer gerne ein Auge auf dich. Weißt du, Rene, hatte ich nicht mal erzählt, dass unsere Familie einem uralten Raubrittergeschlecht angehört? Die ließen nichts anbrennen, feierten verdorbene Orgien und hielten Zechgelage ab. Max hat das Blut derer von Wildenstein in den Adern. Ich muss aufpassen, dass er nicht über die Stränge schlägt.“ Mein Freund senkte schmunzelnd den Kopf. „Da könnten Sie Recht haben, Herr Graf. Max ist beileibe kein Kind von Traurigkeit!“ Wir neckten uns weiter, besuchten nach dem Kaffee die Pferdeställe. Rene wollte reiten lernen. Dazu würde er in den kommenden sechs Wochen Gelegenheit genug haben. Ein Pferd war schnell gefunden worden und er sollte seine Reitstunden erhalten, während ich trainierte. Für Jennys Stute richteten die Stallburschen bereits eine Box her. Jenny würde nächste Woche kommen, wenn in Schleswig-Holstein die Schulferien begannen. Es war geil. Ich hatte alle meine Freunde zusammen, bis auf Melanie und … Conny. Nun, letzterer gehörte auch in eine Welt, die hier zu Hause nicht vorzeigbar war. Meine dunkle Seite existierte nur in Hamburg. Um sechs Uhr am Abend saßen wir mit Andy im Bootshaus. Wir streichelten uns gegenseitig, küssten einander und Rene und ich bearbeiteten devot Andys Schwanz mit dem Mund. Der wunderte sich seit längerem über die Zunahme meiner enormen Liebeskünste und nahm meine Dienste gerne in Anspruch. Heute überließ ich ihm Renes Arsch. Andy pustete hinterher. Ich gab mich Rene hin und nahm mir danach Andys Hintern vor. Das nannte man Rudelbumsen. Niemand merkte beim Abendbrot um halb acht Uhr, was wir am See getrieben hatten. Rene und ich saßen geduscht und in frischer sauberer Kleidung bei Tisch, parlierten brav mit meinen Eltern, telefonierten nach dem Essen mit seinen und ich überraschte Rene mit meinen bescheidenen Künsten auf dem Klavier. Besonders gut war ich nicht, aber ich hatte mich meiner Mutter gefügt und als Kind von ihr Unterricht bekommen, so dass ich leidlich klimpern konnte. Rene staunte. „Du hast ja Qualitäten, von denen ich bislang gar nichts ahnte“, lachte er. Die Woche verging wie im Flug. Rene brauchte seine Spritze wie ich und bekam sie bei Doktor Steiner, meinem Hausarzt. Jenny war eingetroffen, nahm nicht nur die Stallungen und die Reithalle in Besitz, sondern auch mich. Meine Mutter hielt große Stücke auf sie und träumte wohl schon heimlich davon, sie in einigen Jahren als Schwiegertochter begrüßen zu dürfen. Ihre Eltern besaßen ein kleines Gut in Schleswig-Holstein. Ihr Vater führte daneben eine Anwaltspraxis. Auch ihre Mutter hatte Jura studiert, sich dann aber der Erziehung der zwei Töchter, dem kleinen Sohn und Erben Leif-Alexander und dem Haushalt gewidmet. Jenny war die passende Partie und sie wusste über alles bei mir Bescheid. Ich glaube, sie hatte sich selbst schon mit dem Gedanken angefreundet, eines Tages hier auf dem Schloss zu leben. Sie wachte mit Argusaugen darüber, dass ich ihr genug Zeit widmete. Es war nicht einfach, mit Andy und Rene mal allein zu sein. Obgleich Rene bei mir weiterhin im Zimmer schlief. So hatten wir wenigstens die Möglichkeit unserer schwulen Seite nachzugehen. Rene telefonierte auch viel mit Kerrin, die in Elmshorn lebte. Von Conny wusste natürlich niemand etwas und das sollte auch so bleiben. Andy war immer noch nicht eingeweiht. Aber Rene und Andy trafen sich oft im Bootshaus, um es miteinander zu treiben. Andy grinste. Auf diese Weise hatte er für mich einen passenden Ersatz gefunden, wenn ich mich um Jenny kümmern musste. Mitte Juli fuhren wir alle zusammen nach Berlin. Auch Jenny begleitete uns und hörte sich sehr interessiert die Operationsmethode und den Verlauf des großen Eingriffs an. Dass meine Eizellen bereits eingefroren in Holland lagerten und ich mit meiner Pumpe später auch normalen Geschlechtsverkehr mit ihr haben würde, wusste sie. Sie dachte daran, erst mein und dann ihr eigenes Kind auszutragen. Nur einen Vater mussten wir uns noch aussuchen. Andy hätte sich zwar gerne zur Verfügung gestellt, war bei Jenny aber nicht so gut angekommen. Der arme Kerl konnte einem leidtun.

Wir erhielten in der Klinik die Kostenvoranschläge für die OP. Die Sekretärin legte auch bereits die Termine fest. Wir würden beide zusammen an zwei aufeinander folgenden Tagen unsere Schwänze bekommen. Rene hatte nun noch einige Kämpfe mit der Krankenkasse durchzufechten. Mein Vater signalisierte seine Hilfe, vor allem sollte sich unser Rechtsanwalt kostenlos für Rene der Sache annehmen, sobald Schwierigkeiten auftauchten. Für die Operation schrieb uns Doktor Reimers die ärztliche Verordnung. Er wollte auch eines der beiden notwendigen Gerichtsgutachten für die Vornamens- und Personenstandsänderung fertigen. Den Antrag durften wir erst mit dem achtzehnten Geburtstag bei Gericht einreichen. Das zweite Gutachten würde für mich Frau Michelsen abgeben und Rene war bereits in Hamburg bei einem Zweitgutachter in der Kartei. Alles lief wie am Schnürchen. Andy und ich brachten Rene mit Tränen in den Augen am Ende seiner Ferien zum Bahnhof. Allerdings hatte ich im August einen Termin beim Doc. Wir wussten beide, was uns bei Conny blühte. Ich dachte voller Geilheit an mein versautes Leben in Hamburg. Wieder auf dem Schloss empfing mich Jenny mit einem besonderen Geschenk. Sie wollte noch vor ihrer Abreise einmal mit mir schlafen. Auch wenn es nur mit dem Dildo möglich war. Sie hatte sich das gute Stück genauestens angeschaut und meinte, dass es gar keine so schlechte Figur machen könnte, wenn ich mich in der rechten Handhabung auskennen würde. Das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen und so tat ich ihr drei Tage vor ihrer Heimreise den Gefallen. Meine Eltern waren übers Wochenende bei meiner Oma zu Besuch. Wir hatten sturmfreie Bude und selbst über mich überrascht, schlief ich das erste Mal mit einer biologischen Frau. Jenny räkelte sich hinterher zufrieden in meinen Armen. „Deine Mutter mag mich, und ich mag dich. Und dein Vater mag mich auch. Meine Eltern wollen dich in den Herbstferien kennenlernen und sie werden dich auch mögen. Adel zu Adel, was meinst du, Herr Graf? Ich bin Freifräulein und würde doch sicher eine ganz passable Gräfin von Wildenstein abgeben.“ So, die hatte mir gerade einen Heiratsantrag gemacht. „Auf jeden Fall bist du eine bessere Kandidatin für das Amt, als Andy.“ Ich erzählte ihr von unseren Frotzeleien. Sie lachte. „Also, etwas eifersüchtig auf deine Freunde bin ich schon. Das gebe ich ehrlich zu. Aber solange du dich nur auf schwulen Sex beschränkst und keine ernsthafte Lebenspartnerschaft mit einem Kerl anfängst, soll es mir Recht sein, wenn du dich hin und wieder mit einem Typen triffst. Pass nur auf, dass du dir keine Krankheiten holst. Und eine Frau, außer Melanie natürlich, würde dir sehr schlecht bekommen, mein Lieber. Da werde ich nämlich böse und das willst du besser nicht.“ Oha, mein Leben war also bereits verplant. Sie fuhr wieder nach Hause. Meine Eltern gaben mir klar zu verstehen, dass sie diese Verbindung in einigen Jahren, wenn wir erwachsen wären und unsere Berufsausbildung abgeschlossen hätten, außerordentlich begrüßen würden. Sie gingen davon aus, dass Jennys Eltern genauso dachten. Das neue und gleichzeitig letzte Schuljahr brach bereits im August an. Ich wurde nun langsam männlicher. Meine Stimme hörte sich zwar immer noch sehr jung an und einen Bartwuchs konnte ich an mir nicht feststellen. Doch äußerlich war ich als männlicher Jugendlicher erkennbar entwickelt, wenngleich ich mehr für vierzehn Jahre durchging als für mein tatsächliches Alter. Meine Termine in Hamburg mussten nun auf den Freitagnachmittag gelegt werden. Ich konnte mir, trotz guter Noten, keinen Fehltag in der Schule mehr erlauben. Andy und ich büffelten in einer Tour und vergaßen dabei oft, dass wir eigentlich noch Sex haben wollten. Als ich zum Arzt sollte, flog ich also am frühen Freitagnachmittag nach Hamburg. Doktor Reimers kontrollierte meine Testosteronwerte und untersuchte mich auch körperlich. Ich war wieder etwas gewachsen und hatte zugenommen. Meine Muskeln waren nach dem regelmäßigen Krafttraining auch stärker geworden. Als ich aus dem Sprechzimmer kam, saß Rene davor. Wir begrüßten uns fröhlich. Er war als nächster dran. Ich wartete auf ihn. Sein Antrag auf die geschlechtsangleichende OP lief bei der Krankenkasse. Unser Anwalt hatte einmal an diese geschrieben und wir hofften, dass er bald die Zusage bekommen würde. Es dauerte ja noch ein Jahr. „So, wir müssen los. Du weißt schon, wer, wartet auf uns und duldet weder Verspätung noch Ungehorsam.“ Rene nahm mich eine halbe Stunde später an die Hand. Wir fuhren mit der S-Bahn zur Reeperbahn und stiegen erst einmal die Treppe zu Connys Wohnung hoch. Der hatte Besuch.

Zwei Männer, um die vierzig Jahre alt, sauber und ziemlich elegant angezogen, musterten uns sehr genau. Conny zeigte auf das alte Sofa. „So, ihr seid Max und Rene, mögt ihr euch bitte einmal alles ausziehen und euch herumdrehen?“, sagte einer der beiden. Wir nickten und taten, was sie wollten. „Ich bin Georg und das ist mein Geschäftspartner und Freund Calle“, erzählte der andere. Wir zeigten uns. „Gut, ihr seid beide recht hübsch und mit eurer Transsexualität ein wenig exotisch. Das kommt an. Meistens posieren nur die Frauen vor der Kamera und zeigen, dass sie Schwänze haben. Ladyboys. Wie nennt man das bei euch?“ Darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. „Ich weiß nicht, wir sind einfach nur Jungs, oder, wie Conny zu sagen pflegt: Ponys“, antwortete ich und glaubte, die zwei wollten uns demnächst ficken. „Habt ihr schon bezahlt?“, fragte ich und sah zu Conny. „Hast du Platz für uns?“ Conny grinste und die beiden Typen lächelten. „Wir wollen nichts von euch. Wir sind Filmproduzenten und drehen schwule Pornos. Ihr seid beide um die Achtzehn, sagte Conny. Und ihr seht noch aus, wie dreizehnjährige Kids. Wir können euch sehr jung zurechtmachen und es gibt keine Probleme mit dem Gesetz, weil ihr ja nicht mehr minderjährig seid.“ Huch, was sollte das? Ich vermied es vehement, auch im Internet, Fotos von mir zu veröffentlichen. Für meine Turnierbilder konnte ich nichts, aber private und vor allem pikante Aufnahmen, würde es von mir nicht geben, so viel stand fest. „Also, ihr dreht Filme mit Strichern und Sexdarstellern und verkauft die im Netz oder als DVD?“, fragte ich Georg. Er nickte. Nein, aber nicht mit mir. „Sorry, Conny, das wird nichts. Ich will nach dem Abi studieren und ich werde keine schlüpfrigen Filmchen von mir machen lassen. Rene, du solltest dir das auch gut überlegen. Wenn du nach dem Studium irgendwo in einem serösen Betrieb deine Bewerbung abgegeben hast und die so etwas von dir im Netz finden, brauchst du dich in dem Laden nicht mehr blicken zu lassen.“ Für mich blieb es bei der Ablehnung. Für Conny weniger. Ich hatte wohl die Rechnung ohne meinen Zuhälter gemacht. „Du wirst tun, was ich will, mein kleines Pony. Ich habe mich wohl gerade verhört.“ Er drehte sich zu den Männern um. „Max ist adlig und beliebt zeitweilig zu scherzen. Aber ich habe da Mittel und Wege“, grinste er, griff unter die Couch und hielt seine Peitsche in der Hand. Rene blickte von einem zum anderen. Ihm schien die Situation auch nicht geheuer zu sein und er hatte sich bereits wieder die Klamotten angezogen. Ich lächelte und wollte Conny den Spaß nicht verderben. Devot stand ich auf, zog meine Hose noch einmal runter und beugte mich über die Sofalehne. Conny schlug zu und ich stöhnte und schrie. Die Typen glaubten, das wäre echt. Ich wusste es besser. Nur Conny ahnte noch nichts. Ich würde an diesem Filmset nicht teilhaben, so viel war klar. Was das für Connys Wunschdenken bedeutete, hatte ich allerdings noch nicht durchschaut. Ich zweifelte auch nicht daran, dass ich meinen Kopf durchsetzen könnte und es weiterhin für uns wie immer sein würde. Ich hatte mich verrechnet. Oder meine Menschenkenntnis falsch eingeschätzt. Nach der Strafaktion wollte Conny ein Date mit den Filmfritzen abmachen. Ich lächelte ihn unschuldig an. „Nicht für mich, Conny. Was ist, Rene? Denk an deine berufliche Karriere, ich kann dich natürlich nicht zwingen, aber ich würde das nicht tun!“, sagte ich mit sehr fester Stimme. Conny kannte anscheinend den Willen eines Grafen von Wildenstein noch nicht. Er würde mich nicht umstimmen können. Ich hatte einen Ruf zu verlieren und nicht nur das: Auch meine Eltern würden kompromittiert werden und ich dachte an Jenny und an unsere Zukunft. Vielleicht würde ich, wie mein Vater, später ebenfalls in die Politik gehen und meinen Landkreis vertreten, da machten sich schwule Sexfilme, so geil sie auch sein mochten, gar nicht gut. Überrascht bemerkte ich, dass Conny sich über mein Veto immer wieder hinwegsetzte und mich völlig ignorierte. Rene überlegte. „Du hast Recht, Max. Tut mir leid, Conny. Wenn ihr einen Heimatfilm über Hamburg oder etwas über transsexuelle Kids drehen wollt, bin ich sofort dabei. Aber nackten schwulen Sex, das geht nicht. Wir versauen uns unser ganzes Leben und das hat gerade erst angefangen.“ Die beiden Männer lachten. Sie standen sofort auf und verabschiedeten sich von Conny. „Das ist doch nicht wahr“, stammelte der. Aber die beiden verließen ohne ein weiteres Wort seine Wohnung. Rene und ich sahen uns an. Wir waren uns einig. Conny baute sich vor uns auf. „Was soll ich mit euch machen, ihr Schweine! Abi, ha, ich hab auch kein Abi und muss mir mein Geld hier auf unappetitliche Weise verdienen. Für euch ist das vielleicht alles nur ein Spiel, aber ich kämpfe jeden Tag ums Überleben. Die beiden wollten so viel bezahlen, dass ich ausgesorgt hätte.“ Er schrie mich an. Ich versuchte ihn zu beruhigen. „Conny, hör zu. Du hast ja Recht, was dich angeht. Ich verstehe dich. Wir verstehen dich. Aber Rene war gleich mit mir einer Meinung und das soll etwas heißen. Nachts im Dunkeln im Auto oder bei Kai in der Wohnung, das ist okay. Die Typen werden uns nicht filmen, die haben Angst vor dem Knast. Aber diese beiden sind Profis. Die besitzen Ausrüstung und Knowhow. Die verkaufen die Filme in aller Öffentlichkeit. Was meinst du, wenn sich ein Geschäftspartner meines Vaters so einen Porno herunter lädt und mich entdeckt. Dann kann mein Alter seine Bierflaschen nicht einmal mehr verschenken. Hey, ich hab eine bessere Idee. Du schaffst weiter an und Rene und ich helfen dir. Wir sehen wirklich noch sehr jung aus und wir können uns auch noch wie Vierzehnjährige verhalten. Damit ziehen wir die Pädos auf uns. Die brauchen sich dann nicht mehr an den Kleinen zu vergreifen. Die werden automatisch geschützt, denn für uns gibt es ja keinen Knast mehr, was die Typen aber nicht zu wissen brauchen. Wenn du einundzwanzig bist, bitte ich meinen Vater um Starthilfe und du kaufst oder mietest dir eine Bar. Nur für Schwule. Das Bier und den Schnaps beziehst du von uns aus Bayern. Wir zwei teilen uns die Büroarbeit. Und für Rene finden wir auch einen Job. Vielleicht als schwule Puffmutter“, grinste ich. Renes Augen strahlten. „Aber mit Federboa, bitte, tü, tü, tü.“ „Raus!“ Conny packte mich am Kragen und schob mich aus der Tür. Rene stand auf. „Conny, eh, bleib cool. Das ist eine supergeile Idee. Mach doch nicht alles kaputt, nur weil du deinen Kopf nicht durchsetzen konntest. Komm, ich leg mich auch hin, versohl mir den Arsch. Dann bringst du uns zum Parkplatz. Wir arbeiten bis kurz nach Mitternacht für dich, als wenn nichts gewesen wäre.“ „Mach dass du rauskommst. Ich will dich hier nie wiedersehen und du, schmiere dir deine Liebe in den Arsch!“ Conny meinte es anscheinend ernst. Es hatte keinen Zweck, ihn weiter zu reizen. Er besaß meine Handynummer und konnte sich melden, wenn er sich wieder beruhigt hatte. Ich nickte Rene zu.
Draußen schlug ich einen anderen Weg, als sonst, ein. Ich schob Rene in die Freiheit, kaufte zwei Dosen Bier und ließ uns zwei Döner einpacken. Wir gingen weiter, bis die Straßenlichter weniger wurden. Die Kirche war geschlossen, aber wir setzten uns auf die oberste Stufe in eine dunkle Ecke. Hier fühlte ich mich sicher und geborgen. Ich wusste, ich hatte das einzig Richtige getan. Im Stillen sprach ich wieder mit meinem Kumpel aus Kindertagen, der drinnen im Gebäude über uns wachte. Ich bat ihn um Klugheit und Vernunft für meinen Freund Conny. Ich liebte meinen ‚Zuhälter‘ von ganzem Herzen, aber es war ein völlig anderes Gefühl geworden, vor allem auch als jenes, was mich mit Andy und Rene verband. Und Jenny fiel dabei völlig aus dem Rahmen. Conny war für mich plötzlich wie ein Bruder. Ich fühlte mich in gewisser Weise für ihn verantwortlich. „Was machen wir nun mit dem angebrochenen Abend?“, unterbrach Rene meine Gedanken. Vielleicht etwas ganz Neues, fiel mir ein. „Wollten wir nicht in die Disco? Dann hätten wir zu Hause endlich mal die Wahrheit gesagt!“ Rene rülpste. „Oder wir gehen allein als Strichjungen zum Parkplatz?“, meinte er. Ich überlegte. Wir kannten dort alles und wussten, wie wir uns mit den Freiern zu verhalten hatten. Es war nicht gefährlich, auf eigene Faust anzuschaffen. Also, verrucht oder biederes Mamasöhnchen sein? „Lass uns beides in Angriff nehmen. Erst verdienen wir uns das Discogeld auf dem Strich und dann geben wir es beim Tanzen wieder aus“, schlug ich deshalb vor. Rene klatschte in meine Hand. Gutgelaunt machten wir uns auf den Weg. Der Park lag nur zwei Querstraßen weit entfernt. Von weitem sahen wir schon die Autos langsam an den Eingängen vorbei fahren und im fahlen Licht der Laternen standen Jungen verschiedenen Alters. Die ganz Kleinen liefen tiefer in den Park hinein, damit sie von der Polizei nicht gesehen werden konnten. Es gab dort ein Klohaus. Dahinter warteten sie auf Männer. Meistens waren es Opas, die sich auf dem Babystrich versorgten. Die glaubten wohl, wenn sie mit einem Zwölfjährigen schliefen, ihre eigene Kindheit und Jugend wieder zurückholen zu können. Ich schüttelte mich immer, wenn ich die Kids dort sah und half mit Gummis aus. Sie sollten wenigstens gesund bleiben. Ein paarmal hatte mich auch Ronald Büchner angesprochen, als ich für Conny anschaffte. Ronald wurde von allen nur Ronny genannt und war Streetworker. Ich erzählte ihm, ich wäre freiwillig hier, aber hinter dem Klohaus stünden kleine Jungs, die da noch nicht hingehörten. Er wusste, was ich meinte und bemühte sich sehr um die Babys, wie mir Conny erklärte. Wir waren dessen Ponys und trugen deshalb auch jeder einen Anhänger in Hufeisenform um den Hals. Conny selbst schenkte uns die Kettchen, damit wir immer wussten, zu wem wir gehörten. Ich dachte an ihn. „Hallo, bist du frei?“ Ein älterer Mann strich mir übers Haar. Ich nickte. „Dreißig.“ „Lass uns da unter die Bäume gehen“, forderte er mich auf und steckte mir das Geld in die Hosentasche. Ich nahm ihn professionell an die Hand. Meine Hose war hinten zu öffnen, darunter trug ich einen Tanga, der nur vorne Platz für den Dildo bot. Gleitcreme hatte ich mir vorher selbst hingeschmiert. Ich nahm einen Gummi aus der Jacke, zog ihn dem Freier drüber und begann anzublasen. Dabei kniete ich devot vor ihm. Alles andere lief mechanisch weiter. Er sagte Tschüss und verschwand, nach getaner Arbeit. Ich ging zur Toilette. „Hallo, du warst lange nicht mehr hier“, empfing mich ein Dreikäsehoch. „Und du Knirps, solltest in deinem Alter noch gar nicht hier sein“, antwortete ich und wuschelte ihn. „Ich weiß und Ronny war auch schon bei mir. Er sagt, er will mir Pflegeeltern suchen. Also, wenn ich Glück hab, bekomm ich schon bald wieder eine richtige Familie“, erzählte er. „Ich soll bis dahin in einem Heim schlafen. Aber da ist es doof. Bin heute Mittag abgehauen.“ Hey, es gab also doch noch Hoffnung, für die Vergessenen. „Ich wünsch dir alles Gute, Kleiner, aber auch, wenn du jetzt noch in dem Heim bleiben musst, ist das doch besser, als hier. Soll ich dich zu Ronny bringen? Komm!“, entgegnete ich und hoffte wirklich sehr, das der kleine Wicht freiwillig mit mir kam. Ich nahm mein Handy heraus. „Soll ich ihn anrufen?“ Er nickte. Ronny wollte auch gleich hier sein. Gottseidank. Als er kam, drückte ich ihm das Kerlchen in die Hand. Wir redeten beide noch eine Weile auf ihn ein und Ronny versprach ihm, mit der Heimleiterin zu sprechen. Ich atmete auf. Das mit den Kids ging gar nicht. Nach dem Händewaschen verließ ich das Klohaus und spazierte langsam im Park auf und ab. Ein paarmal wurde ich angesprochen und auch ich sprach die Freier an. Um Mitternacht kam Rene. Wir beschlossen die Disco aufzusuchen. Rene war gerade Achtzehn geworden, sah aber, genau wie ich, noch wie Vierzehn aus. Er zeigte seinen Ausweis legal vor. Ich verdeckte mein Geburtsjahr geschickt mit dem Finger. Wir blieben bis zwei Uhr. Ich blickte immer mal wieder auf mein Handy, in der Hoffnung, Conny würde sich melden. Auch Rene nahm sein Handy immer wieder auf.
Leider passierte nichts. Um kurz vor drei Uhr lagen wir geschafft im Bett. Am Sonntagmittag brachte mich Rene rechtzeitig nach Fuhlsbüttel zum Flieger. Wir verabredeten, uns sofort zu melden, wenn wir ein Lebenszeichen von Conny erhielten.
 



 
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