Neulich

3,80 Stern(e) 5 Bewertungen
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Oliver,

mir klingt es nicht so rischtisch ...

Wie wäre es mit:
Nach Leben gebrüllt
und Scherben gepflückt

Den Himmel bestiegen
und Schicksal betäubt

Mein Kopf wohnt jetzt
in tiefparterre

die Seele
wühlt im Keller

Danke für Deinen Besuch
Glück auf! ;)
Heidrun
 

revilo

Mitglied
Hallo Heidrun mit dem D,

isch finde,Du hascht rescht. Isch überleg mir dasch! Fiele Grüsche von revilo
 

Perry

Mitglied
Hallo Revilo,
der Text könnte auf makabere Weise einem der in Köln Verunglückten in den Mund gelegt sein. Das war aber sicher nicht deine Intention, ist mir nur so nebenbei eingefallen.
Ich denke, es ist der Abgesang eines Menschen, der hoch hinaus wollte, letztlich aber am Schicksal zerbrochen ist.
LG
Manfred
 

Carlo Ihde

Mitglied
Find ich gut:
Meine Seele
wühlt [blue]jetzt Keller[/blue]
diese etwas verschrobene Auslassungen im Text untermalen implizit das, was der Text sagt: die Seele wühlt, und in solch einem aufgewühlten Zustand hat sie besseres zu tun, als auf den korrekten Ausdruck zu achten. Ich finde da kommen Form und Inhalt in eine gute Symbiose.

:)
 

revilo

Mitglied
Hallo Carlo ( Kater? ), hallo Perry,

es ist schon ziemlich spannend, welche Assoziationen ein Text hervorruft.Die im Keller wühlende Seele war und ist mir wichtig. Deshalb lase ich sie so, wie sie ist. Habt Dank revilo
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber revilo,

da hast Du Kontraste zusammengesetzt, um ein Durcheinader für den Leser fühlbar zu machen. Der Kopf wohnt immer noch im obersten Stockwerk, wo er ja auch eigentlich hingehört, aber er hat nicht mehr das Empfinden oben zu sein.

Die Seele, die sich für gewöhnlich in den Räumen darüber aufhält, ist in die Tiefen hinabgeglitten, um dort eine Arbeit zu machen.

Bis hierhin ist alles einfach.

Was aber bedeutet:"Danke für Deinen Besuch"?

Hier hat man als Leser die Nuss zu knacken.
Es kann heißen, dass Du den Leser meinst. Es kann bedeuten, da das "Du" groß geschrieben ist, dass das Lyri sich in einem Brief bei jemandem bedankt. Es kann auch heißen, dass das Lyri sich an eine höhere Instanz wendet, welche in ihm ein derartiges Erdbeben ausgelöst hat, dass zunächst einmal alles durcheinander ist und die Dinge überprüft und neu geordnet werden müssen.

Soweit eröffnen sich mir Deine Zeilen.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

revilo

Mitglied
Hallo Vera ,
danke für Deinen treffenden Kommentar.Der Protagonist bedankt sich bei der-/demjenigen, der dafür gesorgt hat,daß Kopf und Seele nicht mehr zusammenwohnen. Dein Ansatz, daß ich mich an den Leser wende, ist überraschend und einfallsreich! Gruß an Lena von Nussknacker revilo
 

revilo

Mitglied
Hallo Heidrun mit dem D,

ich mag " meine Seele wühlt jetzt Keller ". Das klingt so rischtisch schön depri! Suizidale Grüße von revilo
 
H

Heidrun D.

Gast
Mein deutschlehrendes Herz sperrt sich halt gegen solche Formulierungen ...

Ich kann nicht gegen an!
:D
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Moderation:

Habe mal die Plauderei abgetrennt, hatte nichts mehr mit spontanen Leseeindrücken oder freie Textassoziationen zu tun.

Franka
 
B

Beba

Gast
Ich weiß nicht, weshalb dieser Text bislang nicht bewertet wurde. Egal, ich habe es getan. Nicht etwa, weil ich ihn für lyrisch exzellent halte. Aber er ist auf seine Art so verrückt und offen, dass dem Leser reichlich Raum bleibt für seine Assoziationen. Dazu ist er kurz, so dass der Autor nicht übertreibt und den Leser nicht überfordert. Und so erfüllt er seinen Zweck.
Wenn ich zu lyrischer Wortakrobatik eigentlich auch ein gespaltenes Verhältnis habe: diesen Text mag ich irgendwie und bin immer wieder um ihn herumgeschlichen. Nun habe ich mich getraut. ;)

Ciao,
Bernd
 

revilo

Mitglied
Hallo Beba,
Dein Herumschleichen gefällt mir außerordentlich gut.Schön,dass Du Dich dann zu einem Besuch entschlossen hast. Du bist jederzeit herzlich willkommen bei revilo
 
M

mirami

Gast
hallo revilo,

die idee gefällt mir, die umsetzung nur teilweise.
z.b. das „ schicksal“ scheint mir hier auffallend allgemein bzw. nicht abstrakt genug, zwischen den ansonsten konkreten bildern. da passte meines erachtens etwas gegenständlicheres besser. wenn man den himmel schon besteigt, was mich ein leiter denken lässt, vielleicht in richtung renovierung? etwas wie: die alte farbe übertünchen? oder den (7ten) himmel neu einrichten, die alten vorhänge/tapeten herunterreißen,eine neue hausnummer anbringen, sowas in der art. nur so ein gedanke...

bei „meine seele wühlt jetzt keller“ musste ich unweigerlich an „isch hann rücken“ denken. :)(oh, da fallen mir jetzt die von mir vorgeschlagenen renovierungsarbeiten ein. das kommt davon ;-)) trotzdem wäre mein vorschlag hier einfach das „jetzt“ durch ein “im“ zu ersetzen. vom titel „neulich“ aus, kann der leser nämlich bereits die reihenfolge der geschehnisse ableiten.

die letzte zeile finde ich wiederum gelungen. man kann sie ironisch lesen- muss man aber nicht.

viele grüße
mirami
 

revilo

Mitglied
Hallo mirami,
vielen Dank für Deine Anmerkung. Ich wusste bisher nicht, daß ich ein Renovierungsgedicht geschrieben habe.Aber Deine Idee ist witzig und spannend.Ja, ja, wir sind doch alle Weltmeister im Übertünchen. Ich habe auf mein Gedicht zunächst überhaupt keine Reaktionen erhalten. Dann aber gaben sich die Besucher in Mansarde und Keller die Klinke in die Hand. Das freut mich ungemein.LG von Häuslebauer revilo
 



 
Oben Unten