Neunzehntes Märchen: Von der Erbin des Elfenthrones

VikSo

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Neunzehntes Märchen: Von der Erbin des Elfenthrones

Es war einmal ein kleines Mädchen, das hieß Viola. Sie war das jüngste Kind ihrer Eltern und wurde darum von Mutter, Vater und den drei älteren Schwestern liebevoll gepflegt. Deswegen war sie aber nicht verwöhnt, sondern kannte genau ihren Platz im Haushalt, in dem es immer etwas zu tun gab. Der Vater war Förster, die Mutter Ärztin in der kleinen Stadt, in der sie lebten. Und wenn dies alles gewesen wäre, so hätte ich von Viola auch nichts weiter zu erzählen. Es traf sich aber, dass Violas Eltern nicht nur gute Menschen waren, sondern auch dem Geschlecht der Elfen angehörten. Ja, sie entstammten diesem nicht nur, sie waren sogar dessen Könige. Violas Vater nämlich war der einzige Sohn des alten Elfenkönigs gewesen und dieser wiederum war der Nachkomme von Viola, der ersten Elfenkönigin, nach der er seine jüngste und liebste Tochter benannt hatte.
Ihrer Herkunft gemäß hatten sich die Eltern ihre Berufe in der menschlichen Welt gewählt – Du erinnerst dich gewiss, dass die Elfen eine besondere Verbindung zu den Pflanzen des Waldes und eine Neigung zu heilenden Berufen hatten. Ihren menschlichen Nachbarn erschienen sie als ganz normale Menschen; gut wussten sie es zu verbergen, wenn sie manchmal des nachts entschwanden, um sich um die Regierungsgeschäfte zu kümmern. Nur ein einziger Mensch wusste über die Familie Bescheid und das war ein alter Herr, der in ihrem Ort wohnte und der bereits in der zwölften Generation das Amt des Erzählers ausfüllte. Mit ihm standen der Elfenkönig, seine Königin und die vier Prinzessinnen in herzlichem Einvernehmen. Besonders die jüngste hatte ihn ins Herz geschlossen, so wie auch er ihr von allen besonders zugeneigt war.
In der Stadt lebte jedoch noch eine weitere Person, die das Geheimnis der Familie kannte. Das war kein Mensch, sondern eine Hexe, dazu eine von der schwärzesten Sorte. Die wohnte in einem halb verfallenen Haus mit ihren Töchtern, die sie ebenfalls in den dunklen Künsten unterrichtete. Diese Hexe hatte in ihrer Jugend den König der Elfen bezirzen wollen. Dieser hatte sie jedoch verschmäht, weil er ihr bösartiges Wesen kannte. Seitdem hegte die Hexe einen Groll gegen den König und seine ganze Familie.
Als nun Viola ihren sechsten Geburtstag feierte, da richtete ihr Vater ein großes Fest in seinem Hause aus. Zu dem schlich sich in falscher Gestalt die Hexe in Begleitung eines ihrer zahlreichen Kinder, einem Mädchen, das zufällig im gleichen Alter wie die Prinzessin war und deswegen auf der Feier gar nicht auffiel. Unsichtbar in der fröhlichen Menge beobachteten Mutter und Tochter das Treiben eine Weile, wobei die Alte von Minute zu Minute die Galle höher stieg vor Neid. Endlich sammelte sie alle Kraft, angetrieben von bitterem Hass. Den Blick stetig auf das spielende Kind gerichtet, sprach sie einen Fluch über das Mädchen und seine Familie aus. Damit wollte sie alle mit einem Mal töten. Der Zauber wäre ihr auch in seiner Schlechtigkeit vollends geglückt, wenn nicht etwas Unvorhergesehenes ihr in die Quere gekommen wäre

Die Mutter hatte nämlich nicht bemerkt, dass sich, während sie vor Hass rauchte, das Mädchen an ihrer Hand die Prinzessin ebenfalls genau beobachtet hatte. Hatte das Mädchen die Bedeutung dessen verstanden, was ihre Mutter hier vorhatte? Wie auch immer es sei: In dem Moment, als die Mutter die letzten Worte gesprochen hatte, da streckte das Töchterchen seine kleine blasse Hand aus nach dem fremden Kind. Besaß sie bereits genug Zauberkraft, um der Magie der Mutter zu trotzen und war auch fähig, diese einzusetzen? All das weiß ich nicht, doch eines ist sicher:
Jahre später – die böse Hexe war mit jedem Frühling, der ins Land zog, noch verbitterter und boshafter geworden – erfüllte sich endlich der Fluch. Der Elfenkönig, seine Frau und seine drei ältesten Töchter begaben sich gemeinsam auf eine Reise. Doch ihr Ziel erreichten sie nie. Auf einer schnurgeraden Straße kam ihr Auto, auf welche Weise auch immer, von seiner Spur ab und prallte gegen einen Baum. Diesen Unfall überlebte keiner aus der Familie, ausgenommen der jüngsten Tochter Viola, die zu diesem Zeitpunkt eine junge Erwachsene war und nicht bei ihren Eltern lebte. Warum aber war der Zauber erst so spät eingetreten? Warum hatte er nicht auch Viola getroffen, wo doch die Hexe sie an diesem Tag am meisten von allen Königskindern gehasst hatte? Hatte der Zauber der Hexentochter sie beschützt? Ein Zauber, der nicht einmal in Worten ausgesprochen worden war? Der Zauber eines Kindes gegen den einer ausgewachsenen Hexe? Ich überlasse es dir, daran zu glauben oder nach einer anderen Erklärung zu suchen. Die Elfenprinzessin erfuhr dergleichen wohl nie – Wer hätte es ihr auch berichten sollen? Doch sie überlebte und war nun, womit niemand gerechnet hätte, die einzige, das Erbe ihrer königlichen Eltern anzutreten.

Von tiefer Trauer erfüllt reiste Viola in ihre Heimatstadt. Sie dachte nicht daran, welche Verantwortung auf sie zukäme, ja, für den Moment hatte sie Mühe, weiter in die Zukunft zu blicken als bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie aus dem Zug steigen musste. Wie sie von dorthin in ihr Elternhaus gelangen, was sie an diesem Abend essen, überhaupt an wen sie sich um Hilfe wenden sollte, darüber konnte sie keinen Gedanken fassen. Sie musste es aber auch nicht, denn am Bahnhof wurde sie bereits von einem alten Freund der Familie erwartet. Gleich als sie sein Gesicht sah, fielen ihr tausend Geschichten ein, die er ihr früher erzählt hatte, tausend Abende, an denen sie zu seinen Füßen gesessen und glücklich seiner Stimme gelauscht hatte. Erleichtert ließ sie sich in seine Arme sinken, legte den Kopf an seine Brust und weinte, dass es einen Stein erweichen konnte. Danach aber trocknete sie ihre Tränen. Mit Hilfe des Alten, den sie immer noch Großvater nannte, obwohl sie nicht seine leibliche Enkelin war, bewältigte sie die nächsten Tage, bis hin zur Beerdigung, auf der alle bedeutenden Sippen des Elfenreiches vertreten waren.

„Du weißt, liebes Kind“, erklärte ihr der Großvater an diesem Abend behutsam, „dass du nun die Erbin des Elfenthrones bist?“
Das war dem Mädchen bis dahin noch nicht klar gewesen; es erschien ihm aber bei näherem Nachdenken durchaus logisch.
„Heute hat man dich noch in Ruhe gelassen.“, fuhr der Großvater fort. „Doch morgen bereits werden sie kommen, um dir die Krone anzutragen. Du musst dich entscheiden: Willst du sie annehmen oder soll ein anderer Herrscher statt deiner gewählt werden. Schon im Voraus sage ich dir: Das Amt der Königin ist eine schwere Bürde. Stetig werden Beschlüsse von dir verlangt, mit denen du über das Leben zahlreicher Wesen entscheidest und die Verantwortung wird meist ganz allein auf dir lasten. Genauso aber erkläre ich dir: In deiner Macht steht es, dein Volk glücklich zu machen und zu schützen und die Dankbarkeit der Großen und der Kleinen – besonders der Kleinen – ist dir dafür sicher.
Sei aber gewarnt: Schon gehen im Volk der Elfen allerlei Gerüchte über dich um. Jung bist du, das wissen alle. Zu jung und unerfahren, behaupten einige. Zur Herrscherin bist sie nicht erzogen worden, da du die Jüngste in der Erbfolge warst. Du verstündest dich kaum auf die Aufgabe, ein ganzes Volk zu leiten und zu schützen – sagen sie. Gewiss seist du auch leicht zu beeinflussen und würdest jedem Scharlatan, der sich in deinen Dunstkreis schliche, mit kindlich-naivem Glauben Gehör schenken. Ob es nicht besser sei...
Von diesem Geschwätz lass dich nicht beeinflussen. Dem, der es von sich gibt, speihe es zurück ins Angesicht. Und wer es dir nicht ins Gesicht zu sagen wagt, der ist gar nicht wert, über ihn nachzudenken.“
„Großvater“, rief das Mädchen erschrocken, „Wie soll ich mich entscheiden?“
„Das kann ich dir nicht abnehmen.“, sagte der Großvater gütig. „Denk darüber nach; du hast die ganze Nacht dafür Zeit. Und morgen früh kannst du dann in Ruhe die richtige Wahl treffen. So und nun leg dich schlafen. Das war ein langer Tag und es ist hohe Zeit.“
Mit diesen Worten entließ er das verwirrte Mädchen.
Die ganze Nacht über machte Viola kein Auge zu. Königin sollte sie sein? Nie war ihr das in den Sinn gekommen. Niemand hatte sie darauf vorbereitet. Wie verhielt sich eine Königin? Was wurde von ihr erwartet? Je länger sie darüber nachsann, desto mehr wuchs ihre Unsicherheit und die Angst schnürte ihr die Luft ab.
Am Morgen erwachte sie, entgegen der Vorhersage des Großvaters, um kein Gran klüger. Wie in einem Nebel bewegte sie sich durch das Haus. Da entdeckte sie in einem Blumentopf, der auf dem Fensterbrett stand, einen Briefumschlag. Er bestand aus edlem Pergament. Die Ränder glitzerten von Goldstaub. Auch war ein Wappen in die linke obere Ecke geprägt, das einen Farn auf rotem Grund zeigte.
An diesem Abend holte die Prinzessin ihre liebsten Kleider hervor: Einen rubinroten Mantel mit passender Wollmütze, die ihr die Schwestern zum vorigen Geburtstag geschenkt hatten. Diese legte sie an, desgleichen ein Paar Stiefelchen von weinrotem Leder. Derartig ausstaffiert marschierte sie in das nahe liegende Wäldchen.
Stockdunkel war es hier zwischen den dicht an dicht stehenden, hohen Birken und Kastanien. Das trockene Laub raschelte unter ihren Füßen. In der Ferne schrie ein Uhu. Bald schon verließ sie den festen Weg. Eine halbe Stunde lang marschierte sie immer tiefer ins Dickicht hinein. Erst als sie völlig außer Atem war, hielt sie an. Kein lebendes Wesen war weit und breit zu sehen. Nicht einmal der Lärm der nahe gelegenen Fernverkehrsstraße brandete mehr zu ihr heran. Die lautesten Geräusche waren das Rasen ihres Herzens und der eigene keuchende Atem. Ein Gefühl völliger Abgeschiedenheit überkam sie und hüllte sie wohltuend ein. Hier herrschte absoluter Frieden; deswegen hatte sie sich auch diesen Ort für den Beginn ihrer Reise ausgesucht, die sie ja auch leicht zu Hause hätte antreten können.
Hier im Herzen des Waldes wuchs seit 200 Jahren ein Eichenbaum. Sein Stamm war so dick, dass zehn Männer Hand an Hand ihn nicht umfassen konnten. Seine zerfurchte Rinde war rissig und rau. Wenn sie mit der Hand darüberstrich, war es, als streichele sie die faltige, bärtige Wange des Großvaters. Überall wuchsen dem Baum gewaltige Äste wie mächtige Arme, von denen sich einige dem Himmel, andere der jungen Prinzessin entgegenstreckten.
Viola ergriff einen Zweig und küsste liebevoll das kahle Holz.
„Nun, meine Freundin, zeig mit, wohin ich gehen muss.“
Bei diesen Worten zog sie den Brief vom Morgen aus ihrer Manteltasche und steckte ihn zwischen die Zweige. Die ergriffen das Papier und hielten es ganz fest. Sogleich ging mit dem Baum eine Veränderung vor. Die starken, vorher unbewegten Äste, wankten, als führe ein Wind in sie hinein, erst sachte, dann stärker. Zuletzt bogen sie sich hin und her wie mannsdicke Schlagen, vor und zurück, hoch und runter, klatschen gegeneinander und trommelten auf den Boden, bis schließlich unversehens alle Äste zusammen ein Tor gebildet hatten.
Die Elfe sah von einer Seite zur anderen hindurch. Für das ungeübte Auge schien es, als würde sie nur von einem Stück des Waldes zum anderen schreiten. Die Prinzessin wusste es aber besser, denn sie kannte das Geheimnis der vier Schlüssel von frühester Kindheit an und hatte ihre Eltern auch manchmal begleitet, wenn diese Hof hielten. Der König hatte freilich den Originalschlüssel besessen; den hatte nach dem Tod des Königspaares ein umsichtiges Mitglied des elfischen Tribunals an sich genommen und sicher verwahrt, bis er seinem rechtmäßigen Besitzer überreicht werden könnte. Um eben diesen festzustellen, hatte er die Prinzessin in dieser Nacht vorgeladen.
Zögernd verharrte die Prinzessin vor dem Tor. Immer noch klangen ihr die Worte des Großvaters im Ohr. Sie war zwar jung, aber nicht dumm und sich ihrer eigenen Schwächen wohl bewusst. Wie zitterten ihr die Hände, wie flatterte ihr das Herz, als sie schließlich das Portal durchschritt und sich auf der anderen Seite dem Tribunal der Elfen gegenüber sah.
Das Tribunal bestand aus den sieben Großen des Elfenvolkes. Das waren die Oberhäupter der sieben zahlreichsten Familien. Männer und Frauen in würdigem Alter, manche mit langen weißen Bärten und wallendem weißen Haar. Aufgrund des feierlichen Anlasses trugen sie ihre Festgewänder: Bodenlange, karmesinrote Roben, mit Ärmeln so lang, dass sie über die Fingerspitzen hinausreichten. Auf ihren Schultern lagen schwere goldene Amtsketten. In deren Mitte prangte jeweils ein Medaillon, auf dem begabte Künstler einen Farn eingraviert hatten.
Vor diesem Gremium musste Viola zum Zeichen ihrer Ehrerbietung die Knie beugen. Sodann wurde sie vom Vorsitzenden des Tribunals – das war immer der Älteste der Sieben – begrüßt, der ihr zugleich sein tiefes Beileid für ihren Verlust aussprach. Lang und ausschweifend hielt er eine Rede über die Verdienste des Königspaares, rühmte sie über alle Maßen hinaus und betonte, wie schwer es jedem sein würde, der in ihre Fußstapfen zu treten gedachte.
„Entscheide dich darum, Prinzessin: Fühlst du dich in der Lage, das Erbe deiner Eltern anzutreten? Bevor du antwortest, bedenke folgendes: Es ist dies das schrecklichste und das wundervollste Amt, mit dem ein Elf betraut werden kann. Überlege gut, ob du die Fähigkeiten und die Bereitschaft dazu mitbringst. Ein kluger Elf ist, wer sein Unvermögen rechtzeitig erkennt und seine Verantwortung an andere abtritt.“
Mit dieser Rede hatte der Vorsitzende der Prinzessin ihre Antwort praktisch in den Mund gelegt. Seine sechs Kollegen nickten bestätigend. Das Elfenvolk, das sich durch hunderte Abgesandte vertreten ließ, murmelte beifällig. Manch einer, der sich insgeheim für den geeigneten Nachfolger auf dem Elfenthron hielt, warf sich stolz in Positur.
Die Prinzessin hatte den Erklärungen des Alten bis dahin respektvoll gelauscht. Als die Reihe des Sprechens nun an sie kam, erhob sie sich ebenso ruhig. Mit bedächtig gewählten Worten begann sie: „Ich danke Euch, Vorsitzender, für Eure freundliche Begrüßung. Dank auch, dass Ihr nach dem Tod des Königs und der Königin“ - sie sagte absichtlich nicht „meiner Eltern“ - „die Staatsgeschäfte geführt habt. Dank zuletzt, dass Ihr die schwierige Aufgabe übernahmt, das Volk der Elfen vor einem unfähigen König zu schützen.“ Langsam und eindringlich ließ sie den Blick über die Versammelten gleiten. Manch einer behauptete hinterher, sie hätte ihn oder sie dabei direkt angesehen.
„Der geehrte Vorsitzende stellte die Frage, ob ich das Können und den Willen mitbringe, das Amt des Herrschers auf dem Elfenthron zu übernehmen.“ So wandte sie sich an das Volk. „Zumindest was das erste betrifft muss ich gestehen: Ich weiß es nicht. Den ganzen letzten Tag habe ich darüber gegrübelt und konnte es nicht herausfinden. Zwar könnte ich euch allerhand Eigenschaften nennen, die mir Freunde und Bekannte schon bescheinigt haben: Freundlichkeit, Gerechtigkeitssinn, Ehrlichkeit. Sie mögen hilfreich sein, wenn ich über mein Volk lenken soll. Genauso gut aber könnte ich Eigentümlichkeiten erwähnen, die mich der öffentlichen Meinung weniger empfehlen: Unsicherheit, Sturheit und nicht zuletzt meine unverzeihliche Unerfahrenheit.“
Hier machte sie eine Pause. „Beides sind Dinge, die andere über mich sagen. Teilweise habe ich sie auch selbst erkannt. Ob die vorteilhaften oder die tadelnswerten überwiegen, bin ich wohl nicht geeignet zu beurteilen. Deswegen bitte ich das Tribunal: Handelt nach dem weisen Gedanken, der euch gewiss schon umtreibt und lasst das Volk selbst entscheiden. Stellt Kandidaten auf, die ihr für geeignet haltet und ruft sogleich eine Wahl im gesamten Reich der Elfen aus. So könnt ihr noch bis zum nächsten Neumond einen neuen Herrscher bestimmen.
Was aber deine Frage nach meinem Willen betrifft, Vorsitzender“ – Hierbei nahm sie den Alten wieder ins Visier – „Sollte das Volk so bestimmen, wird es meine größte Freude und eine Ehre sein, die Angelegenheiten meiner Leute zu den meinigen zu machen und mich ihrer Trauer und ihrer Freude anzunehmen, als wäre es meine eigene.“ Damit endete Viola.
Das Tribunal der sieben Ältesten war sprachlos über diese Worte. Die Vertreter des Volkes aber schwiegen ebenfalls erstaunt. Dann jedoch brachen sie in begeisterten Jubel aus. Das war wahrhaf-tig die Tochter ihres verehrten Königs! Diejenigen, die sich zuvor noch hahnenstolz aufgeplustert hatten, krochen in sich zusammen, tauschten unbehagliche Blicke und schämten sich wohl auch ein wenig.
Keinen wunderte es besonders, dass die Wahl, welche kurz darauf stattfand, die Königstochter in vollem Umfang in dem Amt bestätigte, das sie so großzügig zur Verfügung gestellt hatte. Und ger-ne würde ich dieses Märchen nun beenden mit den Worten „Ende gut, alles gut.“ Doch in unseren Zeiten scheint nicht einmal ein glückliches Ende mehr von Dauer zu sein. Denn bald schon schob sich ein schattenhafter Nebel über die Herrschaft der jungen Königin. Und dieser Nebel brachte Leid und Unglück mit sich…
 



 
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