Nicht mehr lange

Betzebub

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Regungslos liegt sie da. Die Augen halb geöffnet. Als würde sie sie zu dünnen Schlitzen zusammen kneifen. Als würde sie etwas anvisieren, auf etwas zielen.

Eine Haarsträhne klebt an ihrer Stirn. Blondes Haar. Wie Gold und doch stumpf wie Stroh.

Der volle Mond legt alles um sie herum in beängstigende Helligkeit. Es sieht plötzlich so aus, als würde sie blinzeln. Ihre helle Haut, weiß wie Alabaster, versinkt, verschwindet in des Mondes Licht. Zwei dünne, schwarze, kleine Striche, die in einer erhellten Dunkelheit noch winziger erscheinen. Eine einzelne Träne rinnt die Wange hinunter und erstirbt auf verbrannter Erde.

Ihre nackte Brust hebt und senkt sich. Ganz sachte, als würde es nicht geschehen. Als würde sie dagegen arbeiten, es verhindern zu wollen.

Ihre blassrosa Lippen sind zusammen gekniffen. So als würde sie die Luft anhalten. So, wie es ein Kind tut, wenn es etwas nicht essen will.

Ihre dünnen Finger bewegen sich – angestrengt und langsam. Wie jemand, der eine komplizierte Sache erledigt. Wie der Bäcker-Lehrling, der seinen ersten Kuchen mit Schrift verziert.

Und plötzlich, ganz plötzlich, ist dort nichts mehr. Nur sie, des Mondes Licht und die verbrannte Erde, auf der sie liegt.

Stille.

Nur der Steinkauz singt sein Lied: „Kiwitt“
 

Wipfel

Mitglied
Hi, dein Text gefällt mir gut. Schöne Kurzzprosa. Was etwas langweilig wirkt, ist der dreifache Satzanfang mit Ihre.

Grüße von wipfel
 



 
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