Nicht so
Sie kommt nicht oft, doch wenn's geschieht,
wird's leichter, wenn sie geht,
denn so, wie sie die Dinge sieht,
es Zuversicht verweht.
Sie malt in Grau - was draus entspringt,
dem, der ihr zuhört, Unmut bringt.
So fragte sie mich, boshaft-frei,
gleich Anfang Januar,
was mir ein echter Auftrieb sei
für das noch junge Jahr;
sie habe längst die Nase voll -
die Zukunft töne ihr in Moll.
Vom Sparen halte sie nicht viel,
wovon auch und wofür;
sie baue sich kein hohes Ziel,
doch hätt' sie ihre Tür'
mehrfach verriegelt fremder Not -
Vorsicht sei oberstes Gebot.
Vorsätzen hab' seit langem sie
den Rücken zugewandt,
Trugbilder dieser Galerie
nach Unbekannt verbannt.
Sie sei bedient - und mir schien fast,
als hätt' sie mich dem eingepasst.
"Was heut' du planst, bricht in die Knie,
da renkt sich nichts mehr ein;
der Optimisten Symphonie
wird bald verklungen sein;
was da noch folgt sind neue Tiefs."
Sie seufzte und mich überlief's.
Ich schwieg sie an und wünschte nur,
sie ginge endlich fort;
sie hat's gespürt, sah stumm zur Uhr -
und ohne weit'res Wort
verschwand sie und ich hoffe sehr,
sie kommt so rasch nicht wieder her.
Hernach ich lange grübelnd saß;
dann gab ich mir 'nen Ruck,
gönnte mir ein erquicklich Glas,
nahm einen tiefen Schluck.
Nicht so wie sie - gewiss nicht so:
Das neue Jahr beginn' ich froh!