Noch einmal

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die blasse
novembersonne
treibt am nachmittag
ihre schattenspiele an
baumgerippen
stochert eine elster
im modernden laub
flackern kerzen
plastikrot

die alte zerrt ihren dackel
durchs kirchhofstor
ein grauhaariger
schiebt seinen
rollator richtung
jenseits der friedhofsmauer
spielen kinder
verstecken mit
dem anfang des endes

und immer noch
treibt die blasse sonne
schattenspiele
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo Karl,

Dein "Noch einmal" gefällt mir sehr gut. Es lässt Bilder entstehen, die über das Beschriebene hinausgehen.

An drei Stellen bin ich gestolpert. Vielleicht kannst Du ja mit der einen oder anderen Anmerkung etwas anfangen ...


die blasse
novembersonne
treibt am nachmittag
ihre schattenspiele an
baumgerippen
stochert eine elster
im modernden laub
flackern kerzen
plastikrot [blue]Gefällt mir sehr gut![/blue]

die alte zerrt ihren dackel [blue]Du schreibst "die alte" und "ein grauhaariger". Hat das einen Grund? Auf mich wirken die verschiedenen Formulierungen, als sollten sie eine unterschiedliche Distanz zum Ausdruck bringen. Ich weiß nur nicht zu welchem Zweck ...[/blue]
durchs kirchhofstor
ein grauhaariger
schiebt seinen
rollator richtung
jenseits der friedhofsmauer
spielen kinder
verstecken mit
dem anfang des endes

und immer noch [blue]Warum "immer noch"? Es ist noch nicht viel Zeit vergangen. Für mich zu sehr "mit dem Holzhammer". Brauchst Du die letzten Zeilen überhaupt? Ich finde, dass mit dem Anfang des Endes eigentlich alles gesagt ist.[/blue]

treibt die blasse sonne
schattenspiele

Falls Du sie brauchst, was hältst Du davon:

und die blasse sonne
treibt ihre (schatten-)spiele

Ohne die "schatten" gefällt's mir noch besser.

Ein wirklich tiefer Text!

Vielen Dank dafür und Grüße von
Hannah
 
Liebe Hannah,
danke für deine ausführliche Kritik, in der für einige Anregungen stecken, die ich gern berücksichtige.
Die alte und der grauhaarige: Dabei geht es mir nur darum, nicht zweimal alte bzw. alter zu schreiben. Das Wort greis gefiel mir auch nicht. Schattenspiele sind mir dewegen wichtig, weil die Toten im Reich der Schatten leben...
anfang und ende ist mir jetzt doch zu wenig metaphernartig.
Ich werde sie streichen und lieber die annähernd gleich lautenden Wiederholung erhalten.
Ich bin gespannt, wie dir meine veränderte Fassung gefallen wird.
Noch einmal herzlichen Dank
Karl
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo Karl,

auf Deine Alten bezogen meinte ich eigentlich die Verwendung des bestimmten bzw. unbestimmten Artikels. "Die Alte" und "der Grauhaarige" fände ich sehr schön.

LG
Hannah
 
blasse november
sonne treibt am nachmittag
schattenspiele an
baumgerippen
stochert eine elster
im modernden laub
flackern kerzen
plastikrot

die alte zerrt ihren dackel
durchs kirchhofstor
der grauhaarige
schiebt seinen
rollator richtung
jenseits der friedhofsmauer
spielen kinder
verstecken

und immer noch
treibt die blasse
sonne ihr spiel
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo Karl,

ich finde es gut, dass Du im letzen Vers auf die Schatten verzichtest. Der Text gewinnt dadurch an Interpretationsspielraum. Durch den ersten Vers werfen die Schatten sich ja schon über den Text und ihre Bedeutung ist klar.

Wenn ich den Text jetzt lese, frage ich mich, ob bei Deinen Alten der unbestimmte Artikel in beiden Fällen nicht doch schöner klänge (eine Silbe mehr). Aber das liegt sicher an meinem persönlichen Rhythmusgefühl und soll nicht wie notorisches Nörgeln klingen.

Ich bitte meine folgende Frage nicht in den falschen Hals zu bekommen. Ich weiß, dass ich um Zeilen kämpfe, die nicht meine sind. ;)
Warum das "immer noch"?

LG, Hannah
 
B

Beba

Gast
Mir gefällt die Szenerie deines Textes. Herbstlich, aber doch in Maßen mit Humor. Gerade so, wie es sein sollte zu dieser jetzigen Jahreszeit. Mir gefällts!

Ciao,
Bernd
 
Liebe Hannah,
danke für deine Hartnäckigkeit. Ich habe es mir mein Gedicht noch ein paar Mal vorgelesen. Du hast recht...!

Lieber Bernd,
über deine positive Rückmeldung habe ich mich sehr gefreut.

Ich grüße euch beide herzlich
Karl
 
blasse november
sonne treibt am nachmittag
schattenspiele an
baumgerippen
stochert eine elster
im modernden laub
flackern kerzen
plastikrot

die alte zerrt ihren dackel
durchs kirchhofstor und
ein grauhaariger
schiebt seinen
rollator richtung
jenseits der friedhofsmauer
spielen kinder
verstecken

und die blasse
sonne treibt
ihr spiel
 



 
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