Obscuritas et Lux

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Isaa

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Obscuritas et Lux

Die Tage wurden kürzer, die Nächte dunkler. In Scharen fielen die gelben Blätter von den Bäumen und der kalte Wind wehte sie durch die vom Regen nassen Straßen. Viel zu schnell hatte sich der Sommer verabschiedet und dem Herbst die Aufsicht über die Erde anvertraut. Artemis merkte deutlich, wie ihre Knochen sich ermüdeten und ihre Laune mit dem Wetter schlechter wurde. Alles war grau und trostlos, ohne jegliche Freude. Auch in der Schule gelang nichts, wie es sollte. Diese Lustlosigkeit war lästig und setzte sich jedes Jahr zu dieser Zeit in Artemis’ Kopf durch, nur war es dieses Mal schlimmer als sonst.

Seit wenigen Monaten war Artemis im zwölften Jahrgang eines Gymnasiums und wurde wie ein Erwachsener behandelt, obwohl sie noch siebzehn war. Als jüngste im Jahrgang fühlte sie sich manchmal noch wie ein Kind, besonders auf den Geburtstagsfeiern ihrer Mitschüler, die nach und nach volljähriges wurden. Ohnehin war für sie die Welt ein großes schwarzes Loch, in dem sie sich eingeengt fühlte. Sie empfand sich von allem ausgeschlossen. Selbst bei dem Gesprächen ihrer engsten Freunde, konnte sie sich nicht mehr beteiligen, da es sie langweilte. Immer waren es dieselben Leute und Themen: Jungs, Comics und Fernsehserien, die Artemis ohnehin nicht anschaute. So auch heute.

Gemeinsam mit ihrem Freundeskreis war sie auf einer Geburtstagsfeier von einer Bekannten eingeladen. Der Raum, in dem gefeiert wurde, war groß und mit Menschen angefüllt, von denen Artemis nur die Hälfte kannte. Aus zwei großen Lautsprechern drang grelle Musik, die einen schnellen Bass besaß, sodass sie das Gefühl bekam, ihr Herz würde fast doppelt so schnell schlagen wie normal. Bunte Lichter blinkten im Takt. Die Musik mochte Artemis nicht, genauso wie die Anwesenden ihre Musik nicht gemocht hätten. Den Gesprächen ihrer Freunde hörte sie kaum zu. Im Moment wurde über ein paar eingeladene Leute gelästert, die nicht ganz den Vorstellungen der Mädchen entsprachen.
„Schaut euch den dort drüben an.“, entgegnete Artemis’ Freundin Jean, „Der schaut sehr arrogant und scheint so zu tun, als gefiele ihm nichts. Was macht er hier?“
Ohne zu ihm zu sehen, bestätigte der Rest ihre Aussage, aber Artemis blickte unauffällig in seine Richtung. Tatsächlich schien es ihm hier nicht zu gefallen, aber arrogant sah er nicht aus. Im Gegenteil, er war hübsch, hatte sanfte Augen und stand ohne Gesellschaft in einer Ecke. Bevor er sie bemerken konnte, schaute Artemis weg.

Es musste schon sehr spät sein, denn allmählich wurde sie müde. Von der Musik bekam sie Kopfschmerzen und das grelle Licht der farbigen Lampen tat in ihren Augen weh. Auch die vielen Stimmen in Raum war eine Tortur. Es war genug, sie musste raus.
Rasant erhob sie sich von ihrem Stuhl. „Ich gehe kurz raus.“, murmelte sie und ihr Freundeskreis war zufrieden. Glücklicherweise wollte niemand sie begleiten, anscheinend waren die Gespräche wichtiger. Wenigstens konnte Artemis alleine sein. Nicht viel später trat sie ins Freie.

Die Nacht war rabenschwarz und die angrenzenden Gebäude türmten sich wie graue Ungeheuer vor ihr auf. Regnen tat es nicht, aber die Luft war kalt wie Eis. Einige Grüppchen hatten sich ebenfalls nach draußen gesellt und standen gut verteilt um den Eingang herum und zwar so, dass niemand aus den anderen Gruppen ihre Gespräche mithören konnte. Ohne ihnen nähere Beachtung zu schenken, ging Artemis weiter, zu einem Platz, an dem sie ungestört war und wo sie die laute Musik nicht hören musste.

Gab es einen solchen Ort? Selbst als sie dachte ihn gefunden zu haben, entdeckte sie unerwünschte Gesellschaft. Es war der Junge, über den ihre Freundinnen kurz vorher geredet hatten. Artemis hatte ihn fast aus ihrem Gedächtnis gestrichen. Mit seinen warmen Augen blickte er zu ihr, sodass sie ein wenig errötete. Seit der Grundschule hatte kein Junge sie so angesehen, wie er es gerade tat.
„Kannst du die Atmosphäre im Haus auch nicht mehr aushalten?“, fragte er.
Überrascht angesprochen zu werden, wandte sich Artemis zu ihm und nickte schüchtern, wobei sie nun gänzlich rot wurde. „Die Musik ist nichts für mich.“
„Mir geht es genauso.“, stimmte er ihr zu. „Ich höre eher Rock and Roll und nicht diese, von der das Herz zu rasen beginnt.“

Mit jedem seiner Worte stieg die Überraschung und das Interesse in Artemis. Er hatte genau ihre Meinung geäußert. Wer war er?
„Ich bin Artemis.“, fing sie an und musste ein leichtes Zittern in ihrer Stimme entdecken. Seit einigen Jahren hatte sie nicht mit einem Jungen geredet. Wie groß ihre Schüchternheit doch war.
Von ihm kam ein Lächeln. „Ich bin Anubis.“
Dann geschah etwas für sie neues und unerwartetes. Nach kurzer Zeit schaffte sie es offen mit ihm zu reden, über Musik und ihren Vorlieben, die ähnlich waren, wie sich herausstellte.

Wie lange sie dort standen und sprachen, konnte Artemis nicht sagen, ihr Zeitgefühl schien verloren gegangen zu sein. Es gab nur sie beide, auch wenn Artemis wusste, dass ihre Freunde Anubis nicht akzeptieren würden. Sie hatten sich ein Bild von ihm gemacht und das würde sich so schnell nicht ändern, aber war es wichtig, was die anderen dachten?

Ihr Leben schien so dunkel zu sein, wie der nächtliche Himmel des Herbstes, nur Anubis war wie ein Feuer, das in der Ferne erglühte und ihr behilflich sein würde den richtigen Weg zu finden. Nicht mehr lange und der Frühling würde kommen und die Blumen sprießen. Im Moment jedoch konnte Artemis nur in die ferne Zukunft blicken mit einem Lächeln und einem Augenzwinkern.

Finis.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
zu

erst einmal herzlich willkommen auf der lupe.
deine geschichte gefällt mir, könnte noch viiel länger sein! sind n paar fehlerchen drin, die ich dir demnächst aufzeige.
wenn es meine geschichte wäre, würden die zwei später ne echte beziehung zu den göttern haben, nach denen sie benannt sind. es wäre interessant, diese beiden kulturen zu mischen.
lg
 
X

xzar

Gast
hallo,
einige sätze, die mich gestört haben:

der titel: klingt zwar lateinisch vielleicht geheimnisvoller, aber die gegenüberstellung zweier gegensätze wie dunkel und licht sind keine neuheit.


Die Tage wurden kürzer, die Nächte dunkler. In Scharen fielen die gelben Blätter von den Bäumen und der kalte Wind wehte sie durch die vom Regen nassen Straßen. Viel zu schnell hatte sich der Sommer verabschiedet und dem Herbst die Aufsicht über die Erde anvertraut.

in diesem absatz ist mir zu oft dieselbe information drinnen. im ersten satz steckt die information: es ist oder wird langsam herbst. dadurch ist es klar, dass in scharen [...] die gelben blätter von den bäumen fallen. außerdem: woher sollen die blätter den fallen, wenn nicht von den bäumen? der dritte satz ist nur eine weitere wiederholung. sag mir, dem leser, nicht das, was ich ohnehin schon weiß, bzw. das, was du mir schon gesagt hast. das stört und ermüdet.

Alles war grau und trostlos, ohne jegliche Freude
zeig mir das doch lieber anhand eines beispiels. ich weiß schon, dass das ein gefühl sein soll. aber was, wenn du den protagonisten in einer situation zeigen würdest, aus der herausgeht, dass er gerade seine obligatorische herbstdepression hat. (wenn du auf den gemeinplatz nicht verzichten willst) - show, don´t tell heißt das motto

die namen artemis und anubis stellen natürlich einen gewaltigen intertextuellen bezug her. das ist gefährlich und du scheiterst damit. jeder wird an artemis, die jagdgöttin denken und vielleicht werden dem einen oder anderen sogar noch einige sagen dazu einfallen. warum kann sie aber in deinem text nicht auch einfach sissi oder heidi heißen? wo ist der bezug? mit dem namen zeichnest du einen vertrag in die mythologie, den du aber nicht einhältst. zumal der geliebte dann nicht etwa orion heißt, sondern anubis, der ägyptische mumifizierungsgott der toten. aha?, sag ich als leser und kratz mir den finger am kopf wund. ist anubis die "dunkelheit" (obscuritas) und artemis dann das "licht" (lux)? erklärt sich hier der titel? wenn du das sagen willst, dann müsstest das eindeutiger machen, die gegensätze (falls du die in den mythologischen figuren so siehst) aneinander reiben lassen. gegen diese theorie spricht das:
Ihr Leben schien so dunkel zu sein, wie der nächtliche Himmel des Herbstes, nur Anubis war wie ein Feuer, das in der Ferne erglühte und ihr behilflich sein würde den richtigen Weg zu finden.

weitere gemeinplätze:
Die Nacht war rabenschwarz "rabenschwarz" zu abgelutscht
Nicht mehr lange und der Frühling würde kommen und die Blumen sprießen. dass blumen im frühling sprießen weiß ich doch schon. außerdem ist doch grad erstmal herbst geworden (siehe Die Tage wurden kürzer, die Nächte dunkler also ist das zeitgefühl des protagonisten wohl hormonell bedingt durcheinander gekommen.

liebe grüße
constantin
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Korrekturvorschläge:

Obscuritas et Lux
Veröffentlicht von Isaa am 06. 11. 2004 16:36
Obscuritas et Lux

Die Tage wurden kürzer, die Nächte dunkler. In Scharen fielen die gelben Blätter von den Bäumen und der kalte Wind wehte sie durch die vom Regen nassen Straßen. Viel zu schnell hatte sich der Sommer verabschiedet und dem Herbst die Aufsicht über die Erde anvertraut. Artemis merkte deutlich, wie ihre Knochen [blue] sich [/blue] (überflüssig) ermüdeten und ihre Laune mit dem Wetter schlechter wurde. Alles war grau und trostlos, ohne jegliche Freude. Auch in der Schule gelang nichts, wie es sollte. Diese Lustlosigkeit war lästig und setzte sich jedes Jahr zu dieser Zeit in Artemis’ Kopf durch, nur war es dieses Mal schlimmer als sonst.

Seit wenigen Monaten war Artemis im zwölften Jahrgang eines Gymnasiums und wurde wie [red] ein Erwachsener [/red] (eine Erwachsene) behandelt, obwohl sie [blue] noch [/blue] (erst) siebzehn war. Als jüngste im Jahrgang fühlte sie sich manchmal noch wie ein Kind, besonders auf den Geburtstagsfeiern ihrer Mitschüler, die nach und nach [red] volljähriges [/red] (volljährig) wurden. Ohnehin war für sie die Welt ein großes schwarzes Loch, in dem sie sich eingeengt fühlte. Sie empfand sich von allem ausgeschlossen. Selbst bei [red] dem [/red] (den) Gesprächen ihrer engsten Freunde,(kein Komma) konnte sie sich nicht mehr beteiligen, da es sie langweilte. Immer waren es dieselben Leute und Themen: Jungs, Comics und Fernsehserien, die Artemis ohnehin nicht anschaute. So auch heute.

Gemeinsam mit ihrem Freundeskreis war sie auf einer Geburtstagsfeier von einer Bekannten eingeladen. Der Raum, in dem gefeiert wurde, war groß und mit Menschen angefüllt, von denen Artemis nur die Hälfte kannte. Aus zwei großen Lautsprechern drang grelle Musik, die einen schnellen Bass besaß, sodass sie das Gefühl bekam, ihr Herz würde fast doppelt so schnell schlagen wie normal. Bunte Lichter blinkten im Takt. Die Musik mochte Artemis nicht, genauso wie die Anwesenden ihre Musik nicht gemocht hätten. Den Gesprächen ihrer Freunde hörte sie kaum zu. Im Moment wurde über ein paar eingeladene Leute gelästert, die nicht ganz den Vorstellungen der Mädchen entsprachen.
„Schaut euch den dort drüben an.“, entgegnete Artemis’ Freundin Jean, „Der schaut sehr arrogant und scheint so zu tun, als gefiele ihm nichts. Was macht er hier?“
Ohne zu ihm zu sehen, bestätigte der Rest ihre Aussage, aber Artemis blickte unauffällig in seine Richtung. Tatsächlich schien es ihm hier nicht zu gefallen, aber arrogant sah er nicht aus. Im Gegenteil, er war hübsch, hatte sanfte Augen und stand ohne Gesellschaft in einer Ecke. Bevor er sie bemerken konnte, schaute Artemis weg.

Es musste schon sehr spät sein, denn allmählich wurde sie müde. Von der Musik bekam sie Kopfschmerzen und das grelle Licht der farbigen Lampen tat in ihren Augen weh. Auch die vielen Stimmen [red] in [/red] (im) Raum war eine Tortur. Es war genug, sie musste raus.
Rasant erhob sie sich von ihrem Stuhl. „Ich gehe kurz raus.“, murmelte sie und ihr Freundeskreis war zufrieden. Glücklicherweise wollte niemand sie begleiten, anscheinend waren die Gespräche wichtiger. Wenigstens konnte Artemis alleine sein. Nicht viel später trat sie ins Freie.

Die Nacht war rabenschwarz und die angrenzenden Gebäude türmten sich wie graue Ungeheuer vor ihr auf.[blue] Regnen tat es nicht[/blue] (Es regnete nicht), aber die Luft war kalt wie Eis. Einige Grüppchen hatten sich ebenfalls nach draußen gesellt und standen gut verteilt um den Eingang herum und zwar so, dass niemand aus den anderen Gruppen ihre Gespräche mithören konnte. Ohne ihnen nähere Beachtung zu schenken, ging Artemis weiter, zu einem Platz, an dem sie ungestört war und wo sie die laute Musik nicht hören musste.

Gab es einen solchen Ort? Selbst als sie dachte(Komma) ihn gefunden zu haben, entdeckte sie unerwünschte Gesellschaft. Es war der Junge, über den ihre Freundinnen kurz vorher geredet hatten. Artemis hatte ihn fast aus ihrem Gedächtnis gestrichen. Mit seinen warmen Augen blickte er zu ihr, sodass sie ein wenig errötete. Seit der Grundschule hatte kein Junge sie so angesehen, wie er es gerade tat.
„Kannst du die Atmosphäre im Haus auch nicht mehr aushalten?“, fragte er.
Überrascht(Komma) angesprochen zu werden, wandte sich Artemis zu ihm und nickte schüchtern, wobei sie nun gänzlich rot wurde. „Die Musik ist nichts für mich.“
„Mir geht es genauso.“, stimmte er ihr zu. „Ich höre eher Rock and Roll und nicht diese, von der das Herz zu rasen beginnt.“

Mit jedem seiner Worte stieg die Überraschung und das Interesse in Artemis. Er hatte genau ihre Meinung geäußert. Wer war er?
„Ich bin Artemis.“, fing sie an und musste ein leichtes Zittern in ihrer Stimme entdecken. Seit einigen Jahren hatte sie nicht mit einem Jungen geredet. Wie groß ihre Schüchternheit doch war.
Von ihm kam ein Lächeln. „Ich bin Anubis.“
Dann geschah etwas für sie [red] neues [/red] (Neues) und[red] unerwartetes[/red] (Unerwartetes). Nach kurzer Zeit schaffte sie es(Komma) offen mit ihm zu reden, über Musik und ihren Vorlieben, die ähnlich waren, wie sich herausstellte.

Wie lange sie dort standen und sprachen, konnte Artemis nicht sagen, ihr Zeitgefühl schien verloren gegangen zu sein. Es gab nur sie beide, auch wenn Artemis wusste, dass ihre Freunde Anubis nicht akzeptieren würden. Sie hatten sich ein Bild von ihm gemacht und das würde sich so schnell nicht ändern, aber war es wichtig, was die anderen dachten?

Ihr Leben schien so dunkel zu sein, wie der nächtliche Himmel des Herbstes, nur Anubis war wie ein Feuer, das in der Ferne erglühte und ihr behilflich sein würde(Komma) den richtigen Weg zu finden. Nicht mehr lange und der Frühling würde kommen und die Blumen sprießen. Im Moment jedoch konnte Artemis nur in die ferne Zukunft blicken mit einem Lächeln und einem Augenzwinkern.

Finis.
 



 
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