Ode an das heiße Wetter

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ode an das heiße Wetter

Ohne Wolken du,
ohne kühlenden Wind,
ohne jedweden Hauch,
Hoch-zeit des Luftdrucks,
drückst nieder mich, lässt meine Zellen dursten,
lässt Wasser rieseln aus allen Poren,
doch nicht aus den Wolken,
die Pflanzen saugst du aus
und die Erde, bröcklich wird sie
vor deiner zu vielen Energie,
Schatten, wo ist Schatten,
du dringst durch unter die Bäume,
schmilzt Gletscher ab, jahrtausendealte,
auf der Sucht nach neuen Rekorden.
Staub klebt in leeren Pfützen,
eine Fata Morgana zeigt das Land, wo Milch und Honig fließen.
Ohne Wolken du,
ohne kühlenden Wind,
ohne jedweden Hauch,
härtest du Lehm vor den Füßen
lässt Asphalt du erweichen,
in dessen Blasen ich ertrinke.
Auf den Wegen kleben Menschen wie Fliegen an Bändern.
Sonne, brennende gleißende Sonne.
Sonne, brennende sengende Sonne, du.
Wetter, heißes verlorenes Wetter.
Hättest du doch hitzefrei, stöhnt mein Haar.
Und ich lächele und sage mir:
Es ist kalt. Meine Stirn ist kühl, es ist angenehm,
und die belogene Stirn kühlt ab.
Ich friere, belüge ich meinen Körper
und der belogene Körper friert.
Du Wetter du, auf der Sucht nach Rekorden,
voll Duft nach Überwarm,
voll Dörre.
Ohne Wolken du,
ohne kühlenden Wind,
ohne jedweden Hauch.
 
R

Ramona Linke

Gast
Hallo Bernd,

wie wahr diese Zeilen sind,
zur Zeit ...
ja, selbst die Schatten stöhnen
ob der Hitze.
Es gefällt mir sehr, obwohl
man selbst beim Lesen schwitzt.
Eine gute Zeit Dir und ;)
herzliche Grüße, RL
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke schön.
Wenn es etwas kühler ist, muss ich dann nochmal die Kommas prüfen.
Es ist ja jetzt noch (23:15) viel zu heiß.

Liebe Grüße von Bernd
 

Ralf.

Mitglied
Salut Bernd

Ich muß ja gestehen, dein Gedicht läßt mich eher kalt, was aber eine angenehme Nebenerscheinúng ist, angesichts des Wetters. ;) Sorry.

"und die Erde, bröcklich wird sie
vor deiner zu vielen Energie,"

dabei schaudert es mir. Eine Alternative wäre vielleicht:

"und zu Brocken wird sie, die Erde,
angesichts deiner Energie"

oder

"und zu Brocken wird sie, die Erde,
unter dem Reichtum deiner Energie"

Ralf.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke für die Kritik, Ralf.
Ich muss gestehen, etwas Provokation steckt drin in meinem Text.
Ich brauchte an dieser Stelle eine "Absenkung" des Stils, ein Hineintragen landschaftlicher Sprachprägung.
So verwendete ich eine ungewöhnliche Form für diesen Teil.

"Angesichts" und "Reichtum" verkörpern positive Eigenschaften. Dies mussten aber zwingend relativiert werden.
Es ist genug, zu viel.

Das Adverb umgestaltet zum Adjektiv, gesteigert ins Negative.

Deshalb gehen leider die anderen Formen nicht.
Ob es eine andere Möglichkeit gibt an dieser Stelle, das werde ich prüfen.

Liebe Grüße von Bernd
 



 
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