Ode an den Sommer

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Ikarus

Mitglied
Ode an den Sommer

Ach, bezaubernd ist die Welt.
Sommer über Wald und Au,
Sonnengold im Morgentau,
Roter Mohn im Gerstefeld...
Ach, bezaubernd ist die Welt.

Ach, man mag vor Lust zerspringen
In der Frühe milden Glut,
Nebel noch auf Wiesen ruht,
Kuckuck’ und Pirole singen...
Ach, man mag vor Lust zerspringen.

Ach, was lockt mich mehr und mehr
Zu den Fluren, in den Tag,
Just beim ersten Amselschlag,
Schwalben turnen hin und her...
Ach, was lockt mich mehr und mehr.

Ach, wie kann man widerstehen
Dem Gewimmel in den Lüften,
Den Holund-, Ligusterdüften,
Heu- und Segelfalter wehen...
Ach, wie kann man widerstehen.

Ach, wie bist du Balsam mir.
Dorthin will ich mit dir ziehen,
Wo die Schwanenblumen blühen
An den Ufern, prächt’ger Zier...
Ach, wie bist du Balsam mir.

Ach, bezaubernd ist die Welt.
Abendrot im Dämmerschein,
Grillensang und stiller Hain,
Blauer Stern am Himmelszelt...
Ach, bezaubernd ist die Welt.
 
S

Stoffel

Gast
Hallo,

mir (sagte meine Tochter ebenfalls), zu viele "Ach"...sonst wäre es super prima..locker-leicht.:)

Bin auf andere Meinungen gespannt.
Schönen Abend:)
lG
Sanne
 

Inu

Mitglied
Hallo Ikarus, hallo Stoffel

Mir ist das "Ach" erst einmal überhaupt nicht besonders aufgefallen. Das Gedicht ist wirklich eine Ode an die Lebensfreude! Die ganze Stimmung, die Fülle, die Sommerpracht, die Du so frisch und frei von der Leber weg schilderst, das Wohlgefühl, das das Gedicht verbreitet, all das gefällt mir sehr gut und ich wollte gerade begeistert eine 9 anklicken,

bis ich zufällig Stoffels Kommentar las... und ja, Du hast Recht, Stoffel, es sind sehr viele "Achs". Wie gesgt, mich haben sie zu Anfang nicht gestört, jetzt aber schon. Andererseits bekräftigen sie noch die Stimmung, machen den Klang irgendwie l i e d h a f t. Außerdem denke ich: der Text braucht die Achs. Allein schon wegen dem Versmaß ( nennt man das Metrik? ) Welches andere, einsilbige Wort könnte seinen Platz einnehmen?

Liebe Grüße
Inu
 

Montgelas

Mitglied
ein kleiner textvorschlag:



[blue]Ode an den Sommer

Wie bezaubernd ist die Welt.
Sommer über Wald und Au,
Sonnengold im Morgentau,
Roter Mohn im Gerstefeld...
Wie bezaubernd ist die Welt.

Will man doch vor Lust zerspringen
In der Frühe milden Glut,
Nebel noch auf Wiesen ruht,
Kuckuck’ und Pirole singen...
Ach, will man doch vor Lust zerspringen.

Nun, was lockt mich mehr und mehr
Zu den Fluren, in den Tag,
Just beim ersten Amselschlag,
Schwalben turnen hin und her...
Ja, es lockt mich mehr und mehr.

Ach, wie kann man widerstehen
Dem Gewimmel in den Lüften,
Den Holund-, Ligusterdüften,
Heu- und Segelfalter wehen...
Ach, wie kann man widerstehen.

Oh, wie bist du Balsam mir.
Dorthin will ich mit dir ziehen,
Wo die Schwanenblumen blühen
zu den Ufern, prächt’ger Zier...
Oh, wie bist du Balsam mir.

Ach, bezaubernd ist die Welt.
Abendrot im Dämmerschein,
Grillensang und stiller Hain,
Blauer Stern am Himmelszelt...
Ach, bezaubernd ist die Welt.[/blue]


lg
montgelas
 
S

Stoffel

Gast
guten Morgen,

sicher ist das "Ach" eine Verstärkung an Ausdruck der Lebensfreude.
Aber dennoch für mich ein wenig zu viel.
Vielleicht nur in 1.-3.-5.
und
Anfang letzte Zeile der letzten Stophe, da würde ich es auf jeden Fall als Abschluss setzen.

Ist vielleicht auch Gefühlssache?

lG
Stoffel
 

Melchior

Mitglied
...

Hallo Ikarus

Dein Text ist keine Ode - aber nicht nur von den formalen Anforderungen her, überzeugt mich dieser Text wenig. Ich lese diesen Text wie die Parodie (im besten Sinne könnte man vielleicht eine Hommage lesen; allerdings nur wenn man verklärt schwülstige Gesänge mag). Ich finde kaum einen Reim, der nicht bemüht klingt. Tut mir leid, wenn das zu hart klingt, aber solche Texte sind zu tausenden geschrieben und ich sehe nichts, was diesen hier besonders machte.
 

Ikarus

Mitglied
Hallo Stoffel,

ja, es ist wirklich reine Gefühlssache, wo und wie viel "Ach's" man setzen könnte. Ich auf jeden Fall wollte sie setzen, ganz bewusst. Natürlich auf die Gefahr hin, dass sie zu oft verwendet werden.

Das dir das Gedicht ansonsten gefällt, freut mich...

LG
Ikarus
 

Ikarus

Mitglied
Hallo Inu,

schade, dass du nicht bei deinem ersten Gefühl geblieben bist. Du sagst, die Ach's sind dir erst nicht aufgefallen. Ein
Indiz dafür, dass sie nicht wirklich stören. Leider hast du
deine Meinung durch Stoffels Komm. geändert. Hmm...?

Von Anfang an hatte ich sowohl Versmaß, als auch Melodie im
Kopf. Durch das "Ach" blieb beides konstant. Für mich gibt es nichts schlimmeres alles gegen jeden Rhythmus zu schreiben.
Manchmal gerate ich eben in das altmodisch liedhafte. Da bin ich machtlos gegen.

Wünsche dir ein schönes Wochenende
LG
Ikarus
 

Ikarus

Mitglied
Hallo Monteglas,

eine interessante Variante.
Ach, dies wäre die Lösung.:)

Danke für deinen Kommentar!

LG
Ikarus
 

Ikarus

Mitglied
Hallo Melchior,

für mich ist es eine Ode (an den Sommer). Es sind meine
Gedanken, meine Worte dazu, die ihn beschreiben.
Das Gedicht hat eine schwülstig altmodische Melodie, ja.
Ich mag so etwas. Klar sind sie zu tausenden geschrieben, klingen heute wohl nicht mehr zeitgemäß... Is' mir Wurscht!
Der Text wird zu etwas besonderem, da er von mir ist. Es ist mein Werk, welches (wer weiß) irgendwann, in irgendeinem dicken Buch veröffentlicht aufzufinden ist.
Die Reime klingen bemüht? Ich hatte ehrlich gesagt keine
Mühe mit den Reimen. Eine halbe Stunde über die Felder und durch den Wald und fertig ist die Ode...!

Wollte nur meine Meinung dazu äußern.
Wünsche dir was.

Grüße
Ikarus
 
Hallo Ikarus,

Deine Ode klingt sehr musikalisch sowohl im Rhythmus als auch im Klang (...was man sonst nur von wenigen Lupengedichten sagen kann...). Vielleicht koennten hie und da ein paar duestere Toene in die sommerlichen Bilder hineinklingen (der Tod singt immer mit in der Romantik). Dadurch entstuende eine staerkere Tiefenwirkung (ein Hell-Dunkel, oder "Chiaroscuro") und das Sommerliche wuerde dann noch freundlicher glaenzen.

Gruss,
RP
 

Ikarus

Mitglied
Hallo Rolf,

danke für die lieben Worte (auch in der LE).
Aber ich weiß nicht, ob ich an den Tod denken kann, wenn ich rundherum nur Leben sehe. Is' nicht mein Fall, beides zu vereinen.
Trotzallem hast du Recht. Der Tod singt immer mit...

sommerliche Grüße wünscht
Ikarus
 

strolch

Mitglied
ach?

zuviel nein - denke ist ein künstlerisches mittel und hier passend.

tod hier - nein?
bringt man hier den tod rein, würde man diese lebenslust kaputt machen, dieses sich eins fühlen - einfach die harmonie.

ich erlebe die natür, genauso ikarus und ach ist stimmig.

ganz lieben gruß brigitte
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, zusammen,
also, mir gefällt dieses Gedicht so wie es hier steht.
Diese "vielen" "Ach's" gehören einfach hinein.
Und auch den Tod würde ich außen lassen, den der Protagonist scheint mir eine lebenslustige, ja, fast naive Haut zu sein,der sich vom Hauch des Todes (der natürlich überall und ganz besonders draußen in der Natur lautert) nicht anwehen lassen will und auch nicht unbedingt muß.
Alles eine Sache des jeweiligen Naturells. Beneidenswert,
so empfinden zu können und sich der Schönheit ohne wenn und aber hingeben zu können. Ich hätte es persönlich anders
angelegt (bissig oder traurig, des Naturells wegen;))....
So, wie im Gedicht, habe ich als Kind empfunden, auch wenn ich es nicht in solche Worte hätte pressen können.
Wenn man all das berücksichtigt, dann finde ich dieses
Gedicht schon sehr gelungen!!! - Und ich würde auch nichts
ändern, lieber Ikarus, meiner bescheidenen Meinung nach:)

LG Klopfstock:)
 

Ikarus

Mitglied
Danke liebe Strolch, liebe Klopfstock,

ich hätte es so oder so gelassen, wie es ist, denn wie gesagt, gingen mir die Ach's und deren Melodie nicht mehr aus der Birne. Es freut mit euch einer Meinung zu sein. Danke für die
Punkte!

lieben Gruß
von Ikarus
 

Melchior

Mitglied
Für dich ist es eine Ode?

"In Deutschland ist es, nach einigen Versuchen im Barockzeitalter, vor allem Klopstock, der die antiken Odenmaße zur Grundlage seiner Dichtung macht. Die langen und kurzen Silben des Griechischen ersetzt er durch betonte bzw. unbetonte Silben und versucht im übrigen, so genau wie irgend möglich die antiken Strophenformen nachzuahmen. Der Ton der Klopstockschen Oden ist pathetisch und oft hymnisch. Hölderlin, der einige Jahrzehnte nach Klopstock Deutschlands zweiter großer Odendichter wird, behält die von seinem Vorgänger eingeschlagene hohe Tonlage dieser Form bei.

Die antiken Strophenformen zeichnen sich im Gegensatz zu den meisten neueren Formen durch Reimlosigkeit aus. Auch sind die Verse nicht alternierend, sondern setzen einfache und doppelte Senkungen nach relativ strikten, für die einzelnen Verse jeder Strophenform verschiedenen Regeln ein.

In der deutschen Lyrik sind vor allem drei antike Odenformen rezipiert worden: die nach der griechischen Dichterin Sappho (600 v. Chr.) benannte sapphische Odenstrophe, die von Sapphos Zeitgenossen Alkaios bevorzugte alkäische Odenstrophe und eine von Asklepediades (270 v. Chr.) entwickelte Strophenform, die als asklepiadeische Odenstrophe in die Literaturwissenschaft eingegangen ist."


aus: http://www.uni-essen.de/literaturwissenschaft-aktiv/Vorlesungen/lyrik/ode.htm

Schon erstaunlich, dass du in anderen Reaktionen auf Kritik von Lupianern, deine formalen Absichten anführst, hier jedoch so übers Ziel schießt.
Grüsse
 



 
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