Ohne Hoffnung kein lebendig sein

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Janek S.

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Ohne Hoffnung kein lebendig sein...

Die Geburt war schwierig. Es gab einige Komplikationen, aber letztendlich kam ein anscheinend gesunder Junge zur Welt. Anscheinend gesund; denn etwa eine Woche nach der Geburt bekam er Fieber. Der Arzt sagte, es sei eine Grippe. Doch nach der Untersuchung des Blutbildes, musste er den Eltern eine schreckliche Nachricht begreiflich machen.
Der Junge hatte eine sehr schlimme und seltene Krankheit, er wird nicht mehr lange zu leben haben und benötige dennoch eine äußerst schwierige Operation.
Natürlich schockierte das die Eltern enorm und sie brachen in Tränen aus. Schließlich liebten sie ihr Kind und wollten es auf keinen Fall verlieren. Sie willigten also in die Operation ein, welche mit einer Überlebenschance von 30% durchgeführt wurde.
Die Eltern bangten und weinten. Sie hielten einander fest und beteten zu einem Gott, an den sie bisher noch nie wirklich glaubten.
Sie wollten doch einfach nur ein wenig Glück haben und eine möglichst lange Zeit mit ihrem Kind verbringen können.
Zeit; doch was ist schon Zeit? Jeden Tag, den sie mehr hätten, würden sie intensivst nutzen und genießen.
Die Operation war nun vorbei und der Junge erwachte aus der Narkose. Er sah schrecklich mitgenommen aus und hatte ein Gestell in den Kopf geschraubt.
Aber er lebte! Er lebte tatsächlich! Die Eltern atmeten auf, lachten und weinten vor Freude und Glück und umarmten ihren Sohn, insofern dies möglich war.
Doch nun sollten sie erneut zum Arzt, welcher sie mit dunkler Miene empfing. Er sagte, dass nun die Lebenserwartung des Jungen wie bereits angekündigt bei eineinhalb bis zwei Jahren liege. Maximal drei, aber auf gar keinen Fall mehr.
Die Eltern nahmen dies auf, aber realisierten es nicht wirklich.
Jetzt lebte ihr Sohn und jetzt können sie soviel Zeit wie möglich mit ihm verbringen. Sie verließen das Zimmer und auch das Krankenhaus, nachdem sie sich von ihrem Kind verabschiedeten.
Draußen hüpfte die Frau, tanzte und umarmte ihren Mann. All das mit tränenden Augen, denn der Gedanke an den viel zu frühen Tod ihres Kindes war ja unweigerlich da.
Es begann zu regnen, doch die Sonne schien noch immer. Schnell bildete sich ein Regenbogen und der Mann sagte: „So wie dieser Regenbogen soll das Leben unseres Jungen sein. Es beginnt, verläuft kunterbunt und lebensfroh, doch irgendwann neigt es sich dem Ende zu und ist etwas später auch vorbei, genauso kunterbunt, wie es begann. Doch es soll ein großer Regenbogen werden und der bunteste, den es gibt. Ich werde alles dafür geben, dass es der größte, schönste und ewigste Regenbogen der Welt wird!“
Drei Wochen später kam der Junge aus dem Krankenhaus und war ein sehr lebensfrohes Kind.
Er tollte, tobte, spielte und die Eltern genossen jede freie Minute mit ihm, nahmen sich Urlaub und vernachlässigten alles andere. Nun waren sie ausschließlich für ihr Kind da. Sie fuhren viel weg und unternahmen allerlei.
Sie wollten ihrem Kind das Leben so schön wie möglich gestalten.
Sie erlebten dadurch aber auch selber wunderschöne Augenblicke.
Immer, wenn ihr Kind lachte wussten sie, wie schön das Leben ist, aber auch wie vergänglich.
Sie merkten nun, dass alles jeden Moment vorbei sein könnte und lebten deshalb viel intensiver.
Sie nutzten jeden Tag mit ihrem Sohn; alles, was sie ihm an Liebe schenkten und an Zeit opferten, kam noch stärker zurück.
Nun ist der Junge bereits elf Jahre alt und besucht ein Gymnasium im 1.Jahr.
Er ist ausgesprochen intelligent und lebensfroh. Somit überhört er auch Beschimpfungen oder andere Beleidigungen, welche seine Körperbehinderung betreffen.
Er hat einen großen Freundeskreis und schöpft das Leben bestmöglich aus.
Seine Eltern sind überaus glücklich und möchten natürlich noch lange Zeit das Heranwachsen ihres Sohnes erleben. Sie hoffen, dass er sich noch lange bester Gesundheit erfreuen kann und seinen Mitmenschen noch so lange wie möglich eine wunderschöne Zeit beschert.
Doch selbst wenn er gestorben ist, wird er allen seinen Freunden, Bekannten und Verwandten in ewiger Erinnerung bleiben. Als Mensch, der ihnen die Schönheit und die Wonne des Lebens vor Augen führte und ihnen allen eine wunderschöne Zeit bescherte.
Die Zeit unendlicher Freude, aber auch täglich neuer Hoffnung.
 
B

Barbarella

Gast
Gott ist groß !

Ich kann mich Michael nur anschließen: ist es ein eigenes Erlebnis oder das eines Freundes ?
Janek, Du hast gut beschrieben, was andere in dem Satz "Die Hoffnung stirbt zuletzt" ausdrücken - kurz, aber einfühlsam und prägnant.
Egal, ob eine wahre Geschichte oder nicht, aber für mich ein neues Zeichen für die Güte Gottes, die Leben schenkt - und daß jedes Leben lebenswert ist, egal, was Ärzte in ihrer eigenen Unvollkommenheit sagen (müssen). Und falls wirklich wahr, hat es die Eltern näher zu Gott (zu dem sie beteten) gebracht ?
Viele Grüße von
Barbarella
 

Janek S.

Mitglied
Als erstes möchte ich sagen, dass diese Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht!
Ich habe sie gehört und war so gerührt von diesem Schicksal, dass ich einfach darüber schreiben musste.
Leider weiß ich nicht, was nun aus diesen Menschen wurde.
Aber ich hoffe, dass es ihnen noch immer gut geht.
Vilen Dank für die nette Einschätzung!
 

Peterchen

Mitglied
Hallo Janek, eine schöne, aber traurige Geschichte...
Leider wird dem "Augenblick" oft viel zu wenig Wert zugeordnet. Es muß erst zu Situationen kommen, wie du sie beschrieben hast. Erst dann erkennt so mancher mit welchem Glück er durch´s Leben geht. Man weiß erst was man hatte, wenn man es nicht mehr hat. Bei allem Genörgel, bei allem Rumgemecker an Kleinigkeiten sollte man dieses beachten und sich überlegen, ob es einem wirklich so schlecht geht wie man tut. Der Verlust eines Menschen ist der größte Verlust überhaupt, Liebe zu geben und zu empfangen ein Hauptgewinn...
Also, schöne Geschichte die zum Nachdenken anregt,
Peterchen.
 



 
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