Hallo Bernd,
gerade habe ich mein Manuskript mit dem Shi überprüft und erschreckt festgestellt, dass es keine Rechtschreibfehler hat. Scheinbar war ich gestern nicht auf der Höhe. Kannst Du die Fehler korrigieren?
Zu Deinen Fragen:
Das Shi ist seinem Wesen nach ein Fragment, somit kann das Thema nur offen sein. Insofern wüsste ich auch nicht, was ich noch mehr schreiben soll (der Wertung nach zu Urteilen, sind nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft).
Themen: Liebe und Vergänglichkeit (im traditionellen Sinn, im offenen - modernen Sinn - können über alle nur erdenklichen Fragen gedichtet werden.)
Die Silbenzahl ist begrenzt auf 5 und 7, die miteinander abwechseln.
Bei einem Tanka besteht der Oberstollen (die 3 ersten Zeilen) aus einem Bild, das in den beiden letzten Zeilen gedeutet wird. Bei einem Shi ist das ähnlich, nur das hier Bilder wie Perlen an einer Kette gereiht werden, weshalb es nicht auf 5 Zeilen festgelegt ist. Allerdings: wenn man ein Shi abschließt, dann zeigt man das durch einen Bruch im Wechsel der Silbenzahl an. (Normal wechseln 5 mit 7 Silben ab, aber am Ende wiederholt man 5 Silben und schließt dann mit 7 Silben ab.) Ein kleines Schema zur Veranschaulichung:
Tanka:
5. Silben,
7. Silben,
5. Silben,
7. Silben,
7. Silben.
Shi:
5. Silben,
7. Silben,
5. Silben,
7. Silben,
5. Silben,
u.s.w.
Schluss:
5. Silben,
5. Silben,
7. Silben,
7. Silben.
Das Shi muss mehr als 5 Zeilen haben und kann bis auf 1000 Zeilen anwachsen. Da gibt es keine Beschränkung.
Kurz und grob: als Richtschnur kann man sagen, ein Shi ist ein langgezogenes Tanka.
So, mehr fällt mir nicht ein, außer zu Fragen, was man an dem Shi noch feilen könnte.
Viele Grüße
Wolfgang
Nachtrag:
bei mir beruht das Gestaltungsprinzip auf Wiederholung und Gegensatz: Wintermorgen - Vorm Fenster das Weiß - Großpapas Gesicht.
Ob das generell für das Shi gilt, weiß ich nicht, dazu müsste ich es noch weiter und tiefergehender analysieren.