Ohne eine Waffe ( Pax mecum)

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HarryHaller

Mitglied
Ohne eine Waffe ( Pax mecum)


Ich duck mich schnell, doch wieder werde ich getroffen
Ich tue alles- alles , kann nur nicht mehr Hoffen
Ich sehe wütend und verneinend ein
Ich bin ein heillos akrenloses Schwein


Die Jahre über machte ich mir vor:
Ich wär Titan, ich wäre Kahn, ich wär ein untreffbares Tor
Doch die Einschüsse entstellten und verstümmeln mich
Ideale werf ich ohne Wimmern hinter mich


Ich weiß, es gibt gar kein Entkommen
Das brüllend Feuer, das hat immer schon geglommen
Ihr dachtet: Ach, das packt der schon!
Ist doch ein Kämpfer und von dem Le-eu ei-ein Sohn


Ich dachte auch mal, dass ich schaffe
Ich geb´s nun auf, versuche ein Geraffe
Versuche mitzunehmen, was ich hier gefunden
Versuche, auszuheilen, was mir hier verbunden


Ich geh nun vollbepackt, kann´s kaum noch Tragen
Zu meinem sprit- und motorfreien Wagen
Ich starte lässig, nur mit einer Hand
Ich fahre glücklich in der Ruhe friedlich Wand…



EK 14-06-2009
 
L

label

Gast
Hallo HarryHaller

Dein Gedicht spricht mich an, ohne dass ich es wirklich verstehe.
Das LyrIch hält Bilanz und versucht zu einem inneren Frieden zu gelangen.
Ich duck mich schnell, doch wieder werde ich getroffen
Ich tue alles- alles , kann nur nicht mehr Hoffen
Ich sehe wütend und verneinend ein
Ich bin ein heillos akrenloses Schwein
von wem getroffen? worauf hoffen?
verneinend einsehen ist ein Widerspruch, oder meinst du die Wut verhindert die Einsicht.
akrenlos, bedeutet das LyrIch sei ohne Hand und Fuß?
Die Jahre über machte ich mir vor:
Ich wär Titan, ich wäre Kahn, ich wär ein untreffbares Tor
Doch die Einschüsse entstellten und verstümmeln mich
Ideale werf ich ohne Wimmern hinter mich
LyrI machte sich etwas vor, stellt jetzt fest, dass es dadurch Schaden gelitten hat, welche Ideale werden jetzt ohne Bedauern aufgegeben? Das wirkt ebenfalls widersprüchlich
Ich weiß, es gibt gar kein Entkommen
Das brüllend Feuer, das hat immer schon geglommen
Ihr dachtet: Ach, das packt der schon!
Ist doch ein Kämpfer und von dem Le-eu ei-ein Sohn
für mich kryptisch, das klingt so als glaube LyrI für die Hölle(?) vorbestimmt zu sein, was andere anders sahen
Le-eu ei-ein - damit kann ich gar nichts anfangen
vom Leu ein Sohn? warum dann aber so zerstückelt.
Ich dachte auch mal, dass ich schaffe
Ich geb´s nun auf, versuche ein Geraffe
Versuche mitzunehmen, was ich hier gefunden
Versuche, auszuheilen, was mir hier verbunden
Die Zeitenwechsel verwirren, das wäre wieder ein Widerspruch a zu den vorangegangen Strophen, b in sich
vor allem ist ganz unklar welche Verbundheit verletztend war
Ich geh nun vollbepackt, kann´s kaum noch Tragen
Zu meinem sprit- und motorfreien Wagen
Ich starte lässig, nur mit einer Hand
Ich fahre glücklich in der Ruhe friedlich Wand…
wieder kryptisch, vollbepackt mit Erlebnissen?
soll der Wagen der Tod sein?
der letzte Vers beschreibt demnach einen Suizid


Dein Gedicht hat mich sehr beschäftigt , ich bin mir aber nicht sicher ob ich es richtig gedeutet habe

LG
label
 

HarryHaller

Mitglied
Hallo label,

vielen Dank für deine Zeilen.
Ich werde versuchen, Deine Fragen zu beantworten.
Da ich kein professioneller Autor bin, plane ich nicht, was ich schreibe, es kommt irgendwie zu mir, das nur vorab:

Das LyrIch ist noch nicht am Ende, wenn es also eine Bilanz hält, dann nur eine Zwischenbilanz, aber so kann man es nennen.

von wem getroffen?
Vom Schicksal, vom Leben, jeder Treffer eine gestörte Hoffnung, eine Wunde, bestenfalls Narbe in der Haut der Illusionen...

Worauf Hoffen?
auf Unversehrtheit, Unverletzbarkeit, auf die Möglichkeit, frei und offen und gebend sein zu können ohne verletzt werden zu können...also Jesus und Superman in Personalunion, zumindest was ihre Fähigkeiten angeht, unletzbar waren beide ja nun auch nicht...

Verneinend einsehen?
Ja, ein Widerspruch, das Lyrich will die Wahrheit nicht anerkennen, dass man selbst etwas tun muß, sieht sich selbst aber völlig hilflos dastehen, da ihm ohne Hände und Füße die Exekutive fehlt und verachtet sich selbst als Schwein im Sinne von jemandem, der etwas will, was ihm nicht zusteht, es aber durch das Wort Schwein verharmlost... er will, dass seine Probleme gelöst werden, er schafft es nicht, sie selbst zu lösen und er will es auch gar nicht selber tun, bockig, wie er ist...

LyrIch macht sich was vor etc.?
Ja, er träumt und hofft auf Unverletzlichkeit, siehe oben bei Hoffen...

Ideale verwerfen?
Ja, durch den Frust der ständigen Verletzungen gibt er verbittert seine Ideale auf, er wollte helfen, heilen, retten, lieben, alles in selbstloser Art, wenn er unverletzbar würde, doch es geschieht nicht...

Feuer? Höllenfeuer??
Oh Nein, tief im Innern weiß er von Anfang an, dass sein Hoffen unerfüllbar ist, für ihn ist aber das normale Leben das brüllende Feuer, dass ihn ständig verletzt...

Le-eu, ei-ein?
Das sind sie Oberflächlichkeiten in den Beziehungen unter denen er leidet, da niemand konkretes hören will, sondern nur Durchhalteparolen schmettert und in dem er es fast anklagend selbst ausspricht, kommen ihm Zweifel und am Ende stottert er des Löwen Tapferkeit und Stärke und merkt, das er sie nicht hat... (Ich hätte die "wörtliche Rede" beachten sollen)

Zeitenwechsel, Widerspruch?
Ab jetzt ist er in Realzeit, vorher erzählte er.Durch die Erkenntnis der eigenen Feigheit, der Unfähigkeit, sich zu öffnen, ist er es leid geworden, es immer und immer wieder zu versuchen,er gibt es auf, aber nicht das Leben an sich, sondern Beziehungen, Liebe, Freundschaft
Er will in seine Einsamkeit mitnehmen, was ihm wichtig ist, matrielles und geistiges und alles seelige, denn was ihn erwartet, weiß er noch nicht und was später nach dem Tod geschieht schon gar nicht, er wappnet sich und will in Einsamkeit versuchen, seine Wunden auszuheilen, seine ständigen Enttäuschungen, Verletzungen, die nicht mit Liebe, sondern nur mit Oberflächlichkeit verbunden wurden...

Die letzte Strophe:
Beim Aufbruch merkt er, wie viele Erlebnisse und anderes er doch bei sich hat und wundert sich, dass es fast zu viel zum Tragen ist. Das drückt Hoffnung aus, dass es auch Gutes gab, das ist sein Hintertürchen, dass ihm den Weg zurück aus der Einsamkeit ermöglichen kann.
Der Wagen ist ein Symbol für Freiheit, für eine Fluchtmöglichkeit, eine Veränderung, doch leider doppelt sinnlos, da weder Antrieb noch Energie vorhanden ist und er weiß es, will aber die Illusion versuchen und diese Illusion, die er sucht, ist nicht Freiheit, sondern Ruhe, innerer Friede und das es auch dies nicht gibt weiß er schon, er macht diesen Versuch nicht zum ersten Mal, er weiß, dass er allein auch nicht klar kommt und sich wieder ins Leben stürzen muß und trotzdem fährt er trotzig gegen der Ruhe friedlich Wand, die ihm nur sagt: Geh wieder zum Leben zurück und versuche es noch einmal...

Ich hoffe, ich konnte es so transparenter machen...

Liebe Grüße
Eric
 



 
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