Opa Kurt 3: Auf dem Dach

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Bursch

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Zu den Personen und zur Situation lies die kurze Einleitung zu "Opa Kurt 1". Bäcker Rolf M. weiß seiner Ex-Schwägerin fernmündlich Neues zu berichten über ihren allein lebenden Erzeuger, 84 Jahre jung:

Was heißt "schlimm", Susanne? Ich sage mal, es hätte schlimmer kommen können. Also noch schlimmer.
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Nur die Ruhe, er lebt noch. Nein, weißt du, wo dieser Heiner seine Pfoten drin hat, gilt volle Alarmstufe. Sein ehemaliger Kollege im Elektrogroßbetrieb, dieser Pfälzer.
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Genau, der aus dem Winzerclan. Der schickt ihm immer kistenweise Trockenen. Schmeckt am besten in Gesellschaft. Zum Beispiel der von Kurt. Und irgendein Anlass findet sich allemal. Diesmal ging es um gemeinsame Reparaturarbeit. An Kurts Scheune. Dein Vater hatte da wohl mit langen Holzlatten hantiert und war an kleine Schieferplatten geraten, die das Dach seitlich abschließen. Um die Stelle auszubessern, ließ er seinen Heiner kommen.
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Nicht sofort. Erst haben sie gearbeitet. Richtig sogar. Das Holz am Dachrand erneuert und die Platten ersetzt. Den ganzen Nachmittag lang. Dann ging es aber nahtlos über zum gemütlichen Teil.
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Aber hallo, Susanne. Voll wie Haubitzen, als Kurt sein Heinerle verabschiedet. An dem Abend herrschte Vollmond, gute Sicht. Kurt wirft, als er allein ist, nochmal einen stolzen Blick aufs Dach hinauf. Was ist das? Was blinkt da? Oje! Haben die zwei eine Zange liegen lassen? Nee, geht ja gar nicht, die holt so'n ewig Junger doch rasch mal herunter vom Dach.
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Doch, schaffte er. Frag mich nicht wie, jedenfalls ist er eine Minute später per Klappleiter am Dachrand. Stellt fest, dass die Zange verteufelt weit weg liegt. Auch kein Problem, schwingt er sich halt hinauf und robbt sich vor. Krabbelt und zappelt, stützt sich halb auf den oberen Rand der Leiter, halb klammert er sich an die Dachpfannen. Bedauerlich nur, dass er vor lauter Gezappel der Leiter einen harten Kick verpasst, und die der Länge nach zu Boden stürzt.
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Exakt. Erst die Leiter, dann er selbst.
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Nur die Ruhe. Es hätte, wie gesagt, toller kommen können. Die Zange hielt er stolz in Händen, aber er verlor den Halt.
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Vier Meter etwa. Klammert sich am Ende noch an die seitlichen Platten, die frisch reparierten. Die gehen gleich mit ab.
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Ja sicher tat's weh. Er hatte aber Glück, fiel mehr so auf die Seite. Dumm nur, dass da diese verdammte Leiter lag. Auf die schlug er mit dem rechten Unterarm. Kein Bruch, aber fiese Prellung. Musste in Gips.
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Ja. Und Autofahren geht auch nicht. Ich kümmere mich um ihn, keien Sorge. Fahr alle zwei Tage abends einkaufen. Oder bring's frisch mit aus der Bäckerei. Betreue fünf Filialen, Susanne. Mensch, mir fehlt die Zeit.
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Weiß ich ja alles. Was soll ich denn machen?
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Deine Tochter? Melanie? Lass die bloß, wo sie ist. Frau und studieren, geht für Kurt gar nicht. Und jetzt ist sie auch noch bester Hoffnung. Mitten im Studium. Bitte - nein!
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Schon okay, Susanne. Lass gut sein.
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Würde wirklich gern mal anderes berichten. Sorry.
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Nochmal - alles paletti. Und grüß Hans.
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich fand den ersten Teil am besten.
2 und 3 wirken zu konstruiert.
Wobei mir dieser Teil mehr zusagt, ist
nicht so dick aufgetragen und wirkt glaubhafter.

Aber alles in allem hast du eine liebenswürdige
und schusselige Person geschaffen. Gut!

L.G
Patrick
 



 
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