Optische Täuschung

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Optische Täuschung


Nun machte sich die letzte Tüte auch keine Gedanken über ihre traurige Entstehungsgeschichte. Sie brannte, und das nicht schlecht. Versprengte Reste des gehüteten Cannabis-Urlaubs-Etats vereinigten sich in retrospektiver Volkssturmmanier zu einer letzten Zangenbewegung Richtung Denkprozess.
Der in seinem Freundeskreis auch schmeichelnd „Don Airport“ genannte Flughafen rülpste mir mit jedem Öffnen der anglo-amerikanischen Automatiktüren seinen klimatisierten mexikanischen Atem ins ins Gesicht.
Das heraufziehende Gewitter wirkte etwas gecastet, schoss sich jedoch relativ zielsicher auf mich und das lustig qualmende Genussmittel ein. Durch engagiertes Durchziehen reduzierte ich die Angriffsfläche des kleinen Steppkes gegen null, hörte ein genussvolles “gangway ...“ aus meinem Mund rollen und saß dann eigentlich schon auf meinem lässigen Fensterplatz.
„... ähm, ...knarks ... guten Abend, verehrte Fluggäste, der Abflug verzögert sich noch etwas. Die mexikanischen Flughafensonstwas kontrollieren noch die Wassermenge auf der Startbahn, da im Falle eines Startabbruches der Bremsweg ... ähm, ... schnarr..., zu lang werden könnte. Wir bitten um ihr Verständnis!“
Na hoppla. Schon formte sich das Bild eines sombrerogekrönten Mexikaners, der dem geneigten Fernsehzuschauer vor einem ausgebrannten Flugzeug schulterzuckend seinen Zollstock präsentiert.
Durch ein heftiges Rucken wurde mein Kopf und sein SOFORT-RAUS-AUS-DER-BUDE-Gedankengut in den Sitz gedrückt und turbulent schnell auf Reiseflughöhe gebracht. Gute Arbeit, Jungs, null Bock auf ´ne nächtliche Grenzexkursion gen Norden, aber hier 1A das Wasser vermessen, na bitte.
DAS LOCH in der Tragfläche war dann nicht zu übersehen.
Nein nein, kann nicht sein, erstmal den Film reinziehen und über Irland vom Kaffeeduft wecken lassen. Hey, heißer Streifen, gute Filme haben die ja immer am Start, ja, klasse, nur dass die Tragfläche eher mäßig in Form ist, das ist, naja, verdammt nochmal, wir müssen notlanden!
Schon irrte ein suchender Blick durch den fliegenden Sarg, vollgestopft mit dumpfem Pauschalgesindel und zwei komplett ahnungslosen Piloten.
Notlanden, ihr Arschkrampen, aber ZACKIG! ANBLASEN! ALLES, WAS DRIN IST!
Obwohl ...
... irgendwo zwischen zwei krakelenden Rentnern aus Rosenheim im Atlantik rumtreiben? Nein, sonst gerne, aber sicher doch ...
Vielleicht hält´s ja noch bis Frankfurt, wohl kaum, klar, aber die Gemütlichkeit darf und muss hier eindeutig Vorfahrt haben, nichts für ungut, scheinheilig noch Schnaps bestellt und tatsächlich sicher gelandet.
Da muss man Fuchs sein ...
 



 
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