Orpheus Arm ist so kurz

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Walther

Mitglied
Orpheus Arm ist so kurz


Orpheus Arm ist
So kurz heute
Die Zeitkaskaden stürzen
Durch mein Schwarz
Hindurch

Und ich lehne
An dünnen Wänden
Die stöhnend sich beulen
Zum Hades hin
Der Nachen wartet immer

Der Kirschbaum
Hat sich geschüttelt
In kaltem Dunkel
Benetzt im Gras
Schlafen seine Blütenblätter

Als sei rosa
Die Farbe des Lebens
Als sei Tau
Regen
Starre ich ins Umrahmte

Bild des Frühlings
Welch fader Traum
Durchwachter Nacht
Schlafes Bruder
Der Auflöser

Fahlweiß
Verblichen
Liegen da auch schon Magnolienblüten
Drin suhl ich mich
Zwischen Tag und Nacht
 
H

Heidrun D.

Gast
Naorpheusseidank,

es wird mal wieder Cuba Libre probiert ...

Sehr gelungen, schönsprachlich und klug.

Hocherfreute Grüße
Heidrun

Guter Titel, auch.
 

Walther

Mitglied
Hallo Heidrun,

danke für Deine lobende Erwähnung. Ich hänge gerade meinem Schlaf nach, der mich immer wieder allein im Regen stehen läßt.

Lieber Gruß W.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Walther!

Du zeigst hier auf. dass ein Frühlingsgedicht nicht immer himmelhochjauchzend sein muss.
Vor allem ab der dritten Strophe baust du diesen "faden Traum" in wortgewaltigen Bildern auf. Die vierte Strophe packt mich dabei am meisten.
Klasse Gedicht, sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße
Manfred
 

Walther

Mitglied
Hi Franke,

das muß ein Frühjahrsgedicht in der Tat nicht. :) Danke für Deinen positiven Kommentar.

Alles Beste

W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Jetzt nur nicht gleich wieder zur Sonettiererei zurückkehren, Walther. :D - Mich dünkt, die Bewertungen (oder der Mangel daran) haben in jüngster Zeit wieder verstärkt mit persönlichen Aversionen zu tun und weniger mit dem Text.

Und dieser ist hervorragend!

Liebe Grüße
Heidrun
 

revilo

Mitglied
Hallo Walther,
das ist ein wunderschön - trauriges Frühlingsgedicht.
Es muß ja nicht immer Frühling lässt sein grünes Band wieder flattern durch die Lüfte sein......... LG revilo
 

Walther

Mitglied
Mensch, Oliver,

dabei kann ich doch weder dichten noch Vers libre. Loitz, ich muß mich zusammenreißen, sonst hebe ich ab. ;)

Nee, lieben Dank. Ich versuche immer mal wieder, einen ordentlichen Text zu schreiben. Manchmal klappt es sogar...

Alles Gute und Gruß!

W.
 

Walther

Mitglied
In der Tat,

lieber Oliver,

wohnt in der Schönheit bereits ihr Gegenteil. Das Leben bildet mit dem Tod eine Einheit. Die inneren Sorgen können durch die äußere Schönheit aufgelockert werden - sie verschwinden aber nie.

Der Schlaflose ist des Tags somnambul - der Frühling lädt dazu ein. Er schafft eine Ruhe, die aus der Hoffnung, die wächst, entspringt. Hier können die gereizten Sinne abschweifen.

So war das Gedicht gemeint. Danke, daß es Dich erreichen konnte.

Gruß W.
 

Leise Wege

Mitglied
Hallo Walther,

feinstimmig und gehaltvoll! Wieder so vielseitig und sehr aussagekräftig im Einzelnen fließt es wunderbar in ein Ganzes.

Die Zeitkaskaden stürzen
Durch mein Schwarz
Hindurch

Und ich lehne
An dünnen Wänden
herrlich im Ausdruck (woww! hab ich beim lesen gedacht) und so zieht es sich durch alle Zeilen.

Vers Libre in Qualität!

Lieben Gruß
Moni
 

Walther

Mitglied
Hallo LeiseWege,

von Dir macht dieses Kompliment besondere Freude, nicht weil ich die anderen Eintragenden weniger schätzte. Es liegt an Deinen Werken, die diese besondere Ader für Sprache in ihren Windungen und Bedeutungsebenen verraten.

Ob ich Vers libre schreiben kann, weiß ich nicht. Aber ich über, und es kommen ein paar Fortschritte, der Lupe und ihren kritischen Anmerkungen sei es gedankt.

Lieber Dank und beste Grüße

W.
 



 
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