P s a l m

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P s a l m

Die Knospen im Kastanienpark
öffnen sich wie Hände, weit nach oben.
Vögel, ihr Winter war sehr karg,
die Tempelvögel in den schwarzen Roben
krächzen Lieder aus dem Psalter.
Der Specht vernagelt einen Sarg.
Der Wind hat einen gelben Falter
auf einen Halm gehoben.

Die Vögel rufen!
Komm, diese Hand ist stark.
Spürst du es? Hier, diese Stufen!
Der Weg zu Bett und Sarg.

(1960)

© Dietrich Stahlbaum
 
M

mako

Gast
Quelle der Spiritualität

Hallo, Dietrich,

Dein Psalm gefällt mir ebenfalls sehr gut, wenn er für mich auch etwas düster klingt.

Deine bildhafte Sprache ist wundervoll, insbesondere in den Zeilen:
"Der Wind hat einen gelben Falter
auf einen Halm gehoben"

Deine Zeilen erinnern mich noch einmal an die letzten Tage vor dem diesjährigen Frühling, als die Natur zwischen grauen Schneeresten tiefgefroren schien, auf ewig und der Winter einfach nicht enden wollte.

Ein Zustand in der selbst die Zeit erstarrt zu sein scheint, in der tote Bäume kahle Äste in die Höhe recken, dass der bleierne Himmel nicht einstürzen möge und aus finsteren Baumkronen schwarze Todesblüten wachsen, die langsam, krähenkrächzend mit dunklen Schwingen schlagen.

Doch wie immer regeneriert sich die Natur und auch der Mensch, nun ist die Zeit der Auferstehung.

Ich wünsche Dir Frohe Ostern
Mako
 



 
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