Pachamama

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ENachtigall

Mitglied
„Pachamama, was steckt in deiner Manteltasche?“

Sieh, sie rotieren im Terradelirium:
Puppen, Gespenster, Halbseidenspinner
Finne, Axolotl, Grottenolm
und all die anderen
animentalischen Spielereien wie Ich

Entlarvung im offenen Vollzug

Auch Du, kleine Nymphe, noch
nimmersatt Träume verdauernd
von damals, den Kratonen entführt
bissest dich durch ´s dickichte Schlafenland

Allerseelenruhig zur katastrophalen Metamorphose

tragen Wir einen Rest chain gang
ihrer Nabelschnur im Plexus sacralis
Schwergewebe – Bindekraft
Kontrastmittel aquaheller Intuitiefen

Verebbend mit neuen Monden
ein Quäntchen Eisen entlaufengelassen

„Wechselgeld für Fruchtbarkeit, Pachamama.“



© elkenachtigall
für Klara
Aug-06​
 

Höldereden

Mitglied
Hi Elke,

da sind ja so tolle wortschöpfungen drin. Mein lieblings: "terradilirium" Und auch die verwendung der anderen worte teils aus kindergeschichten, teils aus wissenschaftlichen zeitungen...
Und dein halbseidengesponnener faden zieht sich so raffiniert und künstlerisch als das Werden, die Entstehung von erst ahnungsloser frage bis zur herrlich ironisch/weisen antwort!
Ich wünschte ich könnte so schreiben...*träum*

ganz liebe grüße,
Höldereden

P.S.:Die Wunder=Kinder sind ja auch eine tolle inspiration!
 
D

dockanay

Gast
liebe elke,

selten habe ich so etwas beim lesen eines gedichtes empfunden, selten war ich so aufgewühlt: ein mächtiger rhythmus, aber nicht krachend oder laut, sondern ruhig schwingend wie ein perfekt eingestelltes pendel. es ist dir gelungen einen lyrischen kosmos von beeindruckender dichte reifen zu lassen. vor meinen augen vollziehen deine verse immer noch umkreisende, annähernde bewegungen, doch zielen sie nicht auf ein unsagbares, sondern letztlich auf die ganz einfachen dinge, die uns die verzettelungen des menschlichen alltags und das begriffliche denken verstellen. die wirkung des fremdartigen, überraschend, bisweilen auch verstörend vertraut, ergeben sich aus deinen wirklich magischen wortschöpfungen, mit unterschwellig baudelairescher tönung, verwendest du sie jedoch so auf das natürlichste, womit das befremdliche deines gedichtes über die darstellungsweisen der einzelnen bilder in einem traumhaften, erinnernd-tastenden, in einem beschwörenden schreiben mündet. mehr kann man von einem guten gedicht nicht verlangen.


lg dockanay
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Höldereden,

entschuldige die späte Antwort auf Deinen Kommentar, ich hatte technische Schwierigkeiten.
Kinder sind ja auch eine tolle inspiration!
Da sagst Du was Wahres! Nicht ganz unbeeinflusst sind davon möglicherweise auch meine Wortschöpfungen. So haben die Kids "magneten" als Verb zum Substantiv gestellt; ich finde es fehlte tatsächlich (wenn etwas magnetet, haftet es schließlich nicht einfach an). Und als er noch ganz klein war rief mein Sohn, sobald er irgendwo hinaufgeklettert war: Gänga Gänga

Trotzdem ist es ein Balanceakt neue/eigene Begriffe so zu verwenden, dass sie nicht aufdringlich wirken. Wenn es Dir hier schlüssig erscheint - und ich freue mich, dass Du dem Faden scheint ´s mühelos folgen konntest, freueich mich besonders über Deine Anerkennung.

Liebe Grüße

Elke
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo dockanay,

auch Dir verspätet ein herzliches Danke für Deinen Kommentar, der in meinen Augen wie jedes Deiner geschriebenen "Stücke" ein Werk für sich ist.
Manchmal zweifle ich bei Texten, wie auch diesem Gedicht, ob ich in meinen Tauchgängen in solche Zwischenthemen noch nachvollziehbar bleibe. Um so mehr aber bestärkt mich Dein sehr feines Einlassenkönnen und Nachempfinden. Ich freue mich, dass es auch Schreiber und Leser wie Dich in diesem Forum gibt.

Liebe Grüße

Elke
 
C

casy01

Gast
gelungen ist Dir diese " Form "

perfekte Wortspielereien

mit Bild - Phantasie und Wissen gemischt


angregend schön
 

ENachtigall

Mitglied
Danke für Deine

anerkennende Reaktion auf dieses Gedicht, Casy. Dass Du an dieser Art von Lernen und Darstellen Gefallen findest - denn auch das ist Schreiben für mich: Themen zu recherchieren und gestaltend umzusetzen - freut mich sehr. Es ist ein Außenseitergedicht, das ein wenig vereinzelt steht; aber durchaus auf festem Fuße.

Liebe Grüße

Elke
 



 
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