Pangäa

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Ike Van Dayk

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"Er ist da. Die Reise kann beginnen".

Seine Reise beginnt auf einer sonnendurchfluteten Waldlichtung. Die Laubbäume um ihn herum erstrahlen im sattesten Grün, das man sich vorstellen kann. Kleine Insekten und Lichtstreifen bringen die Luft zum Beben. Es herrscht die Stille eines Waldes. Eines grossen Waldes. Des einen Waldes, in dem die Reise von Alastair Whyte beginnt.
Das Einzige, woran er sich noch zu erinnern vermochte, war wie er vor einer unbestimmten Zeitspanne an einem Flussbett südwestlich dieser Waldlichtung erwacht war. Er wusste weder, wie er dort hingekommen war, noch wusste er wie weit er seither gelaufen war. Die Hitze und die Schmerzen im rechten Bein machten ihm zu schaffen. Der Fluss wiess ihm schliesslich den Weg zur Lichtung.
Alastairs Augen begannen zu brennen. Ein juckender Schmerz durchfloss seine Pupillen. Die Lichtung verschwamm vor seinen Augen. So als ob die Insekten und Lichtstreifen in der Luft plötzlich zu leuchten beginnen würden. Er erinnerte sich jetzt an ein weiteres Fragment seiner Reise zu dieser Lichtung. Er sah sie vor sich stehen. Eine junge Frau in einem weiten roten Kleid mit goldenen Verzierungen und Bändern. Sie trug einen merkwürdig glänzenden Kopfschmuck, welcher ebenfalls in den Farben rot und gold erstrahlte. Ihre Augen glichen dem Grün der Laubbäume.
Sie sagte etwas. Ihre Stimme klang weit entfernt. Alastair konnte sie nicht verstehen. Dann verschwand sie wieder. Das Brennen in den Augen lies nach und er sank zu Boden. Seine Kleidung war schmutzig und zerfetzt. Er trug eine schwarze Hose und ein weißes Hemd. Zumindest war dieses Hemd einmal weiß. Jetzt sah es eher wie das Hemd eines Minenarbeiters aus. Seine Schuhe waren zerfetzt, so als ob er eine lange Reise über unwegsames Gebiet hinter sich hätte.
Da war noch etwas...Er konzentrierte sich, kniff die Augen zusammen. Ein Wolf. Ein strahlend weißer Wolf. Auf einem Felsvorsprung. Er sieht ihm genau in die Augen. Das musste vor einigen Wochen gewesen sein. Das Zeitgefühl kehrte durch die Erinnerungen langsam zurück. Doch es schmerzte. Alastairs Kopf begann zu vibrieren. Er musste sich erst stärken. Aber wie? Wie gross war dieser Wald? Lief er im Kreis? Wo kam er überhaupt her?
Er versank in den Tiefen des Schlafes. Die Musik des Waldes begleitete ihn ins Reich der Träume. Die Grillen zirpten, der entfernte Fluss plätscherte, der Wind streifte durch die Blätter.
Tiefes Fallen. Schweben. Vergessen. Erinnern. In der Welt der Träume sind Dinge miteinander verknüpft, die sonst getrennt sind. Und was sonst als tiefste Logik und Gesetzmässigkeit gilt, ist hier nur ein Teil der Möglichkeiten.
Während Alastair schlief veränderte sich der Wald um ihn herum. Das schwarze Blau der Nacht legte sich wie ein Tuch über die Bäume und am Himmel erschienen unzählige Sterne. Das Leuchten eben jener Sterne spiegelte sich in den kleinen Seen und Tümpeln, in den Augen der Tiere und auf den Blättern der Pflanzen. Die Nacht bringt Augen zum Vorschein, die sonst verborgen sind.
Eine Eule warf den Blick ihrer Augen auf den schlafenden Mann auf der Waldlichtung. Diese Eule folgte dem Mann schon seit Tagen. Sie wusste mehr über Alastair Whytes Reise als Alastair Whyte selbst. Sie hatte gesehen, wie er vor dem weißen Wolf floh, obwohl dieser ihm gar nichts anhaben wollte. Sie begleitete danach den Wolf zurück zu den Höhlen des Nordens, ohne dabei den "wandernden Einsamen", wie sie ihn hier nannten, aus den Augen zu lassen. Denn die Eulen hatten viele Augen. Manche in den Bäumen. Andere in den hohen Felsformationen des Nordens, die den ganzen Wald und alle Täler überblickten.
Die Eule hatte auch beobachtet, wie die "rote Frau" den wandernden Einsamen am Flussbett fand und ihm einen Schluck aus einer schwarzen Wasserflasche gab. Sie redete mit ihm. Doch er verstand ihre Sprache nicht.
Auch verstand er die Sprache des Waldes nicht, die ihn auf den richtigen Weg führen sollte. Die Sprache des Waldes ist die älteste aller Sprachen auf diesem kleinen Planeten und es ist gewiss auch die kompliziertetse, obwohl gleichzeitig auch die einfachste. Es ist nur eine Frage des Standpunktes. Die Eule selbst verstand auch nur Bruchstücke dieser altehrwürdigen Kommunikationsform. Das Einfache daran war, dass die gesamte Sprache nur aus einem einzigen Wort bestand, welches zu immitieren völlig unmöglich ist. Das Komplizierte war die Tatsache, dass dieses eine einzige Wort aus 24.000 Buchstaben bestand, und das Alphabeth des Waldes 799 Buchstaben plus 234 Umlaute beinhaltete. Die Anzahl der Variationen dieses einen Wortes beläuft sich dementsprechend auf eine immense Summe.
Somit war es vorhersehbar, dass auch diese gutgemeinte Hilfe des Waldes nicht bis zu Alastair, dem wandernden Einsamen, vordrang. Die Bäume, Sträucher, Steine und Bäche vermochten nicht in das Bewusstsein des Menschen vorzudringen. Und so war er auf sich allein gestellt.
Die Eule verließ die Lichtung und flog in Richtung Norden. Alastairs Schlaf war tief und lang. Und dann erwachte er.
Es war dunkel. So dunkel wie noch nie zuvor. Und es war still. So still, dass das Fallen einer Nadel einer Explosion gleichen würde. Alastair versuchte, die eigene Hand vor den Augen zu erkennen. Doch er sah nichts. Erst als seine Finger sein Gesicht berührten, nahm er seine Hand wahr. Die Musik des Waldes war erloschen. Aber nicht nur das. Alles war erloschen. Alastair fühlte sich so einsam und verlassen wie noch nie in seinem Leben. Der wandernde Einsame.
Er richtete sich auf. Mit seinen Händen tastete er den Boden ab. Der Boden hatte eine völlig glatte Oberfläche und fühlte sich künstlich an. Er war kalt. Auf einmal bemerkte er, dass seine Hand an einer Kante abrutschte. Vorsichtig tastete er weiter, bis er feststellte, dass er sich auf einem steinernen Quader befand, gerade groß genug um darauf zu schlafen. Er versuchte mit seinem rechten Arm so weit wie möglich nach unten zu greifen, um festzustellen, wie weit der eigentliche Boden, auf dem der Quader stand, entfernt war. Er griff so weit wie irgend möglich, doch alles was er fühlte, war der kalte, glatte Stein des Quaders, sonst nichts.
Befand er sich in zwei Metern Höhe? In 20 Metern? Oder in 200? Er verharrte. Er war absolut still. Er hielt sogar die Luft an. Um irgendetwas zu hören. Doch er hörte genau so wenig wie er sah oder roch. Dieser Raum schien die unendliche Dunkelheit zu beherbergen.
Er sagte leise: "Hallo ... Hört mich jemand". Dann schrie er: "Haaaloo? Hört mich jemand". Er hörte nichts. Nicht einmal ein Echo. Einfach nichts. Hier saß er für Stunden. Hilflos. Hoffend, dies sei nur ein Albtraum. Doch es war keiner. Das wusste er. Das war wohl das Einzige, was er sicher wusste. Dass dies hier die Realität ist. Die einzig wahre Realität. Auch wenn er sich an nichts erinnern konnte, ausser daran, hier aufgewacht zu sein. Nein, da war noch etwas. Ein Tier. Ein Vogel? Es war eine Eule. Alastair sah sie jetzt so deutlich vor sich, als ob sie in einem hellen Lichtkegel durch die Dunkelheit des Raumes fliegen würde.
Die Erinnerung wurde deutlicher. Atmen. Alastairs eigenes Atmen. Hinter einem angelaufenen Helmvisier. Seine linke Hand wischt das Visier von aussen frei. Ein Korridor. Rohre. Orangenes, flackerndes Licht. Funken. Von einem Elektrokabel in der Wand. Es wurde herausgerissen. Ein rotes Licht leuchtet an der Wand. Alastair geht darauf zu. Die Eule ist mit der Wand verwachsen. Sie ragt hinaus, sieht aus wie tot. Alastair hebt seine Hand, will sie aus der Wand ziehen. Die Eule öffnet ihre Augen. Es sind menschliche Augen. Blutunterlaufen. Sie sagt: "Folge mir". Ihre Stimme klingt furchtbar, sie klingt unmenschlich. Dann öffnet sich hinter Alastair mit lautem Getöse eine automatische Türe, sie erhebt sich langsam vom Boden. Ein grelles Licht blendet Alastair, er dreht sich zurück zu der Eule, doch sie ist verschwunden. Stattdessen nur eine leere Einbuchtung und ein weiteres, Funken schlagendes Elektrokabel. Die Türe ist jetzt ganz offen. Alastairs Blick richtet sich wieder in das Licht. Es ist so grell, dass er seine Hand schützend vor das Visier des Helmes halten muß. Etwas kommt auf ihn zu. Etwas großes. Ein Fangarm. Ein Maschinenarm. Ein ...
Alastair schreckte auf. Er lag immernoch auf dem Quader. In der stillen Dunkelheit. Tränen schossen ihm in die Augen. Er hatte das Gefühl an einem schrecklichen Ort gefangen zu sein. Ihn überkamen nun doch Zweifel. Ist dies wirklich real? Sind diese Erinnerungen real? Oder bildete er sich all das nur ein. Er grübelte Stunden. Etliche Stunden. Dann stand er auf. Er holte tief Luft. Und sprang.

"Dort, wo es keine Zeit gibt, gibt es auch keine Bewegung. Wenn es keine Bewegung mehr gibt, wird auch der Raum überflüssig. Ohne Zeit, Bewegung und Raum erkennst Du die Reinheit des Kosmos. Die Wahrheit hinter der Fassade des Seins ist das Nicht-Sein.
Als ich noch ein kleines Mädchen war, rief mich meine Mutter einmal zum Mittagessen in das Haus. Unser Haus stand auf einem Berg. Dieser Berg ragte aus dem Meer. Das Meer bestand aus Licht und hinter dem Licht lag die Ewigkeit des Nicht-Seins. Ich rannte in das Haus, schnellen Schrittes in die Küche. Mein kleiner Bruder saß da und lächelte. Meine Mutter aber starrte aus dem Fenster und weinte. Sie drehte sich zu uns herum. Ich fragte sie, was mit ihr los sei, warum sie weinte. Sie antwortete nicht.
Aber später, nach dem Mittagessen, führte sie mich hinauf zum roten Felsen. Sie trug ihr weites rotes Kleid. Und ihren Kopfschmuck. Sie offenbarte mir, dass meine Zeit kommen würde und dass ich einst dieses Kleid und alle damit verbundenen Bürden tragen musste. Und sieh mich an. Heute ist es so weit".
Ihre Stimme klang vertraut, lieblich und sanft. Alastair glaubte gar, jede einzelne Klangvibration dieser wunderschönen, klaren Stimme erkennen zu können. Während sie ihn durch diesen lichtdurchfluteten Korridor führte, erzählte sie ihm von ihrer Kindheit, von ihrer Bestimmung und von der Last, die sie auf ihren Schultern trug. Ihre Worte zogen Alastair in den Bann. Er konnte nur zuhören. Es schien ihm, als ob er nichts, aber auch garnichts ihren Worten hinzufügen oder gar etwas erfragen mußte. Sie sagte mit einem Satz so viel, wie andere mit einem Buch. Sie redete nicht nur, sie übertrug ihre Gedanken an Alastair, und er konnte bald kaum mehr unterscheiden zwischen seinen eigenen, unterdrückten Erinnerungen und ihren erzählten Erlebnissen.
Mit der Zeit erst wurde Alastair bewußt, dass dieser Ort nicht einfach nur lichtdurchflutet war, sondern ganz und gar aus Licht bestand. War dies das Meer des Lichtes, von dem die rote Frau ihm erzählt hatte. Würde sie ihn zu ihrem Elternhaus oben auf dem Berg führen?
Die Wanderung durch das Licht dauerte Stunden, vielleicht auch Tage. Nach einiger Zeit ragten aus dem Licht erste Konturen einer Landschaft hinaus. Berge, Steine, Moos, Bäume. Ein Gebirgsbach. Ein Gletscher am Horizont. Vögel. Bären. Kälte war das erste, was Alastair nach Tagen fühlte. Dann Wind. Dann Schnee. Er wurde nicht müde, der roten Schönheit zu folgen.
"Die Berge haben etwas mystisches, etwas Unfassbares an sich. Sie sind im Laufe von Jahrmillionen aus dem Boden emporgestiegen und werden nun im Laufe von Jahrmillionen vom tauenden Schnee, vom Regen und den Gezeiten wieder abgetragen. Ein Menschenleben wirkt geradezu sekundenhaft im Vergleich zum Leben eines Berges. Und dennoch ist auch der Berg nur dem ewigen Kreislauf von Geburt, Leben und Tod ausgesetzt. Das Meer. Die Bäume. Die Steine".
Sie blieb stehen. Zum ersten Mal seit Tagen. Sie drehte sich zu Alastair um. Schweigend sahen sie sich an. Alastair wollte gerade etwas sagen, da kam die rote Frau ihm zuvor.
"Mein Name ist Ka´ya".
Alastair zögerte kurz, dann fragte er erstaunt: "Woher wusstest du, dass ich dich das fragen wollte"?
"Du weisst, warum ich es weiss".
"Warum bin ich hier"?
"Weil ich dich an den Ort deiner Kindheit führen will. Um dir den richtigen Weg zu zeigen".
"Den richtigen Weg? Wohin"?
"Zurück in die Realität, mein lieber Alastair. Zurück in die Welt, aus der du kommst".
"Und welche Welt soll das sein"?
"Willst du es genau wissen"?
"Ja, verdammt nochmal. Ich will es jetzt wissen und zwar auf der Stelle".
"Beruhige dich, mein lieber Alastair Jonathan Whyte".
"Warum kennst du meinen zweiten Vornamen. Den kennt niemand ausser meiner Mutter und meiner ... Schwester".
Alastair erstarrte und sah tief in Ka´yas Augen. Diese grüne Farbe. Wie leuchtende Laubbäume. Dieses liebliche, schmale Gesicht eines Mädchens. Konnte dies wirklich seine Schwester Lucy sein? Sie lächelte.
Dann sprach sie mit lauter Stimme: "Alastair Jonathan Whyte, geboren am 19. April des Jahres 2187 in Zoloft, einem Vorort von Lemax City, benannt nach Lemax Industries".
Alastair erinnerte sich: "Die Raumfahrtgesellschaft"?
Ka´ya fuhr fort: "Glänzender Schulabschluss mit besonderer Belobigung in den Fächern Physik, Mathemathik und Technik. Danach Studium der Raumfahrttechnologie und Astrophysik, am 01. September des Jahres 2213 Eintritt bei Lemax Industries. Sie wollten dich eigentlich gleich in die Chefetage übernehmen, aber du wolltest zuerst praktische Erfahrungen an Bord eines interplanetarischen Raumfrachters sammeln. Schon nach kurzer Zeit galt die "Lemax Utopia IV", auf der du als Chefingenieur deinen Dienst mehr als übereifrig leistest, als das Flaggschiff von Lemax Industries und dein Name war in der gesamten interplanetarischen Allianz bekannt. Die heikelsten Lieferungen und Aufträge wurden absofort nur noch an dieses Schiff weitergegeben".
Alaistar wusste endlich wieder, wer er wirklich war. Er hatte beinahe Freudentränen in den Augen, weil er sich seines Lebens und seiner Herkunft nun endlich wieder bewusst war.
"Oh ja, ich erinnere mich. Mein Captain hies Donald McKinsey und er war wohl der strengste und härteste Kommandant der ganze Flotte".
Dann wurde seine Miene ernster und er sprach leise und mit zitternder Stimme:
"Ich ... erinnere mich an unseren letzten Auftrag. Es war der dritte oder vierte Auftrag der Geheimhaltungsstufe 1, den wir bekamen. Bei dieser Geheimhaltungsstufe wissen nur der Captain und der erste Offizier über die Details der Mission bescheid. Das einzige, was ich wusste, war, dass dieser Auftrag von allerhöchster Stelle kam und dass es der weiteste Flug werden sollte, den die Utopia IV bisher unternahm...".
Ka´ya setzte den Satz fort: "In den Grand-Valley-Nebel. Zu den Erzminen der K´lyn".
Alaistar fuhr fort: "Eigentlich befand sich dieser Nebel außerhalb der Handelsrouten der interplanetarischen Flotte, aber es ging wohl um einen Fund von allerhöchster Priorität, den die K´lyn dort gemacht hatten. Wir konnten die Minen nur mit speziell angefertigten Schutzanzügen betreten, wegen der Kälte und der Strahlung. Die K´lyn brauchten diese Schutzmaßnahmen nicht, da auf ihrem Heimatplaneten ähnliche Bedingungen herrschen.
Ich weiss noch, wie ich mit Captain McKinsey und Commander Hanks die Minen betrat. Es gab Streit zwischen dem Captain und dem Unterhändler der K´lyn. Ich weiss nicht, worum es ging, ich habe den Streit nur von weitem mitbekommen. Letztendlich sagte der Captain wütend, er würde den Auftrag nur durchführen, weil es eine Order von ganz oben sei und er noch nie einen Befehl hinterfragt hätte, aber diesmal sei er kurz davor dies zu tun.
Wir kehrten zurück auf die Utopia, versiegelten die Laderäume...".
Ka´ya sagte leise: "... und dann habt ihr euch für den Rückflug in eure Hyperschlafkabinen gelegt ... was ist mit dir"?
Alastairs Atem wurde unruhig. Er sah sich nervös um. "Nein, da war noch etwas ... Etwas ist passiert".
Ka´ya ging auf Alastair zu und packte ihn mit beiden Händen an den Schultern. Sie sah ihm tief in die Augen und fragte:
"Was ist passiert, Alastair, was"?
Durch Alastairs Kopf schossen Bilder. Ein Korridor. Rohre. Orangenes Licht. Ein Fangarm, wie von einem Roboter. Grelles Licht. Der Fangarm greift nach seinem Kopf. Alastair weicht aus. Er rennt weg, durch den langen Korridor. Der Korridor scheint endlos. Immernoch hört er die schrecklichen, metallisch-quietschenden Geräusche des Fangarms. Je weiter Alastair durch den Korridor rennt, je mehr Abzweigungen er benutzt, ohne zu wissen, wohin er eigentlich läuft, umso dunkler wird es um ihn herum. Zum Schluss nur noch hier und da ein paar funkende, zerstörte Elektrokabel oder die roten Alarmleuchten an den Wänden, die aktiviert wurden.
Er bricht zusammen. Kann nicht mehr. Liegt im Dunkeln. Dann bricht die Wand direkt vor ihm durch und ein noch grösserer Roboterarm rast auf ihn zu.
"Neeeeiiiiiiiiinnnnnn". Alastair lag schreiend am Boden. Er zuckte und wimmerte. Ka´ya versuchte ihn zu beruhigen, nahm ihn in den Arm. Nur langsam beruhigte er sich von den Bildern, die er ertragen musste und von denen er glaubte, es seien seine Erinnerungen.
"Mein lieber Alastair, erinnerst du dich noch an die Waldlichtung, zu der wir damals immer gelaufen sind? Manchmal sind wir dort geblieben, bis es dunkel wurde. Wir wussten, dass wir den Weg zurück finden würden, weil wir die Sprache des Waldes verstanden haben. Erinnerst du dich an den weißen Wolf, der uns immer folgte? Und an die Eule, mit der wir uns unterhielten"?
Alastair atmete wieder ruhiger. "Ja, ich kann mich daran erinnern. So als ob ich gerade erst dort gewesen wäre".
Ka´ya streichelte ihm durch sein schulterlanges, dunkles Haar. Seine braunen Augen starrten verloren in die Leere.
"Du warst dort. Und du warst auf der Utopia. Und jetzt bist du hier".
Alastair fragte zögernd, aber gewiß: "Bin ich tot ... Ist dies das Jenseits, Lucy? Bin ich auf der Utopia gestorben, bitte sag es mir"?
"Nein, du bist nicht tot".
"Aber du bist es" sagte Alastair und richtete sich auf. Ka´yas Augen wurden feucht, ihr Blick fiel zu Boden. Alastair stand auf und sah zu ihr hinab. "Lucy Whyte, du bist nicht mehr am Leben. Und du weisst es. Sieh mich an"!
Ka´ya schaute zögerlich und weinend zu ihm hinauf. Alastair schrie erzürnt: "Du bist schon seit Jahren tot. Eines Tages warst du einfach verschwunden. Du bist vom roten Felsen hinabgesprungen, genau wie unsere Mutter ein paar Jahre zuvor. Ihr habt mich allein gelassen. Beide! Warum habt ihr mir das angetan? Warum, Lucy"?
"Hör auf, Alastair hör auf! Ich kann das nicht ertragen".
Sie sank zusammen und brach in Tränen aus. Alastair kniete sich zu ihr herunter.
"Es tut mir leid, Lucy. Es tut mir leid. Sieh mich an. Du bist meine Schwester. Es tut mir leid".
Dann sagte Ka´ya mit leiser, weinerlicher Stimme: "Es gibt Dinge, die du nicht verstehst, mein Kleiner. Die du niemals verstehen wirst. Es gibt Interessen und Mächte, die weit über dir stehen. Weit über der Lemax Raumflotte, weit über der Weltregierung, weit über der interplanetarischen Allianz, sogar weit über den Interessen aller uns bekannten Völker. Die Menschen. Die K´lyn. Die Tolixinen. Die Plasmawesen von Pluto VI".
"Was steht darüber, Ka´ya? Was? Welche Interessengruppe ist wichtiger als alle uns bekannten Völker, welches Wesen mächtiger als der Präsident der interplanetarischen Allianz? Du redest von Gott, nicht wahr"?
"Gott, mein Kleiner, das ist nur eine Vorstellung, die wir niederen Wesen brauchen, um uns das Universum zu erklären. Es gibt da draussen aber ein Wesen, eine Macht, eine Instanz - die zu beschreiben ich nicht im Stande bin. Du fragst mich, ob wir tot sind oder am Leben, ich antworte dir: Hier ist es nicht von Bedeutung ob wir tot oder lebendig sind. Hier zählt nur das wir sind. Aber wenn du mich fragst, wie es auf der anderen Seite aussieht, in der Welt, die wir gemeinhin als Realität bezeichnen - so antworte ich dir, auch wenn es nur scheinbar den Tatsachen entspricht: Ich, deine Schwester Lucy, habe vor einer gewissen Zeitspanne mein Leben am roten Felsen verwirkt, weil es meine Bestimmung war. Du, Alastair Whyte, liegst in diesem Moment in der Hyperschlafkabine 27a auf dem interplanetarischen Raumfrachter Lemax Utopia IV, der Kurs von den Erzminen der K´lyn in Richtung Erde genommen hat, wo er seine Fracht, bestehend aus vier Containern, die im versiegelten Laderaum III stehen, abliefern soll".
"Das heißt also, ich träume nur. Ich liege in meiner Hyperschlafkabine und habe all das nur geträumt, ist es nicht so"?

Der Hyperschlaf ist die Zwischenstufe zwischen Tiefschlaf und künstlichem Koma. Diese Faustregel lernt jeder, der in der interplanetarischen Allianz zum Crewmitglied eines Raumschiffes ausgebildet wird. Allerdings wird längst nicht jeder Raumfahrer während seiner Dienstzeit auch tatsächlich einmal das zweifelhafte Vergnügen eines Hyperschlaferlebnisses haben. Nur auf Langstreckenflügen der höchsten Stufe 4 wird diese Technik für alle Crewmitglieder angewandt. Per Erlass vom 17. Oktober 2202 gelten alle Flüge, bei denen die Crew für bis zu dreiTage nicht essentiell für die Navigation und Wartung des Schiffes benötigt wird, als Langstreckenflüge der Stufe 1. Da sich für diese kurze Zeitspanne aber die Strapazen des Hyperschlafes nicht lohnen würden, wird die Crew auf solchen Langstreckenflügen zur Reinigung und Wartung des Schiffes eingesetzt. Selbiges gilt für Langstreckenflüge der Stufe 2, mit dem Unterschied, dass hier nicht nur die nötigsten Wartungsarbeiten an Bord durchgeführt werden, sondern die Überbrückungszeit genutzt wird um das Schiff vom Hauptantrieb bis zur letzten Schraube durchzuchecken. Dafür hat die Crew vier bis vierzehn Tage Zeit.
Bei Langstreckenflügen der Stufe 3 wird die Crew für 15 bis 100 Tage nicht benötigt. In solchen Fällen werden gut drei Viertel aller Besatzungsmitglieder in den Hyperschlaf geschickt. Nur einige Offiziere, Ingenieure und Wissenschaftler halten das Schiff dann in Betrieb, der Großteil der Navigations- und Wartungsarbeit wird in solchen Fällen aber bereits an den Hauptcomputer übergeben.
Bei Langstreckenflügen der Stufe 4 schließlich wird die Crew für 101 oder mehr Tage nicht zum Betrieb des Schiffes benötigt. In solchen Fällen legen sich alle Crewmitglieder in die Hyperschlafkabinen und die Kontrolle über das jeweilige Schiff wird voll und ganz an den Hauptcomputer übergeben.
Der Standard-Hauptcomputer der jüngsten Generation heißt "PureOrange 4.0". Die Vorgängermodelle 1-3 werden von diesem technischen Meisterstück bei weitem übertroffen. Während es bei jenen Modellen noch häufig zu Fehlfunktionen kam, sobald sie das Schiff mehr als eine Woche alleine verwalten mußten, treten bei PureOrange 4 praktisch keine Fehler mehr auf. Während es früher durchaus an der Tagesordnung war, dass die Crewmitglieder wegen angeblicher Defekte oder Notfälle viel zu früh und ohne die notwendige "langsame Aufweckphase" aus dem Hyperschlaf gerissen wurde, ist dies bei PureOrange 4 noch nie vorgekommen. Auch schwerwiegende Fehler bei Navigation oder Antrieb können mittlereile ausgeschlossen werden. Aufgrund einer Rechenleistung, die der Leistung der ersten drei Modelle zusammengezählt entspricht, sind die größten Mißgeschicke, die PureOrange 4 bisher ablieferte solche Kavaliersdelikte wie das Nicht-auf-Standby-Schalten einer Kaffeemaschine oder das Nicht-Schließen eines Crewquartiers. Und selbst diese kleinen Defekte haben ihren Ursprung praktisch immer in menschlichem Versagen bei der Programmierung oder in nicht vorhersehbaren physikalischen Defekten wie dem Durchbrennen einer Sicherung.
Der Chefentwickler des PureOrange-Hauptprozessors, Dr. Stewart McCoffin, philosophierte einst über sein Meisterwerk: "Selbst eine Million zusammengeschaltete menschliche Gehirne wären nicht einmal ansatzweise in der Lage, PureOrange in puncto Rechenleistung, Schnelligkeit beim Ausführen von Befehlen, Objektivität bei komplexen Problemen und dem Beurteilen von Gefahrensituationen zu übertreffen. PureOrange ist die perfekte Maschine".
Diese Worte bezogen sich wohlbemerkt auf das erste Beta-Modell des Computers. Das zumindest der letzte Satz nicht korrekt, sondern eher die euphorischen Worte eines zukünftigen Milliardärs waren, ist heute bekannt. Dr. McCoffin sitzt mittlerweile als Berater im Präsidentenpalast der interplanetarischen Allianz, welcher sich auf einem neutralen Planeten, nämlich dem mittlerweile atmosphärisch umgewandelten und teilweise besiedelten Mars befindet. Dort hat er direkten Einfluss auf den Präsidenten, welcher alle vier Jahre neu gewählt wird.
Für vier Jahre ist dann entweder ein Mensch, ein K´lyn, ein Tolixine oder ein Plasmawesen von Pluto VI Präsident der interplanetarischen Allianz. Zur Zeit ist dies ein Tolixine mit dem Namen Ionycrist Jaw. Ihm wird mittlerweile, nach drei Jahren Amtszeit, allerdings Korruption und außerdem das Betreiben eines Privatharems, bestehend aus 250 blutjungen Tolixininnen, unterstellt, was seinem Ruf schwer schadete. Dennoch wird er seine Amtszeit zu Ende führen.
Die Tolixinen sind auch von Korruption und sonstigen Schwächen abgesehen den Menschen sehr ähnlich. Ihr Aussehen, zwei Beine, zwei Arme, Körpergröße durchschnittlich 2 Meter, macht sie den Menschen schon rein äußerlich ähnlich. Ihre eher grünlich bis bläulich schimmernde Haut verbergen sie meißt unter üppigen Bekleidungen, die teilweise so umfangreich und großzügig sind, dass die Tolixinen enormes zusätzliches Gewicht tragen müssen. Die Tolixinen waren die ersten Außerirdischen, die Kontakt zur Menschheit aufnahmen und sich mit ihr verbündeten.
Die K´lyn sind eine äusserst raue und brutale Spezies. Wenn man von ihrem technischen Fortschritt, der fast gleichzusetzen ist mit dem der Menschen und der Tolixinen, absieht, könnte man annehmen, es mit einer Steinzeitspezies zu tun zu haben. Alleine das Äussere der K´lyn wirkt erschreckend auf manch einen Raumfahrer, der ihnen zum ersten Mal begegnet. Die Beine der K´lyn sind leicht gekrümmt und während der Evolution hat sich ihr echsenartiger Schwanz nur teilweise zurückentwickelt, weswegen ein seltsamer, bis zu 30 cm langer Stummelschwanz bestehen blieb. Zudem haben die K´lyn vier Arme, von denen die beiden unteren allerdings kleiner als die oberen sind, was ihnen ein sehr abstraktes Körperbild verleiht. Zudem ist die Kunst der Zahnpflege noch nicht bis zu diesen rauen Wesen vorgedrungen, weshalb die meißten K´lyn verfaulte, lange scharfe Zähne und einen furchtbaren Mundgeruch haben. Manch ein Diplomat oder Unterhändler wurde angesichts dieses Geruchs schon ohnmächtig, was die K´lyn natürlich erzürnte. Ihre Körpergröße schwankt stark zwischen 1,50 Meter und 2,50 Meter. Aufgrund eines enormen Fleischkonsums sind viele K´lyn überernährt und fett. Krankheiten werden bei den K´lyn teilweise noch mit urzeitlichen Methoden behandelt, und nur weil die K´lyn-Viren nicht auf andere Spezies übertragbar sind, wurde dieser eigentümlichen Rasse überhaupt der Eintritt in die Allianz gewährt. Aufgrund zahlloser Vergehen steht die Mitgliedschaft allerdings regelmässig auf der Kippe.
Die Plasmawesen von Pluto VI schließlich, sind die rätselhafteste bisher entdeckte Spezies. Die Plasmawesen leben in durchsichtigen Behältern aus einem nahezu unzerstörbaren Material namens "Triquiniz". Untersuchungen ergaben, dass nur die Explosion einer Atombombe oder ein unglaublich starker Laser diese knapp anderthalb Meter hohen und einen halben Meter breiten, rundlichen Behälter zerstören könnte. Die Plasmawesen selbst leben jeweils zu dritt in einem solchen Behälter und kommunizieren telepathisch über den ganzen Planeten hinweg. In den hell leuchtenden Behältern, gefüllt mit einer unbekannten Energieform, sind die Wesen nur als umherhuschende Lichtkonturen wahrnehmbar.
Die Kommunikation mit den Plasmawesen ist nur durch ein ausgetüfteltes Übersetzungsprogramm möglich geworden, welches die kaum messbaren Schwankungen im Lichtkegel eines Wesens interpretiert, die entstehen, wenn es telepathisch kommuniziert. Interessanterweise fand man die Anleitung für dieses Übersetzungsprogramm bereits fertig geschrieben in einer bis dato unbekannten, aber leicht zu entschlüsselnden Sprache auf Pluto VI. Diese und viele andere Tatsachen deuten darauf hin, dass die Plasmawesen von einer Spezies erschaffen wurde, die mittlerweile ausgestorben ist.
Die Plasmawesen scheinen eine enorm lange Lebensdauer von bis zu 550 Millionen Jahren zu haben. Keines der Plasmawesen ist bis heute gestorben, allerdings wurde auch kein neues geboren. Vermutlich können sie sich auch gar nicht fortpflanzen, was die ironische Tatsache zur Folge hätte, dass ausgerechnet die Spezies mit der höchsten individuellen Lebenserwartung dennoch das Aussterben als sicherste Gewißheit von allen hat. Da die Plasmawesen vorzugsweise in Rätseln sprechen, fällt die Kommunikation mit ihnen sehr schwer, sicher ist jedoch, dass diese Plasmawesen auf einer Bewußtseinsebene existieren, die keine der anderen drei Spezies nachvollziehen oder erreichen kann. Die Plasmawesen errechnen komplexeste mathematische und physikalische Formeln in kürzester Zeit und haben schon so manches Problem gelöst, an dem vorher Generationen von Wissenschaftlern der anderen Spezies gescheitert waren. Auch ist es ein offenes Geheimnis, dass Dr. Stewart McCoffin für die Entwicklung von PureOrange IV endlich über seinen Schatten sprang und die "sprechenden Konservendosen", wie er sie zuvor titulierte, um Rat fragte. Nur mit ihrer Hilfe konnte er das entscheidende Problem bei PureOrange IV lösen. Nämlich die Verhinderung der Überhitzung des Hauptprozessors bei voller Auslastung. Dieses zunächst simpel klingende Problem ist bei einem Hauptprozessor von der Größe eines Kleinwagens und einer so gewaltigen Rechenleistung eben keineswegs simpel. Die Plasmawesen entwickelten in einem kollektiven Gedankenaustausch, der genau 57 Tage, 7 Stunden, 45 Minuten und 22 Sekunden dauerte das perfekte Kühlmittel und gaben McCoffin nebenbei noch 287 weitere Tipps, wie er PureOrange IV effizienter machen könne. Als Antwort auf die Frage, was sie denn als Gegenleistung erwarteten, antworteten die Plasmawesen nach einer weiteren zweistündigen "Besprechung": "Wir verlangen als Gegenleistung nur eines: Dass ihr keine weiteren Forschungen über unsere Herkunft und unsere Identität mehr durchführt". Trotz massiver Proteste, insbesondere der menschlichen Wissenschaftler auf Pluto VI, die gerade damit begannen ihr neues El Dorado der Wissenschaft zu erforschen, mußten daraufhin alle Forscher den Planeten verlassen. Und so liegt die Geschichte der Plasmawesen auf Pluto VI auch weiterhin im Dunkeln.

Alastair Whyte öffnete seine Augen. Er blinzelte. Kniff die Augen wieder zusammen. "Hyperschlafkabine 27a auf dem interplanetarischen Raumfrachter Lemax Utopia IV". Ka´yas Worte hallten durch sein Gehirn. Langsam öffnete sich die Glaskuppe und Alastair atmete die sterile, kalte Luft des Hyperschlafkabinendecks. Sein Körper war an zahlreiche Kabel und Drähte angeschlossen, die während des Schlafes seine Biodaten überwachten. Langsam wurde das Licht über ihm heller gedreht. Seine Finger zuckten. Er hatte Kopfschmerzen. Die üblichen Symptome beim Aufwachen aus dem Hyperschlaf. Um ihn herum standen unzählige weitere solcher Kabinen in denen die restlichen Crewmitglieder, genau wie er, langsam erwachten. Erst nach einigen Minuten erhallte eine freundliche, männliche Stimme:" Hier spricht ihr Bordcomputer PureOrange IV. Ich hoffe sie hatte einen angenehmen Schlaf". Es war die Stimme von Dr. McCoffin, die als Standardstimme aller Bordcomputer verwendet wurde.
"Die planmäßigen 99% der Strecke vom Grand-Valley-Nebel zur Erde liegen hinter uns. Wir werden in genau 3 Tagen, 5 Stunden und 22 Minuten die Erdatmosphäre durchdringen. Während ihres Hyperschlafes gab es keine außerplanmässigen Zwischenfälle. Es dauert noch genau 47 Minuten und 12 Sekunden, bis alle Systeme des Schiffes wieder hochgefahren wurden. Während ihrer Hyperschlafphase wurden 5 neue Holotelegramme empfangen. Davon 3 für Captain McKinsey, eine für Dr. Klebold und eine für Chefingenieur Whyte. Sie können diese Nachrichten jetzt an den Terminals in ihren Quartieren abrufen. In der Kantine wird soeben das Auftauen ihres Frühstücks eingeleitet. Danke für ihre Aufmerksamkeit".
"Na, Alastair, gut geschlafen"?
Captain McKinsey war, wie man es von ihm gewohnt war, als erster aus seiner Kabine aufgestanden und versuchte nun mit seiner harschen und lauten Stimme die Crew zu ermuntern. Seine eher geringe Körpergröße und seine bullige, stämmige Statur hatten ihm den Kosenamen "Stier" eingebracht, allerdings hörte er dies recht ungern. Sein Blick war meißt starr und kalt und er war mit seiner lauten, kräftigen Art, die Dinge auszudrücken und anzupacken der geborene Kommandant. Seine Haare waren ihm aufgrund seiner Einsätze in verstrahlten Minen und Höhlen schon längst ausgefallen und es gab schon Ärzte, die ihm nur noch ein Jahr zu leben gaben. Das ist allerdings schon zehn Jahre her.
"Was seid ihr denn für ein müder Haufen, los, los, los, ein bißchen Tempo! Sonst wird euer Frühstück noch kalt".
"Das taut doch gerade erst auf" hallte es aus einer entfernten Kabine.
"Wer war das? Das klang nach Klebold. Schwing deinen Arsch auf die Medizinische Station, du wirst dort sicher gleich gebraucht".
"Wann erfindet dieser McCoffin endlich die automatische Ausgabe von Aspirin nach der Hyperschlafphase. Das wäre mein erster Vorschlag für PureOrange V" erwiderte Dr. Klebold. Ein paar verhaltene Schmunzler und Lacher konnte er sich damit einfangen.
"Also, alle die kein Schädeldröhnen verspüren oder, so wie ich, es einfach nicht mehr merken, finden sich in zwanzig Minuten in der Kantine ein" röhrte der Captain noch, bevor er das Hyperschlafkabinendeck durch eine sich dank Bewegungsmelder automatisch öffnende Türe verlies.
Alastair richtete sich langsam auf und entfernte die zahlreichen Kabel und Drähte von seinem Körper. Das allgemeine Aufwachen setzte sich langsam in Gange und um Alastair herum stiegen die ersten Crewmitglieder aus ihren Hyperschlafkabinen, tauschten sich über die merkwürdigen Träume aus, die sie während des Schlafes hatten und darüber, was es wohl zum Frühstück geben würde. Denn nach einer Hyperschlafphase hat man einen Hunger, wie man ihn sonst nur nach zwei Tagen ohne jede Nahrungsaufnahme verspürt.
Alastair stellte seine Füsse auf den Boden, blieb aber noch kurz am Rand der Kabine sitzen. Ihm war schwindelig. Er rieb sich die Augen. Vor seinen Augen blitzte für eine Hundertstelsekunde die Waldlichtung auf, von der er träumte. Er erschrak. Dann hörte er Ka´yas Stimme hallend in seinem Kopf: "Was ist passiert, Alastair"?
Sein Kopf versank immer mehr in seinen Händen. Ein weiteres Bild blitzte auf. Diesmal war es die Eule, die in dem seltsamen Korridor mit der Wand verwachsen war. Dann der Maschinenarm, der nach ihm greift, dahinter das grelle Licht.
"Whyte", jemand rüttelte an seinen Schultern. "Whyte ... gehts dir nicht gut"?
Alastair schreckte auf: "Was...ist los...Oh Fähnrich Clark...nein es geht schon".
Vor ihm stand Brückenfähnrich Kathrin Clark. Sie sah Alastair mit einem besorgten Blick an. Dies war ihr erster Langstreckenflug, sie war erst 24 Jahre alt und hatte bisher auf kleineren Raumfrachtern Güter von der Erde zum Mars transportiert. Ihr atraktives Äußeres täuschte manch ein männliches Besatzungsmitglied über ihre hervorragenden Referenzen hinweg. Mit Alastair hatte sie sich aber recht schnell angefreundet.
"Soll ich dich nicht lieber auf die Medizinische Station bringen"?
"Nein...das ist nicht nötig. Danke". Er lächelte sie freundlich an.

In der Kantine herrschte bereits reger Betrieb als Alastair und Fähnrich Clark den Raum betraten. Trotz einigen Grünpflanzen und Dekorationsgegenständen wirkte auch dieser Raum steril und kalt. Das mag auch an der hellen Deckenbeleuchtung und der standardisierten Einrichtung liegen. Egal ob Tische, Stühle, Besteck oder Servietten, alles wirkte irgendwie portioniert und leidenschaftslos. Die Crewmitglieder trugen mittlerweile alle ihre Uniformen, die sie zuvor aus einer Schublade unterhalb ihrer Hyperschlafkabine gezogen hatten. Die Besazungsmitglieder der unteren Ränge trugen eine hellgraue Uniform mit dünnen, gelben Streifen auf den Schultern. Die höheren Dienstränge, zu denen auch Chefingenieur Alastair Whyte gehörte, trugen eine dunkelblaue Uniform mit roten Streifen auf den Schultern.
Alastair und Kathrin stellten sich in die Warteschlange an der Essensausgabe. Die Essensausgabe fand vollautomatisch statt. An einem kleinen Terminal konnte man sich zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Abendessen zwischen drei vorgegebenen Standardpaketen entscheiden. Alastair entschied sich für Frühstücksmenü 1, drei frische Brötchen mit drei Portionen abgepackter Butter, neun Scheiben hauchdünner Putenwurst und einer Mandarine zum Nachtisch. Kathrin nahm Menü 3, bestehend aus zwei großen Scheiben tolixianischem Brot, einer Schale Erdbeermarmelade, zwei Portionen Butter und einem tolixianischen Schlangenapfel als Nachspeise. Nach dem Knopfdruck wurde zwei Meter weiter vorne ein mit Frischhaltefolie umwickeltes Tablett mit dem Menü nach Wahl aus einem kleinen Schacht geschoben.
Sie setzten sich an einen leeren Tisch. Es gab zwar auch noch ein paar freie Plätze an den anderen Tischen, an denen jeweils 10 Crewmitglieder Platz fanden, doch sie entschieden sich dennoch für einen der leeren Tische etwas abseits vom Getummel.
"Was war denn vorhin los" fragte Kathrin, während sie die Frischhaltefolie vom Tablett entfernte.
"Mir ist nur kurz schwindelig geworden. Das kommt schonmal vor nach dem Hyperschlaf", sagte Alastair abweisend, während er nach einer der drei silbernen Kaffeekannen griff, die auf jedem Tisch standen und sich eine Tasse einschenkte.
Kathrin strich Marmelade auf eines ihrer Brote und erwiderte: "Du hast etwas gesehen, oder? Etwas aus deinen Träumen".
"Und wenn es so wäre, was solls".
"Ja, das kommt häufig vor nach dem Hyperschlaf. Aber ich fand es noch bei niemandem so beängstigend wie bei dir. Du hast mir nen richtigen Schrecken eingejagt". Sie nahm einen großen Biss von ihrem Brot und kaute ihn gut durch, dann fragte sie neugierig:
"Weißt du etwas über unsere Fracht"?
"Ich weiß genau so viel über unsere Fracht wie du. Geheimhaltungsstufe 1. Weitere Informationen erfragen sie bitte bei einem ersten Offizier oder Captain ihrer Wahl". Alastair fing an zu seine belegten Brötchen zu essen. Er hatte einen Riesenhunger.
"McKinsey und Hanks sind ganz schön nervös in letzter Zeit. Um genau zu sein, seit wir diesen Auftrag bekommen haben. Ich glaube, da ist was faul, Whyte".
"Und wenn schon. Noch drei Tage, dann ist die Sache gelaufen".
"Gibs zu, du wüsstest auch gerne was in diesen Containern ist. Ich kenne dich doch, Whyte. Wenn du die Gelegenheit hättest, würdest du nachsehen".
"Was soll das jetzt heißen? Willst du etwa eine Meuterei anzetteln? Ohne mich, Katy".
"Wer redet denn von Meuterei? Ich sagte nur wenn du die Gelegenheit hättest...". Sie sah ihn mit einem tiefgehenden Blick an.
"Also pass auf Katy. Ich habe jetzt genug von dieser Geheimagentennummer okay? Wir haben sechzehn massive Container an Bord, die auf vier versiegelte Ladedecks verteilt sind. McKinsey hat diesen Befehl nur akzeptiert, weil er von ganz oben kam. Die K´lyn sind dafür bekannt, dass sie für den entsprechenden Geldbetrag sogar ihre Großmutter verkaufen und sie schrecken vor nichts zurück, wenn es ums Geschäft geht. Du willst wissen, was in diesen Containern ist? Ich weiß es nicht, und wenn du versuchst es herauszufinden wirst du als erstes an den versiegelten Zugängen zu den Laderäumen scheitern, dann an diesen Containern, die du selbst mit einer Sprengladung TNT nicht öffnen kannst und schließlich am Wachpersonal und am Sicherheitssystem. Vielleicht befinden sich darin die Bauteile für eine Supermassenvernichtungswaffe, vielleicht ist es auch eine Zeitmaschine oder es sind tiefgefrorene Tolixinen, an denen Experimente durchgeführt werden. Vielleicht ist es aber auch einfach eine stinknormale Lieferung Erz, die vor Terroristen oder neugierigen Fähnrichs beschützt werden sollen".
"Wahrscheinlich hast du recht. Mir hat nur mal jemand den Tipp gegeben, dass bei Befehlen der Geheimhaltungsstufe 1 immer etwas faul ist und dass es unsere Pflicht"...
Alastair unterbrach sie und setzte den Satz fort "...dass es unsere Pflicht ist, in solchen Fällen nachzuhaken und mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Ich weiß, ich weiß. Aber damit habe ich nicht gemeint, dass man man bei jeder Lieferung, deren Inhalt man nicht kennt, gleich James Bond spielen und die Welt retten muß. In ein paar Jahren werden wir wahrscheinlich erfahren, dass wir lediglich Teile für ein neues Raumschiffmodell transportiert haben, dass in der Entwicklungsphase vor Industriespionage beschützt werden sollte. Also ich sehe wirklich keinen Anlaß zur Sorge, wenn es um diese Mission geht".
Hastig frühstückten sie zu Ende. Kathrins Verschwörungstheorie hatte nun eine weitere Hauptfigur hinzugewonnen. Der Name dieser Figur war Alastair Whyte. Sie hatte das Gefühl, dass er ihr etwas verschwiegen hatte. Etwas entscheidendes. War er vielleicht doch eingeweiht in das Geheimnis dieser Mission? Sie hatte ihn noch nie so abweisend und desinteressiert erlebt wie gerade eben. Sie beschloss, von nun an keinem mehr zu trauen - nicht einmal Alastair war jetzt noch auf ihrer Seite.

Alastair betrat sein Quartier. Auch die Crewquartiere hatten eine standardisierte Einrichtung, die nur von einer kleinen Anzahl persönlicher Gegenstände aufgewertet wurde. Alastair hatte einige Andenken an die Erde in seinem Raum verteilt, ein paar Bilder von irdischen Tälern, Wäldern, Bergen und Städten. In der Ecke ein kleines Aquarium mit irdischen und tolixianischen Fischen, die sich überraschenderweise blendend verstanden. Am Boden einen edlen, braunen Teppich mit einem altmodischen Muster. Den hatte er von zu Hause mitgenommen. Als Andenken an seine Mutter und seine Schwester, die ihn viel zu früh verlassen hatten. Eines der Bilder hatte Alastair wieder abgehängt, weil ihn die Felsformationen, die darauf abgebildet waren, zu sehr an den roten Felsen erinnert hatten, an dem beide einst ihr Leben beendeten.
Alastair schaltete das Licht ein. Auf dem Schreibtisch stand ein kleines Computerterminal. Auf dem Bildschirm blinkte ein Briefumschlag. Durch die hitzige Diskussion mit Kathrin hatte er ganz vergessen, dass ihn der Hauptcomputer beim Aufwachen bereits auf die eingegangene Nachricht aufmerksam machte.
Er drückte auf eine kleine rote Taste am rechten Rand der Tastatur. Der blinkende Briefumschlag verschwand und das Bild fing an zu flimmern. Ein leises Rauschen war zu vernehmen. Langsam erschienen auf dem Bildschirm erste Konturen. Der Umriss einer Person, die in einem dunklen Raum stand, Alastair konnte das Gesicht nicht erkennen. Das Rauschen wurde lauter, dann wurde der Klang klarer.
Im Hintergrund schien ein orangenes Licht zu blinken, Funken schlugen aus zerstörten Elektrokabeln in der Wand. Das Bild fing wieder an zu flimmern, der Klang schlechter. Die unbekannte Person, die im flackernden Zwielicht dieses düsteren Ortes die Nachricht verschickte, war aufgrund des Rauschens und der anderen störenden Geräusche kaum zu verstehen. Ständig wurde die Stimme überdeckt, verzerrt oder unterbrochen.
"Alastair, du mußt ... die Ladung vernichten ... Lüftungsschacht Ladedeck IV ... Bewegungsmelder deaktivieren ... Fähnrich Clark ist bereits unterwegs ... du mußt ... helfen ... sofort ....", der Rest war unverständlich, weil das Rauschen und die Verzerrung zu stark wurden. Auch das Flackern und Wackeln des Bildes wurde immer schlimmer. Schließlich fiel der Ton ganz aus. Stille. Das Bild wurde wieder etwas stabiler.
Alastair erschrak. Schreckliches spielte sich vor seinen Augen ab. Die Person am anderen Ende wurde plötzlich von der linken Seite attackiert. Alastair konnte nicht genau erkennen, was geschah, doch es sah so aus, als ob eine Art Maschinenarm plözlich von der linken Seite auf die Person zuschoss. Der Mann, jedenfalls glaubte Alastair zumindest an der Statur erkennen zu können, dass es ein Mann war, wurde auf den Boden geworfen. Alastairs erschrak ein weiteres Mal. Es war grausam. Der Maschinenarm stach auf den wehrlos am Boden liegenden Mann ein. Blut spritzte bis an die Kamera, die die Nachricht übertrug. Erst als der Mann völlig zerfetzt am Boden in seinem eigenen Blut und seinen eigenen Eingeweiden lag, lies der Maschinenarm von ihm ab. Dann raste der Arm plötzlich blitzschnell auf die Kamera zu und zerstörte diese.
END OF TRANSMISSION und das Logo der interplanetarischen Allianz, ein unsymetrischer, großer Stern um den vier symetrische kleine Sterne kreisten, erschienen in roter Farbe auf dem Terminal. Alastair war schockiert. Er hatte schon viel erlebt in seiner Zeit als Raumfahrer. Einmal war er bei einem schrecklichen Unfall bei Wartungsarbeiten in einem Lüftungsschacht dabei, bei dem das Bein eines Crewmitgliedes von einem Ventilator zerfetzt wurde. Er war auch schon unfreiwilliger Zeuge von barbarischen Schlägereien der K´lyn. Doch das eben hatte alles, was er je gesehen hatte bei weitem übertroffen.
Plötzlich wurde Alastair von einem Geräusch aus seinem Schockzustand gerissen. Es war die elektronische Türklingel seines Quartieres. Schon nach einigen Sekunden klingelte es wieder. Alastair stand auf, ging zur Türe, drückte einen kleinen roten Knopf zu seiner Linken und die automatische Türe öffnete sich. Fähnrich Kathrin Clark stand vor ihm und stürzte förmlich in sein Quartier hinein. Sie hatte eine Tragetasche, vollgestopft mit technischem Equipment umgeschnallt und packte Alastair an den Schultern.
"Hör mir zu, Whyte, du verstehst das jetzt vielleicht nicht, aber du mußt mir helfen. Ich habe keine Zeit für Erklärungen, vertraue mir einfach".
"Ich soll die Bewegungsmelder im Hauptlüftungsschacht von Ladedeck IV deaktivieren, damit du die Sprengladungen anbringen kannst".
"Woher weist du das? Haben wir noch einen Unterstützer für diese Sache"?
"Welche Sache? Katy, ich mach bei deiner Sache nicht mit, das ist Wahnsinn. Du bist im Begriff vier Ladedecks zu sprengen, das wird ein Loch in die Aussenwand reissen und uns alle töten". Er warf einen Blick zum Terminal auf dem Schreibtisch.
"ich muß leider den Sicherheitsdienst rufen, Katy. Es tut mir leid".
Hastig wollte er zum Terminal laufen, doch Kathrin stellte ihm ihr Bein in den Weg und er stolperte und fiel zu Boden. Er sah zu ihr hinauf. Sie zog eine Maschinenpistole aus ihrer Tasche und zielte auf ihn.
"Das wirst du nicht tun", sagte Alastair.
"Du wirst jetzt auf der Stelle aufstehen, mit mir zum Ladedeck IV gehen und die Bewegungsmelder deaktivieren".
"Das kann ich nicht. Ich weiß den Code nicht. Der Captain hat ihn geändert".
"Du lügst. Ich weiß, dass du lügst, Whyte. Vertraue mir dieses eine Mal. Ich werde dir hinterher alles erklären. Zumindest das, was ich weiß. Auch wenn es nicht gerade viel ist".
Alastair stand auf.
"Für wen arbeitest du? Lass mich raten. Du gehörst zu dieser verdammten Terroristenbande, nicht wahr. Der tolixianische Untergrund. Haben sie dich mit ihrer Propaganda weichgekriegt, Katy. Haben sie ihr neuestes Gehirnwäscheprogramm an dir getestet. Von wegen "die interplanetarische Allianz ist Teil einer universellen Verschwörung von hunderten von Zivilisationen und was weiß ich noch alles, ist es das, sag schon, was haben sie mit dir gemacht, wie haben sie dich zu so einem Wahnsinn getrieben, du bist doch...". Ein Schuss. Dann Stille.
Blut lief aus Alastairs Stirn. Die Kugel hatte ihn oberhalb des rechten Auges getroffen. Er fiel auf die Knie. Er wollte etwas sagen, doch Blut floss aus seinem Mund. Er verdrehte seine Augen, die Pupillen verschwanden. Er knallte mit dem Gesicht voraus auf den Boden. Um seinen Kopf herum bildete sich eine Blutlache. Kati packte die Maschinenpistole, die auf Einzelfeuer eingestellt war, wieder in die Tasche. "Es tut mir leid, Whyte. Dem tolixianischen Untergrund sollte man sich nicht in den Weg stellen". Dann verschwand sie in den Korridor.
Finsternis. Endlose Finsternis. Und Stille. Endlose Stille. Alastair wußte sofort, wo er war. Er versuchte diesmal garnicht erst, nach Hilfe zu rufen. Er befand sich in dem selben Raum, auf dem selben Steinquader wie zuvor. Dieser Ort wirkte nun so vertraut auf ihn, dass es ihm schon unheimlich war. Dennoch wußte er natürlich genau, was zu tun war. Diesmal würde er nicht erst Stunden überlegen, sondern gleich in die Leere springen. Er stand vorsichtig auf. Doch dann hörte er eine Stimme. Sie erhallte so klar und hell, wie es nur eine Stimme tut. Ka´yas Stimme. Die Stimme von Alastairs Schwester.
"Hilf mir. Du mußt es tun. Weist du noch, was ich dir einst erzählte. Es gibt Dinge, die du nicht verstehst. Die du niemals verstehen wirst. Es gibt Interessen und Mächte, die weit über dir stehen. Weit über der interplanetarischen Allianz. Jetzt ist die Zeit gekommen, mir zu helfen".
Ein Lichtkegel erschien ungefähr 20 Meter links von dem Steinquader, auf dem Alastair stand. Zum ersten Mal überhaupt konnte er hier nun irgend etwas erkennen. Wenn auch nicht gerade viel. Der Lichtkegel schien wie aus dem Nichts zu entstehen. Es war keine Decke zu erkennen, kein Boden und keine Wände. Nur dieser Lichtkegel, der von oben aus der Dunkelheit kam und einen weiteren Quader beschien, der 20 Meter von Alastairs Quader entfernt stand. Jetzt konnte Alastair auch erkennen, dass der Quader nicht aus Stein, sondern aus einem dunkelbraunen, fast schwarzen Metall mit einer glatten Oberfläche bestand.
Plötzlich schwebte von oben her etwas auf den Quader zu. Es war ein Mensch. Es war eine Frau. Sie trug ein weites rotes Kleid mit goldenen Verzierungen und einen edlen, leuchtenden Kopfschmuck. Es war Ka´yas Bekleidung. Es war ja auch Ka´yas Stimme. Doch - es war nicht Ka´ya. Es war Kathrin Clark, die Ka´yas Kleid trug und mit ihrer Stimme sprach.
Sie setzte sanft auf dem Quader auf. Alastair schrie:"Wer bist du? Wer bist du? Du bist nicht meine Schwester. Wer bist du"?
Kathrin im roten Kleid lächelte. Sie sagte nichts. Sie lächelte nur. Hier in der ewigen Finsternis ertrahlte jetzt nur ihr Lächeln. Alastair schrie sie weiterhin an: "Wer bist du ... warum trägst du das Kleid meiner Schwester. Antworte mir. Antworte mir"!
Sie lächelte weiter. Dann erschien ein zweiter Lichtkegel direkt neben Kathrin. Er erleuchtete einen weiteren Quader in der Finsternis. Alastair erschrak, denn ihm bot sich ein merkwürdiges Bild. Auf dem Quader stand ein Mann, der als Clown verkleidet war und auf 2 Meter hohen Stelzen stand. Er stand mit dem Rücken zu Alastair. Die Stelzen befanden sich unter der weiten, langen Hose des Clowns, sodaß es wirkte, als ob seine Beine zwei Meter lang wären. Die Hose war braun und dunkelrot kariert und er trug einen viel zu kleinen, bunten Kinderanorak. Da er unter dem Jäckchen nichts trug, war sein Oberkörper fast unbedeckt. Seine wuscheligen, knallroten Haare verdeckten den Blick auf sein Gesicht, das scheinbar in die andere Richtung starrte. Auf dem Kopf trug er einen gelben Hut mit einer angesteckten Vogelfeder.
Seitdem der zweite Lichtkegel aufgetaucht war ertönte zudem eine weit entfernte Musik. Es war klassische Zirkusmusik. Langsam drehte der Clown sich um. Der Quader war gerade noch groß genug, dass der Clown sich mit langsamen einzelnen Schritten mit seinen Stelzen umdrehen konnte. Sein Gesicht war weiß-rot geschminkt, er lächelte hinterlistig und künstlich. Sein Gesicht wirkte allgemein künstlich und irreal. Der Clown griff in die Innentasche seines kleinen Anoraks und holte etwas hinaus. Es war eine Art Tonbandgerät, handlich und klein, aber schon etliche Male mit Klebeband repariert. Es wirkte wie ein Relikt aus früheren Zeiten. Der Clown zog eine schräge Grimasse und fing an laut zu lachen. Er hechelte, sabberte und grölte albern vor sich hin. Alastair begriff nicht, was vor sich ging. Gerade dachte er, der Clown würde endlich mit diesem nervtötenden Gelache aufhören, doch er wurde nur noch lauter und alberner.
Alastair schrie den Clown an: "Aufhören, aufhören. Sofort"! Er mußte sich die Ohren zuhalten, so laut wurde das Gelächter. Trotzdem hörte er das Lachen noch genau so laut, so als ob es in seinem Kopf erschallen würde.Alastair schrie. Er hielt es kaum mehr aus. Dann hörte der Clown schlagartig mit dem Gelächter auf. Alastair nahm seine Hände von den Ohren weg und sah dem Clown ins Gesicht. Die Mine des Clowns wurde nun ernster. Er drückte auf einen kleinen grünen Knopf am Tonbandgerät. In dem Moment erschien ein dritter Lichtkegel, der einen dritten Quader beleuchtete. Dieser Quader stand zwischen dem Clown und Alastair, allerdings leicht versetzt zur rechten Seite. Auf dem Quader stand ein Stuhl und auf diesem Stuhl war jemand mit Klebeband gefesselt und geknebelt. Es war ein nackter Mann, der zahlreiche Wunden am Körper hatte und eine schwarze Augenbinde trug. Das seltsame Aufnahmegerät fing an zu knistern. Der Clown hielt die kleinen Lautsprecherboxen des Gerätes in Richtung des gefesselten Mannes. Und dann ertönten Stimmen aus dem Gerät. Es war eine ziemlich verrauschte Aufnahme. Doch man konnte etwas verstehen:
"Gibs zu, du wüsstest auch gerne was in diesen Containern ist. Ich kenne dich doch, Whyte. Wenn du die Gelegenheit hättest, würdest du nachsehen".
"Was soll das jetzt heißen? Willst du etwa eine Meuterei anzetteln? Ohne mich, Katy".
"Wer redet denn von Meuterei? Ich sagte nur wenn du die Gelegenheit hättest...".
Alastair konnte kaum glauben, was er da hörte. Wie konnte der Clown das Gespräch von Alastair und Kathrin in der Kantine aufzeichnen? Wie war das möglich?
"Also pass auf Katy. Ich habe jetzt genug von dieser Geheimagentennummer okay? Wir haben sechzehn massive Container an Bord, die auf vier versiegelte Ladedecks verteilt sind. McKinsey hat diesen Befehl nur akzeptiert, weil er von ganz oben kam. Die K´lyn sind dafür bekannt, dass sie für den entsprechenden Geldbetrag sogar ihre Großmutter verkaufen und sie schrecken vor nichts zurück, wenn es ums Geschäft geht. Du willst wissen, was in diesen Containern ist? Ich weiß es nicht, und wenn du versuchst es herauszufinden wirst du als erstes an den versiegelten Zugängen zu den Laderäumen scheitern, dann an diesen Containern, die du selbst mit einer Sprengladung TNT nicht öffnen kannst und schließlich am Wachpersonal und am Sicherheitssystem. Vielleicht befinden sich darin die Bauteile für eine Supermassenvernichtungswaffe, vielleicht ist es auch eine Zeitmaschine oder es sind tiefgefrorene Tolixinen, an denen Experimente durchgeführt werden. Vielleicht ist es aber auch einfach eine stinknormale Lieferung Erz, die vor Terroristen oder neugierigen Fähnrichs beschützt werden sollen".
"Wahrscheinlich hast du recht. Mir hat nur mal jemand den Tipp gegeben, dass bei Befehlen der Geheimhaltungsstufe 1 immer etwas faul ist"...
Dannn drückte der Clown auf die rote Stopptaste. Der Lichtkegel über dem gefesselten Mann verschwand wieder. Dann verschwand auch der Lichtkegel über dem Clown. Nun stand nur noch die lächelnde Kathrin im roten Kleid da und sah zu Alastair hinüber.
"Du weißt was jetzt zu tun ist, Alastair Whyte! Die Zeit ist gekommen. Du musst mir helfen".
Dann schwebte sie wieder wie von Geisterhand im Lichtkegel empor und verschwand. Dann verschwand auch dieser letzte Lichtkegel und es war wieder dunkel. Im selben Moment endete auch die entfernte Zirkusmusik. Die dunkle Stille war zurück. Alastair sprang in die Tiefe.
Er schlug hart auf. Er lag in einem Korridor. An den Wänden zahlreiche rote Warnleuchten und herausgerissene, zerstörte Elektrokabel, die Funken schlugen. Um ihn herum rannten Crewmitglieder um ihr Leben, einige hatten schwere Verbrennungen und Verletzungen. Der Hauptcomputer wiederholte immer wieder eine Warnung: "Achtung - Das gesamte Schiff muß sofort evakuiert werden - Alle Crewmitglieder müssen sich unverzüglich in die Rettungskapseln begeben - Dies ist keine Übung".
"Whyte, Whyte stehen sie auf" schrie jemand, der schwere Verletzungen im Gesicht hatte und sich zu Alastair hinunterbeugte.
"Was - was ist passiert"? fragte Alastair verwirrt.
"Eine Explosion auf den Ladedecks. Wir wissen nichts genaueres. Die Aussenwand wird jeden Moment durchbrechen. Wir müssen evakuieren. Los, komm mit".
Alastair stand auf. Er konnte kaum das Gleichgewicht halten, stürzte gegen die Wand. Dann schrie er: "Ich muss etwas erledigen...Es ist wichtig". Er richtete sich auf und schleppte sich an der Wand entlang in Richtung des Ladedecks, also genau in die entgegengesetzte Richtung, aus der alle anderen so schnell wie möglich fliehen wollten. Der Mann, der ihn geweckt hatte konnte nicht begreifen, was Alastair jetzt noch zu erledigen hatte, doch er lies ihn gehen und rannte alleine weiter.
Alastair ging durch eine offene Türe in ein Crewquartier. Dort war es dunkel, nur das orange flackernde Licht aus dem Gang warf ein düsteres Zwielicht in den Raum. Intuitiv humpelte er zu dem Terminal auf dem Schreibtisch. Er tippte auf der Tastatur herum und öffnete das Transmission-Programm, um eine Videobotschaft zu verschicken. Jedes Terminal hatte eine Kamera direkt am oberen Ende des Bildschirms installiert. Die Aufzeichnung begann, auf dem Bildschirm leuchtete ein rotes REC-Symbol.
Alastair sprach seine Botschaft in die Kamera:
"Alastair, du mußt sofort die Ladung vernichten. Steige in den Lüftungsschacht bei Ladedeck IV. Dort mußt du die Bewegungsmelder deaktivieren und Wache halten. Fähnrich Clark ist bereits unterwegs und du mußt ihr helfen, jetzt sofort, sonst ist es zu spät".
Plötzlich hörte Alastair von links einen schrecklichen Lärm. Er erinnerte sich - der Maschinenarm. Er machte einen reflexartigen Sprung, um ihm auszuweichen. Der Maschinenarm, der sich mit Getöse durch die Wand geschnitten hatte, raste an Alastair vorbei und zerstörte das Terminal. Alastair hechtete durch die offene Türe in den Gang und rannte um sein Leben. Er mußte so schnell wie möglich zu den Rettungskapseln gelangen.
Er rannte durch die Korridore. Er hatte die Orientierung verloren. Aus den Wänden schossen Funken, die durch das Bersten von überlasteten Stromleitungen entstanden. Diese Korridore sahen in der Hektik der Situation und durch seine Verwirrung selbst für Alastair, den Chefingenieur, alle gleich aus. Er wußte nicht einmal mehr, ob er in die richtige Richtung rannte.
Verzweifelt blieb er schließlich an einer Abzweigung stehen. Er wußte nicht mehr weiter. Dann hörte er ein Geräusch. Ein Geräusch, so laut und gleichzeitig so dumpf und hohl, dass Alastair sofort erkannte, worum es sich dabei handelte.
"Die Aussenwand ist durchgebrochen" hörte er plötzlich eine sanfte, weibliche Stimme aus dem Korridor hinter seinem Rücken erklingen.
"Du wirst sterben Alastair. Du hast noch eine halbe Minute".
Alastair drehte sich um. Der Korridor war dunkel. Die Beleuchtung war ausgefallen. Trümmer, die aus der Wand gerissen wurden, lagen am Boden herum. Er konnte nur eine undeutliche Kontur in der Fisnternis ausmachen.
"Noch 20 Sekunden" sagte sie, so sanft und wehmütig, dass Alastair nicht wußte, wie er darauf reagieren sollte. Er ging auf sie zu.
"Lucy, bist du das"? Dann zögerte er kurz. "Ka´ya ... bist du das"?
Die Frau schwieg. Alastair war nur noch wenige Meter von ihr entfernt, doch er konnte sie immer noch nicht erkennen.
"Noch 10 Sekunden, dann wird das Schiff endgültig auseinanderfallen, mein Freund".
Alastair stürzte auf sie zu, als ob er sie in seiner Verzweiflung einfangen wollte. Doch er hatte das Gefühl, durch sie hindurchzufallen. Er schlug auf den Boden auf und schnitt sich eine tiefe Wunde in seinen Arm, weil er auf einem scharfkantigen Trümmerteil landete. Mit einem schmerzverzerrten Gesicht hielt er sich den blutenden Arm. Die Frau war verschwunden. Vielleicht war sie auch überhaupt nie da. Was spielte das jetzt noch für eine Rolle? Alastair wartete nur noch auf den großen Knall, hoffte, dass es schnell gehen würde. Die Chancen dafür standen zumindest gut. Dann hörte er den Knall.
Der Knall war so laut, dass Alastair davon augenblicklich taub wurde. Ihm gegenüber explodierte eine Stromleitung, oder genau genommen explodierte der halbe Korridor. Ein Funkenstoß schoss ihm ins Gesicht, er war augenblicklich blind. Schreiend stand er auf. Blut quoll aus seinen Augen und aus seinem aufgeschnittenem Arm.
Der jetzt taube und blinde Alastair lief schreiend durch den zerstörten Korridor. Er wünschte sich das Ende. Jetzt sofort. Er spürte wie es heiß wurde. Die Flammen krochen an seinem Körper empor. Er lächelte. Er seufzte. Es war niemand da, der es noch hätte hören können. Nicht einmal er selbst.
Brennend und sterbend umarmte er sie. Er konnte sie jetzt ganz deutlich spüren. Zusammen sanken sie zu Boden. Der Schmerz lies langsam nach. Er war nicht unangenehm. Doch es waren keine Nerven mehr da, die den Schmerz zum Gehirn hätten leiten können. Das Atmen wurde schwerer. Sie drückte ihn fest an sich heran. Als ob sie ihn trösten wollte.
"Gleich ist es vorbei", sagte sie, "dann wirst du für immer bei uns sein".

Rauschen.
Alastair fühlte seinen Körper wieder. Es fühlte sich an, als ob die Lebensenergie zurück in seinen Geist floss. Nur langsam geschah dies. Er öffnete langsam und vorsichtig die Augen. Er konnte wieder sehen, war aber geblendet. Er konnte auch wieder hören, nahm aber nur dieses Rauschen wahr. Erst nach einiger Zeit nahm die Welt um ihn herum Form und Klang an. Er fühlte sich, als ob er gerade geboren würde.
Alastair lag am Boden, um ihn herum ein Wald, der in einem satten grün erstrahlte. Neben ihm ein Fluss, der friedlich vor sich hinplätscherte. Dann hörte er diese vertraute, sanfte weibliche Stimme. Doch er konnte sie nicht verstehen. Es war eine Sprache, die ihm nicht bekannt war. Oder hatte er seine Sprache vergessen? So wie er alles andere auch vergessen zu haben schien. Wie er hierher gekommen war. Wie lange er hier schon lag. Alastair Whyte wusste nichts mehr.
Die Frau, sie trug ein weites rotes Kleid, reichte ihm eine schwarze Wasserflasche. Er griff danach, sah ihr in die Augen und nahm einen tiefen Schluck. Sie sagte noch einmal etwas. Dann stand sie auf und lies Alastair mit der Wasserflasche zurück. Er sah sich um. Ihm kam die Umgebung gleichzeitig vertraut und unheimlich vor. Er nahm nochmals einen Schluck. Dann raffte er sich auf und ging langsam am Flussbett entlang.
Auf einem entfernten, alten Baum saß eine Eule. Sie hatte das Geschehen am Fluss beobachtet. Ihr Blick verfolgte Alastair, verfolgte seinen Weg in Richtung der Waldlichtung. Als er verschwunden war, hob sie zum Flug ab. Sie flog den weiten Weg über den Wald bis zu den Felsen des Nordens. Am Boden folgte ihr ein weißer Wolf. Sie ließ ihn nicht aus den Augen.
Schließlich, es war schon dunkel, verschwand der Wolf in einer Höhle. Die Eule aber flog weiter, über Felsen und Berge, bis sie schließlich am Sonnengipfel, dem höchsten Berg des Landes ankam. Die Nacht war sternenklar, es war hell und kalt. Die Eule landete vor einem steinernen Höhlentor. Sie sah sich um. Sie lauschte. Dann gab sie ein lautes Kreischen von sich. Das Höhlentor öffnete sich. Zwei scheinbar verwachsene Felswände rissen auf und fuhren auseinander. Während dies geschah umhüllte ein heller Lichtkegel die Eule.
Als das Tor schließlich ganz offen war, war dieses Licht so grell, dass man die Eule darunter nicht mehr erkennen konnte. Ihre Konturen erinnerten eher an die eines gehenden Menschen, als sie die mit Fackeln ausgeleuchtete Höhle betrat. Das Licht der Fackeln flackerte vom Luftzug, der vom Eingang kam. Schließlich kam das leuchtende Wesen in einem ebenfalls mit Fackeln ausgeleuchteten Raum an. In der Mitte dieses Raumes befanden sich zwei scheinbar natürliche Steinsäulen, die den Raum abstützten, dazwischen eine Art Thron mit merkwürdigen, knochenartigen Verzierungen.
Auf diesem Thron saß der Clown. Seine langen Stelzenbeine hatte er weit vor sich ausgestreckt. Er trug seine braun und dunkelrot karierte Hose und seinen viel zu kleinen Kinderanorak. Das Gesicht war auch diesmal weiß-rot geschminkt, auf dem Kopf trug er den gelben Hut mit der Vogelfeder.
Das Lichtwesen verharrte. Der Clown griff in die Innentasche seiner Jacke und holte das alte Tonband hervor. Er drückte auf die Vorspultaste. Es ratterte und knirschte, als ob das Gerät gleich auseinanderfallen würde. Dann drückte er auf PLAY.
Eine sanfte, weibliche Stimme ertönte:
"Gleich ist es vorbei. Dann wirst du für immer bei uns sein". Dann ein setlsames Knirschen.
"Gleich ist es vorbei. Dann wirst du für immer bei uns sein". Dann ein setlsames Knirschen.
"Gleich ist es vorbei. Dann wirst du für immer bei uns sein". Dann ein setlsames Knirschen.
Es war eine Endlosschleife. Der Clown lies die Endlosschleife weiterlaufen und beugte sich vor. Dann sprach er mit einer tiefen, dunklen Stimme: "Er ist da. Die Reise kann beginnen".

Ende
 
Hallo Ike,
schöne Geschichte. Vorallem Anfang und Schluss haben mir gut gefallen. Zwischendurch bist du sehr ausführlich und ich weiß nicht, ob das wirklich notwendig ist. Falls die Geschichte Teil eines größeren Werkes sein soll, ok, ansonsten ist die Beschreibung der außerirdischen Rassen überflüssig und falls du die Geschichte mal kürzen willst, solltest du da ansetzen.
Dein Schreibstil hat mich überzeugt, auch hast du ihn über die Länge gut durchgehalten.
Die Rechtschreibfehler sind eine andere Geschichte. Da musst du dir viel Zeit und Muße nehmen, denke ich.

Eins noch; Anfang und Ende haben mir deshalb gefallen, weil in ihnen "das Rätsel" wesentlich presenter als im Mittelteil ist. Der Mittelteil erklärt den Anfang, der Schluss öffnet ein neues Rätsel. Weil ich selber gern Rätsel schreibe und lese, würde ich an deiner Stelle den letzten Satz überdenken; dieses mit "die Reise kann beginnen". Das Wiederholen der Tonbandaufnahme ist viel stärker und nicht so ausgelatscht wie diese Sache mit der Reise nach dem Tod(oder einer möglichen Realität).

Eigentlich gehört die Geschichte ins SF-forum, auch wenn sie Horrorelemente in sich trägt, ähnlich wie Twinpeaks eigentlich ein Krimi ist und kein Horror.

Also, danke für´s Lesen dürfen,
und viel Erfolg noch,
Gruss Marcus
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Nachdem ich dreimal versucht habe, die Geschichte zu lesen statt in weiten, weiten Bereichen nur zu überfliegen, versuche ich mal rauszukriegen, woran das "Abrutschen" lag.

Am Schreibstil sicher, der mich vor allem am Anfang in seiner Abhacktheit und Sprunghaftigkeit sehr, sehr ermüdete. (Die Rechtschreibfehler verstärkten den Effekt, waren aber nicht Ausschlag gebend.)
Vor allem lag es an der immer stärker werden Frage" Was soll das alles eigentlich?". Du präsentierst ellenlange Traumsquenzen (die vielleicht gebraucht werden, nur seh ich nicht wozu außer zum "Wiederaufnehmen am Schluss), eine Biografie (die nie wieder gebraucht wird), Völkerbeschreibungen (die nie wieder gebraucht werden) …
Als der Scollbalken etwa in der Mitte war, dachte ich: Aha, jetzt geht die Handlung los. Nur tat sie das nicht. Es wurde – wenn auch weniger kryptisch als bisher – Detail an Detail gereiht (Personen, die nie wieder gebraucht werden, Rituale, die nie wieder gebraucht werden, Technik, die nie wieder gebraucht wird…), so dass ich auch hier schnell wieder auf „Fast Forward" stellte, um nun endlich mal zu sehen, worum es eigentlich geht. Ich habe dabei dies und jenes aufgeschnappt, aber keine Stelle gefunden, in der ich einhaken konnte. So „rutschte“ ich durch bis zum erneuten Träumen und starrte ratlos auf das sich (erneut) entwickelnde Panoptikum.

Der ganze Text besteht – genau genommen – aus nur einem Inhalt: Der Protaganonist hat keine Ahnung (, und stört sich daran nicht nicht wirklich). Ich habe auch keine Ahnung (, stör mich aber sehr wohl daran). Gar keine. Oder anders gesagt: Eine Geschichte muss nicht alle Fragen beantworten, aber ein paar sinnvolle Fragen zu stellen, würde schon helfen. Man kann zum Beispiel fragen "Was ist das für'ne Ladung" – aber ist die Frage für das Verständnis des Geschehens relevant, sie zu stellen also sinnvoll? Man kann fragen "Was sind das für Terroristen?" – aber bringt das was für die Story? Man kann auch nach den "höhreren Kräften" fragen, aber bei all dem Geträume und Fantasieren bin ich nicht mal sicher, dass das eine sinnvolle Frage wäre. Kurz und gut: Man sollte doch wissen, worum es eigentlich geht. Also: Worum geht hier, Ike?
 

Ike Van Dayk

Mitglied
Der Weg ist das Ziel und das Rätsel ist die Lösung!

Was ist das für eine Ladung?
Wer sind die Terroristen?
Was sind das für höhere Mächte?

Diese Fragen überlasse ich dem Leser und -ja- ich überlasse auch die Antworten dem Leser. Ich selbst kenne MEINE Interpretation des Geschehens, aber ich habe sie bewußt aus dem Werk rausgehalten, weil ich die Phantasie des Lesers über das übliche Maß heraus beanspruchen wollte.

Lieber jon, kennst du die Filme des David Lynch - sie dienten mir (zusammen mit den Bildern Salvador Dalis und anderen surrealen Werken) als Inspiration für PANGÄA. David Lynch ist mein Lieblingsregiseur, WEIL er Spielraum für Interpretationen läßt und Fragmente der Story einfach nicht verrät.

Genau das wollte ich mit PANGÄA auch machen und ich glaube es ist mir gelungen.

Ich finde es cool von dir, dass du dir überhaupt die Mühe gemacht hast, den Text dreimal zu lesen, wenn er dir garnicht sonderlich gefallen hat. Aber das zeigt doch - ohne dass ich mich jetzt selbst loben will - dass an dem Text was dran ist, was andere Texte nicht haben, oder?

Des Rätsels Lösung lautet also:
Der Weg ist das Ziel und das Rätsel ist die Lösung!

Ich kann dir deine Fragen nicht beantworten, weil selbst meine Interpretation nur EINE Interpretation ist. Das ist doch die Essenz des Surealismus, oder: Bewußt Teile wegzulassen, sowohl Details als auch wichtige Bausteine - und an ihrer Stelle "Traumsequenzen", "Visionen" oder "Rätsel" zu platzieren.

Liebe Grüße

Euer Ike
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Ich muss in einer Sache widersprechen und in einer anderen mal was sagen, was "Künstler" nicht gern hören.

Das erste: ich hab nicht dreimal angesetzt, weil "an dem Text was dran ist", sondern weil ich hoffte, es wäre was drin. Nach deiner Antwort seh ich: Es ist nichts drin. Na gut, im Mittelteil ist eine offenbar komplexe Verschwörungsstory drin, aber im Rest ist nur krude Träumerei und die hat keinen Bezug zum Mittelteil außer dem, den Träume eben zur Realität haben: Sie nehmen Elemente davon auf und verfremden sie und kleistern sie zu etwas, was sich im Moment des Träumens logisch anfühlt, es aber nicht ist.

Das zweite: Dem Leser (Bildbetrachter, Filmgucker) viiiiel Interpretationspielraum zu lassen, ist eine Sache, ihm überhaupt nichts zu sagen/zeigen eine ganz andere. Ich kenne zwar David Lynch nicht, aber bei Dali seh ich wenigstens Objekte. Deine Aussagen, dass die Antwort auf "Was ist das für ein Ladung?" eine Frage der INTERPRETATION sei, zeigt ganz gut, was ich meine. Eine Uhr, die von irgendwo runter tropft, ist eine Uhr. Warum sie vom Stuhl tropft – das kann sich der Bildbetrachter selbst zusammen interpretieren. Aber eine Ladung, von der ich nicht weiß, was es ist, ist etwas, von dem ich nicht weiß was es ist. Jede Frage nach einem Warum hat sich damit – in Bezug auf die Ladung – erledigt. (Nein nein, ich will nicht unbedingt wissen, ob es "Äpfel" oder “Steine" sind. Es würde mir schon reichen, wenn ich wüsste, dass es – ich weiß nicht – vom Militär geordert wurde. Oder dass es wahrscheinlich eine fremde Lebensform ist. Oder ich erfahren würde, dass der Auftraggeber sehr mysteriös sei. Irgendwas in der Art.)

Das Problem bei dem Text ist, dass fast alles – bis auf eine Reihe offenbar belangloser Infos über Aliens und Computer – "nichts" (oder wie du sagst: Interpretationsfrage) ist. Man kann sich sicher aus "nichts" eigene Sachen zusammenfantasieren, aber man kann es nicht "interpretieren".

Der Weg ist das Ziel? Ok, da kann ich mir vorstellen, was damit gemeint ist. Aber: Was ist hier der Weg?
Das Rätsel ist die Lösung? Das kann mir nicht vorstellen – haste mal 'n Beispiel? Und: Was ist hier eigentlich das Rästel? Was die höheren Mächte vorhaben? Ob es die überhaupt gibt? Ob die "Traumsequenzen" Traum oder eine Art Leben sind? Oder gar ob die Raumschiffszene nicht der Traum ist? Sag bitte nicht: alles. Da hätteste dir die Mühe sparen können und einfach nur sagen: "Das Leben ist schon mysteriös …"
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Nachtrag: Dass Surrealismus als Kunstform gilt, heißt nicht, dass sie deshalb automatisch Inhalte zum Konsumenten transportiert. Mag sein, dass die Künstler Inhalte reintun, aber das ist was anderes. Die Gefahr – wie hier – ist, dass der Künstler das Päckchen so gut verschnürt, dass der Konsument es einfach nicht wieder aufbekommt. Dann kann er es sich sich zu Dekozwecken ins Zimmer stellen. Das war's aber auch schon.
 

Ike Van Dayk

Mitglied
Fragen über Fragen und keine Antworten in Sicht.

Okay, ich gebe ja zu, dass mein Text nicht gerade leserfreundlich ist. Er SOLL auch nicht leserfreundlich sein. Er soll einfach SEIN. So wie ein Traum IST. So wie das Leben IST. So wie das Universum IST.

Ich weiß, dass dir diese Antwort nicht gefallen wird, aber so denke ich eben darüber.

Ist das Raumschiff ein Traum? Ist die Waldlichtung ein Traum? Ist der dunkle Raum mit dem Clown ein Traum? Ist alles ein Traum? Ist alles real? Ist ein Teil der Geschichte ein Film im Film bzw. ein Buch im Buch?

Spiegeln sich die Sehnsüchte des Raumfahrers nach einer grünen, schönen Welt, in einem Buch, dass er aus seiner Sicht über eine schöne grüne Welt schreibt.

Oder spiegeln sich vielleicht die Sehnsüchte eines Menschen, der in einem wilden, gefährlichen und mystischen Wald lebt, nach einer geordneten, sterilen, logisch funktionierenden Welt, in einem Buch, dass er aus seiner Sicht über ein Raumschiff schreibt?

Weitere interessante Fragen sind zum Beispiel:
- Wann stirbt der Hauptcharakter ?
- Wohin kommt er nach seinem Tod ?
- Wen trifft er im Leben nach dem Tod?
- Was sagt uns der letzte Satz des Textes?

Das sind so Sachen über die man sich mal Gedanken machen könnte.

PS: Ich denke derzeit darüber nach eine Fortsetzung zu schreiben...
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Ich versteh die Idee "Der Text soll einfach SEIN" durchaus, ich kann diesen künstlerischen Ansatz sogar nachvollziehen. Dass ich ihn für sinnlos (nicht "blödsinnig" –  „sinnlos“ wie "es bringt nichts, außer vielleicht eine Art Rausch") halte, ist eine andere Sache.

Ok: Manchmal muss man sinnlose Sachen machen, um "den Kopf, die Seele" zu lockern. Ich zähle eben zu denen, die sagen: Das gehört dann aber nicht dem Leser vorgesetzt, so wie mein Spaziergang zum Durchlüften nicht als "Event" vermarktet gehört … 



Weitere interessante Fragen sind zum Beispiel:
- Wann stirbt der Hauptcharakter ?
- Wohin kommt er nach seinem Tod ?
- Wen trifft er im Leben nach dem Tod?
- Was sagt uns der letzte Satz des Textes?
Diese Fragen kann man nur stellen, wenn man vorher Antworten gegeben hat, die deiner Geschichte nicht entnehmbar sind.
Wann stirbt der Held? Ja, stirbt er denn überhaupt?
Wohin kommt er nach seinem Tod? Stirbt er denn? Und wann? Gesetzt den Fall, er stirbt duch den Schuss: Beschreibt der Text den Tod oder den „Moment“ des Sterbens? Gesetzt den Fall, er stirbt in der Kältekammer: Was ist Rückblick für den Leser, was ist "Erleben" des Helden und ist es das Erleben beim Sterben oder danach?
Wen trifft er nach dem Tod? Das setzt die Antwort auf "Wann stirbt er" voraus, die die Antwort auf „stirbt er überhaupt?" voraussetzt. Und es setzt die Antwort auf "Wohin kommt er?" voraus, was die Antwort auf „Kommt er überhaupt?“ voraussetzt, was die Antwort auf „Wann stirbt er" voraussetzt, was wiederum … Ein Teufelskreis!
Was sagt "uns" der letzte Satz? Das kommt drauf an, ob der Held stirbt. Wenn nicht, wer den Satz dann sagt. Wenn ja, wer den Satz dann sagt und ob ihn überhaupt jemand sagt. Und ob ich – der Leser – an Gott/Götter glaube, Atheist bin oder sonstwas für Vorstellungen vom „Sein" habe.


… es ist also ziemlich sinnlos, diese Fragen zu stellen, weil sie je nach Vor-Antwort eine extrem große Anzahl von Antworten provozieren. Und eine extrem große Anzahl von Antworten ist so gut wie keine Antwort. Kunst soll Fragen stellen, Fragen, deren (durchaus individuelle) Antwort den Einzelnen "weiterbringt". Dazu muss es aber eine oder bestenfalls zwei, drei (individuelle) Antwort(en) geben.

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PS: Eine Fortsetzung ist gut. Ich wette nämlich, dass du früher oder später das „Geschwiemel“ aufgeben musst, um die Story "in den Griff zu kriegen", so dass sich irgendwann die Anworten ergeben, die du jetzt mehr oder weniger gezielt ausradiert hast. Ich bin gespannt …
 

Ike Van Dayk

Mitglied
Okay jon, freut mich, dass du gespannt bist auf die Fortsetzung. Dort wirst du sicherlich die eine oder andere Antwort auf deine Fragen finden. Der erste Teil sollte von Anfang an rätselhaft bleiben, um die Spannung auf den Nachfolger zu steigern. Natürlich blieb ich jeden Hinweis schuldig, dass es überhaupt einen Nachfolger geben wird. Auch das gehörte zum Konzept dazu.

Was du letztendlich an meinem Text kritisierst, ist, dass er sich nicht an die Formen und Regeln von Literatur hält. Aber genau das war meine Absicht. Mal davon abgesehen, dass ich ohnehin nicht gerade ein Literaturexperte, sondern eher ein Filmfan bin, ich also garnicht in der Lage wäre ein 100%ig literarisch korrektes Buch zu schreiben, habe ich dieses "unliterarische Element" in meinem Text absichtlich überspielt.

Das ganze sollte kein Buch werden, welches den Leser von A über B nach C führt, sondern es sollte vielmehr das Alphabeth des Lesers nehmen, es mal ordentlich durchschütteln und dann sehen welche Buchstaben übrigbleiben...

Das Konzept heißt Chaos. Du könntest diesen Text hundertmal lesen und das Puzzle würde sich immernoch nicht zusammenfügen es sei denn DU fügst es zusammen - ich weiß, das klingt seltsam, aber letztendlich ist Pangäa ein Experiment - vielleicht inspiriert es andere Leute in Zukunft die Leser nicht mehr so übertrieben "an der Hand" zu nehmen, sondern mehr auf Intuition und Gespür und auch auf die Kreativität des Lesers zu setzen...
 
P

Pete

Gast
Was könnte ich da noch sagen, nachdem ich Deine Stellungnahme zur Stellungnahme mitbekommen habe.

Angesichts Deiner Rechtfertigungen kann ich keine Botschaft senden.

Bin sprachlos!

Grüße

Pete
 

Duisburger

Mitglied
Wann wird viel Text zu einer runden Story?
Inhaltlich hat Jon schon alles gesagt, was zu sagen wäre.

Okay, ich gebe ja zu, dass mein Text nicht gerade leserfreundlich ist. Er SOLL auch nicht leserfreundlich sein.
Entschuldige, aber willst du mir allerernstes Weismachen, dass du den Text mit Absicht leserunfreundlich geschrieben hast?
Doch nicht wirklich, oder?
Um den Leser zu erreichen, sollte ein Text so geschrieben sein, dass alles, was du erreichen willst (vor allem dein Interpretationsspielraum, der nicht vorhanden ist), im Text vorhanden ist. Daran hapert es hier ,denn nach meinem Dafürhalten verwechselst du Interpretieren mit raten. Es kann doch auch nicht richtig sein, dass alle Kernelemente weder erklärt noch transparent gemacht werden. So wie du dich in Andeutungen ergehst, werde ich als Leser des Textes schnell überdrüssig, weil sich keinerlei Lesefluss einstellt. Ich gerate immer wieder ins Stocken, weil der Text sich nicht "lösen" lässt.
Es fehlt der rote Faden, der den Leser durch die Story führt und ihm, auch nach einer abschließenden Interpretation, ein Erfolgserlebnis beschert.
Hier ist es leider so, dass nicht den Text schon nach dem ersten Viertel weglegen möchte.
Darum: Ziel verfehlt, Herr Autor (zumindest bei mir).

lg
Duisburger

PS: Mit einer Überarbeitung des Textes ist es nicht getan, ein Neuschreiben, Neuordnen und Strukturieren der Story wäre nötig. Vor allem eine radikale Straffung.
 

Ike Van Dayk

Mitglied
Duisburger schrieb:
PS: Mit einer Überarbeitung des Textes ist es nicht getan, ein Neuschreiben, Neuordnen und Strukturieren der Story wäre nötig. Vor allem eine radikale Straffung.


Ich kann nur noch einmal wiederholen, dass der Text, so wie er jetzt ist, fertig ist. Es gibt nichts mehr zu überarbeiten oder zu strukturieren. PANGÄA (Teil 1) ist abgeschlossen...

Grüße

Ike
 

Duisburger

Mitglied
Ich kann nur noch einmal wiederholen, dass der Text, so wie er jetzt ist, fertig ist. Es gibt nichts mehr zu überarbeiten oder zu strukturieren. PANGÄA (Teil 1) ist abgeschlossen...
Aha.
Warum hast du den Text dann hier eingestellt? Das hier ist eine Arbeitsplattform. Hier soll an Texten gearbeitet werden.
Bitte beim nächstem mal deutlich darauf hinweisen, das keinerlei Textarbeit gewünscht ist.
Dann kann ich meine Zeit bei anderen Autoren besser nutzen.

Duisburger
 

Ike Van Dayk

Mitglied
Duisburger schrieb:
Aha.
Warum hast du den Text dann hier eingestellt? Das hier ist eine Arbeitsplattform. Hier soll an Texten gearbeitet werden.
Bitte beim nächstem mal deutlich darauf hinweisen, das keinerlei Textarbeit gewünscht ist.
Dann kann ich meine Zeit bei anderen Autoren besser nutzen.

Duisburger


Nicht falsch verstehen. Ich diskutiere gerne über meine Texte, aber wenn ein bestimmtes Werk für mich abgeschlossen ist, ist es das unabhängig von Kritik von außen. Ich werde die Tipps, die ihr mir gegeben habt, in den Nachfolger von PANGÄA einfließen lassen.

Grüße

Ike
 

MDSpinoza

Mitglied
Wenn Du nicht einmal vorhast, die reichlichen und nicht durch die legasthenische Gleichschaltung ("Rechtschreibreform) entschuldbaren Rechtschreibfehler zu beseitigen, ist der Text wirklich nur Trash.
 

Ike Van Dayk

Mitglied
Inhalt ist wichtiger als Form.

Und sooo viele Fehler sind das jetzt auch nicht grad, oder?
Wenn ich die Wahl habe zwischen der Arbeit unbedeutende Rechtschreibfehler zu beseitigen und der Arbeit eine Fortsetzung zu schreiben, greife ich lieber zu Letzterem.

Im Übrigen: Trash ist ein geiles Genre!
Also danke!
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Ich kann akzeptieren (und sogar nachvollziehen), dass jemand "sowas" gezielt schreibt, auch wenn ich den Ansatz, Orakel zu verfassen, für grundverkehrt halte. (Es ist letztlich das Problem des Autors, wenn er bzw. seine "Botschaft" beim Leser nicht ankommt.) Was ich nicht akzeptieren kann, ist die Ansicht, dass Rechtschreib- und Grammatikfehler so banal sind, dass sie in einem "fertigen Text" nicht stören, dass es "wichtiger" sei, ein neues Werk zu verfassen als seine Arbeit am alten Werk ordentlich zu machen. Vor allem, da die Mühe so groß nicht ist.
 

Ike Van Dayk

Mitglied
Gondwana

Der Nachfolger zu Pangäa wird Gondwana heißen und befindet sich derzeit in Produktion! Ich bin auf eure Meinung gespannt!

Ike
 
P

Pete

Gast
Hallo Ike, ich schulde Dir noch eine Erklärung für meine Wertung.

Ich bin ein wenig sauer, weil Du offensichtlich nicht für Leser schreiben magst, sondern für Dich selbst. Wenn Du dann noch hier veröffentlichst, in meinem Heimatforum ;), dann bin ich doppelt angefressen.

Ganz unglaublich ist Deine Rechtfertigung gegenüber der fundierten Kritik von Jon. Sie (!) hat sich wirklich in Deinen Text hineingeschafft und Dir einen ausführlichen und wohl durchdachten Feedback gegeben. Anstatt Dich geadelt zu fühlen, reagierst Du etwas mimosig. Das ist eines Künstlers nicht würdig!

Wenn Dir etwas an Lesern liegt, dann freust Du Dich über jeden Hinweis. Die Vorschläge zur Kürzung sind die m.E. wichtigsten. Wenn Du etwas mehr fokussierst, d.h. die Geschichte im Auge behälst, dann kommt es konzentrierter.

Dein Stil hat etwas. Hervozuheben ist der gute Sprachrhytmus und die gelungenen Dialoge. Wenn Du Dein Ziel dabei aus den Augen verlierst, hilft es Dir auch nicht, ständig diese wunderschönen Pirouetten zu drehen.

Schreib doch mal eine Kurzgeschichte, bei der die Handlung auf eine bestimmte Pointe abzielt!

Grüße

Pete
 



 
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