Parabel

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Vera-Lena

Mitglied
Parabel

Die Schüler folgen ihrem Meister.
Der Meister führt sie
durch eine schmale Pforte
in das Innere der Sonne.

Die Schüler nehmen
auf dem Boden Platz.
Der Meister steht
vor ihnen und spricht:
Wenn ihr diese Sonne erkannt habt,
könnt ihr die nächste betreten.
Dann geht er fort.

Mit geschlossenen Augen
erforschen die Schüler
in ihrem eigenen Inneren
das Mysterium dieser Sonne.

Hass, Wut, Mord und Krieg
rücken heran, schreiende Farben,
gellende Klänge.
Meister! Meister! rufen die Schüler.
Der Meister erscheint nicht.

Die Schüler erinnern sich seiner
vormals gesprochenen Worte:
Macht weiter, befürchtet nichts.
Ermutigt graben sie erneut
nach den Schätzen,
die ihnen bis jetzt
noch verborgen.

Jenseits der Zeit
dämmert ein Schein
von Milde, Güte.....
 
M

margot

Gast
ein netter traum, vera. ein mensch ohne hoffnung
ist grau, farblos. es gibt wenige meister, die
auf dieser erde wandeln. und nur wenige schüler,
die ihnen folgen.
der meister der massen heißt: konsum.
alle folgen ihm. nicht in eine sonne. nicht in eine
andere. sondern in das trauertal von neid, falschem
begehren und dummheit. das ist die realität, die wir
gerne verdrängen. wir klammern uns allzu gerne aus.

dein gedicht ist etwas schwach auf der brust.
ich versuche dich dahinter zu sehen: ein mensch, für
den güte und weisheit viel bedeuten.
natürlich ist das menschliche leben eine tragikkomödie
sowie parabel zugleich. es existiert nur ein ausgang.
die hybris des menschen wird ihn lediglich wie eine
droge von seiner heimat entfernen.

liebe grüße
ralph
 
Margot, du sprichst wahr,
aber trotzdem liegt deinem Gedicht, Vera, ein schöner, kleiner Gedanke inne, den du mir gefällig und schön klein rüber gebracht hast. Wer hier der Meister ist, weiß ich nicht, aber wir arbeiten weiter, blicken auf - MEISTER! -
und arbeiten weiter.

Gruss Marcus
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe margot, lieber Marcus,

danke für Eure Stellungnahmen! Es tut mir auch gut, margot, daß Du mich hinter dem Gedicht entdecken willst, und Du hast ja auch etwas Zutreffendes gefunden. Natürlich ist das nur ein Aspekt von mir, der mir aber in bedrohlichen Zeiten (d.h. wann gibt es die nicht) besonders bewußt wird und dann immer in mir herumquängelt, daß er mitgeteilt werden möchte. Das wird Dir ja bei Deinen Gedichten auch so gehen, daß Du sie einfach schreiben MUSST.

Lieber Markus, Deine Antwort hat mir verdeutlich, daß ich mich mitteilen konnte. Auch Dein Hinweis auf die Schlichtheit dieses Textes (das hattest Du doch gemeint?) hat mich bestärkt, dieses Gedicht so stehen zu lassen.

Euch Beiden herzlichen Dank!

Ganz liebe Grüße Vera-Lena
 
M

margot

Gast
liebe vera, meiner meinung nach, sollte schlichtheit
noch schlichter und vor allem gekonnter daherkommen.
 
Entschuldigung,
ich meinte nicht, daß das Gedicht schlicht sei. Ich meinte, ihm läge ein schöner, schlichter Gedanke inne. Diese Sehnsucht nach einem Meister eben, der dann sogar erfunden wird, zurechtgebogen, angepasst. Diesen Gedanken finde ich klasse. Allerdings muß ich jetzt sagen, da ich das Gedicht nochmal überflogen habe, daß mir der Schluss nicht mehr gefällt. Dieser Schein von Milde und Güte sollte wohl eher ein mitleidiges, vielleicht angewidertes Lächeln sein.

Gruss Marcus
 



 
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