Parricida

3,80 Stern(e) 6 Bewertungen

Sta.tor

Foren-Redakteur
Parricida

Den Franz bedrängen die Gewalten;
ein Bild, zuviel für den Verstand.
Es droht, den Schädel ihm zu spalten,
sein Schwert, geführt von Sohnes Hand.

Gefährlich sinkt die lange Klinge
berührt schon fast sein schütt`rig Haupt.
Belanglos werden Franz die Dinge
weil er dem Tod sich nahe glaubt.

Sein dreizehnjährig Fleisch und Blut
hat ihn des eigen Stahls beraubt.
Es war gesichert, doch nicht gut
und mit den Jahren eingestaubt.

Ein letzter Seufzer, letztes Flehen
dem Sohn verzweifelt dargebracht:
„Mein Kind, du musst doch selber sehen,
um uns herum herrscht finst`re Nacht.“

Der Sohn spuckt aus, zieht hoch das Schwert,
gespannt, zum Hieb bereit:
„Du bist das Vatersein nicht wert!
Nun geh für alle Zeit!“

Der Hieb war fest, die Klinge scharf,
der Junge ist zufrieden.
Wie lang` er Fernsehkucken darf,
hat Vaters Schwert entschieden.
 

Franzi

Mitglied
Hallo, StaTor,

ein ernstes Gedicht mit ernstem Thema. Darüber kann man lange diskutieren, mit welchen Mitteln die Kinder und Jugendlichen sich heute einfach über die Köpfe (oder ohne die Köpfe) elterlicher Ohnmacht hinweg alles nehmen, was sie haben wollen.

Eine Kleinigkeit: Fernseh[red]kucken[/red] (g)

Strophe 1,2, und 4: gleichbleibender Wechsel von weiblichen und männlichen Reimen, dessen Reihenfolge in der letzten Strophe umgedreht wird. Dass die 3. und 5. Strophe nur aus männlichen Endreimen besteht, finde ich nicht dramatisch, sondern diese stumpfen Endungen unterstreichen eher noch die Dramatik und den sich zuspitzenden abrupten Ausgang des Geschehens. (Ich hoffe, das ist korrekt, was ich hier zum Thema Endreim sage?)
Ein hintergründiger Text, der zu Gesprächen einlädt.

LG, Franzi
 

Walther

Mitglied
Hallo Sta.tor,

wie immer mit sarkastischem Einschlag. Einzig die Strophen 5 und 6 haben einen Metrenbruch in Z2 und Z4. Hier ist auf einmal als dem Knittel (4-hebig) ein dreihebiger Jambur geworden.

Das stört ein wenig. Meine ich wenigstens, als alter Silbenzähler. :D

Gruß W.
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Parricida

Den Franz bedrängen die Gewalten;
ein Bild, zuviel für den Verstand.
Es droht, den Schädel ihm zu spalten,
sein Schwert, geführt von Sohnes Hand.

Gefährlich sinkt die lange Klinge
berührt schon fast sein schütt`rig Haupt.
Belanglos werden Franz die Dinge
weil er dem Tod sich nahe glaubt.

Sein dreizehnjährig Fleisch und Blut
hat ihn des eigen Stahls beraubt.
Es war gesichert, doch nicht gut
und mit den Jahren eingestaubt.

Ein letzter Seufzer, letztes Flehen
dem Sohn verzweifelt dargebracht:
„Mein Kind, du musst doch selber sehen,
um uns herum herrscht finst`re Nacht.“

Der Sohn spuckt aus, zieht hoch das Schwert,
entschlossen und zur Tat bereit:
„Du bist das Vatersein nicht wert!
Nun geh dahin, für alle Zeit!“

Der Hieb war fest, die Klinge scharf,
der Junge ist zufrieden.
Wie lang` er Fernsehkucken darf,
hat Vaters Schwert entschieden.
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Hallo Franzi,

interessant wie tief du in die Konstruktion eines Gedichtes eintauchst. Ich achte da nicht so speziell drauf, meist nur auf die Silbenzahl, obwohl ich mich da auch vom Klang des Textes leiten lasse. Männliche und weibliche Endreime kannte ich noch nicht. Hat wohl was mit Betonung zu tun, nehme ich an. Ich bin eben kein Theoretiker, da muss ich mich mal outen. Obwohl das sicher eine Steilvorlage für Kritiker sein dürfte.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch allen, die ein verharmlostes Verbrechen wittern, laut nach der Forenpolizei rufen oder sich in anderer Weise betroffen fühlen mitteilen, dass dieser Vatermord nur symbolischen Charakter hat, in keinster Weise ein tatsächlich stattgefundenes Ereignis beschreibt und, wie Franzi schon richtig feststellte, in übertriebener Form die Anspruchsmentalität in großen Teilen der jungen Generation persiflieren soll.

Hallo Walther,

Strophe 5 habe ich nachgebessert, konnte man zwar so lesen, aber man kam, wenn man den Text nicht kennt doch ins stocken.
Strophe 6 lasse ich aber so stehen, sie soll etwas salopp die Unbekümmertheit des jungen Prot. verdeutlichen, und deshalb auch das Fernsehkucken aus dem kindlichen Sprachgebrauch. (in manchen Regionen sagt/schreibt man auch 'gucken', aber bei uns hier nicht)

Vielen Dank fürs kommentieren
und eine schöne Woche

Thomas
 

MarenS

Mitglied
Die Anspruchsmentalität der Jugend...jaja. Da zog eine erziehungsfaule, problemflüchtende, spaßorientierte Generation Kinder auf, nein, ließ sie einfach großwerden und jammert nun über das, was daraus geworden ist.
Wie man sich bettet, so liegt man. Dieser großmütterliche Spruch scheint mir da sehr passend.
Sta.tor, du hast gut getroffen! "Nicht den Porsche"! (Badesalz)

Grüße von Maren
 

Walther

Mitglied
Hi Sta.tor,

die Strophe könnte so lauten, ohne Deine Ästhetik zu sehr zu berühren:
Der Hieb war fest, die Klinge scharf,
der Junge fühlt sich sehr zufrieden.
Wie lang` er Fernsehkucken darf,
das hat klar Vaters Schwert entschieden.
Aber, wie's so schön heißt, das kannst Du halten wie der aufm Dach. :D

Es grüßt der W.
 

Franzi

Mitglied
@ maren,

ich glaube nicht, dass die von dir angesprochene Genneration generell als erziehungsfaul zu bezeichnen ist (auf viele mag das zutreffen, auf alle aber sicher nicht), sondern eher durch falsche Ideale fehlgeleitet ...

LG, Franzi
 
H

Heidrun D.

Gast
Der Hieb war fest, die Klinge scharf,
die Heidrun ist zufrieden.

Liebe Grüße
eben die
 

Leise Wege

Mitglied
Ernstes Thema, schön überspitzt dargestellt.
Erschreckend, wie oft zum Duell gefordert wird!
S6 könnte wirklich noch gewinnen.
Lg Moni
 

HerbertH

Mitglied
Ich habe einige kleine Anregungen:

[red]eignen[/red] statt [blue]eigen[/blue]

[red]schütt'res[/red] statt [blue]schütt'rig[/blue]

[red]Fernsehschauen[/red] statt [blue]Fernsehkucken[/blue]

[red]das hat klar des Vaters Schwert entschieden.[/red] statt
[blue]das hat klar Vaters Schwert entschieden.[/blue]

Da sieht man mal wieder, wie gewaltfördernd Fernsehen sein kann...

LG

Herbert
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Hallo HerbertH

Die Sprache der der Strophen 1 - 5 ist bewusst ein bißchen auf altmodisch getrimmt. Nibelungisch sozusagen, um den Leser möglichst weit weg von der eigentlichen Aussage des Gedichts zu führen, damit das Ende um so überraschender daherkommt. Daher das "schütt`rig" und das "eigen", welches in der Zeile davor bei "Fleisch und Blut" eigentlich fehlt.
Die letzte Strophe spiegelt die unbekümmerte Gedankenwelt des Dreizehnjährigen wider, geprägt von Playstation und RTL2. Der kuckt/guckt Fernsehen und nimmt seine Umwelt in kurzen Leveln wahr. Immer schnell, immer neu, Hauptsache Spaß. Daher die verkürzten Zeilen.

@HeidrunD.
Na, Dich zufrieden zu stellen...ich bin`s auch.

@DC
ich mache Dir ein Angebot:
ich bewerte Dich nie wieder (war zwar erst einmal der Fall, aber bitte) und Du lässt die Finger von meinen Bewertungen, OK?

Allen Kommentatoren vielen Dank und viele Grüße

Thomas
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Parricida

Den Franz bedrängen die Gewalten;
ein Bild, zuviel für den Verstand.
Es droht, den Schädel ihm zu spalten,
sein Schwert, geführt von Sohnes Hand.

Gefährlich sinkt die lange Klinge
berührt schon fast sein schütt`rig Haupt.
Belanglos werden Franz die Dinge
weil er dem Tod sich nahe glaubt.

Sein dreizehnjährig Fleisch und Blut
hat ihn des eigen Stahls beraubt.
Es war gesichert, doch nicht gut
und mit den Jahren eingestaubt.

Ein leiser Seufzer, letztes Flehen
dem Sohn verzweifelt dargebracht:
„Mein Kind, du musst doch selber sehen,
um uns herum herrscht finst`re Nacht.“

Der Sohn spuckt aus, zieht hoch das Schwert,
entschlossen und zur Tat bereit:
„Du bist das Vatersein nicht wert!
Nun geh dahin, für alle Zeit!“

Der Hieb war fest, die Klinge scharf,
der Junge ist zufrieden.
Wie lang` er Fernsehkucken darf,
hat Vaters Schwert entschieden.
 

Justina

Mitglied
Ein Gedicht, das unter die Haut geht. Einzige Unklarheit: müsste es nicht eher "Du bist DES VaterseinS nicht wert" heißen? Für mich passt hier eher der Genitiv, weil wert im Sinne von würdig benutzt wird.

LG
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Hallo Justina,

das hatte ich (ehrlich) in der Urversion auch so geschrieben, aber dann aus unerklärlichen Gründen abgeändert.
Wenn es aber sogar grammatikalisch falsch ist, ändere ich es wieder um. Vielen Dank für Deinen Hinweis. :)

VG Thomas
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Parricida

Den Franz bedrängen die Gewalten;
ein Bild, zuviel für den Verstand.
Es droht, den Schädel ihm zu spalten,
sein Schwert, geführt von Sohnes Hand.

Gefährlich sinkt die lange Klinge
berührt schon fast sein schütt`rig Haupt.
Belanglos werden Franz die Dinge
weil er dem Tod sich nahe glaubt.

Sein dreizehnjährig Fleisch und Blut
hat ihn des eigen Stahls beraubt.
Es war gesichert, doch nicht gut
und mit den Jahren eingestaubt.

Ein leiser Seufzer, letztes Flehen
dem Sohn verzweifelt dargebracht:
„Mein Kind, du musst doch selber sehen,
um uns herum herrscht finst`re Nacht.“

Der Sohn spuckt aus, zieht hoch das Schwert,
entschlossen und zur Tat bereit:
„Du bist des Vaterseins nicht wert!
Nun geh dahin, für alle Zeit!“

Der Hieb war fest, die Klinge scharf,
der Junge ist zufrieden.
Wie lang` er Fernsehkucken darf,
hat Vaters Schwert entschieden.
 

MarenS

Mitglied
Hmpf, fällt mir jetzt erst auf:
hat ihn des eigen Stahls beraubt.
Müsste es nicht so lauten:
hat ihn des eig[blue]n[/blue]en Stahls beraubt....?

Grüße von Maren
 



 
Oben Unten