Paul is' weg

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Tula

Mitglied
Paul is' weg

traurig sind die Augen heut' von Trini wartet Stunden schon auf ihn der bloß mal kurz ... 'nu is' er weg und kommt nicht wieder kommt's wie's immer kommt wenn man ein Leben lang nur schwarz auf weiß sieht haut das defätistisch auf die Hörner irgendwann war sie ihm wohl zu dumm die Kuh

Paul meinte immerzu das sei hier nichts als eine vollgeschiss'ne Matrix wird uns jeden Morgen auf-geladen sind wir mittendrin das Futter fressen alles was wer unterschiebt und glauben unten das sei grün und da oben das sei blau und grün und blau hat man als schön erklärt sich wohl von selbst

manchmal denk' ich selber drüber nach lass' ich die Fliegen in Gedanken fliegen aber keine hat 'ne Richtung schwirrt im Zick-Zack durch den Raum ist DER das Chaos und die Fliegen sind in Ordnung oder umgekehrt (??) und durch den ganzen Mist so deliberierte Paul gern und hatte da wohl recht

Trini ist es wurscht ob Sterne Sterne sind ja doch Staffage die von dieser Stelle kriegt man zwar nur jeden Tag genau dasselbe aber schließlich hausen wir nicht wie die Schweine und auf Raten kaut's sich wenigstens noch besser als auf abgelatschtem Rasen wächst der Glücks-Klee ganz wohl nicht

ob der je dabei war bei der Sondermischung jeden Freitag sagt uns auch der schwarze Kater nicht der folglich weiter läuft er allen grauen Katzen hinterher läuft ihr jetzt Schaum aus ihrem Maul in den Eimer (Wut! na endlich) schaubt's sie hätten ihn geschlachtet - Armer Paul! - gehab' dich wohl

egal wir beißen alle mal in's Gras oder: was immer das hier wirklich ist ich scheiß' drauf ...Muuhhh!
 

Tula

Mitglied
Nachtrag:
auf Datei ergibt jede Strophe genau 3 gleichlange Zeilen in Calibri 11 ohne Leerzeichentricks. Geht hier leider nicht
Tula
 
T

Trainee

Gast
Gutes Teil, Monsieur,

fantasievoll, witzig und boshaft zugleich.

Mir tut es sehr Leid, dass uns der hiesige Paul verlassen hat - aber den wirste wohl nicht meinen. Schon deswegen nicht, weil ich keine Trine bin! :(
Aber, nicht alles dreht sich um mich. Leider. Und deshalb muss ich das Gedicht auch ohne persönlichen Bezug formidable finden.
Schwer fällt mir das nicht.

Herzliche Grüße
Trainee

* Zu deinem Paul fällt mir dieses Riesenrindvieh ein, das unlängst seinen ersten Fernsehauftritt erlebte und aufgrund seiner Größe und seines Gewichts in kein Schlachthaus passt. Nun muss es bis ans Ende seiner Tage Gnaden-Gras konsumieren.
Eigentlich nicht schlecht.

Ob ich mich auch bewerben sollte?
 

Tula

Mitglied
Hallo Trainee

nun einen ganz bestimmten Paul-Ochsen meinte ich nicht, schon gar keinen Dichter, der wäre dann eher Pfau oder so. Aber der neu-zeitliche Bezug lässt sich sicherlich auch so unschwer herstellen.

Der "Armer Paul!" ist übrigens, obgleich von der Aussage insgesamt her nicht gerade 'ausschlagend', eine kleine Erinnerung an einen Hit von der Band Interzone aus den 80-ern, d.h. noch aus meinen Pickeljahren. Der lief mal die Charts im Radio rauf und runter. Jener Paul im Song wurde in diesem ebenfalls geschlachtet.
Findet man ohne Mühe im Internet.

LG
Tula
 
T

Trainee

Gast
Dann liege ich mit meiner Schlachthausassoziation ja gar nicht so falsch. :)
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
ist schon witzig, wie es unmittelbar über (also zeitlich in direkter Folge) über dem "muh komma nicht so schnell" meiner "musique concrête" steht.
 

Tula

Mitglied
Moin Hansz

Mit der Idee lief ich seit einem Jahr herum, wusste nicht wie man das mal 'anders' schreibt, der Idee entsprechend, jedenfalls nicht wie irgendein weiteres Reimgedicht.

"Gezündet" hat es dann zweierlei, stilistisch gesehen. Zunächst nach Monika's Fischgericht und meiner barschigen Antwort. Dann las ich gerade eine lesenswerte Anthologie moderner Lyrik (aus Mangel an Beweisen, deutsche Lyrik 2008-2018). Da stehen nicht wenige Gedichte im Blocksatz. Das passt nicht unbedingt zu jedem Thema, bei diesem allerdings dachte ich mir, wäre es genau die Lösung.

Adventsgrüße
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ja, das interessiert mich, Tula,

wie so ein Gedicht entsteht, was dahinter steht.

Gestern habe ich einen längeren Leserbrief an die Sächsische Zeitung geschrieben, weil dort der neuste Gedichtband von Jan Wagner verrissen wurde. Ich verriß die Rezension. Danach googelte ich den Verfasser, und siehe da, es ist ein Dichterkollege, der im "Poetenladen" zu Hause ist, wo ich immer meine Gedichte hinschicke und keine Antwort bekomme.

Der Verriss beruhte auf zwei Argumenten: 1. Jan Wagner ziele nicht in "die Mitte der Gesellschaft", dem stellte ich die proletarische Revolution des Hörspiels "Gold" entgegen und verwies auf Tyl Ulenspiegel in Prag - "Die Mitte ist hier, Ihr könnt ja nachmessen; wenns einen Zoll abweicht, sehe ich mich widerlegt" - und 2. Jan Wagner trenne am Zeilenende mitten im Wort, und das sogar oft. Ich schlug die Hände überm Kopf zusammen und betete "Heiliger Jandl, gehts noch?" und begründete diese Art von Enjambement dann mit der Überlagerung von Versmelodie und Syntax, wobei die Versenden schon mal gleichklängen.
Ich vermute, beim Poetenladen kann ich nicht mehr landen, aber das war bisher ja auch noch nicht anders.

Ich habe dann ein eigenes Beispiel für Enjambements "mitten im Wort" druntergesetzt, noch ohne zu wissen, daß der Rezensent selbst als Dichter in Dresden wirkt (es ist nicht Bernd!), gar nicht so weit weg von mir. Ein Kurzgedicht, s.u.

Schönen Sonntag,
grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
aber ich "veröffentliche" es noch nicht regelrecht, sonst kann ich es bei manchen Wettbewerben nicht mehr einreichen:

[ 4][ 4]pflicht ruft

[ 4]kür z
[ 4]er geht im
[ 4]me e ee
[ 4]r
 

Tula

Mitglied
Hallo Hansz

Danke für die ausführliche Antwort. Den neuesten Band von Jan Wagner werde ich mir wohl kaufen müssen, was heftig kritisiert wird, ist meistens recht gut. Was ich an ihm und von dem bisher Gelesenen sehr schätzte: dass er hin und wieder sogar wunderbar gereimtes schreibt, siehe von einer scholle im weddellmeer.

In die Mitte der Gesellschaft zu zielen, scheint mir auch kein guter Ratschlag zu sein, schon weil gerade dort niemand Lyrik liest. Ansonsten war das Lesen der Anthologie sehr aufschlussreich: kaum Kurzgedichte und nichts was auch nur annähernd an Bukowski erinnert.

Wie dem auch sei, nochmals

Vl Grß
Tula
 



 
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