Penny

Odilo Plank

Mitglied
Du hast mich recht unfreundlich empfangen, du zottig Graue – dann ausgiebig beschnüffelt und mit zweifelndem Knurren erst hin- und endlich angenommen.
Mit Männern hattest du Schwierigkeiten. Du warst nicht vom Himmel gefallen, obwohl du so aussahst. Vor Tierheimen und Hundepensionen packte dich das Grauen – und vor Wanderern in Kniebundhosen mit bunten Wollstrümpfen. Du suchtest dir einen aus, genau den Richtigen, dem bissest du in die Waden.

Ich durfte dich erst nicht allein in Frauchens Wald führen, dann ein paar hundert Meter, endlich die ganze Stunde, bis zum saarländischen Absinkweiher und wieder zurück.
Dann zogst du mit Frauchen zu mir in die Pfalz. Der alte Sessel im Eingangsflur war sofort dein.
Du entdecktest unseren Wald!
Auf jeder Fahrt zur großen Rundwanderung heultest du in der Vorfreude. Hier war doch überall Wald, überall Glück. Warum fahren?
Du brauchtest keine Leine. Dein graues Pudel-Bobtail-Schnauzer-Fell funkelte zwischen Farn und Brombeerhecken, überragte die Heidelbeerbüsche, verschwand hinter Mauerresten der Burgruinen.
Ab und zu jagtest du einen Hasen, aber mit sieben Jahren wird man bedächtiger.
Wir vergaßen dich oft bei Gesprächen, bei der Wegsuche. Du warst immer da, furchtlos bei Dunkelheit und Gewitter.

Nach drei Jahren fingst du nach einer langen Felswanderung an zu hinken. Ein alter Forstmeister betrachtete dich mit kritischen Augen: Das Fell wird stumpf! Zehn Jahre? Eher älter. Er sah meinen Blick und schüttelte den Kopf.
Da spürten wir zum ersten Mal den Stich in der Brust.

Du hieltest beide Operationen aus, mit Gleichmut. Du sangst noch eine Weile Kindern, Kaninchen und Meerschweinchen dein Liebeslied.
Du bliebst an unserer Seite bis zur letzten schweren Fahrt. Dem weinenden Frauchen legtest du tröstend den Kopf auf die Schulter.

Wochen später klebte ich dein Bild ins Wandertagebuch, zeichnete ein zittriges Kreuz und schrieb mit krakeliger Schrift:
So viel Freude!
 



 
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