Tief in Gedanken versunken strich sie mit den Fingerspitzen über die Grafittibesprühte Wand neben ihr. Dann ließ sie die Hand fallen, die mit dem Staub bedeckten Finger der staubigen Wand waren kalt, kälter als sie bis jetzt jemals waren. Die junge Frau versteckte ihre dunkelbraunen langen Haare unter einer nachtschwarzen Kapuze ihrer Jacke. Ihr Gesicht war versteckt, verborgen hinter den Strähnen der nussbraunen Haare, und eingeschlossen vom weichen Stoff ihrer Weste. Für einen Augenblick schloss sie ihre Hand zu einer Faust, für den Teil einer Sekunde. Dann hob tat sie auch diese Hand in die Jackentasche.
Mit verdecktem Gesicht und den Händen in den Taschen der schwarzen Jacke ging sie schweigend den schmalen Gehsteig entlang. Immer wieder fuhren Autos vorbei, erhellten mit dem Licht ihrer Scheinwerfer ihr Gesicht, ließen sie für kurze Zeit nicht ganz mit der dunklen Straße verschmelzen.
Doch sie Schritt weiter entlang, hin und wieder lag Müll, ein alter Kaugummi oder eine verrostete Energydrink Dose im Weg, doch sie wich ihnen einfach aus. Nach einigen Metern blieb sie dann doch stehen. Ihre Aufmerksamkeit galt einem Graffiti, einem von vielen. Doch genau dieses sah sie sich genau an. Mit dunkelblauer Farbe war ein Kreis gezeichnet geworden, angesprüht im inneren mit hellblauer Farbe. Der Schriftzug darin lautete Perfekt World. Es war eines von vielen, von tausenden. Nicht einmal besonders schön war es, schnell aufgesprüht, weder geschwungen, noch 3D. Einfach nur aufgemalt. Ein paar andere Graffitis überlappten es am Rande, kunstvolle Pandabären, geschwungene Lettern und verblüffend echt aussehende Karikaturen. Doch jede dieser kleinen Kunstwerke interessierten sie nicht. Kuru schloss sie die Augen, um sie im nächsten Moment wieder zu öffnen. Dann nahm die Frau eine Hand aus der Jackentasche und legte sie behutsam und bedacht auf das Graffiti. Als sie sie nach wenigen Augenblicken wieder sinken ließ, haftete erneut Farbe an den Fingern, es war wohl billige Sprayfarbe, nicht sonderlich toll. Und doch gingen bei dieser einen Berührung mit dem vollkommen wertlosen Graffiti tausend Bilder durch ihren Kopf. Eine perfekte Welt. Diese Frau war weder hässlich, noch war sie schön. Weder klug, noch dumm. Weder modisch, noch altmodisch. Sie war einfach normal, ein nichts, untergegangen im Meer von tausend anderen Menschen.
Mit großen Schritten ging sie an tausenden weiteren Bildwerken vorbei, doch keines davon sah sie sich auch nur an. Blos aus den Augenwinkeln nahm sie sie war, blaue Schriftzüge mit roten Schatten, Pandabären auf Skateboarden, einige hingespranyte Schimpfworte, und noch tausend andere Graffitis die sie sah, aber die gleich wieder ihren Kopf verließen.
Der Gehsteig war aus, vor ihr lag eine Kreuzung und für sie war es rot. Ihr gegenüber wartete ebenfalls ein dunkelgrauer Audi auf das grün Signal um loszufahren. Wärend sie wartete, drehte sie sich nochmals um und warf einen Blick auf die meterlange vollgesprayte Wand. Auf der anderen Seite der Kreuzung hörten sie abrupt auf, dort waren Gärten und Villen, nicht zu vergleichen mit dem Weg auf dem sie hergekommen war. Auf diesem Weg war hinter der Mauer ein Gleis, alle paar Stunden raste ein Zug vorbei, auf der anderen Seite der Kreuzung erwarteten sie gepflegte Gärten, reiche alte Leute und verwöhnte Kinder die dachten ihnen gehörte die ganze Welt. Ein Auto hupte und sie sah auf. Das Licht der Ampel war auf grün umgesprungen und mit einigen Setzten war sie über den Zebrastreifen. Ihre Schritte verlangsamten sich je länger sie sich auf dieser Straße befand, fast konnte sie die Blicke durch die Fenster spüren die ihr verächtlich nach sahen. Missmutig schüttelte sie sich kurz, dachte damit wenigstens das Gefühl los zu werden.
Nach dem vierten prunkvollen Haus erreichte sie endlich das was sie gesucht hatte, die Abzweigung direkt in den Wald hinein. Sie konnte es förmlich riechen, nasse Erde, vermodernde Blätter und überall dazwischen pures Leben. Mit einer Hand zog sie sich die Kapuze vom Kopf und ihr langes Nussbraunes Haar das an den Spitzen dunkler wurde, fiel ihr die Schultern hinab bis zu den Ellbogen. Langsam und bedächtig ging sie in den Wald hinein, nichtsahnend was sie erwartete.
Lys achtete kaum auf die Bäume an denen sie vorbeistreifte. Auch den vielen Efeuranken würdigte sie keinen Blick. Suchend sah sie sich um, hier ganz in der Nähe war ihr Ziel. Doch auch nach einem längeren Fußmarsch konnte sie ihren Baumstamm nicht finden, auf dem sie am liebsten saß. Normalerweise ging sie nur gerade aus in den Wald hinein und fand ihn dann. Doch diesmal war er irgendwie weg. Seufzend lief sie zurück zur Straße. Nur um dann doch wieder in den Wald zu kehren. Den auf einem der ersten Bäume, einem steinalten Kastanienbaum dessen Blüten schon lange Zeit keine Früchte mehr trugen. Am unteren Ende hatte sie mit einem Messer einen kleinen Pfeil eingeritzt, er war noch immer zu sehen. Nur das dieser in genau die endgegengesetzte Richtung zeigte, als der Baumstamm war. Ein zweites Mal betrat sie den Forst, und ließ nichts aus dem Auge. Nach wenigen Schritten blieb sie stehen, erstarrt, zu Stein. Vor ihr war kein Baumstamm mehr, nicht einmal nichts war dort. Sondern ein metallisch glänzendes Ding.
Der Wald rund herum war normal, die üblichen raschelnden Blätter, geschaukelt vom Wind. Wie immer viele kleine Tiere die durchs Unterholz wuselten. Und genau den Geruch den ein Wald hatte. Aber nicht an dieser Stelle. Angeekelt nahm sie den verbrannten Geruch war, mit einem Hauch von Schärfe. Lys verdrehte die Augen. Immer wieder ließen Leute Müll liegen, hier war wohl das Werk einer Jugendgang zu bewundern.
Mehr als nur genervt griff sie nach dem Gegenstand. Da er weder einen Griff noch einen Halter hatte musste sie es direkt angreifen. Die Oberfläche fühlte sich glatt und kühl an, staubtrocken und doch blitzblank sauber. Verwundert drehte sie das Ding in den Händen, es war unglaublich schwer für etwas, das wie sie vermutete, aus Aluminium bestand.
Wegen des schweren Gewichts packte sie auch noch mit der zweiten Hand an. Immer merkwürdiger wurde für sie die Tatsache dass dieses Etwas unmöglich viel wog, kalt und spiegelglatt war und dazu noch unglaublich sauber war. Langsam schoss ihr ein Gedanke in den Kopf, wohin überhaupt mit dem Ding? Ziellos verließ sie den Wald, inzwischen ging die Sonne unter und die Bäume warfen lange Schatten auf den Boden und die Häuser in der reichen Straße waren in ein dunkellila Licht getaucht. Aber es war nicht Lys Art zu staunen, auch nicht ihre Art zu beobachten. Ihre Schritte wurden immer größer, fast nichts mehr unterschied ihr Gehen vom Laufen.
Schon stand sie erneut vor der Kreuzung, auf der anderen Seite Lage die meterlange vollgesprayte Wand. Ungeduldig trat sie von einem Bein vom anderen, denn die Ampel war wieder rot. Die Kapuze ihrer schwarzen Jacke hatte sie auf und ihre dunkelbraunen Haare warfen Schatten auf ihr Gesicht. Endlich schlug die Ampel auf Grün um, doch bevor sie den Zebrastreifen überqueren konnte, kreuzte noch ein hellgrüner Sportwagen auf der unbedingt vor ihr rüber fahren musste. Als sie endlich gehen konnte sprang sie mit drei großen Setzten über den Zebrastreifen und ging dann dicht an der Wand entlang. Das Gewicht des Metallenen Dinges konnte sie selbst so nicht ewig halten. Also blieb sie kurz stehen und griff in ihre Hosentasche wo sie ein Schuhband zufällig fand. Es war älter und der ehemals neongrüne Stoff war eher olivfarben. Gekonnte machte sie einen Art Träger daraus und schwang sich diesen dann auf den Rücken. Deutlich schneller ging es vorwärts.
Nach 10 Minuten im schnellen Laufschritt hatte Lys das kleine Haus am Stadtrand erreicht und blieb kurz stehen um nicht keuchend vor der Tür zu erscheinen. Doch es hatte keinen Sinn, sie wurde vom kleinen Fenster in der Küche gesichtet und kaum stand sie vor der Tür, wurde diese aufgerissen. Dahinter stand Malin, wie immer etwas verstrubelt und chaotisch. Sie hatte ein viel zu großes T-Shirt an auf dem in schwarzen Buchstaben stand, I’m what I’m. >>Wo warst du so lange? << fragte Malin und verzog ihr Gesicht zu einer Beleidigten Grimasse. >>Ich musste ganz alleine Jasnas tolles Essen aufessen! << Lys grinste und senkte den Blick, meinte dann sarkastisch >>du hast mir doch was übrig gelassen, du weißt doch wie ich ihre Küche mag! << Die andere Frau verdrehte blos die Augen und hielt die Tür offen. >>Würdest du jetzt bitte mal reinkommen, es wird kalt! <<
Lys betrat das kleine Haus in dem sie, Malin und Jasna gemeinsam wohnten. Das Vorzimmer war recht klein, aber vollgestopft bis obenhin mit sämtlichen Dingen die sie brauchten, oder eben nicht brauchten und die schlicht als Staubfänger dienten. Sie stellte das metallene Ding auf dem Holzboden ab und bückte sich dann um ihre Stiefel aufzubinden. Malin verließ den Raum gerade, das letzte was sie von ihr sah waren Malins unverwechselbaren feuerroten Haare die sie in einem langen geflochtenen Zopf trug.
Sie hing ihre mattschwarze Jacke auf einen Kleiderhacken, der einst das Geweih eines Hirschs gewesen war, jetzt aber vor lauter Westen, Mänteln und Jacken kaum mehr als solcher zu erkennen war. Mit großen Schritten folgte sie Malin in die kleine gemütliche Küche. Die Wände waren ursprünglich weiß gewesen, aber dann hatten die drei Frauen die verrückte wie lustige Idee gehabt sich Pinsel und Farbe zu schnappen und da mal etwas nachzuhelfen. Nun war die Wand voll von Pflanzenranken, Kreisen, Adlern, Musiknoten, schlicht Komplet bunt und verrückt. Auf einem der vier Stühle saß Jasna, in der Hand einen Kochlöffel. Der kleine Raum in dem eine außerordentlich toll eingerichtete Küche war roch seltsam, eine Mischung aus Spiegeleiern, Kartoffeln und Fisch. Seufzend ließ sie sich auf einen Sessel fallen, Malin saß schon. >>Öffnest du bitte das Fenster! << bat Lys sie, da sie näher saß. Doch auch die Frischluft die kurz darauf in den Raum strömten half nichts gegen den Geruch.
Fragend sahen die beiden Jasna an die in zwei Teller vertieft war, auf dem sie etwas, in den verschiedensten Farben, kreierte und dann stolz über den Tisch auf sie zu schob. >>Ähh, was ist das? << fragte Lys und versuchte ihren Ekel zu verbergen. Jasna wollte schon reden, doch Malin fuhr dazwischen >>irgend so ein Gatsch aus Eiern, Tunfisch und Petersilien! << >>Ich bevorzuge den Ausdruck Omelett! << meinte Jasna und sah Lys herausfordernd an. Eigentlich war sie hungrig, aber bevor sie Jasnas Essen aß, würde sie wohl verhungern müssen. Also schob sie den Teller von sich weg, mitsamt des komischen Essens, das irgendwie nicht essbar war. >>Könntest du deine Kreationen nicht im Restaurant ausprobieren? << fragte sie Jasna, die während der Woche in einem Restaurant, ein paar Straßen weiter, arbeitete. >>Und wer soll uns dann mit neuem Essen belästigen? << erkundigte sich die rothaarige Malin, deren Haare allmählich aus dem schnell zusammengeflochtenen Zopf fielen. >>Ihr macht so ein Theater, ich hab euch sowieso etwas mitgebracht! << mit diesen Worten stand sie auf und holte ein Tablet hinter sich hervor.
Die Stimmung der beiden anderen hellte sich gleich auf, als sie den toll garnierten gemischten Salat erblickten. Geschickt nahm Jasna alle drei Teller vom Tablet auf die Hand und drehte sich damit langsam im Kreis. >>Was soll das werden? << fragte Lys und beobachtete sie belustigt.
Mit verdecktem Gesicht und den Händen in den Taschen der schwarzen Jacke ging sie schweigend den schmalen Gehsteig entlang. Immer wieder fuhren Autos vorbei, erhellten mit dem Licht ihrer Scheinwerfer ihr Gesicht, ließen sie für kurze Zeit nicht ganz mit der dunklen Straße verschmelzen.
Doch sie Schritt weiter entlang, hin und wieder lag Müll, ein alter Kaugummi oder eine verrostete Energydrink Dose im Weg, doch sie wich ihnen einfach aus. Nach einigen Metern blieb sie dann doch stehen. Ihre Aufmerksamkeit galt einem Graffiti, einem von vielen. Doch genau dieses sah sie sich genau an. Mit dunkelblauer Farbe war ein Kreis gezeichnet geworden, angesprüht im inneren mit hellblauer Farbe. Der Schriftzug darin lautete Perfekt World. Es war eines von vielen, von tausenden. Nicht einmal besonders schön war es, schnell aufgesprüht, weder geschwungen, noch 3D. Einfach nur aufgemalt. Ein paar andere Graffitis überlappten es am Rande, kunstvolle Pandabären, geschwungene Lettern und verblüffend echt aussehende Karikaturen. Doch jede dieser kleinen Kunstwerke interessierten sie nicht. Kuru schloss sie die Augen, um sie im nächsten Moment wieder zu öffnen. Dann nahm die Frau eine Hand aus der Jackentasche und legte sie behutsam und bedacht auf das Graffiti. Als sie sie nach wenigen Augenblicken wieder sinken ließ, haftete erneut Farbe an den Fingern, es war wohl billige Sprayfarbe, nicht sonderlich toll. Und doch gingen bei dieser einen Berührung mit dem vollkommen wertlosen Graffiti tausend Bilder durch ihren Kopf. Eine perfekte Welt. Diese Frau war weder hässlich, noch war sie schön. Weder klug, noch dumm. Weder modisch, noch altmodisch. Sie war einfach normal, ein nichts, untergegangen im Meer von tausend anderen Menschen.
Mit großen Schritten ging sie an tausenden weiteren Bildwerken vorbei, doch keines davon sah sie sich auch nur an. Blos aus den Augenwinkeln nahm sie sie war, blaue Schriftzüge mit roten Schatten, Pandabären auf Skateboarden, einige hingespranyte Schimpfworte, und noch tausend andere Graffitis die sie sah, aber die gleich wieder ihren Kopf verließen.
Der Gehsteig war aus, vor ihr lag eine Kreuzung und für sie war es rot. Ihr gegenüber wartete ebenfalls ein dunkelgrauer Audi auf das grün Signal um loszufahren. Wärend sie wartete, drehte sie sich nochmals um und warf einen Blick auf die meterlange vollgesprayte Wand. Auf der anderen Seite der Kreuzung hörten sie abrupt auf, dort waren Gärten und Villen, nicht zu vergleichen mit dem Weg auf dem sie hergekommen war. Auf diesem Weg war hinter der Mauer ein Gleis, alle paar Stunden raste ein Zug vorbei, auf der anderen Seite der Kreuzung erwarteten sie gepflegte Gärten, reiche alte Leute und verwöhnte Kinder die dachten ihnen gehörte die ganze Welt. Ein Auto hupte und sie sah auf. Das Licht der Ampel war auf grün umgesprungen und mit einigen Setzten war sie über den Zebrastreifen. Ihre Schritte verlangsamten sich je länger sie sich auf dieser Straße befand, fast konnte sie die Blicke durch die Fenster spüren die ihr verächtlich nach sahen. Missmutig schüttelte sie sich kurz, dachte damit wenigstens das Gefühl los zu werden.
Nach dem vierten prunkvollen Haus erreichte sie endlich das was sie gesucht hatte, die Abzweigung direkt in den Wald hinein. Sie konnte es förmlich riechen, nasse Erde, vermodernde Blätter und überall dazwischen pures Leben. Mit einer Hand zog sie sich die Kapuze vom Kopf und ihr langes Nussbraunes Haar das an den Spitzen dunkler wurde, fiel ihr die Schultern hinab bis zu den Ellbogen. Langsam und bedächtig ging sie in den Wald hinein, nichtsahnend was sie erwartete.
Lys achtete kaum auf die Bäume an denen sie vorbeistreifte. Auch den vielen Efeuranken würdigte sie keinen Blick. Suchend sah sie sich um, hier ganz in der Nähe war ihr Ziel. Doch auch nach einem längeren Fußmarsch konnte sie ihren Baumstamm nicht finden, auf dem sie am liebsten saß. Normalerweise ging sie nur gerade aus in den Wald hinein und fand ihn dann. Doch diesmal war er irgendwie weg. Seufzend lief sie zurück zur Straße. Nur um dann doch wieder in den Wald zu kehren. Den auf einem der ersten Bäume, einem steinalten Kastanienbaum dessen Blüten schon lange Zeit keine Früchte mehr trugen. Am unteren Ende hatte sie mit einem Messer einen kleinen Pfeil eingeritzt, er war noch immer zu sehen. Nur das dieser in genau die endgegengesetzte Richtung zeigte, als der Baumstamm war. Ein zweites Mal betrat sie den Forst, und ließ nichts aus dem Auge. Nach wenigen Schritten blieb sie stehen, erstarrt, zu Stein. Vor ihr war kein Baumstamm mehr, nicht einmal nichts war dort. Sondern ein metallisch glänzendes Ding.
Der Wald rund herum war normal, die üblichen raschelnden Blätter, geschaukelt vom Wind. Wie immer viele kleine Tiere die durchs Unterholz wuselten. Und genau den Geruch den ein Wald hatte. Aber nicht an dieser Stelle. Angeekelt nahm sie den verbrannten Geruch war, mit einem Hauch von Schärfe. Lys verdrehte die Augen. Immer wieder ließen Leute Müll liegen, hier war wohl das Werk einer Jugendgang zu bewundern.
Mehr als nur genervt griff sie nach dem Gegenstand. Da er weder einen Griff noch einen Halter hatte musste sie es direkt angreifen. Die Oberfläche fühlte sich glatt und kühl an, staubtrocken und doch blitzblank sauber. Verwundert drehte sie das Ding in den Händen, es war unglaublich schwer für etwas, das wie sie vermutete, aus Aluminium bestand.
Wegen des schweren Gewichts packte sie auch noch mit der zweiten Hand an. Immer merkwürdiger wurde für sie die Tatsache dass dieses Etwas unmöglich viel wog, kalt und spiegelglatt war und dazu noch unglaublich sauber war. Langsam schoss ihr ein Gedanke in den Kopf, wohin überhaupt mit dem Ding? Ziellos verließ sie den Wald, inzwischen ging die Sonne unter und die Bäume warfen lange Schatten auf den Boden und die Häuser in der reichen Straße waren in ein dunkellila Licht getaucht. Aber es war nicht Lys Art zu staunen, auch nicht ihre Art zu beobachten. Ihre Schritte wurden immer größer, fast nichts mehr unterschied ihr Gehen vom Laufen.
Schon stand sie erneut vor der Kreuzung, auf der anderen Seite Lage die meterlange vollgesprayte Wand. Ungeduldig trat sie von einem Bein vom anderen, denn die Ampel war wieder rot. Die Kapuze ihrer schwarzen Jacke hatte sie auf und ihre dunkelbraunen Haare warfen Schatten auf ihr Gesicht. Endlich schlug die Ampel auf Grün um, doch bevor sie den Zebrastreifen überqueren konnte, kreuzte noch ein hellgrüner Sportwagen auf der unbedingt vor ihr rüber fahren musste. Als sie endlich gehen konnte sprang sie mit drei großen Setzten über den Zebrastreifen und ging dann dicht an der Wand entlang. Das Gewicht des Metallenen Dinges konnte sie selbst so nicht ewig halten. Also blieb sie kurz stehen und griff in ihre Hosentasche wo sie ein Schuhband zufällig fand. Es war älter und der ehemals neongrüne Stoff war eher olivfarben. Gekonnte machte sie einen Art Träger daraus und schwang sich diesen dann auf den Rücken. Deutlich schneller ging es vorwärts.
Nach 10 Minuten im schnellen Laufschritt hatte Lys das kleine Haus am Stadtrand erreicht und blieb kurz stehen um nicht keuchend vor der Tür zu erscheinen. Doch es hatte keinen Sinn, sie wurde vom kleinen Fenster in der Küche gesichtet und kaum stand sie vor der Tür, wurde diese aufgerissen. Dahinter stand Malin, wie immer etwas verstrubelt und chaotisch. Sie hatte ein viel zu großes T-Shirt an auf dem in schwarzen Buchstaben stand, I’m what I’m. >>Wo warst du so lange? << fragte Malin und verzog ihr Gesicht zu einer Beleidigten Grimasse. >>Ich musste ganz alleine Jasnas tolles Essen aufessen! << Lys grinste und senkte den Blick, meinte dann sarkastisch >>du hast mir doch was übrig gelassen, du weißt doch wie ich ihre Küche mag! << Die andere Frau verdrehte blos die Augen und hielt die Tür offen. >>Würdest du jetzt bitte mal reinkommen, es wird kalt! <<
Lys betrat das kleine Haus in dem sie, Malin und Jasna gemeinsam wohnten. Das Vorzimmer war recht klein, aber vollgestopft bis obenhin mit sämtlichen Dingen die sie brauchten, oder eben nicht brauchten und die schlicht als Staubfänger dienten. Sie stellte das metallene Ding auf dem Holzboden ab und bückte sich dann um ihre Stiefel aufzubinden. Malin verließ den Raum gerade, das letzte was sie von ihr sah waren Malins unverwechselbaren feuerroten Haare die sie in einem langen geflochtenen Zopf trug.
Sie hing ihre mattschwarze Jacke auf einen Kleiderhacken, der einst das Geweih eines Hirschs gewesen war, jetzt aber vor lauter Westen, Mänteln und Jacken kaum mehr als solcher zu erkennen war. Mit großen Schritten folgte sie Malin in die kleine gemütliche Küche. Die Wände waren ursprünglich weiß gewesen, aber dann hatten die drei Frauen die verrückte wie lustige Idee gehabt sich Pinsel und Farbe zu schnappen und da mal etwas nachzuhelfen. Nun war die Wand voll von Pflanzenranken, Kreisen, Adlern, Musiknoten, schlicht Komplet bunt und verrückt. Auf einem der vier Stühle saß Jasna, in der Hand einen Kochlöffel. Der kleine Raum in dem eine außerordentlich toll eingerichtete Küche war roch seltsam, eine Mischung aus Spiegeleiern, Kartoffeln und Fisch. Seufzend ließ sie sich auf einen Sessel fallen, Malin saß schon. >>Öffnest du bitte das Fenster! << bat Lys sie, da sie näher saß. Doch auch die Frischluft die kurz darauf in den Raum strömten half nichts gegen den Geruch.
Fragend sahen die beiden Jasna an die in zwei Teller vertieft war, auf dem sie etwas, in den verschiedensten Farben, kreierte und dann stolz über den Tisch auf sie zu schob. >>Ähh, was ist das? << fragte Lys und versuchte ihren Ekel zu verbergen. Jasna wollte schon reden, doch Malin fuhr dazwischen >>irgend so ein Gatsch aus Eiern, Tunfisch und Petersilien! << >>Ich bevorzuge den Ausdruck Omelett! << meinte Jasna und sah Lys herausfordernd an. Eigentlich war sie hungrig, aber bevor sie Jasnas Essen aß, würde sie wohl verhungern müssen. Also schob sie den Teller von sich weg, mitsamt des komischen Essens, das irgendwie nicht essbar war. >>Könntest du deine Kreationen nicht im Restaurant ausprobieren? << fragte sie Jasna, die während der Woche in einem Restaurant, ein paar Straßen weiter, arbeitete. >>Und wer soll uns dann mit neuem Essen belästigen? << erkundigte sich die rothaarige Malin, deren Haare allmählich aus dem schnell zusammengeflochtenen Zopf fielen. >>Ihr macht so ein Theater, ich hab euch sowieso etwas mitgebracht! << mit diesen Worten stand sie auf und holte ein Tablet hinter sich hervor.
Die Stimmung der beiden anderen hellte sich gleich auf, als sie den toll garnierten gemischten Salat erblickten. Geschickt nahm Jasna alle drei Teller vom Tablet auf die Hand und drehte sich damit langsam im Kreis. >>Was soll das werden? << fragte Lys und beobachtete sie belustigt.