Pfundig

R

Ruth-Marion Flemming

Gast
Es gibt einen Mann, der sich scheiden ließ,
weil er sich dauernd an Knochen stieß!
Und diese Geschichte ist so gekommen:
John hatte sich Janet zur Frau genommen,
die damals – und das ist bestimmt nicht gelogen! –
um einhundertvierzig Kilo gewogen.
John schätzt und bevorzugt vollschlanke Frauen,
es macht ihn selig, sie anzuschauen;
folglich liebte, vergötterte er sein Weib!
Er bewunderte Janets herrlichen Leib
und betete jedes Kilogramm an,
jedes einzelne Pfund, das sie zugewann,
beschenkte sie mit Geld und Juwelen,
mit Pelzen und Kleidern, nicht mehr zu zählen.

Nur: Janet fand sich gar nicht schön!
Sie vermied, wo es ging, in den Spiegel zu sehn.
Zunächst litt sie schweigend, doch nach einiger Zeit
war sie dazu plötzlich nicht mehr bereit.
Sie speckte ab – und zwar radikal.
Die Fülle schwand von Ma(h)l zu Ma(h)l,
und Janet, ebenso standhaft wie fleißig,
paßte in Größe achtunddreißig –
so viel verlor sie an Gewicht!
Indes, das paßt dem Ehemann nicht!
Sie gefiel sich schlank und chic,
er wollt’ sie, wie einst: Schön dick!
Drall, prall, weich gepolstert und
wohlbeleibt, sprich kugelrund!
Janet aber gab nicht nach,
wankte nicht und ward nicht schwach –
kam ihr alles auch abhanden,
als des Gatten Gaben schwanden.

Keinerlei Geschenke mehr,
war ihr Portemonnaie schnell leer.
Trotzdem, Janet blieb entschlossen!
Eher hätt sie sich erschossen,
als noch einmal dick zu sein!
Jonathan sah’s schließlich ein –
konnt er’s auch zunächst nicht fassen,
nimmt die Sache nun gelassen
und sucht eine neue Braut,
reich an Pfunden, gut gebaut –
hundert Kilo Minimum
netto (ohne Drumherum).
Besser freilich, bitte sehr,
wären ein paar Kilo mehr!


Ruth-Marion Flemming
 



 
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