Phobische Depression ( Fragmente )

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Inu

Mitglied
Phobische Depression
( Fragmente )

Grauflau,
lastet auf mir
erdrückend ein Himmel,
der fremd ist.

Angst –
sie fährt aus allen Richtungen
in meine Glieder.
Sie zeigt mir
die Schrift an der Wand,
die da sagt:
nichtig ist alles,
jedes Ding eitel,
und wahr nur der Tod!

Bitter ist mir all der süße Brei,
ein Einerlei.

Ohne Lachen, ohne Duft und Glockenklang
sind meine Sommersonnentage seither vergangen,
die süßen Rosen vertrocknet.

Angst kratzt den Schweiß
mir aus jeder Pore
mit Mäusekrallen,
sie beißt das Fleisch mir vom Leib.
und frisst unermüdlich.

Angst spickt mein Hirn
mit dem Gesplitter
einer zerstückelten Welt,

während Berge aus dem gärenden Abfall
vergangener Tage
sich mir auf die Seele
wälzen
und Rettungslosigkeit
drosselnd mir die Kehle zuschnürt.

So muss es sein, wenn man erstickt.


*



Copyright Irmgard Schöndorf Welch
bearbeitet am 09.07.2004
 
T

Thys

Gast
Hi Inu,

eine Frage: Wieso hast Du das in "Experimentelles" gestellt?

Gruß

Thys
 

Inu

Mitglied
Hallo Thys

[blue]
eine Frage: Wieso hast Du das in "Experimentelles" gestellt?
[/blue]

es ist noch nicht richtig als Gedicht geordnet, einfach nur Gedankengänge... eigentlich unvollendet.

lieben Gruß
Inu.

Danke fürs Lesen :):)
 
T

Thys

Gast
es ist noch nicht richtig als Gedicht geordnet, einfach nur Gedankengänge... eigentlich unvollendet

Nu ja, da kann man sich allerdings fragen, ob immer alles geordnet und vollendet sein muss.

Passt es nicht eher zu dem beschriebenen Zustand, dass man sich ziemlich UNgeorndet fühlt??? Wieso soll man dem Text selber das nicht auch ansehen? Nur mal so meine Frage.


Gruß

Thys
 
S

Sandra

Gast
Hallo Inu,

ich schließe mich Thy's Frage an. Als Aboleserin von dir weiß ich, dass es verschiedene Teile aus einem (oder mehreren Gedichten - da bin ich mir nicht sicher) von dir sind, kombiniert mit Neuem. Warum nicht, das ist gut! Die Sterne zwischen den Zeilen, was bedeuten sie für dich? Sind sie wichtig? Die Aussage ist stark. Bei "Grenzland" hatte ich ein verwandtes Thema, damit berührt man (in diesem Fall du :) ) mich sehr. Angst ist etwas furchtbar zermürbendes, wenn man sie nicht in den Griff bekommt und in ihr gefangen ist.

Ein gutes Gedicht in meinen Augen

LG
Sandra
 

Inu

Mitglied
Hallo Thys

[blue]Nu ja, da kann man sich allerdings fragen, ob immer alles geordnet und vollendet sein muss.[/blue]
Die Antwort ist: Nein...

Hallo Sandra
Ja, die Sternchen, die nehme ich auch weg und so wie es jetzt ist, lasse ich es nun ( für eine Weile stehen):) und werde Lapismont bitten, es auf 'Prosalyrik' umzulenken.

Ich danke Euch beiden sehr für Euer feedback.

Liebe Grüße
Inu
 
S

Sheerie

Gast
Hallo Inu,

einzig der letzte Satz ist es, der stört.
Ersticken ist anders, ganz gewiss.

Herzlich Sheerie
 
S

Stoffel

Gast
Hallo Inu,

wieso eigentlich nicht speziell..

Grauweiß,
lastet auf mir
erdrückend der Himmel,"?

Angst -
sie fährt von überall her
in meine Glieder.
Sie zeigt mir
die Schrift an der Wand,
die da meint:
nichtig ist alles,
jedes Ding eitel,
und wahr nur der Tod!

Bitter ist mir all der süße Brei,
ein Einerlei.

Ohne Lachen, ohne Duft und Glockenklang
sind meine Sommersonnentage seither vergangen,
die Honigflüsse verebbt.

Die Angst kratzt den Schweiß
mir aus jeder Pore
mit Mäusekrallen.
Sie beißt das Fleisch mir vom Leib.
Sie frisst unermüdlich.

Angst spickt mein Hirn.
mit dem Gesplitter
zerstückelter Welt

während Berge aus dem gärenden Abfall
meiner vergangenen Zeit
sich auf meiner Seele wälzen.

Das ist der Moment in dem man fast ersteickt.

Nur Gedanken...
lG
Stoffel
 

Inu

Mitglied
Hallo Sheerie

einzig der letzte Satz ist es, der stört.
Ersticken ist anders, ganz gewiss.
Wenns keinen Ausweg gibt, oder es aussieht, als ob es keinen gäbe, kann man schon das Gefühl haben, dass sich alles um einen einschnürt, man erstickt.
Aber noch ist das Gedicht nicht ausgegoren, ich werde es nochmal überdenken.

Danke Dir fürs Lesen und die Bewertung.

Liebe Grüße
Inu
 

Inu

Mitglied
Hallo Stoffel

Das [blue]Blaue[/blue] sind Deine Anregungen.

Grauweiß,
lastet auf mir
erdrückend ein Himmel,
der fremd blieb.
[blue]
wieso eigentlich nicht speziell..
Grauweiß,
lastet auf mir
erdrückend der Himmel,"?
[/blue]Stoffel, damit wollte ich unter anderem ausdrücken, dass zwischen der Ich-Erzählerin und ihrer angestammten Religion, ihrem Glauben, bzw. der Verbindung mit dem Höheren nichts mehr stimmt.
Ohne Lachen, ohne Duft und Glockenklang
sind meine Sommersonnentage seither vergangen,
die Honigflüsse vertrocknet.
[blue]die Honigflüsse verebbt[/blue]
Da weiß ich noch nicht, welches Wort ich benutzen will. Beide finde ich gut.
Angst spickt mein Hirn.
mit dem Gesplitter
einer zerstückelten Welt
[blue]
mit dem Gesplitter
zerstückelter Welt
.
[/blue] Das werde ich benutzen. Ist gut.
[blue]
während Berge aus dem gärenden Abfall
meiner vergangenen Zeit
sich auf meiner Seele wälzen. quote][/blue] 2x meiner?

Das ist die Art, wie man erstickt.
[blue]
Das ist der Moment in dem man fast erstickt..
[/blue] Also, dieser letzte Satz! Da weiß ich noch nicht, was tun. Vielleicht kommt ja noch eine Anregung!

Liebe Stoffel
ich freu mich immer über Deine Hilfe. Du gibst mir stets gute Denkanstöße.

Vielen Dank und ganz freundliche Grüße
Inu
 

Jongleur

Mitglied
Letzter Satz --- Körpergefühle

Hallo Inu,

aus der Gesamtschilderung springt schon eine Beklemmung auf den Leser über, zu dem ein Ersticken als Angstauswirkung passt.
Für die anderen "Tätigkeitsfelder" der Angst wurden aber Bilder gefunden ("Angst spickt mein Hirn"), körperbezogene, und das fehlt für das Ersticken. Etwas Körperliches wie:
"Eine Schlinge um den Hals zieht sich enger"

Außerdem hätte ich noch einen Vorschlag, eine Anmerkung:
Der Text steigert sich. Aber nach der hohen Spannung von "Angst spickt mein Hirn" folgt mit der nächsten, erklärenden, weitschweifig wirkenden Strophe eine totale Bremse in den Fluss des Gedichtes. Mir gefiele es besser, wenn auch diese Strophe knapp, als Hauptsatz und ohne ein nebensatzeinleitendes "während" sich weiter steigerte, um dann im "Ersticken" einen Angsthöhepunkt zu erfahren.

Worüber ich mir noch nicht im Klaren bin: die Vokabel "fürchten" hier im Angstzusammenhang auf einmal in einer eher abgeschwächten, lapidaren Bedeutung: "das ist die Art, fürchte ich (glaube ich, meine ich, befürchte ich), wie man ..." -- Oder verstärkt es den Satz?
Wäre es stärker, direkt zu sagen: ich ersticke, ich werde ersticken?
Interessant, dass in der Entwicklung des Textes alles einem "Ich" geschieht, aber in dieser furchtbaren Aussicht, was diesem Ich geschieht, weicht es auf das indifferente "man" aus, "wie man erstickt", als könne es den Gedanken nur so, weit von sich gerückt, ertragen.

Angst spickt mein Hirn.
mit dem Gesplitter
ferner, zerstückelter Welten.

Berge wachsen vor mir, (1. Str. "lastet" bereits "Grau")
gärend legt sich Vergangenheit
um meinen Hals.

Das ist die Art, fürchte ich,
wie man erstickt.

Grüße vom Jongleur
 

Inu

Mitglied
Hallo Jongleur

Du schreibst:
aus der Gesamtschilderung springt schon eine Beklemmung auf den Leser über, zu dem ein Ersticken als Angstauswirkung passt.
Für die anderen "Tätigkeitsfelder" der Angst wurden aber Bilder gefunden ("Angst spickt mein Hirn"), körperbezogene, und das fehlt für das Ersticken. Etwas Körperliches wie:
"Eine Schlinge um den Hals zieht sich enger"
Es ist die ultimative Angst, die Angst vor dem Ersticken... die V o r b o t e n , der seltsame Luftmangel, noch hat sich ja die Schlinge nicht um den Hals zugezogen, man will es auch verdrängen, dass sie sich..., es ist einfach so, man kriegt auf einmal irgendwie zu wenig Atemluft und unsagbare (Todes)Angst, die man aber unter Kontrolle zu halten versucht.

Du schreibst:
Wäre es stärker, direkt zu sagen: ich ersticke, ich werde ersticken?
Interessant, dass in der Entwicklung des Textes alles einem "Ich" geschieht, aber in dieser furchtbaren Aussicht, was diesem Ich geschieht, weicht es auf das indifferente "man" aus, "wie man erstickt", als könne es den Gedanken nur so, weit von sich gerückt, ertragen.
Genau so, lieber Jongleur! Genau so ist es. Ich werde aber den Schluss auf Deine Anregung hin verändern. Auch Sheerie hatte mir ja ähnliches geschrieben. Auch sie fand den Satz nicht stimmig.

Erst mal liebe Grüße
Inu
 

Jongleur

Mitglied
der Kommentar: nachvollziehbar

Hallo Inu,
Du kommentierst es jetzt sehr plastisch. Das wäre doch eine Möglichkeit (statt der [abgelehnten] umgelegten Schlinge), Körperauswirkung der Angst dem Leser plastisch vor Augen zu führen!

... der seltsame Luftmangel, noch hat sich ja die Schlinge nicht um den Hals zugezogen, man will es auch verdrängen, dass sie sich..., es ist einfach so, man kriegt auf einmal irgendwie zu wenig Atemluft und unsagbare (Todes)Angst, die man aber unter Kontrolle zu halten versucht.

So könnte sich eine Panikattacke zuspitzen, denke ich <Leser>.

Sollten Lyrisches Ich und Autorin Ähnlichkeiten aufweisen ..., wünsche ich Stärke. Mutmachend: Solche Einbrüche, Phobien, Depressionen, Panikanfälligkeiten sind überwindbar.

Einen schönen Tag Dir!
Jongleur
 
S

Stoffel

Gast
liebe Inu,

wichtiger, als angenommene Vorschläge, empfinde ich die "Denkanstöße".
Durch sie..kann man so gut selbst auch weiter denken...:)

Ich lese es Abends noch einmal.
Bis dahin
schönen Tag
LG
Sanne
 

Inu

Mitglied
Phobische Depression
( Fragmente )

Grauweiß sind die Morgen.
Es lastet auf dir
erdrückend ein Himmel,
der gleichgültig ist.

Angst
nimmt dir den Atem,
zeigt dir
die Schrift an der Wand,
die da sagt:
nichtig ist alles,
jedes Ding eitel,
und wahr nur der Tod!

Bitter ist dir all der süße Brei,
ein Einerlei.

Ohne Lachen, ohne Duft und Glockenklang
sind deine Sommertage seither vergangen,
die Knospen vor der Reife vertrocknet.

Angst kratzt den Schweiß
dir aus jeder Pore
mit Mäusekrallen,
sie beißt das Fleisch dir vom Leib.
und frisst unermüdlich.

Angst spickt dein Hirn
mit dem Gesplitter
einer zerstückelten Welt,
die keine Freude mehr kennt,

während Berge von gärendem Abfall
vergangener Tage
sich dir auf die Seele
wälzen
und Rettungslosigkeit
ist überall

Bald wirst du ersticken

O Hilfe ...




*



Copyright Irmgard Schöndorf Welch
bearbeitet am 09.07.2004
 

Inu

Mitglied
*




Phobische Depression

17.08. 2004




Grauweiß,
lastet auf mir
erdrückend ein Himmel,
der fremd blieb.

Angst –
zerrt mit Totenfingern
an meinem Herzen

Angst zeigt mir
die Schrift an der Wand,
die da sagt:
nichtig ist alles,
jedes Ding eitel,
und wahr nur der Tod!

Bitter ist mir all der süße Brei,
ein Einerlei.

Ohne Lachen, ohne Duft und Glockenklang
sind meine Sommersonnentage seither vergangen,
Knospen vor der Reife vertrocknet.

Angst kratzt mir den Schweiß
aus jeder Pore
mit Mäusekrallen.
Sie beißt das Fleisch mir vom Leib.
Frisst unermüdlich.

Angst spickt mein Hirn
mit dem Gesplitter
einer zerstückelten Welt,

während Berge aus dem gärenden Abfall
vergangener Tage
sich auf meine Seele wälzen.
Rettungslosigkeit schnürt
drosselnd mir die Kehle zu.

Werd ich ersticken?


*





Copyright Irmgard Schöndorf Welch
bearbeitet am 09.07.2004
 

Inu

Mitglied
*




Phobische Depression

17.08. 2004




Grauweiß,
lastet auf mir
erdrückend ein Himmel,
der fremd blieb.

Angst –
zerrt mit Totenfingern
an meinem Herzen

Angst zeigt mir
die Schrift an der Wand,
die da sagt:
nichtig ist alles,
jedes Ding eitel,
und wahr nur der Tod!

Bitter ist mir all der süße Brei,
ein Einerlei.

Ohne Lachen, ohne Duft und Glockenklang
sind meine Sommersonnentage seither vergangen,
meine Blumen vertrocknet.

Angst kratzt mir den Schweiß
aus jeder Pore
mit Mäusekrallen.
Sie beißt das Fleisch mir vom Leib.
Frisst unermüdlich.

Angst spickt mein Hirn
mit dem Gesplitter
einer zerstückelten Welt,

während Berge aus dem gärenden Abfall
all meiner vergangenen Tage
sich auf meine Seele wälzen.
Rettungslosigkeit schnürt
drosselnd mir die Kehle zu.

Muss ich ersticken?


*





Copyright Irmgard Schöndorf Welch
bearbeitet am 09.07.2004
 



 
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