Pico aus dem Nähkästchen

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Hallo, Silea!

Eine schöne und sehr sinnvolle Idee, eine Geschichte rund um zu massiven TV-Konsum zu schreiben und eine ebenso niedliche Idee, einen Nähkastenkobold zu erfinden!
Die Beschreibung des Kobolds selbst und seinen Farben finde ich ebenso gut gelungen, ebenso wie einige eingestreute Ideen (im Radio einquartieren etwa).

Aber...

Die Geschichte ist zum einen sehr absehbar und zum anderen nicht wirklich logisch.
Man kann nicht nähen, wenn man fern sieht, soweit so gut. Aber man kann durchaus reden. Außerdem ist ja nicht die Oma allein für die Unterhaltung zuständig.
Der Kobold ist gar kein wirklicher Nähkastenkobold, sondern wohl viel mehr ein im Nähkasten lebender Geschichtenkobold, denn genäht wird in der Woche ja nach wie vor. Er jedoch ernährt sich von Erzählungen, nicht von der Schönheit genähter Sachen, gestopfter Socken oder sowas.

Ein wenig mehr achten solltest du auf die letztlich tatsächliche Koboldsprache - erste oder dritte Person? Besser wäre, es nicht beides zu nutzen.

Das "Erwachen" der Oma ist ein bisschen viel des Guten. Durch den langen Monolog entsteht der Eindruck, als habe sie gerade erst ihre Sprache wiedergefunden, außerdem spricht sie ja sogar optische Sachen an (unordentliche Haare), die sie im mindesten bereits bei der Begrüßung registriert haben muss. Hier finde ich das Ganze also ein wenig sehr dick aufgetragen.

Abschließend noch einige konkrete Anmerkungen:

Oma und die Frauen hatten immer im Esszimmer gesessen
Eine Oma ist doch auch eine Frau? ;)

Aber Oma war zu klug, um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.
Aha, also hat sie es bemerkt! Aber die Stelle ist überflüssig, denn die Oma kommt ja gar nicht mehr darauf zurück und macht sich auch keine weiteren Gedanken - unerheblich für die Geschichte.

„Darf ich alles anfassen, was drin ist?“, frage Jessi weiter.
Ja klar....Nähnadeln, Sicherheitsnadeln, Radel, Trenner, Scheren...wie sagt man? Messer, Gabel, Schere, Licht...

„Wir haben ihn auch nur angeschafft, damit ich abends etwas anderes ansehen kann als Hans. (...) Aber am Sonntag muss man nicht auch noch fernsehen. Kinder, lasst uns in Zukunft wieder plaudern, so wie früher. Plaudern und nähen.“
Aber in der Woche hält der Fernseher die Oma ja auch nicht vom Nähen ab?
Zudem fehlen mir all die anderen Figuren ziemlich - sie alle nähen ja nicht, ist ja keine Tradition wie ein Quilt vorhanden oder so. Besser wäre, wenn dann alle nähen, wobei sich dann wieder die Frage stellt, wieso alle damit aufhören würden, ohne dass jemandem auffällt, dass nur noch der Fernseher läuft.

Ein Großteil deiner Geschichte verliert sich im übrigen in Erzählungen über Dritte. Hier würde ich drastisch kürzen, nur wenige Beispiele belassen (bzw. nur bei Jessi und Pico und selbst dort evtl. weniger) und ansonsten erzählend schildern, wie man sich im Familienkreis eben unterhält. Das sind alles unnötige Längen, die der Geschichte nicht weiterhelfen.

Wie gesagt eine ansonsten aber wirklich nette Idee,
Tanja
 

Silea

Mitglied
Hallo, liebe Tanja,

zuerst einmal vielen Dank für deine Antwort.
Hast schon recht, Pico ist eher ein Geschichtenkobold. Deshalb gedeiht er ja ausgerechnet im Nähkästchen so gut.
Das Problem mit „beim fernsehen reden“ ist, dass manche Leute wie hypnotisiert vor der Kiste sitzen, und Anwesende, die sich evtl. gerne unterhalten würden, dürfen keinen Mucks machen. Habe ich selber so erlebt, und das war es, was ich beschreiben wollte. Oma merkt so einiges, aber es kommt ihr dann wieder aus dem Sinn, und erst als man sie mit einem Ruck aus der „Hypnose“ reißt, hat das Leben sie wieder. Die Töchter wagen dann erst einen Einwand. Vorher hätte sie eh nicht zugehört.
Und natürlich ist Oma eine Frau. Durch das extra-nennen wollte ich nur ihre Funktion als Familienoberhaupt, zumindest der weiblichen Liga, hervorkehren. Du siehst, wir haben hier eine ziemlich dominante Oma.
Während der Woche näht sie natürlich nachmittags, und fernsehen wird sie abends.
Was den Kobold betrifft: Er redet gar nicht in der dritten Person. Wenn er sagt: Nicht gut für Kobold, dann meint er damit sein Volk. Er meint also: Nicht gut für einen Kobold, oder: Nicht gut für Kobolde.
Aber, da stimme ich dir zu, woher soll der Leser wissen, wie ich das gemeint habe?
Was die Erzählungen über dritte angeht, die sind halt das Futter für den Kobold.
Und wie immer das alte Problem: Meine Geschichten sind zu lang! Diesmal dachte ich wirklich, sie wäre kurz genug.
Mir ist im Nachhinein selber etwas unlogisches aufgefallen: Oma hebt sich die Näharbeiten für Sonntags auf. Aber wo in einem Haushalt mit zwei Erwachsenen hat man schon jede Woche so viel zu nähen?
Ich werde mich bessern!

Es grüßt ganz herzlich

Silvia
 
Hallo, Silvia!

Ich sehe durchaus, welches Problem du mit der Geschichte ansprechen willst (s.o. massiver TV-Konsum") und finde das auch ebenso wenig falsch wie diesen Kobold. Meine Kritik bezieht sich eher auf das Missverständliche der Darstellung, auch der des Kobolds.
Und Länge an sich ist nicht schlimm - wenn sie sich aus durchweg relevanten Dingen zusammensetzt ;)

All deine Erklärungen also selbsterklärend durch das Lesen der (korrigierten) Geschichte und - perfekt!

Lieben Gruß,
Tanja
 



 
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