Piratenjagd im Gojano-Sektor

Harald G.

Mitglied
Jeden Moment konnten sie die Fesseln abschießen, die dem Flüchtenden endgültig seine Fluchtgelüste austrieben. Trotz der Vibrationen aufgrund der hohen Maschinenanforderungen blieb die Hand des Feuermanns ruhig.
Kapitän des Raumes Oberst Bernd Junker starrte gebannt auf die Anzeigen der Entfernungsmessung. Seine Finger krallten sich in die Sessellehne, während er im Geiste die Sekunden herunter zählte.
Seit sie in Schlagdistanz zu dem Piratenschiff gelangt waren, lag der Erfolg der Aktion einzig beim Piloten und dem Feuermann. Junker hoffte das Beste und seine Hoffnung beruhte auf der Tatsache, dass ihnen noch kein Freibeuter entkommen war.
›... zwei ... eins. Und ab damit!‹, dachte er inbrünstig.
Im gleichen Moment leuchtete auf dem Frontschirm vor ihm das schwach violette Schimmern des Ankers auf, der sich blitzgleich von ihnen entfernte. Der Pilot hielt die ›Duisburg‹ weiterhin auf Kurs, die Maschinen bis an die Grenzen belastet.
Das Piratenschiff, ein Konglomerat aus notdürftig zusammengebauten Kabinen und Antriebselementen, wurde durch das Auftreffen des Fesselfeldes schwer durchgeschüttelt. An einigen Stellen lösten sich Elemente der Außenhaut, und eine der Wohneinheiten wackelte bedenklich.
Diese Pirateneinheiten wurden nur zu dem Zweck zusammengesetzt, Privatschiffe und Linienraumer hier im Gojano-Sektor zu attackieren und zu entern.
Oberst Junker fragte sich zum wiederholten Male, warum Menschen sich einem solchen Kahn anzuvertrauten, nur für die vage Hoffnung, mit einem einzigen gelungenen Überfall ausgesorgt zu haben.
»Haben wir ihn?« hallte seine Frage durch den engen Kommandoraum der Fregatte.
»Angedockt Kapitän.« Der Feuermann lehnte sich zurück.
»Bremse Gespann ab.«
Die sanfte Stimme des Schiffspiloten wirkte jedes Mal entspannend auf Junkers. Wie konnte jemand, der die Verantwortung über zwanzig Menschen hatte, dessen Befehl ein Metallungetüm von hundert Metern Länge auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigen konnte, so ruhig sein?
Die einsetzenden Vibrationen und das störende Geräusch des Andruckwarners beendeten seinen Gedankengang.
»Zielschiff wehrt sich, Klammern halten nur bedingt!«
»Korrigiere Flug, Manöver ›Gegenschub‹ eingeleitet.«
Der Pilot an Bord des Piratenschiffes erwies sich als begnadeter Raumfahrer. Er traktierte die ›Duisburg‹ mit Wechselschüben aus seinen Triebwerken, lies Teile der Außenhülle gezielt in den Wirkungsbereich des Haltestrahls trudeln, dass man glauben konnte, er wäre nicht das erste Mal verfolgt worden.
Doch der Widerstand hatte System. Junker kamen die Manöver darüber hinaus seltsam bekannt vor.
»Konzentrieren Sie die Fessel auf den Kernbereich, der hat Tarnaufbauten.«
Der Befehl des Kapitäns kam nur einen Sekundenbruchteil, bevor Feuermann Hans Heiser die Justierung des violetten Feldes entsprechend anpassen konnte.
»Erfolgt!«, brüllte er zurück.
Die Wirkung trat sofort ein. Das Schiff hörte schlagartig auf zu zittern. Als Heiser mit einer gezielten Salve die Hauptschubeinheit des Freibeuters in einen Schlackeklumpen verwandelte, hörte auch das Dröhnen auf, daß die Triebwerke ihres Schiffes machten, um dem Zug der Fluchtmanöver auszugleichen.
»Volle Kontrolle, steuere Gespann zum nächsten Basispunkt.«
Junker befreite sich aus seinem Sitz. Mit einer knappen Handbewegung aktivierte er den Rundsprech.
»Einsatzgruppe Eins fertigmachen zum Ausschleusen.« gab er Anweisung. Sein Blick wanderte zum Ortungsstand.
»Major Klein, die ›Duisburg‹ gehört Ihnen, ich möchte mir den Anführer der Piraten selber vornehmen.«
»Zu Befehl, Oberst.« Klein sprang auf, salutierte und nahm auf dem Zentralsitz Platz.
Als Junker in den hinteren Teil der Fregatte kam, in dem die Besatzung auf ihren Einsatz wartete, waren die acht Soldaten bereits fertig.
»Soldaten, wir haben einen Freibeuter aufgebracht, der sich vehement gewehrt hat. Wir müssen mit allem rechnen. Ich weiß, dass Sie alle gut vorbereitet und motiviert sind. Wir werden da drüben Ordnung schaffen, ohne zu vergessen, dass Piraten auch Menschen sind. Warum sie andere Schiffe überfallen und welche Strafe sie dafür bekommen, entscheiden die Gerichte auf den Kernwelten. Natürlich kennen Sie die Vorschriften, aber ich möchte sie daran erinnern, sich auch danach zu richten.«
Bestimmtes Nicken, die Leute wussten genau, das sie keinen Fehler machen durften.
»Also gut, in die Tunnel.«
Sie schwebten im luftlosen Raum auf das schwer angeschlagene Schiff der Freibeuter zu. Nur das Glitzern der beweglichen Hülle aus Keramenit um sie herum bewies, dass sie vor den tödlichen Strahlen des Zentralgestirns und herumfliegenden Kleinstmeteoriten geschützt waren.
Die zwei Dosenöffner, die als erste den Tunnel betreten hatten, brauchten nur wenige Sekunden, dann schob sich das Schott des Nebeneinstiegs zur Seite.
Junker nickte den beiden Kommandos in ihren schwer gepanzerten Raumanzügen aufmunternd zu. Sie hatten die undankbare Aufgabe, vor den anderen die Schleuse des Schiffes zu passieren und den Eingang zu sichern. Sie zwängten sich durch die für sie enge Öffnung und schlossen das Schott von innen. Von nun an waren sie auf sich alleine gestellt.
»Verdammter Mist. Nie weiß man, was drinnen passiert«, fluchte Unteroffizier Ludwig. Der Oberst sah zu ihm rüber und presste die Lippen zusammen. Der Mann hatte recht.
Das Entern eines erbeuteten Schiffes gehörte zu den Schwierigsten Übungen in der Raumfahrt. Und sie mussten ausgerechnet Piraten, die das ziemlich gut beherrschten, jagen und aufbringen.
»Nur ruhig bleiben, Hansen und Fischer machen das schon. Die gehören zu den besten Klarmachern der Flotte.«
Die Männer grinsten, denn jeder kannte die Geschichten, die man sich von den beiden Frauenhelden erzählte.
Ein kleines grünes Licht an der Außenwand des Piratenschiffes leuchtete auf und im gleichen Moment fuhr das Schott beiseite.
»Sehen Sie?«, rief Junker und winkte die ersten Nachsetzer in die Schleuse. Nach kurzer Zeit standen alle in einem überraschend geräumigen Gang, der anscheinend an der Hauptachse des Schiffes entlangführte.
Fischer wies in die eine Richtung.
»Da hinten ist der Triebwerkssektor, der nur noch Schrott ist. Ohne die verteilten Energieerzeugerräume wäre hier keiner mehr am Leben. Dort entlang finden wir den Kommandoraum.«
Er und Hansen übernahmen die Führung, gefolgt vom Oberst und den Soldaten. Den Abschluss bildete Ludwig.
Es gab keinen Widerstand, eine durchaus bemerkenswerte Tatsache. Kapitän Junker spürte, wie sich schleichend Nervosität breitmachte. Es wurde Zeit, dass sie die Freibeuter stellten, die vor Kurzem ein Diplomatenschiff der Erde aufgebracht hatten. Niemand wusste, was aus den zwei Frauen und vier Männern der Delegation geworden war, die über die zukünftigen Beziehungen der Kernwelten mit den Bezirken um den Gojano-Sektor verhandeln sollten.
Sie erreichten die Schleuse zum Kommandoraum des Piraten, sie war bezeichnenderweise geöffnet.
»Was soll das denn? Ist eine verdammte Falle, das rieche ich doch!«
Ludwig schob sich durch die Gruppe und blieb vor seinem Kapitän stehen.
»Erst leisten die keinen Widerstand, dann locken sie uns in diesen Raum da. Herr Oberst, sie können da nicht rein.«
Junkers betrachtete den Truppführer eingehend. Der Unteroffizier hatte unzählige Einsätze hinter sich, war schon in beinahe jede Falle getappt, die ihm Piraten und andere Feinde gestellt hatten. Und hatte überlebt. Er glaubte ihm.
Doch da war etwas Anderes.
Erst das Fluchtmanöver. Und dann war ihm nach dem Betreten des Wracks der Gang seltsam vertraut vorgekommen, die Farbe, die Zeichen an den Wänden.
Er kannte dieses Schiff. Und er wollte unbedingt herausfinden, wieso.
»Sie haben recht, Ludwig. Alles deutet auf eine Falle hin. Wir können jedoch nicht einfach abziehen. Deshalb werden Sie, Hansen, Fischer und meine Wenigkeit jetzt da rein stürmen und sehen, dass wir die Verbrecher stellen. Und ...«,
hielt Junker in seiner Ansprache inne und sah die Drei nacheinander an, »... ich möchte nicht, dass Sie drauflos ballern. Unsere Anzüge halten einige Salven aus, wir riskieren nicht das Leben der Geiseln. Verstanden?«
»Verstanden!«
»Klar, Kapitän!«
Jawohl!«
»Dann los!«
Wenige Augenblicke später stand Oberst Junker sich selbst gegenüber.
So fühlte es sich für ihn an, dennoch gab es erhebliche Unterschiede zwischen ihm und seinem Zwillingsbruder.
Sie waren wie abgesprochen einfach in die Zentrale gestürmt und hatten mit ihren Plasmagewehren in jede Ecke gezeigt. Doch es gab keine Ziele. Sein verloren geglaubter Bruder und ein schwer verletzter Pirat waren die letzten Gegner auf diesem Schiff.
»Es ist unglaublich, wie du dich gehalten hast. Durchs All fetzen hält jung, nicht wahr Bernd?«
Die dunklen Augen unter der hohen Stirn musterten ihn.
»Mensch Manni, ich kann es nicht glauben. Du spielst hier draußen Pirat? Ich dachte, du wärst tot.«
»Naja, liegt nahe, dass du das vermutest, immerhin bin ich über siebzig. Du übrigens auch.«
Natürlich war der Kapitän der »Duisburg« genauso alt wie sein Bruder. Doch im Gegensatz zu diesem hatte er mehrere Jahre im Dilatationsflug verbracht. Ohne diese Nahelichtgeschwindigkeit-Passagen wäre die Ordnung im kleinen Reich der Menschen nicht aufrecht zu erhalten.
Sie hatten zwar zusammen die Pilotenausbildung gemacht, doch sein Bruder hasste das Militär. Er flog lieber Rennen oder die Frachter der Firma.
»Klar Manfred, aber das hatten wir doch schon nach meiner ersten Reise bemerkt. Aber warum das hier?«
Junker machte eine allumfassende Geste.
»Seit wann musst Du Schiffe kapern, es ging unserer Familie nie schlecht.«
Der Oberst spürte, dass seine Männer unruhig wurden, ihnen war diese persönliche Auseinandersetzung offensichtlich peinlich. Er dachte einen Moment lang daran, alle wegzuschicken, doch dann sagte er:
»Hansen, Fischer. Sie bilden zwei Trupps und durchkämmen die Reste des Schiffes und bereiten seine Vernichtung vor. Alles, was nach Beute aussieht, ist sicherzustellen.«
»Klar, Kapitän.«
Und raus waren sie. In Ludwigs Gesicht regte sich kein Muskel, es war nicht auszumachen, ob er auch lieber bei den anderen wäre oder nicht. Doch ganz ohne Rückendeckung wollte Junker nicht sein. Selbst nicht, wenn er mit seinem Bruder sprach. Oder gerade deshalb?
»Nun?«
»Ganz der Befehlende. Das ist dir angeboren, wirklich. Nur hast du die Zeit vergessen, nein, falsch, sie ist einfach zu schnell an dir vorbeigezischt!«
Er bewegte seinen Arm schnell vor seinem Gesicht hin und her. Die Bewegung kam so plötzlich, dass der Oberst und sein Unteroffizier in der nächsten Sekunde auf Manfred Junker angelegt hatten.
Der hob erschreckt seine Arme.
»Ahh, nicht schießen, tut mir leid.«
Ludwig deutete auf den vierten Mann im Raum.
»Was ist mit ihm, sollten wir ihm nicht helfen?«
Der Kapitän des zerstörten Freibeuterschiffes schüttelte traurig den Kopf.
»Lassen Sie mal, der hat ein Stahlteil im Bauch.«
Er sah wieder seinen Bruder an.
»Vater wurde Opfer eines Überfalls, was du noch wissen solltest. Doch Mutter hat das nicht verkraftet, auch weil die Mörder nie gefunden wurden.«
Junker konnte die Wut in Manfreds Gesicht erkennen, als er von den beinahe vergessenen Ereignissen erzählte.
»Sie konnte die Geschäfte nicht so weiterführen, wie Vati es getan hatte. Und irgendwann hat sie ein Angebot zum Verkauf angenommen. Und damit war auch ich meine Arbeit los.«
Das hatte er natürlich nicht gewusst, sein letzter Besuch war kurz nach Vaters Tod gewesen. Junker ahnte nun, dass auch sein Bruder mit dem Verlust nicht fertig geworden war. Und er flog im All herum und jagte Piraten oder sorgte sonstwie für Ordnung. Nur in der Familie gab es die nicht.
»Es ... tut mir leid. Wie konnte ich das ahnen? Warum hast du keine Nachricht an die Flotte geschickt? Die hätten mich überall erreicht.«
»›Den feinen Soldaten mit kleinlichen Familienproblemen belasten? Was ich denn glaubte, wer sie wären?‹ Das musste ich mir anhören, als ich es versuchte. Ja, und auf dem Rückflug nach Gojano geriet ich an die Piraten ...«
Und da war er auch geblieben. Gegen seine Flugkünste waren sie machtlos, und er konnte ihnen nicht entkommen, weil sie ihn mit einem Anker festhielten. Aus dem Patt war eine Zusammenarbeit geworden.
Junker war ratlos. Sollte er seinen Bruder festnehmen? Er glaubte nicht, dass er das könnte. Was, wenn er ihn mitnahm und die anderen ... ?
Er wurde in seinen Grübeleien unterbrochen, als Hansen seine Kopf durch das Schott steckte.
»Oberst, wir haben das Schiff durchsucht. Diebesgut ist sichergestellt. Außer den Anwesenden«, er sah Manfred und den Schwerverletzten abschätzend an, »keine Personen an Bord. Auch keine Geiseln.«
Keine ...?
Kapitän Junker blickte seinen Bruder streng an.
»Die haben wir auf unserem Stützpunkt untergebracht. Waren nur dazu nötig, euch anzulocken. Die Daten sind im Rechner.«
»Wie groß war deine Mannschaft? Du kannst diesen Kahn unmöglich alleine fliegen«, hakte Junker nach.
»Doch, das kann ich, glaube mir. Die meisten brauche ich zum Entern. Leider ist bei der Explosion unseres Haupttriebwerks die Kapsel mit dem Kommando mit weggeflogen. Wir beiden«, Manfred blickte traurig seinen Kumpel an, »sind die Letzten.«
Der Oberst traf eine Entscheidung.
»Wir bringen euch rüber. Ihr seid offiziell verhaftet. Dein Schiff wird gesprengt. Hansen, Ludwig!«
Er würde seinen Bruder nicht bedingungslos der Justiz ausliefern, das war er ihm schuldig. Er wandte sich um und wollte zum Ausgang, als ihm ein eigenartiger Geruch in die Nase stieg. Er sah noch Hansen, der die Augen verdrehte und nach hinten kippte, dann verließen ihn selbst die Sinne.

»Ah, da bist du ja wieder. Tut mir leid, aber ich konnte meinen Plan nicht ändern, nur weil du der Kapitän dieses schönen Schiffes warst.«
Junker blinzelte in das helle Licht der Sanitätsabteilung seiner Fregatte.
»Was zum ... ich glaub es nicht, es war doch eine Falle!«
Manfred saß an seinem Bett und fuhr sich durch die wenigen verbliebenen grauen Haare.
»Sicher, dein Unteroffizier hatte dich gewarnt. Ein patenter Kerl, wirklich.«
»Und wofür?«
»Kannst du dir das nicht denken? Ich will die erwischen, die Vater auf dem Gewissen haben. Und seit kurzem weiß ich auch, wo sie sich aufhalten.«
Junker riss die Augen vor Staunen weit auf.
»Manni, das ist bestimmt vierzig Jahre her!«
»Ja und? Die leben. Vati nicht. Seit ich die Piraten getroffen habe, lässt mich der Gedanke nicht los, dass ich die Schweine doch noch erwischen kann. Und bald ist es so weit.«
›Und warum eine Fregatte?‹ wollte er fragen, doch die Antwort lag auf der Hand. Er benötigte ein Dilatationsschiff.
»Wohin?«, fragte er stattdessen.
»Zur Erde. Immerhin erfülle ich mir damit einen anderen langgehegten Wunsch.«
Das Lachen wirkte gequält. Die Rachsucht hatte seinen Bruder voll im Griff.
»Was ist aus meinen Männern geworden? Gab es Tote?«
Das Lächeln, das ihm jetzt entgegenstrahlte, war dagegen echt.
»Haben alle schön geschlafen, auch die hier Wache hatten. Eure Schleusen sind nicht sehr gut gesichert. Da sollte die Flotte wirklich nachrüsten.«
Durch die Schleusen. Also war die Geschichte mit der abgesprengten Kabine gelogen gewesen. Die Piraten hatten sich zur ›Duisburg‹ abgeseilt, waren einfach hinübergeschwebt.
Junker richtete sich auf und sah seinen so verschiedenen Zwillingsbruder an.
»Ok, das Spiel hast du wohl gewonnen. Und was wird, wenn du dein Ziel auf der Erde erreicht hast?«
Manfred blickte hinüber zum Panoramafenster der Kabine und starrte eine Zeit den Sternen hinterher, die draußen langsam nach Backbord zogen.
»Ich weiß nicht. Vielleicht nimmst du mich fest. Immerhin hättest du dann wirklich Grund dazu.«
 

FrankK

Mitglied
Hallo Harald

Dein Text ist etwas besonderes. Keine gewöhnliche SF-Kost.
Einige Dinge sind mir daran aufgefallen.

Durch den ganzen Text zieht sich eine fast "zwanghafte" Eindeutschung aller Begriffe.
Die meisten Science-Fiction Texte der heutigen Zeit sind da etwas internationaler.
Manche deutschen Wortungetüme sind hier eher Stolperfallen, als dass sie zu einem besseren Verständnis beitragen:

Die Anzeigen der Entfernungsmessung <---> Die Distanzmesser
Schlagdistanz <---> Schussweite
Feuermann <---> Waffenoffizier
Kabinen und Antriebselementen <---> Wohn- und Antriebssektionen
Hauptschubeinheit <---> Haupttriebwerk
Rundsprech <---> Interkom (Interne Kommunikationsanlage, Bordsprechanlage)
luftlosen Raum <---> luftleeren Raum (oder auch nur Vakuum)
Energieerzeugerräume <---> Generatorenräume / Energiestationen
Nahelichtgeschwindigkeit-Passagen <---> Dilatations-Geschwindigkeit / relativistische Geschwindigkeit

Ich will nicht sagen, dieser Stil sei schlecht, er ist eher eigenwillig und ungewohnt.
Erinnert mich an den Stil der alten Romane von Stanislav Lem.

Die Textsequenzen mit "Fesseln" - "Anker" - "Fesselfeld" - "Tunnel" solltest Du noch einmal überdenken. Wenn Du dir die Sätze, in denen diese Punkte vorkommen, noch einmal einzeln anschaust, verstehst Du vielleicht, was ich meine.

Mit einer knappen Handbewegung aktivierte er den Rundsprech.
Das klingt ziemlich knapp und abgehackt. Ich bin an diesem Satz hängengeblieben und brauchte einige Augenblicke, bevor ich verstand, was Du meintest. Sogar der Begriff "Bordsprechanlage" hätte hier besser funktioniert.

Als Junker in den hinteren Teil der Fregatte kam, in dem die Besatzung auf ihren Einsatz wartete, waren die acht Soldaten bereits fertig.
Auch dies liest sich etwas verdreht.
War die ganze Besatzung für den Einsatz vorgesehen?
Oder doch nur "Einsatzgruppe 1", vermutlich diese acht Soldaten?


Ich weiß, dass Sie alle gut vorbereitet und motiviert sind.
Dieses und die ganze Wiederholung der Geschehnisse sollte man als bekannt voraussetzen. Es sei denn, der Kommandant ist zum ersten Mal mit dieser Besatzung im Einsatz. Dem scheint eher nicht so.

Ab hier wird Dein Text sehr ausführlich, fast schon zu ausführlich.

Die zwei Dosenöffner ...
Verzeih mir, das klingt einfach lustig.
Sind das Speziell ausgerüstete Soldaten oder sogar speziell ausgerüstete Roboter?

»Sie haben recht, Ludwig. Alles deutet auf eine Falle hin. Wir können jedoch nicht einfach abziehen. Deshalb werden Sie, Hansen, Fischer und meine Wenigkeit jetzt da rein stürmen und sehen, dass wir die Verbrecher stellen. Und ...«,
hielt Junker in seiner Ansprache inne und sah die Drei nacheinander an, »... ich möchte nicht, dass Sie drauflos ballern. Unsere Anzüge halten einige Salven aus, wir riskieren nicht das Leben der Geiseln. Verstanden?«
Der Absatz vor dem eingeschobenen Satz ist überflüssig. Insgesamt wirkt dieser Teil auch etwas schwerfällig.

Junker kamen die Manöver darüber hinaus seltsam bekannt vor.
...
Erst das Fluchtmanöver. Und dann war ihm nach dem Betreten des Wracks der Gang seltsam vertraut vorgekommen, die Farbe, die Zeichen an den Wänden.
Nach dem Schluß der Geschichte, also im Nachhinein betrachtet, wirkt dies eher seltsam. Das Ende der Geschichte baut im Prinziep darauf, dass der Kommandant kaum noch Kontakt zu seiner Familie hatte. Für eine Unterschwellige Ahnung beschreibst Du es etwas zu konkret ("die Farbe, die Zeichen an den Wänden"). Entweder er erinnert sich daran, oder nicht.

Da hat es mir, verzeihung, sprichwörtlich "die Socken ausgezogen".
Lass ihn besser von "Vater" sprechen.

Die Rachsucht hatte seinen Bruder voll im Griff.
Erweckt aber nicht den Eindruck, er tobt nicht herum, kein Schreien. Eigentlich ziemlich ruhig und gelassen.

»Ich weiß nicht. Vielleicht nimmst du mich fest. Immerhin hättest du dann wirklich Grund dazu.«
Dieser Schlusssatz verwirrt.
Immerhin wurde ein Diplomatenschiff gekapert und dessen Besatzung entführt. Das wäre doch schon ein Grund.
Der Satz hätte besser gepasst, wenn im verlauf der Geschichte herausgekommen wäre, dass die Kaperung nicht auf Manfreds Konto ging oder die Sache mit dem Diplomatenschiff war schon eine Falle (ein Fake).
Überhaupt wirkt die ganze "Zufallsbegegnung" reichlich konstruiert.
Manfred sollte doch wissen, auf welchem Schiff sein Bruder dient. Warumm sollte er dann nicht auch alles entsprechend geschickt eingefädelt haben, damit beide Brüder (müssen es unbedingt Zwillinge sein) "gemeinsam" die Rache für den Tod des Vaters durchführen können.

Ob Du es glaubst, oder nicht, dies war nur einmal "grob durchgekämmt". Erste Eindrücke nach zweimaligen Lesen.

Kleiner Joke am Rande:
Als ich Deinen Text zum Erstenmal sah, hatte ich als Überschrift "Piratenjagd im Godoj-Sektor" gelesen.


Viele Grüße
Frank
 

Harald G.

Mitglied
Hallo Frank,

vielen Dank für das Lesen und Kommentieren.

Dein Text ist etwas besonderes. Keine gewöhnliche SF-Kost.
Vielen Dank, so war´s geplant.

Die Benutzung deutscher Ausdrücke ist nicht zwanghaft, eher konsequent. Obwohl ich weiß, daß es in dem Sinne keine 'nur-deutsche' oder andere 'nur-diese-Nation' Raumfahrt geben wird, habe ich versucht, durchgehend nicht englische Begriffe zu verwenden (bitte nicht nach Überresten suchen, bin kein Pedant).

'Sprachungetüme':
Rundsprech und Feuermann sind wirklich nicht gut, bei den anderen weiß ich nicht, ob Deine Wahl tatsächlich besser ist. Eher bekannter.

Ich will nicht sagen, dieser Stil sei schlecht, er ist eher eigenwillig und ungewohnt.
Ungewohnt, sicher. Eigenwillig - unbedingt! Einzig das Wort schlecht im Satz macht mich traurig.:(
Erinnert mich an den Stil der alten Romane von Stanislav Lem.
Ehrt mich das? Habe ich gerne gelesen.

Die Textsequenzen mit "Fesseln" - "Anker" - "Fesselfeld" - "Tunnel" solltest Du noch einmal überdenken.
Bei Fesseln und Tunnel habe ich was gefunden und wird geändert.

Mit einer knappen Handbewegung aktivierte er den Rundsprech.
Ja gut, erwischt. Hier bin ich zu weit gegangen. Knapp ist gewollt, aber das Rundsprech klingt doch arg nach 1984

zu 'Dosenöffner': Es sollte lustig klingen und ein Idee von Jargon transportieren. Ja, es sind Spezialisten im Entern.

Zur Rede mit der Falle: Ist möglich, doch mir will beim Lesen kein schlechtes Gefühl dabei kommen. Also lasse ich es erstmal.

Zur Ahnung: Ich meine, das ist schon wohldosiert. Er hat soviele Schiffe gesehen, und es ist einfach ungewöhnlich, dass ihm das Innere bekannt vorkommt. Ebenso wie das Manöver. Etwas klingelt, aber es ist nichts Genaues.

Ja, Vati verschwindet. :rolleyes:

Rachsucht - korrekt, da muss mehr her.

Schlusssatz: gemeint war: 'nur' entführen gegen Mord.
Hat keine Prio bei mir, aber ich merke es mir.

Nochmal vielen Dank für Deine Mühen.

Viele Grüße
Harald
 

Harald G.

Mitglied
Jeden Moment konnten sie die energetischen Fessel abschießen, die das vor ihnen fliegende Schiff endgültig an seiner Flucht hinderte. Trotz der Vibrationen aufgrund der hohen Maschinenanforderungen blieb die Hand des Waffenoffizier ruhig.
Kapitän des Raumes Oberst Bernd Junker starrte gebannt auf die Anzeigen der Entfernungsmessung. Seine Finger krallten sich in die Sessellehne, während er im Geiste die Sekunden herunter zählte.
Seit sie in Schlagdistanz zu dem Piratenschiff gelangt waren, lag der Erfolg der Aktion einzig beim Piloten und dem Feuermann. Junker hoffte das Beste und seine Hoffnung beruhte auf der Tatsache, dass ihnen noch kein Freibeuter entkommen war.
›... zwei ... eins. Und ab damit!‹, dachte er inbrünstig.
Im gleichen Moment leuchtete auf dem Frontschirm vor ihm das schwach violette Schimmern des Ankers auf, der sich blitzgleich von ihnen entfernte. Der Pilot hielt die ›Duisburg‹ weiterhin auf Kurs, die Maschinen bis an die Grenzen belastet.
Das Piratenschiff, ein Konglomerat aus notdürftig zusammengebauten Kabinen und Antriebselementen, wurde durch das Auftreffen des Fesselfeldes schwer durchgeschüttelt. An einigen Stellen lösten sich Elemente der Außenhaut, und eine der Wohneinheiten wackelte bedenklich.
Diese Pirateneinheiten wurden nur zu dem Zweck zusammengesetzt, Privatschiffe und Linienraumer hier im Gojano-Sektor zu attackieren und zu entern.
Oberst Junker fragte sich zum wiederholten Male, warum Menschen sich einem solchen Kahn anzuvertrauten, nur für die vage Hoffnung, mit einem einzigen gelungenen Überfall ausgesorgt zu haben.
»Haben wir ihn?« hallte seine Frage durch den engen Kommandoraum der Fregatte.
»Angedockt Kapitän.« Der Feuermann lehnte sich zurück.
»Bremse Gespann ab.«
Die sanfte Stimme des Schiffspiloten wirkte jedes Mal entspannend auf Junkers. Wie konnte jemand, der die Verantwortung über zwanzig Menschen hatte, dessen Befehl ein Metallungetüm von hundert Metern Länge auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigen konnte, so ruhig sein?
Die einsetzenden Vibrationen und das störende Geräusch des Andruckwarners beendeten seinen Gedankengang.
»Zielschiff wehrt sich, Klammern halten nur bedingt!«
»Korrigiere Flug, Manöver ›Gegenschub‹ eingeleitet.«
Der Pilot an Bord des Piratenschiffes erwies sich als begnadeter Raumfahrer. Er traktierte die ›Duisburg‹ mit Wechselschüben aus seinen Triebwerken, lies Teile der Außenhülle gezielt in den Wirkungsbereich des Haltestrahls trudeln, dass man glauben konnte, er wäre nicht das erste Mal verfolgt worden.
Doch der Widerstand hatte System. Junker kamen die Manöver darüber hinaus seltsam bekannt vor.
»Konzentrieren Sie die Fessel auf den Kernbereich, der hat Tarnaufbauten.«
Der Befehl des Kapitäns kam nur einen Sekundenbruchteil, bevor Feuermann Hans Heiser die Justierung des violetten Feldes entsprechend anpassen konnte.
»Erfolgt!«, brüllte er zurück.
Die Wirkung trat sofort ein. Das Schiff hörte schlagartig auf zu zittern. Als Heiser mit einer gezielten Salve die Hauptschubeinheit des Freibeuters in einen Schlackeklumpen verwandelte, hörte auch das Dröhnen auf, daß die Triebwerke ihres Schiffes machten, um dem Zug der Fluchtmanöver auszugleichen.
»Volle Kontrolle, steuere Gespann zum nächsten Basispunkt.«
Junker befreite sich aus seinem Sitz. Mit einer knappen Handbewegung aktivierte er den Bordsprechanlage.
»Einsatzgruppe Eins fertigmachen zum Ausschleusen.« gab er Anweisung. Sein Blick wanderte zum Ortungsstand.
»Major Klein, die ›Duisburg‹ gehört Ihnen, ich möchte mir den Anführer der Piraten selber vornehmen.«
»Zu Befehl, Oberst.« Klein sprang auf, salutierte und nahm auf dem Zentralsitz Platz.
Als Junker in den hinteren Teil der Fregatte kam, waren die acht Soldaten des Einsatztrupps bereits fertig.
»Männer, wir haben einen Freibeuter aufgebracht, der sich vehement gewehrt hat. Daher müssen wir mit allem rechnen. Ich weiß, dass Sie gut vorbereitet und motiviert sind. Wir werden da drüben Ordnung schaffen, ohne zu vergessen, dass Piraten auch Menschen sind.«
Bestimmtes Nicken, die Leute wussten genau, das sie keinen Fehler machen durften.
»Also gut, in den Tunnel.«
Sie schwebten im luftlosen Raum auf das schwer angeschlagene Schiff der Freibeuter zu. Nur das Glitzern der beweglichen Hülle aus Keramenit um sie herum bewies, dass sie vor den tödlichen Strahlen des Zentralgestirns und herumfliegenden Kleinstmeteoriten geschützt waren.
Die zwei Dosenöffner, die als erste den Tunnel betreten hatten, brauchten nur wenige Sekunden, dann schob sich das Schott des Nebeneinstiegs zur Seite.
Junker nickte den beiden Kommandos in ihren schwer gepanzerten Raumanzügen aufmunternd zu. Sie hatten die undankbare Aufgabe, vor den anderen die Schleuse des Schiffes zu passieren und den Eingang zu sichern. Sie zwängten sich durch die für sie enge Öffnung und schlossen das Schott von innen. Von nun an waren sie auf sich alleine gestellt.
»Verdammter Mist. Nie weiß man, was drinnen passiert«, fluchte Unteroffizier Ludwig. Der Oberst sah zu ihm rüber und presste die Lippen zusammen. Der Mann hatte recht.
Das Entern eines erbeuteten Schiffes gehörte zu den Schwierigsten Übungen in der Raumfahrt. Und sie mussten ausgerechnet Piraten, die das ziemlich gut beherrschten, jagen und aufbringen.
»Nur ruhig bleiben, Hansen und Fischer machen das schon. Die gehören zu den besten Klarmachern der Flotte.«
Die Männer grinsten, denn jeder kannte die Geschichten, die man sich von den beiden Frauenhelden erzählte.
Ein kleines grünes Licht an der Außenwand des Piratenschiffes leuchtete auf und im gleichen Moment fuhr das Schott beiseite.
»Sehen Sie?«, rief Junker und winkte die ersten Nachsetzer in die Schleuse. Nach kurzer Zeit standen alle in einem überraschend geräumigen Gang, der anscheinend an der Hauptachse des Schiffes entlangführte.
Fischer wies in die eine Richtung.
»Der Triebwerkssektor ist nur noch Schrott. Ohne verteilte Energieerzeugung wären hier alle tot. Da rechts geht es zum Kommandoraum.«
Er und Hansen übernahmen die Führung, gefolgt vom Oberst und den Soldaten. Den Abschluss bildete Ludwig.
Es gab keinen Widerstand, eine durchaus bemerkenswerte Tatsache. Kapitän Junker spürte, wie sich schleichend Nervosität breitmachte. Es wurde Zeit, dass sie die Freibeuter stellten, die vor Kurzem ein Diplomatenschiff der Erde aufgebracht hatten. Niemand wusste, was aus den zwei Frauen und vier Männern der Delegation geworden war, die über die zukünftigen Beziehungen der Kernwelten mit den Bezirken um den Gojano-Sektor verhandeln sollten.
Sie erreichten die Schleuse zum Kommandoraum des Piraten, sie war bezeichnenderweise geöffnet.
»Was soll das denn? Ist eine verdammte Falle, das rieche ich doch!«
Ludwig schob sich durch die Gruppe und blieb vor seinem Kapitän stehen.
»Erst leisten die keinen Widerstand, dann locken sie uns in diesen Raum da. Herr Oberst, sie können da nicht rein.«
Junkers betrachtete den Truppführer eingehend. Der Unteroffizier hatte unzählige Einsätze hinter sich, war schon in beinahe jede Falle getappt, die ihm Piraten und andere Feinde gestellt hatten. Und hatte überlebt. Er glaubte ihm.
Doch da war etwas Anderes.
Erst das Fluchtmanöver. Und dann war ihm nach dem Betreten des Wracks der Gang seltsam vertraut vorgekommen, die Farbe, die Zeichen an den Wänden.
Er kannte dieses Schiff. Und er wollte unbedingt herausfinden, wieso.
»Sie haben recht, Ludwig. Alles deutet auf eine Falle hin. Wir können jedoch nicht einfach abziehen. Deshalb werden Sie, Hansen, Fischer und meine Wenigkeit jetzt da rein stürmen und sehen, dass wir die Verbrecher stellen. Und ...«,
hielt Junker in seiner Ansprache inne und sah die Drei nacheinander an, »... ich möchte nicht, dass Sie drauflos ballern. Unsere Anzüge halten einige Salven aus, wir riskieren nicht das Leben der Geiseln. Verstanden?«
»Verstanden!«
»Klar, Kapitän!«
Jawohl!«
»Dann los!«
Wenige Augenblicke später stand Oberst Junker sich selbst gegenüber.
So fühlte es sich für ihn an, dennoch gab es erhebliche Unterschiede zwischen ihm und seinem Zwillingsbruder.
Sie waren wie abgesprochen einfach in die Zentrale gestürmt und hatten mit ihren Plasmagewehren in jede Ecke gezeigt. Doch es gab keine Ziele. Sein verloren geglaubter Bruder und ein schwer verletzter Pirat waren die letzten Gegner auf diesem Schiff.
»Es ist unglaublich, wie du dich gehalten hast. Durchs All fetzen hält jung, nicht wahr Bernd?«
Die dunklen Augen unter der hohen Stirn musterten ihn.
»Mensch Manni, ich kann es nicht glauben. Du spielst hier draußen Pirat? Ich dachte, du wärst tot.«
»Naja, liegt nahe, dass du das vermutest, immerhin bin ich über siebzig. Du übrigens auch.«
Natürlich war der Kapitän der »Duisburg« genauso alt wie sein Bruder. Doch im Gegensatz zu diesem hatte er mehrere Jahre im Dilatationsflug verbracht. Ohne diese Nahelichtgeschwindigkeit-Passagen wäre die Ordnung im kleinen Reich der Menschen nicht aufrecht zu erhalten.
Sie hatten zwar zusammen die Pilotenausbildung gemacht, doch sein Bruder hasste das Militär. Er flog lieber Rennen oder die Frachter der Firma.
»Klar Manfred, aber das hatten wir doch schon nach meiner ersten Reise bemerkt. Aber warum das hier?«
Junker machte eine allumfassende Geste.
»Seit wann musst Du Schiffe kapern, es ging unserer Familie nie schlecht.«
Der Oberst spürte, dass seine Männer unruhig wurden, ihnen war diese persönliche Auseinandersetzung offensichtlich peinlich. Er dachte einen Moment lang daran, alle wegzuschicken, doch dann sagte er:
»Hansen, Fischer. Sie bilden zwei Trupps und durchkämmen die Reste des Schiffes und bereiten seine Vernichtung vor. Alles, was nach Beute aussieht, ist sicherzustellen.«
»Klar, Kapitän.«
Und raus waren sie. In Ludwigs Gesicht regte sich kein Muskel, es war nicht auszumachen, ob er auch lieber bei den anderen wäre oder nicht. Doch ganz ohne Rückendeckung wollte Junker nicht sein. Selbst nicht, wenn er mit seinem Bruder sprach. Oder gerade deshalb?
»Nun?«
»Ganz der Befehlende. Das ist dir angeboren, wirklich. Nur hast du die Zeit vergessen, nein, falsch, sie ist einfach zu schnell an dir vorbeigezischt!«
Er bewegte seinen Arm schnell vor seinem Gesicht hin und her. Die Bewegung kam so plötzlich, dass der Oberst und sein Unteroffizier in der nächsten Sekunde auf Manfred Junker angelegt hatten.
Der hob erschreckt seine Arme.
»Ahh, nicht schießen, tut mir leid.«
Ludwig deutete auf den vierten Mann im Raum.
»Was ist mit ihm, sollten wir ihm nicht helfen?«
Der Kapitän des zerstörten Freibeuterschiffes schüttelte traurig den Kopf.
»Lassen Sie mal, der hat ein Stahlteil im Bauch.«
Er sah wieder seinen Bruder an.
»Vater wurde Opfer eines Überfalls, was du noch wissen solltest. Doch Mutter hat das nicht verkraftet, auch weil die Mörder nie gefunden wurden.«
Junker konnte die Wut in Manfreds Gesicht erkennen, als er von den beinahe vergessenen Ereignissen erzählte.
»Sie konnte die Geschäfte nicht so weiterführen, wie Vater es getan hatte. Und irgendwann hat sie ein Angebot zum Verkauf angenommen. Und damit war auch ich meine Arbeit los.«
Das hatte er natürlich nicht gewusst, sein letzter Besuch war kurz nach Vaters Tod gewesen. Junker ahnte nun, dass auch sein Bruder mit dem Verlust nicht fertig geworden war. Und er flog im All herum und jagte Piraten oder sorgte sonstwie für Ordnung. Nur in der Familie gab es die nicht.
»Es ... tut mir leid. Wie konnte ich das ahnen? Warum hast du keine Nachricht an die Flotte geschickt? Die hätten mich überall erreicht.«
»›Den feinen Soldaten mit kleinlichen Familienproblemen belasten? Was ich denn glaubte, wer sie wären?‹ Das musste ich mir anhören, als ich es versuchte. Ja, und auf dem Rückflug nach Gojano geriet ich an die Piraten ...«
Und da war er auch geblieben. Gegen seine Flugkünste waren sie machtlos, und er konnte ihnen nicht entkommen, weil sie ihn mit einem Anker festhielten. Aus dem Patt war eine Zusammenarbeit geworden.
Junker war ratlos. Sollte er seinen Bruder festnehmen? Er glaubte nicht, dass er das könnte. Was, wenn er ihn mitnahm und die anderen ... ?
Er wurde in seinen Grübeleien unterbrochen, als Hansen seine Kopf durch das Schott steckte.
»Oberst, wir haben das Schiff durchsucht. Diebesgut ist sichergestellt. Außer den Anwesenden«, er sah Manfred und den Schwerverletzten abschätzend an, »keine Personen an Bord. Auch keine Geiseln.«
Keine ...?
Kapitän Junker blickte seinen Bruder streng an.
»Die haben wir auf unserem Stützpunkt untergebracht. Waren nur dazu nötig, euch anzulocken. Die Daten sind im Rechner.«
»Wie groß war deine Mannschaft? Du kannst diesen Kahn unmöglich alleine fliegen«, hakte Junker nach.
»Doch, das kann ich, glaube mir. Die meisten brauche ich zum Entern. Leider ist bei der Explosion unseres Haupttriebwerks die Kapsel mit dem Kommando mit weggeflogen. Wir beiden«, Manfred blickte traurig seinen Kumpel an, »sind die Letzten.«
Der Oberst traf eine Entscheidung.
»Wir bringen euch rüber. Ihr seid offiziell verhaftet. Dein Schiff wird gesprengt. Hansen, Ludwig!«
Er würde seinen Bruder nicht bedingungslos der Justiz ausliefern, das war er ihm schuldig. Er wandte sich um und wollte zum Ausgang, als ihm ein eigenartiger Geruch in die Nase stieg. Er sah noch Hansen, der die Augen verdrehte und nach hinten kippte, dann verließen ihn selbst die Sinne.

»Ah, da bist du ja wieder. Tut mir leid, aber ich konnte meinen Plan nicht ändern, nur weil du der Kapitän dieses schönen Schiffes warst.«
Junker blinzelte in das helle Licht der Sanitätsabteilung seiner Fregatte.
»Was zum ... ich glaub es nicht, es war doch eine Falle!«
Manfred saß an seinem Bett und fuhr sich durch die wenigen verbliebenen grauen Haare.
»Sicher, dein Unteroffizier hatte dich gewarnt. Ein patenter Kerl, wirklich.«
»Und wofür?«
»Kannst du dir das nicht denken? Ich will die erwischen, die Vater auf dem Gewissen haben. Und seit kurzem weiß ich auch, wo sie sich aufhalten.«
Junker riss die Augen vor Staunen weit auf.
»Manni, das ist bestimmt vierzig Jahre her!«
»Ja und? Die leben. Vater nicht. Seit ich die Piraten getroffen habe, lässt mich der Gedanke nicht los, dass ich die Schweine doch noch erwischen kann. Und bald ist es so weit.«
›Und warum eine Fregatte?‹ wollte er fragen, doch die Antwort lag auf der Hand. Er benötigte ein Dilatationsschiff.
»Wohin?«, fragte er stattdessen.
»Zur Erde. Immerhin erfülle ich mir damit einen anderen langgehegten Wunsch.«
Das Lachen wirkte gequält. Die Rachsucht hatte seinen Bruder voll im Griff.
»Was ist aus meinen Männern geworden? Gab es Tote?«
Das Lächeln, das ihm jetzt entgegenstrahlte, war dagegen echt.
»Haben alle schön geschlafen, auch die hier Wache hatten. Eure Schleusen sind nicht sehr gut gesichert. Da sollte die Flotte wirklich nachrüsten.«
Durch die Schleusen. Also war die Geschichte mit der abgesprengten Kabine gelogen gewesen. Die Piraten hatten sich zur ›Duisburg‹ abgeseilt, waren einfach hinübergeschwebt.
Junker richtete sich auf und sah seinen so verschiedenen Zwillingsbruder an.
»Ok, das Spiel hast du wohl gewonnen. Und was wird, wenn du dein Ziel auf der Erde erreicht hast?«
Manfred blickte hinüber zum Panoramafenster der Kabine und starrte eine Zeit den Sternen hinterher, die draußen langsam nach Backbord zogen.
»Ich weiß nicht. Vielleicht nimmst du mich fest. Immerhin hättest du dann wirklich Grund dazu.«
ENDE
 

FrankK

Mitglied
Hallo Harald

Nicht Verzagen:

Ich will nicht sagen, dieser Stil sei schlecht, er ist eher eigenwillig und ungewohnt.
Einzig das Wort schlecht im Satz macht mich traurig.
So war es auch nicht gemeint.
Lies es nochmal, anders:
Ich will nicht sagen, dieser Stil sei schlecht <---> Ich will sagen, dieser Stil ist nicht schlecht.

Gut, die Anpassungen machen den Text etwas leichter Verdaulich.
Nach den ganzen groben Unebenheiten fallen jetzt aber verstärkt die kleineren Macken auf.
Du solltest den Text noch einmal gründlich Korrektur lesen.
Nur mal kurz aus den ersten Zeilen:
Jeden Moment konnten sie die energetische[red][strike]n[/strike][/red] Fessel abschießen, die das vor ihnen fliegende Schiff endgültig an seiner Flucht hinderte. Trotz der Vibrationen aufgrund der hohen Maschinenanforderungen blieb die Hand des Waffenoffizier[red]s[/red] ruhig.
Ich habe nicht noch einmal den ganzen Text durchgekämmt, nur überflogen. Ich denke, die von Dir geänderten Passagen solltest Du nochmal diesbezüglich unter die Lupe nehmen.


Erinnert mich an den Stil der alten Romane von Stanislav Lem.
Ich weiß nicht, ob Du Dich dadurch geehrt fühlst, es war eher nostalgisch gemeint. Wie ich schon erwähnte, die SF kommt heute in einem etwas anderen Gewand daher.


Viele Grüße
Frank
 

Harald G.

Mitglied
Jeden Moment konnten sie die energetische Fessel abschießen, die das vor ihnen fliegende Schiff endgültig an seiner Flucht hinderte. Trotz der Vibrationen aufgrund der hohen Maschinenanforderungen blieb die Hand des Waffenoffiziers ruhig.
Kapitän des Raumes Oberst Bernd Junker starrte gebannt auf die Anzeigen der Entfernungsmessung. Seine Finger krallten sich in die Sessellehne, während er im Geiste die Sekunden herunter zählte.
Seit sie in Schlagdistanz zu dem Piratenschiff gelangt waren, lag der Erfolg der Aktion einzig beim Piloten und dem Feuermann. Junker hoffte das Beste und seine Hoffnung beruhte auf der Tatsache, dass ihnen noch kein Freibeuter entkommen war.
›... zwei ... eins. Und ab damit!‹, dachte er inbrünstig.
Im gleichen Moment leuchtete auf dem Frontschirm vor ihm das schwach violette Schimmern des Ankers auf, der sich blitzgleich von ihnen entfernte. Der Pilot hielt die ›Duisburg‹ weiterhin auf Kurs, die Maschinen bis an die Grenzen belastet.
Das Piratenschiff, ein Konglomerat aus notdürftig zusammengebauten Kabinen und Antriebselementen, wurde durch das Auftreffen des Fesselfeldes schwer durchgeschüttelt. An einigen Stellen lösten sich Elemente der Außenhaut, und eine der Wohneinheiten wackelte bedenklich.
Diese Pirateneinheiten wurden nur zu dem Zweck zusammengesetzt, Privatschiffe und Linienraumer hier im Gojano-Sektor zu attackieren und zu entern.
Oberst Junker fragte sich zum wiederholten Male, warum Menschen sich einem solchen Kahn anzuvertrauten, nur für die vage Hoffnung, mit einem einzigen gelungenen Überfall ausgesorgt zu haben.
»Haben wir ihn?« hallte seine Frage durch den engen Kommandoraum der Fregatte.
»Angedockt Kapitän.« Der Feuermann lehnte sich zurück.
»Bremse Gespann ab.«
Die sanfte Stimme des Schiffspiloten wirkte jedes Mal entspannend auf Junkers. Wie konnte jemand, der die Verantwortung über zwanzig Menschen hatte, dessen Befehl ein Metallungetüm von hundert Metern Länge auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigen konnte, so ruhig sein?
Die einsetzenden Vibrationen und das störende Geräusch des Andruckwarners beendeten seinen Gedankengang.
»Zielschiff wehrt sich, Klammern halten nur bedingt!«
»Korrigiere Flug, Manöver ›Gegenschub‹ eingeleitet.«
Der Pilot an Bord des Piratenschiffes erwies sich als begnadeter Raumfahrer. Er traktierte die ›Duisburg‹ mit Wechselschüben aus seinen Triebwerken, lies Teile der Außenhülle gezielt in den Wirkungsbereich des Haltestrahls trudeln, dass man glauben konnte, er wäre nicht das erste Mal verfolgt worden.
Doch der Widerstand hatte System. Junker kamen die Manöver darüber hinaus seltsam bekannt vor.
»Konzentrieren Sie die Fessel auf den Kernbereich, der hat Tarnaufbauten.«
Der Befehl des Kapitäns kam nur einen Sekundenbruchteil, bevor Feuermann Hans Heiser die Justierung des violetten Feldes entsprechend anpassen konnte.
»Erfolgt!«, brüllte er zurück.
Die Wirkung trat sofort ein. Das Schiff hörte schlagartig auf zu zittern. Als Heiser mit einer gezielten Salve die Hauptschubeinheit des Freibeuters in einen Schlackeklumpen verwandelte, hörte auch das Dröhnen auf, daß die Triebwerke ihres Schiffes machten, um dem Zug der Fluchtmanöver auszugleichen.
»Volle Kontrolle, steuere Gespann zum nächsten Basispunkt.«
Junker befreite sich aus seinem Sitz. Mit einer knappen Handbewegung aktivierte er den Bordsprechanlage.
»Einsatzgruppe Eins fertigmachen zum Ausschleusen.« gab er Anweisung. Sein Blick wanderte zum Ortungsstand.
»Major Klein, die ›Duisburg‹ gehört Ihnen, ich möchte mir den Anführer der Piraten selber vornehmen.«
»Zu Befehl, Oberst.« Klein sprang auf, salutierte und nahm auf dem Zentralsitz Platz.
Als Junker in den hinteren Teil der Fregatte kam, waren die acht Soldaten des Einsatztrupps bereits fertig.
»Männer, wir haben einen Freibeuter aufgebracht, der sich vehement gewehrt hat. Daher müssen wir mit allem rechnen. Ich weiß, dass Sie gut vorbereitet und motiviert sind. Wir werden da drüben Ordnung schaffen, ohne zu vergessen, dass Piraten auch Menschen sind.«
Bestimmtes Nicken, die Leute wussten genau, das sie keinen Fehler machen durften.
»Also gut, in den Tunnel.«
Sie schwebten im luftlosen Raum auf das schwer angeschlagene Schiff der Freibeuter zu. Nur das Glitzern der beweglichen Hülle aus Keramenit um sie herum bewies, dass sie vor den tödlichen Strahlen des Zentralgestirns und herumfliegenden Kleinstmeteoriten geschützt waren.
Die zwei Dosenöffner, die als erste den Tunnel betreten hatten, brauchten nur wenige Sekunden, dann schob sich das Schott des Nebeneinstiegs zur Seite.
Junker nickte den beiden Kommandos in ihren schwer gepanzerten Raumanzügen aufmunternd zu. Sie hatten die undankbare Aufgabe, vor den anderen die Schleuse des Schiffes zu passieren und den Eingang zu sichern. Sie zwängten sich durch die für sie enge Öffnung und schlossen das Schott von innen. Von nun an waren sie auf sich alleine gestellt.
»Verdammter Mist. Nie weiß man, was drinnen passiert«, fluchte Unteroffizier Ludwig. Der Oberst sah zu ihm rüber und presste die Lippen zusammen. Der Mann hatte recht.
Das Entern eines erbeuteten Schiffes gehörte zu den Schwierigsten Übungen in der Raumfahrt. Und sie mussten ausgerechnet Piraten, die das ziemlich gut beherrschten, jagen und aufbringen.
»Nur ruhig bleiben, Hansen und Fischer machen das schon. Die gehören zu den besten Klarmachern der Flotte.«
Die Männer grinsten, denn jeder kannte die Geschichten, die man sich von den beiden Frauenhelden erzählte.
Ein kleines grünes Licht an der Außenwand des Piratenschiffes leuchtete auf und im gleichen Moment fuhr das Schott beiseite.
»Sehen Sie?«, rief Junker und winkte die ersten Nachsetzer in die Schleuse. Nach kurzer Zeit standen alle in einem überraschend geräumigen Gang, der anscheinend an der Hauptachse des Schiffes entlangführte.
Fischer wies in die eine Richtung.
»Der Triebwerkssektor ist nur noch Schrott. Ohne verteilte Energieerzeugung wären hier alle tot. Da rechts geht es zum Kommandoraum.«
Er und Hansen übernahmen die Führung, gefolgt vom Oberst und den Soldaten. Den Abschluss bildete Ludwig.
Es gab keinen Widerstand, eine durchaus bemerkenswerte Tatsache. Kapitän Junker spürte, wie sich schleichend Nervosität breitmachte. Es wurde Zeit, dass sie die Freibeuter stellten, die vor Kurzem ein Diplomatenschiff der Erde aufgebracht hatten. Niemand wusste, was aus den zwei Frauen und vier Männern der Delegation geworden war, die über die zukünftigen Beziehungen der Kernwelten mit den Bezirken um den Gojano-Sektor verhandeln sollten.
Sie erreichten die Schleuse zum Kommandoraum des Piraten, sie war bezeichnenderweise geöffnet.
»Was soll das denn? Ist eine verdammte Falle, das rieche ich doch!«
Ludwig schob sich durch die Gruppe und blieb vor seinem Kapitän stehen.
»Erst leisten die keinen Widerstand, dann locken sie uns in diesen Raum da. Herr Oberst, sie können da nicht rein.«
Junkers betrachtete den Truppführer eingehend. Der Unteroffizier hatte unzählige Einsätze hinter sich, war schon in beinahe jede Falle getappt, die ihm Piraten und andere Feinde gestellt hatten. Und hatte überlebt. Er glaubte ihm.
Doch da war etwas Anderes.
Erst das Fluchtmanöver. Und dann war ihm nach dem Betreten des Wracks der Gang seltsam vertraut vorgekommen, die Farbe, die Zeichen an den Wänden.
Er kannte dieses Schiff. Und er wollte unbedingt herausfinden, wieso.
»Sie haben recht, Ludwig. Alles deutet auf eine Falle hin. Wir können jedoch nicht einfach abziehen. Deshalb werden Sie, Hansen, Fischer und meine Wenigkeit jetzt da rein stürmen und sehen, dass wir die Verbrecher stellen. Und ...«,
hielt Junker in seiner Ansprache inne und sah die Drei nacheinander an, »... ich möchte nicht, dass Sie drauflos ballern. Unsere Anzüge halten einige Salven aus, wir riskieren nicht das Leben der Geiseln. Verstanden?«
»Verstanden!«
»Klar, Kapitän!«
Jawohl!«
»Dann los!«
Wenige Augenblicke später stand Oberst Junker sich selbst gegenüber.
So fühlte es sich für ihn an, dennoch gab es erhebliche Unterschiede zwischen ihm und seinem Zwillingsbruder.
Sie waren wie abgesprochen einfach in die Zentrale gestürmt und hatten mit ihren Plasmagewehren in jede Ecke gezeigt. Doch es gab keine Ziele. Sein verloren geglaubter Bruder und ein schwer verletzter Pirat waren die letzten Gegner auf diesem Schiff.
»Es ist unglaublich, wie du dich gehalten hast. Durchs All fetzen hält jung, nicht wahr Bernd?«
Die dunklen Augen unter der hohen Stirn musterten ihn.
»Mensch Manni, ich kann es nicht glauben. Du spielst hier draußen Pirat? Ich dachte, du wärst tot.«
»Naja, liegt nahe, dass du das vermutest, immerhin bin ich über siebzig. Du übrigens auch.«
Natürlich war der Kapitän der »Duisburg« genauso alt wie sein Bruder. Doch im Gegensatz zu diesem hatte er mehrere Jahre im Dilatationsflug verbracht. Ohne diese Nahelichtgeschwindigkeit-Passagen wäre die Ordnung im kleinen Reich der Menschen nicht aufrecht zu erhalten.
Sie hatten zwar zusammen die Pilotenausbildung gemacht, doch sein Bruder hasste das Militär. Er flog lieber Rennen oder die Frachter der Firma.
»Klar Manfred, aber das hatten wir doch schon nach meiner ersten Reise bemerkt. Aber warum das hier?«
Junker machte eine allumfassende Geste.
»Seit wann musst Du Schiffe kapern, es ging unserer Familie nie schlecht.«
Der Oberst spürte, dass seine Männer unruhig wurden, ihnen war diese persönliche Auseinandersetzung offensichtlich peinlich. Er dachte einen Moment lang daran, alle wegzuschicken, doch dann sagte er:
»Hansen, Fischer. Sie bilden zwei Trupps und durchkämmen die Reste des Schiffes und bereiten seine Vernichtung vor. Alles, was nach Beute aussieht, ist sicherzustellen.«
»Klar, Kapitän.«
Und raus waren sie. In Ludwigs Gesicht regte sich kein Muskel, es war nicht auszumachen, ob er auch lieber bei den anderen wäre oder nicht. Doch ganz ohne Rückendeckung wollte Junker nicht sein. Selbst nicht, wenn er mit seinem Bruder sprach. Oder gerade deshalb?
»Nun?«
»Ganz der Befehlende. Das ist dir angeboren, wirklich. Nur hast du die Zeit vergessen, nein, falsch, sie ist einfach zu schnell an dir vorbeigezischt!«
Er bewegte seinen Arm schnell vor seinem Gesicht hin und her. Die Bewegung kam so plötzlich, dass der Oberst und sein Unteroffizier in der nächsten Sekunde auf Manfred Junker angelegt hatten.
Der hob erschreckt seine Arme.
»Ahh, nicht schießen, tut mir leid.«
Ludwig deutete auf den vierten Mann im Raum.
»Was ist mit ihm, sollten wir ihm nicht helfen?«
Der Kapitän des zerstörten Freibeuterschiffes schüttelte traurig den Kopf.
»Lassen Sie mal, der hat ein Stahlteil im Bauch.«
Er sah wieder seinen Bruder an.
»Vater wurde Opfer eines Überfalls, was du noch wissen solltest. Doch Mutter hat das nicht verkraftet, auch weil die Mörder nie gefunden wurden.«
Junker konnte die Wut in Manfreds Gesicht erkennen, als er von den beinahe vergessenen Ereignissen erzählte.
»Sie konnte die Geschäfte nicht so weiterführen, wie Vater es getan hatte. Und irgendwann hat sie ein Angebot zum Verkauf angenommen. Und damit war auch ich meine Arbeit los.«
Das hatte er natürlich nicht gewusst, sein letzter Besuch war kurz nach Vaters Tod gewesen. Junker ahnte nun, dass auch sein Bruder mit dem Verlust nicht fertig geworden war. Und er flog im All herum und jagte Piraten oder sorgte sonstwie für Ordnung. Nur in der Familie gab es die nicht.
»Es ... tut mir leid. Wie konnte ich das ahnen? Warum hast du keine Nachricht an die Flotte geschickt? Die hätten mich überall erreicht.«
»›Den feinen Soldaten mit kleinlichen Familienproblemen belasten? Was ich denn glaubte, wer sie wären?‹ Das musste ich mir anhören, als ich es versuchte. Ja, und auf dem Rückflug nach Gojano geriet ich an die Piraten ...«
Und da war er auch geblieben. Gegen seine Flugkünste waren sie machtlos, und er konnte ihnen nicht entkommen, weil sie ihn mit einem Anker festhielten. Aus dem Patt war eine Zusammenarbeit geworden.
Junker war ratlos. Sollte er seinen Bruder festnehmen? Er glaubte nicht, dass er das könnte. Was, wenn er ihn mitnahm und die anderen ... ?
Er wurde in seinen Grübeleien unterbrochen, als Hansen seine Kopf durch das Schott steckte.
»Oberst, wir haben das Schiff durchsucht. Diebesgut ist sichergestellt. Außer den Anwesenden«, er sah Manfred und den Schwerverletzten abschätzend an, »keine Personen an Bord. Auch keine Geiseln.«
Keine ...?
Kapitän Junker blickte seinen Bruder streng an.
»Die haben wir auf unserem Stützpunkt untergebracht. Waren nur dazu nötig, euch anzulocken. Die Daten sind im Rechner.«
»Wie groß war deine Mannschaft? Du kannst diesen Kahn unmöglich alleine fliegen«, hakte Junker nach.
»Doch, das kann ich, glaube mir. Die meisten brauche ich zum Entern. Leider ist bei der Explosion unseres Haupttriebwerks die Kapsel mit dem Kommando mit weggeflogen. Wir beiden«, Manfred blickte traurig seinen Kumpel an, »sind die Letzten.«
Der Oberst traf eine Entscheidung.
»Wir bringen euch rüber. Ihr seid offiziell verhaftet. Dein Schiff wird gesprengt. Hansen, Ludwig!«
Er würde seinen Bruder nicht bedingungslos der Justiz ausliefern, das war er ihm schuldig. Er wandte sich um und wollte zum Ausgang, als ihm ein eigenartiger Geruch in die Nase stieg. Er sah noch Hansen, der die Augen verdrehte und nach hinten kippte, dann verließen ihn selbst die Sinne.

»Ah, da bist du ja wieder. Tut mir leid, aber ich konnte meinen Plan nicht ändern, nur weil du der Kapitän dieses schönen Schiffes warst.«
Junker blinzelte in das helle Licht der Sanitätsabteilung seiner Fregatte.
»Was zum ... ich glaub es nicht, es war doch eine Falle!«
Manfred saß an seinem Bett und fuhr sich durch die wenigen verbliebenen grauen Haare.
»Sicher, dein Unteroffizier hatte dich gewarnt. Ein patenter Kerl, wirklich.«
»Und wofür?«
»Kannst du dir das nicht denken? Ich will die erwischen, die Vater auf dem Gewissen haben. Und seit kurzem weiß ich auch, wo sie sich aufhalten.«
Junker riss die Augen vor Staunen weit auf.
»Manni, das ist bestimmt vierzig Jahre her!«
»Ja und? Die leben. Vater nicht. Seit ich die Piraten getroffen habe, lässt mich der Gedanke nicht los, dass ich die Schweine doch noch erwischen kann. Und bald ist es so weit.«
›Und warum eine Fregatte?‹ wollte er fragen, doch die Antwort lag auf der Hand. Er benötigte ein Dilatationsschiff.
»Wohin?«, fragte er stattdessen.
»Zur Erde. Immerhin erfülle ich mir damit einen anderen langgehegten Wunsch.«
Das Lachen wirkte gequält. Die Rachsucht hatte seinen Bruder voll im Griff.
»Was ist aus meinen Männern geworden? Gab es Tote?«
Das Lächeln, das ihm jetzt entgegenstrahlte, war dagegen echt.
»Haben alle schön geschlafen, auch die hier Wache hatten. Eure Schleusen sind nicht sehr gut gesichert. Da sollte die Flotte wirklich nachrüsten.«
Durch die Schleusen. Also war die Geschichte mit der abgesprengten Kabine gelogen gewesen. Die Piraten hatten sich zur ›Duisburg‹ abgeseilt, waren einfach hinübergeschwebt.
Junker richtete sich auf und sah seinen so verschiedenen Zwillingsbruder an.
»Ok, das Spiel hast du wohl gewonnen. Und was wird, wenn du dein Ziel auf der Erde erreicht hast?«
Manfred blickte hinüber zum Panoramafenster der Kabine und starrte eine Zeit den Sternen hinterher, die draußen langsam nach Backbord zogen.
»Ich weiß nicht. Vielleicht nimmst du mich fest. Immerhin hättest du dann wirklich Grund dazu.«
ENDE
 

Harald G.

Mitglied
Jeden Moment konnten sie die energetische Fessel abschießen, die das vor ihnen fliegende Schiff endgültig an seiner Flucht hinderte. Trotz der Vibrationen aufgrund der hohen Maschinenanforderungen blieb die Hand des Waffenoffiziers ruhig.
Kapitän des Raumes Oberst Bernd Junker starrte gebannt auf die Anzeigen der Entfernungsmessung. Seine Finger krallten sich in die Sessellehne, während er im Geiste die Sekunden herunter zählte.
Seit sie in Schlagdistanz zu dem Piratenschiff gelangt waren, lag der Erfolg der Aktion einzig beim Piloten und dem Waffenoffizier. Junker hoffte das Beste und seine Hoffnung beruhte auf der Tatsache, dass ihnen noch kein Freibeuter entkommen war.
›... zwei ... eins. Und ab damit!‹, dachte er inbrünstig.
Im gleichen Moment leuchtete auf dem Frontschirm vor ihm das schwach violette Schimmern des Ankers auf, der sich blitzgleich von ihnen entfernte. Der Pilot hielt die ›Duisburg‹ weiterhin auf Kurs, die Maschinen bis an die Grenzen belastet.
Das Piratenschiff, ein Konglomerat aus notdürftig zusammengebauten Kabinen und Antriebselementen, wurde durch das Auftreffen des Fesselfeldes schwer durchgeschüttelt. An einigen Stellen lösten sich Elemente der Außenhaut, und eine der Wohneinheiten wackelte bedenklich.
Diese Pirateneinheiten wurden nur zu dem Zweck zusammengesetzt, Privatschiffe und Linienraumer hier im Gojano-Sektor zu attackieren und zu entern.
Oberst Junker fragte sich zum wiederholten Male, warum Menschen sich einem solchen Kahn anzuvertrauten, nur für die vage Hoffnung, mit einem einzigen gelungenen Überfall ausgesorgt zu haben.
»Haben wir ihn?« hallte seine Frage durch den engen Kommandoraum der Fregatte.
»Angedockt Kapitän.« Hans Heiser an den Waffenkontrollen lehnte sich zurück.
»Bremse Gespann ab.«
Die sanfte Stimme des Schiffspiloten wirkte jedes Mal entspannend auf Junkers. Wie konnte jemand, der die Verantwortung über zwanzig Menschen hatte, dessen Befehl ein Metallungetüm von hundert Metern Länge auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigen konnte, so ruhig sein?
Die einsetzenden Vibrationen und das störende Geräusch des Andruckwarners beendeten seinen Gedankengang.
»Zielschiff wehrt sich, Klammern halten nur bedingt!«
»Korrigiere Flug, Manöver ›Gegenschub‹ eingeleitet.«
Der Pilot an Bord des Piratenschiffes erwies sich als begnadeter Raumfahrer. Er traktierte die ›Duisburg‹ mit Wechselschüben aus seinen Triebwerken, lies Teile der Außenhülle gezielt in den Wirkungsbereich des Haltestrahls trudeln, dass man glauben konnte, er wäre nicht das erste Mal verfolgt worden.
Doch der Widerstand hatte System. Junker kamen die Manöver darüber hinaus seltsam bekannt vor.
»Konzentrieren Sie die Fessel auf den Kernbereich, der hat Tarnaufbauten.«
Der Befehl des Kapitäns kam nur einen Sekundenbruchteil, bevor der Feuerleitoffizier die Justierung des violetten Feldes entsprechend anpassen konnte.
»Erfolgt!«, brüllte er zurück.
Die Wirkung trat sofort ein. Das Schiff hörte schlagartig auf zu zittern. Als Heiser mit einer gezielten Salve die Hauptschubeinheit des Freibeuters in einen Schlackeklumpen verwandelte, hörte auch das Dröhnen auf, das die Triebwerke ihres Schiffes machten, um dem Zug der Fluchtmanöver auszugleichen.
»Volle Kontrolle, steuere Gespann zum nächsten Basispunkt.«
Junker befreite sich aus seinem Sitz. Mit einer knappen Handbewegung aktivierte er den Bordsprechanlage.
»Einsatzgruppe Eins fertigmachen zum Ausschleusen.« gab er Anweisung. Sein Blick wanderte zum Ortungsstand.
»Major Klein, die ›Duisburg‹ gehört Ihnen, ich möchte mir den Anführer der Piraten selber vornehmen.«
»Zu Befehl, Oberst.« Klein sprang auf, salutierte und nahm auf dem Zentralsitz Platz.
Als Junker in den hinteren Teil der Fregatte kam, waren die acht Soldaten des Einsatztrupps bereits fertig.
»Männer, wir haben einen Freibeuter aufgebracht, der sich vehement gewehrt hat. Daher müssen wir mit allem rechnen. Ich weiß, dass Sie gut vorbereitet und motiviert sind. Wir werden da drüben Ordnung schaffen, ohne zu vergessen, dass Piraten auch Menschen sind.«
Bestimmtes Nicken, die Leute wussten genau, das sie keinen Fehler machen durften.
»Also gut, in den Tunnel.«
Sie schwebten im luftlosen Raum auf das schwer angeschlagene Schiff der Freibeuter zu. Nur das Glitzern der beweglichen Hülle aus Keramenit um sie herum bewies, dass sie vor den tödlichen Strahlen des Zentralgestirns und herumfliegenden Kleinstmeteoriten geschützt waren.
Die zwei Dosenöffner, die als erste den Tunnel betreten hatten, brauchten nur wenige Sekunden, dann schob sich das Schott des Nebeneinstiegs zur Seite.
Junker nickte den beiden Kommandos in ihren schwer gepanzerten Raumanzügen aufmunternd zu. Sie hatten die undankbare Aufgabe, vor den anderen die Schleuse des Schiffes zu passieren und den Eingang zu sichern. Sie zwängten sich durch die für sie enge Öffnung und schlossen das Schott von innen. Von nun an waren sie auf sich alleine gestellt.
»Verdammter Mist. Nie weiß man, was drinnen passiert«, fluchte Unteroffizier Ludwig. Der Oberst sah zu ihm rüber und presste die Lippen zusammen. Der Mann hatte recht.
Das Entern eines erbeuteten Schiffes gehörte zu den Schwierigsten Übungen in der Raumfahrt. Und sie mussten ausgerechnet Piraten, die das ziemlich gut beherrschten, jagen und aufbringen.
»Nur ruhig bleiben, Hansen und Fischer machen das schon. Die gehören zu den besten Klarmachern der Flotte.«
Die Männer grinsten, denn jeder kannte die Geschichten, die man sich von den beiden Frauenhelden erzählte.
Ein kleines grünes Licht an der Außenwand des Piratenschiffes leuchtete auf und im gleichen Moment fuhr das Schott beiseite.
»Sehen Sie?«, rief Junker und winkte die ersten Nachsetzer in die Schleuse. Nach kurzer Zeit standen alle in einem überraschend geräumigen Gang, der anscheinend an der Hauptachse des Schiffes entlangführte.
Fischer wies in die eine Richtung.
»Der Triebwerkssektor ist nur noch Schrott. Ohne verteilte Energieerzeugung wären hier alle tot. Da rechts geht es zum Kommandoraum.«
Er und Hansen übernahmen die Führung, gefolgt vom Oberst und den Soldaten. Den Abschluss bildete Ludwig.
Es gab keinen Widerstand, eine durchaus bemerkenswerte Tatsache. Kapitän Junker spürte, wie sich schleichend Nervosität breitmachte. Es wurde Zeit, dass sie die Freibeuter stellten, die vor Kurzem ein Diplomatenschiff der Erde aufgebracht hatten. Niemand wusste, was aus den zwei Frauen und vier Männern der Delegation geworden war, die über die zukünftigen Beziehungen der Kernwelten mit den Bezirken um den Gojano-Sektor verhandeln sollten.
Sie erreichten die Schleuse zum Kommandoraum des Piraten, sie war bezeichnenderweise geöffnet.
»Was soll das denn? Ist eine verdammte Falle, das rieche ich doch!«
Ludwig schob sich durch die Gruppe und blieb vor seinem Kapitän stehen.
»Erst leisten die keinen Widerstand, dann locken sie uns in diesen Raum da. Herr Oberst, sie können da nicht rein.«
Junkers betrachtete den Truppführer eingehend. Der Unteroffizier hatte unzählige Einsätze hinter sich, war schon in beinahe jede Falle getappt, die ihm Piraten und andere Feinde gestellt hatten. Und hatte überlebt. Er glaubte ihm.
Doch da war etwas Anderes.
Erst das Fluchtmanöver. Und dann war ihm nach dem Betreten des Wracks der Gang seltsam vertraut vorgekommen, die Farbe, die Zeichen an den Wänden.
Er kannte dieses Schiff. Und er wollte unbedingt herausfinden, wieso.
»Sie haben recht, Ludwig. Alles deutet auf eine Falle hin. Wir können jedoch nicht einfach abziehen. Deshalb werden Sie, Hansen, Fischer und meine Wenigkeit jetzt da rein stürmen und sehen, dass wir die Verbrecher stellen. Und ...«,
hielt Junker in seiner Ansprache inne und sah die Drei nacheinander an, »... ich möchte nicht, dass Sie drauflos ballern. Unsere Anzüge halten einige Salven aus, wir riskieren nicht das Leben der Geiseln. Verstanden?«
»Verstanden!«
»Klar, Kapitän!«
Jawohl!«
»Dann los!«
Wenige Augenblicke später stand Oberst Junker sich selbst gegenüber.
So fühlte es sich für ihn an, dennoch gab es erhebliche Unterschiede zwischen ihm und seinem Zwillingsbruder.
Sie waren wie abgesprochen einfach in die Zentrale gestürmt und hatten mit ihren Plasmagewehren in jede Ecke gezeigt. Doch es gab keine Ziele. Sein verloren geglaubter Bruder und ein schwer verletzter Pirat waren die letzten Gegner auf diesem Schiff.
»Es ist unglaublich, wie du dich gehalten hast. Durchs All fetzen hält jung, nicht wahr Bernd?«
Die dunklen Augen unter der hohen Stirn musterten ihn.
»Mensch Manni, ich kann es nicht glauben. Du spielst hier draußen Pirat? Ich dachte, du wärst tot.«
»Naja, liegt nahe, dass du das vermutest, immerhin bin ich über siebzig. Du übrigens auch.«
Natürlich war der Kapitän der »Duisburg« genauso alt wie sein Bruder. Doch im Gegensatz zu diesem hatte er mehrere Jahre im Dilatationsflug verbracht. Ohne diese Nahelichtgeschwindigkeit-Passagen wäre die Ordnung im kleinen Reich der Menschen nicht aufrecht zu erhalten.
Sie hatten zwar zusammen die Pilotenausbildung gemacht, doch sein Bruder hasste das Militär. Er flog lieber Rennen oder die Frachter der Firma.
»Klar Manfred, aber das hatten wir doch schon nach meiner ersten Reise bemerkt. Aber warum das hier?«
Junker machte eine allumfassende Geste.
»Seit wann musst Du Schiffe kapern, es ging unserer Familie nie schlecht.«
Der Oberst spürte, dass seine Männer unruhig wurden, ihnen war diese persönliche Auseinandersetzung offensichtlich peinlich. Er dachte einen Moment lang daran, alle wegzuschicken, doch dann sagte er:
»Hansen, Fischer. Sie bilden zwei Trupps und durchkämmen die Reste des Schiffes und bereiten seine Vernichtung vor. Alles, was nach Beute aussieht, ist sicherzustellen.«
»Klar, Kapitän.«
Und raus waren sie. In Ludwigs Gesicht regte sich kein Muskel, es war nicht auszumachen, ob er auch lieber bei den anderen wäre oder nicht. Doch ganz ohne Rückendeckung wollte Junker nicht sein. Selbst nicht, wenn er mit seinem Bruder sprach. Oder gerade deshalb?
»Nun?«
»Ganz der Befehlende. Das ist dir angeboren, wirklich. Nur hast du die Zeit vergessen, nein, falsch, sie ist einfach zu schnell an dir vorbeigezischt!«
Er bewegte seinen Arm schnell vor seinem Gesicht hin und her. Die Bewegung kam so plötzlich, dass der Oberst und sein Unteroffizier in der nächsten Sekunde auf Manfred Junker angelegt hatten.
Der hob erschreckt seine Arme.
»Ahh, nicht schießen, tut mir leid.«
Ludwig deutete auf den vierten Mann im Raum.
»Was ist mit ihm, sollten wir ihm nicht helfen?«
Der Kapitän des zerstörten Freibeuterschiffes schüttelte traurig den Kopf.
»Lassen Sie mal, der hat ein Stahlteil im Bauch.«
Er sah wieder seinen Bruder an.
»Vater wurde Opfer eines Überfalls, was du noch wissen solltest. Doch Mutter hat das nicht verkraftet, auch weil die Mörder nie gefunden wurden.«
Junker konnte die Wut in Manfreds Gesicht erkennen, als er von den beinahe vergessenen Ereignissen erzählte.
»Sie konnte die Geschäfte nicht so weiterführen, wie Vater es getan hatte. Und irgendwann hat sie ein Angebot zum Verkauf angenommen. Und damit war auch ich meine Arbeit los.«
Das hatte er natürlich nicht gewusst, sein letzter Besuch war kurz nach Vaters Tod gewesen. Junker ahnte nun, dass auch sein Bruder mit dem Verlust nicht fertig geworden war. Und er flog im All herum und jagte Piraten oder sorgte sonstwie für Ordnung. Nur in der Familie gab es die nicht.
»Es ... tut mir leid. Wie konnte ich das ahnen? Warum hast du keine Nachricht an die Flotte geschickt? Die hätten mich überall erreicht.«
»›Den feinen Soldaten mit kleinlichen Familienproblemen belasten? Was ich denn glaubte, wer sie wären?‹ Das musste ich mir anhören, als ich es versuchte. Ja, und auf dem Rückflug nach Gojano geriet ich an die Piraten ...«
Und da war er auch geblieben. Gegen seine Flugkünste waren sie machtlos, und er konnte ihnen nicht entkommen, weil sie ihn mit einem Anker festhielten. Aus dem Patt war eine Zusammenarbeit geworden.
Junker war ratlos. Sollte er seinen Bruder festnehmen? Er glaubte nicht, dass er das könnte. Was, wenn er ihn mitnahm und die anderen ... ?
Er wurde in seinen Grübeleien unterbrochen, als Hansen seine Kopf durch das Schott steckte.
»Oberst, wir haben das Schiff durchsucht. Diebesgut ist sichergestellt. Außer den Anwesenden«, er sah Manfred und den Schwerverletzten abschätzend an, »keine Personen an Bord. Auch keine Geiseln.«
Keine ...?
Kapitän Junker blickte seinen Bruder streng an.
»Die haben wir auf unserem Stützpunkt untergebracht. Waren nur dazu nötig, euch anzulocken. Die Daten sind im Rechner.«
»Wie groß war deine Mannschaft? Du kannst diesen Kahn unmöglich alleine fliegen«, hakte Junker nach.
»Doch, das kann ich, glaube mir. Die meisten brauche ich zum Entern. Leider ist bei der Explosion unseres Haupttriebwerks die Kapsel mit dem Kommando mit weggeflogen. Wir beiden«, Manfred blickte traurig seinen Kumpel an, »sind die Letzten.«
Der Oberst traf eine Entscheidung.
»Wir bringen euch rüber. Ihr seid offiziell verhaftet. Dein Schiff wird gesprengt. Hansen, Ludwig!«
Er würde seinen Bruder nicht bedingungslos der Justiz ausliefern, das war er ihm schuldig. Er wandte sich um und wollte zum Ausgang, als ihm ein eigenartiger Geruch in die Nase stieg. Er sah noch Hansen, der die Augen verdrehte und nach hinten kippte, dann verließen ihn selbst die Sinne.

»Ah, da bist du ja wieder. Tut mir leid, aber ich konnte meinen Plan nicht ändern, nur weil du der Kapitän dieses schönen Schiffes warst.«
Junker blinzelte in das helle Licht der Sanitätsabteilung seiner Fregatte.
»Was zum ... ich glaub es nicht, es war doch eine Falle!«
Manfred saß an seinem Bett und fuhr sich durch die wenigen verbliebenen grauen Haare.
»Sicher, dein Unteroffizier hatte dich gewarnt. Ein patenter Kerl, wirklich.«
»Und wofür?«
»Kannst du dir das nicht denken? Ich will die erwischen, die Vater auf dem Gewissen haben. Und seit kurzem weiß ich auch, wo sie sich aufhalten.«
Junker riss die Augen vor Staunen weit auf.
»Manni, das ist bestimmt vierzig Jahre her!«
»Ja und? Die leben. Vater nicht. Seit ich die Piraten getroffen habe, lässt mich der Gedanke nicht los, dass ich die Schweine doch noch erwischen kann. Und bald ist es so weit.«
›Und warum eine Fregatte?‹ wollte er fragen, doch die Antwort lag auf der Hand. Er benötigte ein Dilatationsschiff.
»Wohin?«, fragte er stattdessen.
»Zur Erde. Immerhin erfülle ich mir damit einen anderen langgehegten Wunsch.«
Das Lachen wirkte gequält. Die Rachsucht hatte seinen Bruder voll im Griff.
»Was ist aus meinen Männern geworden? Gab es Tote?«
Das Lächeln, das ihm jetzt entgegenstrahlte, war dagegen echt.
»Haben alle schön geschlafen, auch die hier Wache hatten. Eure Schleusen sind nicht sehr gut gesichert. Da sollte die Flotte wirklich nachrüsten.«
Durch die Schleusen. Also war die Geschichte mit der abgesprengten Kabine gelogen gewesen. Die Piraten hatten sich zur ›Duisburg‹ abgeseilt, waren einfach hinübergeschwebt.
Junker richtete sich auf und sah seinen so verschiedenen Zwillingsbruder an.
»Ok, das Spiel hast du wohl gewonnen. Und was wird, wenn du dein Ziel auf der Erde erreicht hast?«
Manfred blickte hinüber zum Panoramafenster der Kabine und starrte eine Zeit den Sternen hinterher, die draußen langsam nach Backbord zogen.
»Ich weiß nicht. Vielleicht nimmst du mich fest. Immerhin hättest du dann wirklich Grund dazu.«
ENDE
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Nein, schlecht ist der Stil nicht, ich würde ihn aber auch nicht mit dem positiven "eigenwillig" entschuldigen, denn die lakonische Knappheit (die durch das Techno-Blabla zermanscht wird), die offenbar gewollt ist, funktioniert nicht richtig. Ihr fallen einige Dinge zum Opfer, die wesentlich für "sowas" sind.

In allerster Linie betrifft das die Charaktere – ich sehe den Unterschied zwischen den Brüdern nicht. Ich sehe auch den Unterschied zwischen Junkers und seinen Leuten nicht. Nun ist das hohe Schule und deshalb eher die Maximal-Erwartung, aber das bringt mit sich, dass mir der ganze Kapervorgang viiiiiiel zu lang und die vielen, am Ende unwichtigen Namen zu nervend waren weil sie – so fühlt es sich für mich an – irrelevanter Balast sind.

Das zweite, was genau diese Dinge unnütz erscheinen lässt, ist, dass durch die Kühle des Stils auch kein "Gefühl für die Situation" in mir aufkommt (was ja ein guter Grund für diese lange Vorrede sein könnte). Aber auch das ist vielleicht nicht ad hoc zu beheben, sondern würde etwas generelle Übung verlangen.

Was zu beheben ist – und auch behoben werden muss (und was nebenbei wohl auch die Punkte eins und zwei verbessert) – sind die "einfach so dahin behaupteten Schock-Elemente", die scheinbar (! – ich weiß es natürlich nicht) lieblos ausgearbeiteten Wendepunkte.

Ich meine:

Doch da war etwas Anderes.
Erst das Fluchtmanöver. Und dann war ihm nach dem Betreten des Wracks der Gang seltsam vertraut vorgekommen, die Farbe, die Zeichen an den Wänden.
Er kannte dieses Schiff. Und er wollte unbedingt herausfinden, wieso.
Das ist gut, das baut Spannung auf und vermittelt, was Junkers fühlt.
Aber das:
Wenige Augenblicke später stand Oberst Junker sich selbst gegenüber.
So fühlte es sich für ihn an, dennoch gab es erhebliche Unterschiede zwischen ihm und seinem Zwillingsbruder.
ist viel zu schnell und zu unglaubwürdig. Die Überraschung, die Junkers empfindet, findet im Text gar nicht statt, sondern ihr Ansatz (sich selbst gegenüberstehen) wird ratzfatz – im selben Satz! – von der Info „es gibt einen Zwillingsbruder“ und der sofort danach (behaupteten und durch nichts im Text gezeigten) kommenden Info von „erheblichen Unterschieden“ erschlagen. Und zwar nicht nur mit dem Knüppel, sondern mit einer ausgewachsenen Eiche.

Diese „Info-Kette“ (zum Teil sehr unbeholfen in Dialog verpackte {muss nicht sein: Du hast doch Ebene, in der Junkers denkt, eingeführt – nutz' die doch für Erinnerungen! Oder so}) setzt sich dann fort – und zwar Pi mal Daumen etwa die halbe Geschichte lang. In dieser Zeit passiert nichts – nicht mit den Schiffen, nicht mit den Besatzungen, nicht mit den Brüdern (sie tauschen nur Infos aus – zum größten Teil welche, die sie eigentlich schon kennen).

Der (mit Blick auf den Plot) Sinn dieser „aufgezählten“ Familiengeschichte erschließt sich mir übrigens nicht. Ich könnte mir denken, dass dem Autor daran liegt, zu zeigen, wie Menschen mit den gleichen Ursprüngen doch ganz unterschiedlich werden können – aber leider wird das nicht erzählt. Die Geschichte (der Plot) geht so: Ein Offizier auf Piratenjagd tritt in eine Falle. Nebenbei ist da noch irgendwas mit einem Groll der Brüder aufeinander – aber das ist nicht Teil des Plots und wird auch nicht „in Szene“ aufgelöst.

Dann kommt
Er würde seinen Bruder nicht bedingungslos der Justiz ausliefern, das war er ihm schuldig.
was ich nicht verstehe. Was meinst du mit „nicht bedingungslos ausliefern“? Man kann SICH ausliefern/ergeben, ohne Bedingungen zu stellen, aber keinen anderen. Aber davon abgesehen: Ich weiß nicht, warum er ihm was schuldig sein soll – hab ich was überlesen?

Gravierender ist, dass es danach eine Lücke gibt und es danach mit einer völlig anderen Situation weitergeht. (Das ist der zweite, völlig verschenkte Schock-Moment) Dabei wird nicht klar, was in der Lücke passiert ist: Wie genau haben die beiden – ein alter Mann und ein verletzter Mann – ein ganzes Schiff gut ausgebildeter „junger“ Offiziere in ihre Gewalt gebracht? (Ja: Ein Element davon wird später nebenbei erwähnt, aber da ist es – spannungstechnisch - zu spät) Wieso will der Bruder zur Erde? (Ja: Die „Mörder“ sind da – was treibt der Kerl sich denn dann soweit von der Erde weg im All rum? Es mag auch dafür Erklärungen geben, aber das ist alles zu bruchstückhaft hingeworfen, wie aus einer größeren Geschichte rausgebrochen.) Von „Rachsucht“ ist die Rede – ich seh die nicht. In diesem Abschlussteil passiert eigentlich auch nichts – der Leser wird nur darüber informiert, was passiert ist und was (vermutlich) noch passieren wird.


Fazit: Es gibt einen Teil, in dem was passiert (das Kapern), und einen Teil, der über die Geschichte (Zwillingsbrüder haben sich verschieden entwickelt; die „Guten“ geraten in eine Falle) informiert – das Vorgeplänkel (das Kapern) ist seh-bar, das wirklich Interessante (die Charaktere und die Falle) nicht.
Vielleicht versuchst du mal, die Geschichte dort beginnen zu lassen, wo Junkers das Piratenschiff betritt, und konzentrierst dich dann ganz darauf, was die Schauspieler machen würden, die Junkers und seinen Bruder spielen. Und die Vorgeschichte der Brüder packst du einfach in eine Rückblende ...
 

Harald G.

Mitglied
Hallo jon,

vielen, vielen Dank für Deine ausführliche Beschäftigung mit meiner Story. Ich fürchte, wir haben grundsätzlich andere Vorstellungen von Geschichten und wie sie erzählt werden und was sie transportieren sollen.
Daher hier ersteinmal nur diese kurze Antwort. Aber ich werde noch eine folgen lassen, wo ich auf einzelne Punkte eingehe.
Denn auch Deine Mühe als Kommentator soll nicht unbelohnt bleiben. Ist nur nicht so mal eben zu machen. :confused:

Viele Grüße
Harald
 

Harald G.

Mitglied
Jeden Moment konnten sie die energetischen Fesseln abschießen, die das vor ihnen fliegende Schiff endgültig an seiner Flucht hinderte. Trotz der Vibrationen aufgrund der hohen Maschinenanforderungen blieb die Hand des Waffenoffiziers ruhig.
Kapitän des Raumes Oberst Bernd Junker starrte gebannt auf die Anzeigen der Entfernungsmessung. Seine Finger krallten sich in die Sessellehne, während er im Geiste die Sekunden herunter zählte.
Seit sie in Schlagdistanz zu dem Piratenschiff gelangt waren, lag der Erfolg der Aktion einzig beim Piloten und dem Feuermann. Junker hoffte das Beste und seine Hoffnung beruhte auf der Tatsache, dass ihnen noch kein Freibeuter entkommen war.
›... zwei ... eins. Und ab damit!‹, dachte er inbrünstig.
Im gleichen Moment leuchtete auf dem Frontschirm vor ihm das schwach violette Schimmern des Ankers auf, der sich blitzgleich von ihnen entfernte. Der Pilot hielt die ›Duisburg‹ weiterhin auf Kurs, die Maschinen bis an die Grenzen belastet.
Das Piratenschiff, ein Konglomerat aus notdürftig zusammengebauten Kabinen und Antriebselementen, wurde durch das Auftreffen des Fesselfeldes schwer durchgeschüttelt. An einigen Stellen lösten sich Elemente der Außenhaut, und eine der Wohneinheiten wackelte bedenklich.
Diese Pirateneinheiten wurden nur zu dem Zweck zusammengesetzt, Privatschiffe und Linienraumer hier im Gojano-Sektor zu attackieren und zu entern.
Oberst Junker fragte sich zum wiederholten Male, warum Menschen sich einem solchen Kahn anzuvertrauten, nur für die vage Hoffnung, mit einem einzigen gelungenen Überfall ausgesorgt zu haben.
»Haben wir ihn?« hallte seine Frage durch den engen Kommandoraum der Fregatte.
»Angedockt Kapitän.« Der Feuermann lehnte sich zurück.
»Bremse Gespann ab.«
Die sanfte Stimme des Schiffspiloten wirkte jedes Mal entspannend auf Junkers. Wie konnte jemand, der die Verantwortung über zwanzig Menschen hatte, dessen Befehl ein Metallungetüm von hundert Metern Länge auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigen konnte, so ruhig sein?
Die einsetzenden Vibrationen und das störende Geräusch des Andruckwarners beendeten seinen Gedankengang.
»Zielschiff wehrt sich, Klammern halten nur bedingt!«
»Korrigiere Flug, Manöver ›Gegenschub‹ eingeleitet.«
Der Pilot an Bord des Piratenschiffes erwies sich als begnadeter Raumfahrer. Er traktierte die ›Duisburg‹ mit Wechselschüben aus seinen Triebwerken, lies Teile der Außenhülle gezielt in den Wirkungsbereich des Haltestrahls trudeln, dass man glauben konnte, er wäre nicht das erste Mal verfolgt worden.
Doch der Widerstand hatte System. Junker kamen die Manöver darüber hinaus seltsam bekannt vor.
»Konzentrieren Sie die Fessel auf den Kernbereich, der hat Tarnaufbauten.«
Der Befehl des Kapitäns kam nur einen Sekundenbruchteil, bevor Feuermann Hans Heiser die Justierung des violetten Feldes entsprechend anpassen konnte.
»Erfolgt!«, brüllte er zurück.
Die Wirkung trat sofort ein. Das Schiff hörte schlagartig auf zu zittern. Als Heiser mit einer gezielten Salve die Hauptschubeinheit des Freibeuters in einen Schlackeklumpen verwandelte, hörte auch das Dröhnen auf, daß die Triebwerke ihres Schiffes machten, um dem Zug der Fluchtmanöver auszugleichen.
»Volle Kontrolle, steuere Gespann zum nächsten Basispunkt.«
Junker befreite sich aus seinem Sitz. Mit einer knappen Handbewegung aktivierte er den Bordsprechanlage.
»Einsatzgruppe Eins fertigmachen zum Ausschleusen.« gab er Anweisung. Sein Blick wanderte zum Ortungsstand.
»Major Klein, die ›Duisburg‹ gehört Ihnen, ich möchte mir den Anführer der Piraten selber vornehmen.«
»Zu Befehl, Oberst.« Klein sprang auf, salutierte und nahm auf dem Zentralsitz Platz.
Als Junker in den hinteren Teil der Fregatte kam, waren die acht Soldaten des Einsatztrupps bereits fertig.
»Männer, wir haben einen Freibeuter aufgebracht, der sich vehement gewehrt hat. Daher müssen wir mit allem rechnen. Ich weiß, dass Sie gut vorbereitet und motiviert sind. Wir werden da drüben Ordnung schaffen, ohne zu vergessen, dass Piraten auch Menschen sind.«
Bestimmtes Nicken, die Leute wussten genau, das sie keinen Fehler machen durften.
»Also gut, in den Tunnel.«
Sie schwebten im luftlosen Raum auf das schwer angeschlagene Schiff der Freibeuter zu. Nur das Glitzern der beweglichen Hülle aus Keramenit um sie herum bewies, dass sie vor den tödlichen Strahlen des Zentralgestirns und herumfliegenden Kleinstmeteoriten geschützt waren.
Die zwei Dosenöffner, die als erste den Tunnel betreten hatten, brauchten nur wenige Sekunden, dann schob sich das Schott des Nebeneinstiegs zur Seite.
Junker nickte den beiden Kommandos in ihren schwer gepanzerten Raumanzügen aufmunternd zu. Sie hatten die undankbare Aufgabe, vor den anderen die Schleuse des Schiffes zu passieren und den Eingang zu sichern. Sie zwängten sich durch die für sie enge Öffnung und schlossen das Schott von innen. Von nun an waren sie auf sich alleine gestellt.
»Verdammter Mist. Nie weiß man, was drinnen passiert«, fluchte Unteroffizier Ludwig. Der Oberst sah zu ihm rüber und presste die Lippen zusammen. Der Mann hatte recht.
Das Entern eines erbeuteten Schiffes gehörte zu den Schwierigsten Übungen in der Raumfahrt. Und sie mussten ausgerechnet Piraten, die das ziemlich gut beherrschten, jagen und aufbringen.
»Nur ruhig bleiben, Hansen und Fischer machen das schon. Die gehören zu den besten Klarmachern der Flotte.«
Die Männer grinsten, denn jeder kannte die Geschichten, die man sich von den beiden Frauenhelden erzählte.
Ein kleines grünes Licht an der Außenwand des Piratenschiffes leuchtete auf und im gleichen Moment fuhr das Schott beiseite.
»Sehen Sie?«, rief Junker und winkte die ersten Nachsetzer in die Schleuse. Nach kurzer Zeit standen alle in einem überraschend geräumigen Gang, der anscheinend an der Hauptachse des Schiffes entlangführte.
Fischer, der seinen Helm lässig in der Armbeuge hielt, wies in die eine Richtung.
»Der Triebwerkssektor ist nur noch Schrott. Ohne verteilte Energieerzeugung wären hier alle tot. Da rechts geht es zum Kommandoraum.«
Junker nickte bestätigend. Fischer und Hansen übernahmen die Führung, gefolgt vom Oberst und den Soldaten. Den Abschluss bildete Ludwig.
Es gab keinen Widerstand, eine durchaus bemerkenswerte Tatsache. Kapitän Junker spürte, wie sich schleichend Nervosität breitmachte. Seine Leute nahmen es mit jedem auf, doch keine Gegenwehr barg immer Überraschungen. Es wurde Zeit, dass sie die Freibeuter stellten, die vor Kurzem ein Diplomatenschiff der Erde aufgebracht hatten. Niemand wusste, was aus den zwei Frauen und vier Männern der Delegation geworden war, die über die zukünftigen Beziehungen der Kernwelten mit den Bezirken um den Gojano-Sektor verhandeln sollten.
Sie erreichten die Schleuse zum Kommandoraum des Piratenschiffes, sie war bezeichnenderweise geöffnet.
»Was soll das denn? Ist eine verdammte Falle, das rieche ich doch!«
Ludwig schob sich durch die Gruppe und blieb vor seinem Kapitän stehen.
»Erst leisten sie keinen Widerstand, dann locken sie uns in diesen Raum da. Herr Oberst, Sie können da nicht rein.«
Ludwig schüttelte seine graue Mähne und sah Junker mit seinen stahlblauen Augen durchdringend an.
Der betrachtete den Truppführer eingehend. Der Unteroffizier hatte unzählige Einsätze hinter sich, war schon in beinahe jede Falle getappt, die ihm Piraten und andere Feinde gestellt hatten. Und hatte überlebt. Er glaubte ihm.
Doch da war etwas Anderes.
Erst das Fluchtmanöver. Und dann war ihm nach dem Betreten des Wracks der Gang seltsam vertraut vorgekommen, die Farbe, die Zeichen an den Wänden.
Er kannte dieses Schiff. Und er wollte unbedingt herausfinden, wieso.
»Sie haben recht, Ludwig. Alles deutet auf eine Falle hin. Wir können jedoch nicht einfach abziehen. Deshalb werden Sie, Hansen, Fischer und meine Wenigkeit jetzt da rein gehen und sehen, dass wir die Verbrecher stellen. Und ...«,
hielt Junker in seiner Ansprache inne und sah die Drei nacheinander an, »... ich möchte nicht, dass Sie drauflos ballern. Unsere Anzüge halten einige Salven aus, wir riskieren nicht das Leben der Geiseln. Verstanden?«
»Verstanden!«
»Klar, Kapitän!«
Jawohl!«
»Dann los!«
Sie stürmten vor.
Hansen und Fischer warfen sich auf den Boden und rollten nach links und rechts. Einen Moment später hatten sie ihre Gewehre im Anschlag und deckten die Seiten ab.
»Ein Verletzter, keine Waffe. Sicher!« schrie Hansen, der sich über einen am Boden kauernden Mann beugte.
Ludwig war direkt an der Tür mit dem Rücken zur Wand stehen geblieben und hatte seine Waffe an der Schulter. Junkers hingegen hatte drei Schritte in den Raum gemacht, seine Schnellfeuerpistole mit beiden Händen haltend und den Raum vor sich abdeckend.
So stand er jetzt mitten im Kontrollraum des geenterten Schiffes und starrte überrascht auf den alten Mann.
Der glotzte nicht weniger erstaunt zurück, wobei die Waffe, die beinahe seine Nase berührte, ihn am wenigsten zu stören schien.
Junker kannte das Gesicht. Er sah es mindestens einmal am Tag. Im Spiegel. Die Ähnlichkeit war offensichtlich, obwohl sein Gegenüber, erkennbar der Anführer der Piraten, sehr viel älter aussah als er.
Deshalb kamen ihm die Dinge so bekannt vor.
Sein verloren geglaubter Zwillingsbruder ergriff als erster das Wort.
»Es ist unglaublich, wie du dich gehalten hast. Durchs All fetzen hält jung, nicht wahr Bernd?«
Die dunklen Augen unter der hohen Stirn musterten ihn.
»Mensch Manfred, ich glaube es nicht. Du spielst hier draußen Pirat? Und ich dachte, du wärst tot.«
»Naja, liegt nahe, dass du das vermuten würdest, immerhin bin ich über siebzig. Du übrigens auch.«
Natürlich war der Kapitän der »Duisburg« genauso alt wie sein Bruder. Doch im Gegensatz zu diesem hatte er mehrere Jahre im Dilatationsflug verbracht. Ohne diese Nahelichtgeschwindigkeit-Passagen wäre die Ordnung im kleinen Reich der Menschen gar nicht aufrecht zu erhalten.
Sie hatten zusammen die Pilotenausbildung gemacht, aber sein Bruder mochte das Militär nicht. Er flog lieber Rennen oder die Frachter der Firma.
»Sicher, haben wir doch schon nach meiner ersten langen Reise bemerkt. Manfred, aber das hier?«
Junker machte eine allumfassende Geste.
»Warum musst Du Schiffe kapern? Es ging uns nie schlecht.«
Der Oberst spürte, dass seine Männer unruhig wurden, ihnen war diese persönliche Auseinandersetzung offensichtlich peinlich. Er dachte einen Moment lang daran, alle wegzuschicken, doch dann sagte er:
»Hansen, Fischer. Sie bilden zwei Trupps und durchkämmen die Reste des Schiffes und bereiten seine Vernichtung vor. Alles, was nach Beute aussieht, ist sicherzustellen.«
»Klar, Kapitän.«
Und raus waren sie. In Ludwigs Gesicht regte sich kein Muskel, es war nicht auszumachen, ob er auch lieber bei den anderen wäre oder nicht. Doch ganz ohne Rückendeckung wollte Junker nicht sein. Selbst nicht, wenn er mit seinem Bruder sprach. Oder gerade deshalb?
»Nun?«
»Ganz der Befehlende. Das ist dir angeboren, wirklich. Nur hast du die Zeit vergessen, nein, falsch, sie ist einfach zu schnell an dir vorbeigezischt!«
Er bewegte seinen Arm schnell vor seinem Gesicht hin und her. Die Bewegung kam so plötzlich, dass der Oberst und sein Unteroffizier in der nächsten Sekunde auf Manfred Junker angelegt hatten.
Der hob erschreckt seine Arme.
»Hey, nicht doch, tut mir leid.«
Ludwig deutete auf den vierten Mann im Raum.
»Was ist mit ihm, sollten wir ihm nicht helfen?«
Der Kapitän des zerstörten Freibeuterschiffes schüttelte traurig den Kopf.
»Lassen Sie mal, der hat ein Stahlteil im Bauch.«
Er sah wieder seinen Bruder an.
»Mutter hat Vaters Tod nie verkraftet, auch weil die Täter nie gefunden wurden.«
Manfreds Gesicht veränderte sich. Wut brannte in seinen Augen. Es fiel ihm sichtlich schwer, weiter zu reden.
»Sie konnte die Geschäfte nicht so weiterführen, wie Vater es getan hatte. Und irgendwann hat sie dann ein Angebot zum Verkauf angenommen. Und damit war auch ich meine Arbeit los.«
Das hatte Junker nicht gewusst, sein letzter Besuch war kurz nach Vaters Tod gewesen. Er konnte nur ahnen, dass auch sein Bruder mit dem Verlust nicht fertig geworden war. Und er flog im All herum und jagte Piraten oder sorgte sonstwie für Ordnung. Nur in der Familie gab es die nicht.
»Es ... tut mir leid. Wirklich. Warum hast du keine Nachricht an die Flotte geschickt? Die hätten mich überall erreicht.«
»›Den feinen Soldaten mit kleinlichen Familienproblemen belasten? Was ich denn glaubte, wer sie wären?‹ Das musste ich mir anhören, als ich es versuchte. Auf dem Rückflug nach Gojano geriet ich dann an die Piraten ...«
Und da war er auch geblieben. Gegen seine Flugkünste waren sie machtlos, und er konnte ihnen nicht entkommen, weil sie ihn mit einem Anker festhielten. Aus dem Patt war später eine Zusammenarbeit geworden.
Junker war ratlos. Sollte er seinen Bruder festnehmen? Er glaubte nicht, dass er das könnte. Was, wenn er ihn mitnahm und die anderen ... ?
Er wurde in seinen Grübeleien unterbrochen, als Hansen seinen Kopf durch das Schott steckte.
»Oberst, wir haben das Schiff durchsucht. Diebesgut ist sichergestellt. Außer den Anwesenden«, er sah Manfred und den Schwerverletzten abschätzend an, »keine Personen an Bord. Auch keine Geiseln.«
Keine ...?
Junker blickte seinen Bruder streng an.
»Die haben wir auf unserem Stützpunkt untergebracht. Sind alle wohlauf. Waren nur dazu nötig, eine Fregatte anzulocken.«
Er winkte mit dem Kopf zu einer Konsole.
»Die Daten sind im Rechner.«
»Wie groß war deine Mannschaft? Du kannst diesen Kahn unmöglich alleine fliegen«, hakte Junker nach.
»Doch, das kann ich, glaube mir. Die meisten Leute brauche ich nur zum Entern. Aber leider ist bei der Explosion unseres Haupttriebwerks die Kapsel mit dem Kommando mit weggeflogen. Wir beide«, Manfred blickte traurig seinen Kumpel an, »sind die Letzten an Bord.«
Obwohl sich leise ein warnender Gedanke an die Oberfläche kämpfte, traf der Oberst eine Entscheidung.
»Wir bringen euch rüber. Ihr seid offiziell verhaftet. Dein Schiff wird gesprengt. Hansen, Ludwig!«
Er würde seinen Bruder nicht bedingungslos der Justiz ausliefern, das war er ihm schuldig. Aber Manfred hatte Menschen entführt. Und das war ein Kapitalverbrechen.
Er wandte sich um und wollte zum Ausgang, als er begriff.
Sein Bruder hatte ›Fregatte anlocken‹ gesagt.
Ein eigenartiger Geruch stieg ihm in die Nase und verdrängte das Gefühl, sich in einer zuschnappenden Falle zu befinden. Er sah noch Hansen, der die Augen verdrehte und nach hinten kippte, dann verließen ihn selbst die Sinne.

»Ah, da bist du ja wieder. Tut mir leid, aber ich konnte meinen Plan nicht ändern, nur weil du der Kapitän dieses schönen Schiffes warst.«
Junker blinzelte in das helle Licht der Sanitätsabteilung seiner Fregatte.
»Was zum ... ich glaub es nicht, es war doch eine Falle!«
Manfred saß an seinem Bett und fuhr sich durch die wenigen verbliebenen grauen Haare.
»Sicher, dein Unteroffizier hatte dich gewarnt. Ein patenter Kerl, wirklich.«
»Und wofür?«
»Kannst du dir das nicht denken? Ich will die erwischen, die Vater auf dem Gewissen haben. Und seit kurzem weiß ich endlich, wo sie sich aufhalten.«
Junker riss die Augen vor Staunen weit auf.
»Manni, das ist doch vierzig Jahre her!«
»Ja und? Die leben. Vater nicht. Seit ich die Piraten getroffen habe, lässt mich der Gedanke nicht los, dass ich die Schweine doch noch erwischen kann. Und bald ist es so weit.«
›Und warum eine Fregatte?‹ wollte er fragen, aber die Antwort lag auf der Hand. Manfred benötigte ein Dilatationsschiff.
»Wohin?«, fragte er stattdessen.
»Zur Erde. Immerhin erfülle ich mir damit einen anderen langgehegten Wunsch.«
Das Lachen wirkte gequält.
»Was ist aus meinen Männern geworden? Gab es Tote?«
Das Lächeln, das ihm jetzt entgegenstrahlte, war dagegen echt.
»Haben alle schön geschlafen, auch die hier Wache hatten. Eure Schleusen sind nicht sehr gut gesichert. Da sollte die Flotte wirklich nachrüsten.«
Durch die Schleusen. Also war die Geschichte mit der abgesprengten Kabine gelogen gewesen. Die Piraten hatten sich zur ›Duisburg‹ abgeseilt, waren einfach hinübergeschwebt.
Junker richtete sich auf und sah seinen so verschiedenen Zwillingsbruder an.
»Ok, das Spiel hast du wohl gewonnen. Und was wird, wenn du dein Ziel auf der Erde erreicht hast?«
Manfred blickte hinüber zum Panoramafenster der Kabine und starrte eine Zeit den Sternen hinterher, die draußen langsam nach Backbord zogen.
»Ich weiß nicht. Vielleicht nimmst du mich dann wirklich fest. Oder du schließt dich uns an. Das Piratendasein ist durchaus einträglich.«
Bernd Junker blickte seinen alten Bruder an.
Und fragte sich, warum er Vaters Tod nie so schwer genommen hatte. Hatte ihn der ständige Umgang mit Gefahr abgestumpft, ihn denken lassen, dass es einfach passieren konnte? Oder lag es daran, dass er immer die Ferne gesucht hatte?
Er gönnte sich den Gedanken, dass sein Dienst für die Allgemeinheit nicht ewig dauern musste.
Doch was kam danach?

ENDE
 

Harald G.

Mitglied
Ich habe einige starke Veränderungen gemacht, von denen ich glaube, dass sie die Geschichte weicher machen, lesbarer. Die von jon angesprochenenen harten Brüche sind meiner Meinung nach raus.
Danke nochmal für Deine genaue Analyse.
Mir selber gefällt sie so deutlich besser.
Ich wünsche viel Spass.
Harald
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Ja, das hat es gebracht! Es fühlt sich jetzt viel "runder" an. Wenn du den Text irgendwohin geben willst (kann ja sein, dass du damit Pläne hast), würd ich nochmal etwas Detailarbeit im Lektoren-Stil machen, aber dem Einfach-so-Leser gefällt die Geschichte jetzt recht gut.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Wie gewünscht ...

… die Zerpflückung. Aber wappne dich, es wird hart, denn:

Ich bin mit dem Klang des Textes nicht glücklich. Selbst wenn ich es als „gewünscht altmodisch“ betrachte, ist es oft zu sperrig, zu wenig fließend. Auch ohne einen sehr modernen Stil (der mit der eher kühlen, wenig actionlastigen Erzählstruktur auch gar nicht harmonieren würde) könnte man mit mehr Film (gezielter „fließende Szenen schreiben“; vor allem mehr „zeigen“ statt „sagen“) viel an Ausdruckskraft gewinnen. Der Lesefluss stellt sich vor allem deshalb nicht wirklich ein, weil du – inhaltlich gesehen – oft von Satz zu Satz springst und manchmal sogar Kapriolen rückwärts schlägst.Mir ist klar, dass die Kürze des Textes zu ausufernde Szenen verbietet – sooo tief muss, ja sollte man als Leser bei einer (Kurz-)Geschichte gar nicht in „fremde Welten tauchen“. Es ist also eine Gratwanderung zwischen Prägnanz und Fluss.

Ein weiteres wesentliches Problem entsteht meiner Meinung dadurch, dass du versuchst, besonders bildreich und kunstvoll zu sein. Dabei benutzt du zu exzessiv „Synonyme“ (und behinderst dabei – wie bei der Fessel – oft die bildgebenden Verfahren im Kopf-Kino des Lesers) oder überteibst (z. B. kleine Räume voller Technik-Interieur wie die Brücke hallen nicht; brüllen wo es rufen auch tun würde etc.)

Wichtig: TechnoBlabla bleibt bei SF nicht immer aus, ist, wie hier, manchmal wesentlicher Bestandteil – aber es muss trotz aller Unklarheit über den konkreten technischen Vorgang einen gewissen in sich stimmigen Bild-Wert haben.


Jeden Moment konnten sie die energetischen Fesseln abschießen, die das vor ihnen fliegende Schiff endgültig an seiner Flucht hinderte. Trotz der Vibrationen aufgrund der hohen Maschinenanforderungen blieb die Hand des Waffenoffiziers ruhig.
Ganz unglücklicher Einstieg.
Erstens: Ich habe den ersten Satz so gelesen: „Da ist eine Fessel, an der das vor „X“ fliegende Schiff hängt, und diese Fessel kann „X“ jeden Moment zerschießen, so dass das vor „X“ fliegende Schiff frei wird.“ Dabei fragte ich mich bei „endgültig an der Flucht hinderte“ aber, „wieso endgültig?“ und „Moment! Wer hat denn da das andere Ende der Fessel in der Hand? Ein dritter?“ Und auf diesen „dritten“ wartete ich eine ganze Weile und war verstört, dass der „Dritte“ identisch mit „X“ ist, was diesen Satz rückwirkend unsinnig machte. Und erst als ich so richtig durcheinander war, ging mir auf, dass „abschießen“ nicht als „zerschießen“ sondern im Sinne von „Lasso auswerfen“ gemeint war. Dann war der Satz aber immer noch nicht rund, die „Kausalität falsch“. Wohl (auch) weil es den Zeitfehler (richtig: „hindern würde“) gibt und „abschießen“ eben doch eher wie „zerschießen“ klingt (Wie wäre es mit „abfeuern“? Das ist eindeutiger.)
Zweitens: Die Verbindung von erstem und zweitem Satz ist extrem spröde –mit dem falsch gelesenen ersten Satz extrem „unzuordenbar“, mit richtig gelesenem aber auch nicht wirklich geschmeidig, dem „Zusammenhang nach geordnet“, so dass ein „logischer Fluss“ entsteht. Es fehlen „Bausteine“, die man sich hinzudenken muss (der Abstand – es gibt ja auch andere Gründe, warum man erst zu einem bestimmten Zeitpunkt schießen kann), und es springt (aus „bald abschießen – Offz lauert – trotz Vibration“ wird „bald abschießen – Schiff vibriert (welches?) – Offz lauert (Ach das des Offz!)“). Geschmeidig wäre sowas: Die Maschinen liefen auf Hochlast und trieben die Duisburg Meter um Meter näher an das vor ihr fliegende Schiff. Jeden Moment konnten sie die Schussdistanz erreichen und die energetische Fessel abfeuern. Der Waffenoffizier fixierte das Ziel, seine Hand schwebte trotz der vom Antrieb herrührenden Vibrationen ruhig und sicher über dem Abschussknopf.
Drittens: Man kann kühl schreiben, ohne in den Berichtsstil zu verfallen. Hier: „aufgrund der hohen Maschinenanforderungen“ – das macht nicht wirklich Lust auf mehr davon.


Kapitän des Raumes Oberst Bernd Junker starrte gebannt auf die Anzeigen der Entfernungsmessung. Seine Finger krallten sich in die Sessellehne, während er im Geiste die Sekunden herunter zählte.
Seit sie in Schlagdistanz zu dem Piratenschiff gelangt waren, lag der Erfolg der Aktion einzig beim Piloten und dem Feuermann. Junker hoffte das Beste und seine Hoffnung beruhte auf der Tatsache, dass ihnen noch kein Freibeuter entkommen war.
„Pilot und Feuermann“, aha – und was ist mit dem Waffenoffizier von eben?
Moment! Sind sie „jeden Moment“ in Schlagdistanz (und können die Fessel abfeuern) oder schon „seit (wann auch immer)“. Und: Wenn sie „jeden Moment“ (heißt: „in 1, 2 oder 5 Sekunden – kann man nicht genau sagen“) die Fesseln abschießen können – woher wusste Junkers dann, wo er seinen Countdown beginnen musste?
Moment!
Was macht Junkers so nervös, dass er die Finger in die Lehne krallt, wenn „sowas“ doch fast schon Routine ist?


›... zwei ... eins. Und ab damit!‹, dachte er inbrünstig.
Hin und her gesprungen: „Er zählt die Sekunden. Erklärung, dass ihnen noch nie jemand entkommen war. Er zählt die Sekunden.“

Im gleichen Moment leuchtete auf dem Frontschirm vor ihm das schwach violette Schimmern des Ankers auf, der sich blitzgleich von ihnen entfernte. Der Pilot hielt die ›Duisburg‹ weiterhin auf Kurs, die Maschinen bis an die Grenzen belastet.
Was für ein Anker? ACHTUNG! Wie schon beim Waffenoffizier für die gleiche Sache auch den gleichen Begriff benutzen! Man kann in der wörtlichen Rede variieren (Umgangssprache) oder andere Teile benennen (auf den Computer sehen / auf den Bildschirm sehen; in den Computer was eintippen / in die Tastatur was eintippen; den C. benutzen / den Terminal benutzen …) – aber ein Anker und eine Fessel (eine energetische zumal!) sind zwei verschiedene Dinge.
Achtung bei Bildern! „Schimmern“ ist immer etwas relativ Ruhiges – ein Objekt, das sich „blitzgleich“ bewegt nimmt man nicht als schimmernd wahr.


Das Piratenschiff, ein Konglomerat aus notdürftig zusammengebauten Kabinen und Antriebselementen, wurde durch das Auftreffen des Fesselfeldes schwer durchgeschüttelt.
An einigen Stellen lösten sich Elemente der Außenhaut, und eine der Wohneinheiten wackelte bedenklich.
Diese Pirateneinheiten wurden nur zu dem Zweck zusammengesetzt, Privatschiffe und Linienraumer hier im Gojano-Sektor zu attackieren und zu entern.
Hin und her: Das Piratenschiff ist ein saumäßig montierter Haufen von Einzelelementen. Das Schiff nimmt schaden. Piratenschiffe sind immer saumäßig montierte Haufen von Einzelelementen.
Moment! Na klar „nur zu diesem Zweck“ – oder was für einen Zweck hat ein Piratenschiff sonst noch? Oder willst du betonen, dass anderswo die Piratenschiffe solider gebaut sind?

Oberst Junker fragte sich zum wiederholten Male, warum Menschen sich einem solchen Kahn anzuvertrauten, nur für die vage Hoffnung, mit einem einzigen gelungenen Überfall ausgesorgt zu haben.
anvertrauten
in der vagen Hoffnung
Da hat er doch die Antwort: Eben wegen jener Hoffung …

»Haben wir ihn?« hallte seine Frage durch den engen Kommandoraum der Fregatte.
In einem engen Raum hallt meist gar nichts.

»Angedockt Kapitän.« Der Feuermann lehnte sich zurück.
Moment! Jemanden fesseln (mit einer Art Fangnetz), irgendwo einen Anker (aus)werfen und andocken sind drei verschiedene Dinge!


»Bremse Gespann ab.«
Die sanfte Stimme des Schiffspiloten wirkte jedes Mal entspannend auf Junkers. Wie konnte jemand, der die Verantwortung über zwanzig Menschen hatte, dessen Befehl ein Metallungetüm von hundert Metern Länge auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigen konnte, so ruhig sein?
Techno-Blabla, das ich (im Gegensatz zum StarTrekBlabla) üüüberhaupt nicht verstehe. (Was für ein Bremse? Wo gibt es bei Bremsen ein Gespann? Und was geht wo ab? Oder meinst du „Ich bremse das Gespann ab“? Welches Gespann?) Aber ok …
„Sanfte Stimme“ ist weniger eine tatsächliche Eigenschaft einer Stimme als vielmehr eine Art zu sprechen (so wie säuseln – mit sanfter Stimme sagte er „ich liebe dich“). Aber ok. Nicht ok ist für die ablaufende Film-Szene, dass eine „sanfte Stimme“ NICHTS mit „angesichts der Verantwortung ruhig bleiben“ zu tun hat. Und noch weniger ok ist die Vorstellung, dass der CAPTAIN sich mitten im Einsatz entspannt, wenn der Pilot etwas säuselt ...
Moment! Die Zuteilung der Befehlsgewalt und Verantwortung für die Besatzung ist seltsam – beides sollte vornehmlich beim Chef des Schiffes liegen, nicht beim Piloten!
Und noch mal Moment! Meinst du jemand, der diese Verantwortung trägt, ist normalerweise nicht so ruhig? Na dann „Gute Nacht!“ für diejenigen, deren Sicherheit von seinen Befehlen abhängen!

Die einsetzenden Vibrationen und das störende Geräusch des Andruckwarners beendeten seinen Gedankengang.
Mooment! Wann hatte das Schiff aufgehört zu vibrieren?
Moment! Der Chef des Schiffes hängt in einer Gefechtssituation tatsächlich solchen Sinnierereien nach? Und zwar so „natürlicherweise“, dass er mit wenigstens einem halben Gedankengang über die „Störung“ durch den Andruckwarner nörgelt?

»Zielschiff wehrt sich, Klammern halten nur bedingt!«
Fesseln, Netz, Anker, andocken … und jetzt auch noch Klammern
„Zielschiff wehrt sich“ – Wie? Schießt zurück? Versucht sich durch Zickzackkurs loszureißen? Beschleunigt? Robots säbeln am Fangnetz rum?

»Korrigiere Flug, Manöver ›Gegenschub‹ eingeleitet.«
NEIN! Man kann den Kurs korrigieren oder das Tempo, nicht den Flug. Und seit wann ist simples „Gegenschub!“ ein Manöver?


Der Pilot an Bord des Piratenschiffes erwies sich als begnadeter Raumfahrer. Er traktierte die ›Duisburg‹ mit Wechselschüben aus seinen Triebwerken, lies Teile der Außenhülle gezielt in den Wirkungsbereich des Haltestrahls trudeln, dass man glauben konnte, er wäre nicht das erste Mal verfolgt worden.
Doch der Widerstand hatte System. Junker kamen die Manöver darüber hinaus seltsam bekannt vor.
ließ
Fessel, Anker, Netz, andocken und nun noch Haltestrahl. Ja, man soll Eintönigkeit vermeiden, aber hier klingt es, als würde es zum Selbstzweck. Ergebnis: Das TechnoBlabla zu diesem Thema ergibt kein einheitliches Bild. Bei StarTrek ist es IMMER ein Traktorstrahl – das ergibt EIN Bild, bei dem zwar Details (z.B. Wie welcher Natur ist der Strahl?) unklar bleiben (deshalb Blabla) aber es ist und bleibt ein (im Film aufgefächerter) Strahl. Eine „Fessel“ könnte auch so aussehen, ein Anker hat am „Fangende“ irgendeine punktuell sich verhakende/eindringende/anklebende Vorrichtung, beim Andocken gibt es zwischen dieser Vorrichtung (eindringen, sich anschmiegen, in einer dafür eingerichteten Stelle einrasten…) eine in der Regel starre mechanische Verbindung (also kein Strahl), ein Netz hat gar keine so punktuell wirkende Stelle …
Wie hatte der Widerstand DOCH System? Rütteln, das „Beschießen“ des Strahls SIND doch System, oder?
Sprunghaft: „Es hat System. Es kommt ihm bekannt vor.“

»Konzentrieren Sie die Fessel auf den Kernbereich, der hat Tarnaufbauten.«
Sprunghaft: Es hat System. Es kommt ihm bekannt vor. Es gibt Tarnaufbauten.

Der Befehl des Kapitäns kam nur einen Sekundenbruchteil, bevor Feuermann Hans Heiser die Justierung des violetten Feldes entsprechend anpassen konnte.
Erzählfluss verschwurbelt (auch durch das konnte). Warum nicht einfach „Einen Sekundenbruchteil später hatte HH die Justierung angepasst.“ ?

»Erfolgt!«, brüllte er zurück.
Warum brülllt er? Rufen reicht doch, oder?

Die Wirkung trat sofort ein. Das Schiff hörte schlagartig auf zu zittern.
Inhaltsproblem: Was hat das zusätzliche Erfassen der Tarnaufbauten mit dem nicht mehr Zittern des Schiffes zu tun?

Als Heiser mit einer gezielten Salve die Hauptschubeinheit des Freibeuters in einen Schlackeklumpen verwandelte, hörte auch das Dröhnen auf, daß die Triebwerke ihres Schiffes machten, um dem Zug der Fluchtmanöver auszugleichen.
Warum schoss er nicht gleich?
das
Da das Dröhnen aufhörte: „… das die Triebwerke gemacht hatten …“
NEIN! Die Triebwerke dröhnten nicht, UM den Zug auszugleichen (wie sollte Dröhnen dabei helfen?), sondern sie dröhnten, weil sie Volllast fuhren, und Volllast fuhren sie, um den Zug ausgleichen.

»Volle Kontrolle, steuere Gespann zum nächsten Basispunkt.«
Nochmal: Was für ein Gespann?

Junker befreite sich aus seinem Sitz. Mit einer knappen Handbewegung aktivierte er den Bordsprechanlage.
»Einsatzgruppe Eins fertigmachen zum Ausschleusen.« gab er Anweisung. Sein Blick wanderte zum Ortungsstand.
»Major Klein, die ›Duisburg‹ gehört Ihnen, ich möchte mir den Anführer der Piraten selber vornehmen.«
Keine Absätze – das ist alles „Junkers Dialog-Teil“.
Wieso muss er sich befreien? Ich hatte weder den Eindruck, dass er angeschnallt noch vor Angst oder so besonders tief im Polster versunken war …
… zum Ausschleusen“, gab er Anweisung.

»Zu Befehl, Oberst.« Klein sprang auf, salutierte und nahm auf dem Zentralsitz Platz.
Als Junker in den hinteren Teil der Fregatte kam, waren die acht Soldaten des Einsatztrupps bereits fertig.
»Männer, wir haben einen Freibeuter aufgebracht, der sich vehement gewehrt hat. Daher müssen wir mit allem rechnen. Ich weiß, dass Sie gut vorbereitet und motiviert sind. Wir werden da drüben Ordnung schaffen, ohne zu vergessen, dass Piraten auch Menschen sind.«
Ist es Absicht, dass er wie der Footballtrainer einer Highschool klingt? Ich meine: Dass der Pirat sich gewehrt hat, haben die ja wohl gemerkt, und da man bei Piraten immer mit allem rechnen sollte, ist auch dieser Hinweis an die Profis (!) pures „Anheizen“. Und: Wozu der Hinweis auf das Menschsein der Piraten? Das klingt für mich weniger nach einer Rede Junkers an seine Mannen, als vielmehr als Zaunspfahl für den Leser, dass der ja nicht denkt, Junkers wäre rücksichtslos.

Bestimmtes Nicken, die Leute wussten genau, das sie keinen Fehler machen durften.
»Also gut, in den Tunnel.«
dass
… was für ein Tunnel??

Sie schwebten im luftlosen Raum auf das schwer angeschlagene Schiff der Freibeuter zu. Nur das Glitzern der beweglichen Hülle aus Keramenit um sie herum bewies, dass sie vor den tödlichen Strahlen des Zentralgestirns und herumfliegenden Kleinstmeteoriten geschützt waren.
Ach so ein Tunnel. Zu spät erklärt. Vor allem aber: Wo kommt dieses Ding plötzlich her? Dadurch, dass man bis hier das Piratenschiff wahlweise an einer Fessel/in einem Netz/an einem Ankerstrahl hängensieht – also nichts miot Röhre oder so! – entsteht durch das plötzliche Auftauchen dieses Gerätes ein Bruch.

Die zwei Dosenöffner,
… was ist das?
die als erste den Tunnel betreten hatten, brauchten nur wenige Sekunden, dann schob sich das Schott des Nebeneinstiegs zur Seite.
Sprung! Man muss, um die Bilder zu sehen, einen Zeitsprung zurück machen, dann wieder einen ganz vor: Die Männer gehen in den Tunnel (x). Sie schweben (x+1). Zwei Männer/Geräte gehen zu erst (x). (Der Trupp ist da (x+2) wird nicht erzählt). Das Schott wird geöffnet (x+3). – Da es meiner Meinung nach unerheblich ist, in welcher Reihenfolge die Jungs den Tunnel betraten, würd ich den Nebensatz einfach weglassen.
Moment! Ein Dosenöffner schneidet sich durch’s Blech – wozu, wenn die dann doch die Tür (Schott) benutzen?

Junker nickte den beiden Kommandos in ihren schwer gepanzerten Raumanzügen aufmunternd zu.
A: Wozu schwer gepanzerte Raumanzüge? Oder besser: Wozu vorher ein Tunnel, wenn die sowieso schwere Raumanzüge tragen??
B: Was für zwei Kommandos?
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Sie hatten die undankbare Aufgabe, vor den anderen die Schleuse des Schiffes zu passieren und den Eingang zu sichern.
Sie zwängten sich durch die für sie enge Öffnung und schlossen das Schott von innen. Von nun an waren sie auf sich alleine gestellt.
»Verdammter Mist. Nie weiß man, was drinnen passiert«, fluchte Unteroffizier Ludwig. Der Oberst sah zu ihm rüber und presste die Lippen zusammen. Der Mann hatte recht.
Das Entern eines erbeuteten Schiffes gehörte zu den Schwierigsten Übungen in der Raumfahrt. Und sie mussten ausgerechnet Piraten, die das ziemlich gut beherrschten, jagen und aufbringen.
Wem um Himmels willen erzählt der Erzähler, dass Entern schwierig ist? Und: Ja wen sonst, wenn nicht Piraten? Und: Ich denke, das ist ihr Job (also nicht „Ausgerechnet – ha’m wir ein Pech, Mann!“)?

»Nur ruhig bleiben, Hansen und Fischer machen das schon. Die gehören zu den besten Klarmachern der Flotte.«
Die Männer grinsten, denn jeder kannte die Geschichten, die man sich von den beiden Frauenhelden erzählte.
Was hat das mit dem grade zu erledigenden Job zu tun???

Ein kleines grünes Licht an der Außenwand des Piratenschiffes leuchtete auf und im gleichen Moment fuhr das Schott beiseite.
Klingt, als würde das praktisch sofort nach dem Grinsen passiern. Aber im Folgenden steht, dass die beiden sich drin schon recht ausgiebig umgesehen haben müssen …

»Sehen Sie?«, rief Junker und winkte die ersten Nachsetzer in die Schleuse. Nach kurzer Zeit standen alle in einem überraschend geräumigen Gang, der anscheinend an der Hauptachse des Schiffes entlangführte.
Was ist die Hauptachse eines Haufens von Einzelelementen? Dies hier kollodiert mit meinem bisherigen Bild vom Piratenschiff.

Fischer, der seinen Helm lässig in der Armbeuge hielt, wies in die eine Richtung.
»Der Triebwerkssektor ist nur noch Schrott. Ohne verteilte Energieerzeugung wären hier alle tot. Da rechts geht es zum Kommandoraum.«
Junker nickte bestätigend.
Er kennt also das Schiff?

Fischer und Hansen übernahmen die Führung, gefolgt vom Oberst und den Soldaten. Den Abschluss bildete Ludwig.
Wie DEN Soldaten? Den ANDEREN Soldaten, oder? Ludwig ist kein Soldat?

Es gab keinen Widerstand, eine durchaus bemerkenswerte Tatsache. Kapitän Junker spürte, wie sich schleichend Nervosität breitmachte. Seine Leute nahmen es mit jedem auf, doch keine Gegenwehr barg immer Überraschungen. Es wurde Zeit, dass sie die Freibeuter stellten,
Sprung: Was hat „keine Gegewehr“ mit „Es wurde Zeit“ zu tun?

die vor Kurzem ein Diplomatenschiff der Erde aufgebracht hatten. Niemand wusste, was aus den zwei Frauen und vier Männern der Delegation geworden war, die über die zukünftigen Beziehungen der Kernwelten mit den Bezirken um den Gojano-Sektor verhandeln sollten.
Sie erreichten die Schleuse zum Kommandoraum des Piratenschiffes, sie war bezeichnenderweise geöffnet.
Was bezeichnend?

»Was soll das denn? Ist eine verdammte Falle, das rieche ich doch!«
Ludwig schob sich durch die Gruppe und blieb vor seinem Kapitän stehen.
»Erst leisten sie keinen Widerstand, dann locken sie uns in diesen Raum da. Herr Oberst, Sie können da nicht rein.«
Ludwig schüttelte seine graue Mähne und sah Junker mit seinen stahlblauen Augen durchdringend an.
A: Ich sehe: Er redet erst, dann schüttelt er den Kopf und guckt durchdringend. Und ich denke: Was is’n das für Vogel? Der geht mit seinem Oberst um wie eine Kindergartentante mit ihrem zu Aufmupf neigenden Schützling. Nein im Ernst: Das klingt zwar jetzt recht drsatsisch, aber Lesen ist wie Kino im Kopf und Bilder sind das eindrücklichste Mittel, sich (tratra!) ein Bild von jemandem zu machen.
B: „Stahlblaue“ Augen stinken – vor allem im Zusammenhang mit durchdringenden Blicken – förmlich nach Klischee und Kitsch. Auch die graue Mähne (ein Militär??!) klingt extrem abgegriffen. Diese Kitsch-Effekte entstehen auch dadurch, da du sonst gar kein Wert auf die Optik legst, so dass dieser Satz extrem demonstrativ wirkt.

Der betrachtete den Truppführer eingehend. Der Unteroffizier hatte unzählige Einsätze hinter sich, war schon in beinahe jede Falle getappt, die ihm Piraten und andere Feinde gestellt hatten. Und hatte überlebt. Er glaubte ihm.
Doch da war etwas Anderes.
Erst das Fluchtmanöver. Und dann war ihm nach dem Betreten des Wracks der Gang seltsam vertraut vorgekommen, die Farbe, die Zeichen an den Wänden.
Er kannte dieses Schiff. Und er wollte unbedingt herausfinden, wieso.
anderes
Was für ein Wrack?
Er kannte es, weil er es schon mal betreten hatte? Nein im Ernst: Er wollte wissen, woher er es kannte.

»Sie haben recht, Ludwig. Alles deutet auf eine Falle hin. Wir können jedoch nicht einfach abziehen. Deshalb werden Sie, Hansen, Fischer und meine Wenigkeit jetzt da rein gehen und sehen, dass wir die Verbrecher stellen. Und ...«,
hielt Junker in seiner Ansprache inne und sah die Drei nacheinander an, »... ich möchte nicht, dass Sie drauflos ballern. Unsere Anzüge halten einige Salven aus, wir riskieren nicht das Leben der Geiseln. Verstanden?«
die drei
Was ’ne Schwatztante der Oberst! Und das ebenfalls mit diesem Kindergärtnerinnen-Gebahren (sorry an alle Kindergärtnerinnen!). Was hält der Oberst von seinen Leuten, dass er sie ermahnt, nicht loszuBALLERN? Und muss der seinen Profis echt erklären, dass die Anzüge einige Salven aushalten? Oder erklärt der Autor das doch eher dem Leser. ACHTUNG! Der Leser sollte zwar alles Wichtige erfahren, aber nicht den Eindruck bekommen, der Autor habe den Eindruck, ihm das per Zaunspfahl aufs Auge drücken zu müssen! In diesem Fall zum Beispiel: Du sagtest schon, dass die Anzüge schwer gepanzert sind – wozu, wenn nicht, um ein paar Salven abzuhalten?!
Keine Absätze!
 

jon

Mitglied
Teammitglied
»Verstanden!«

das Gesicht. Er sah es mindestens einmal am Tag. Im Spiegel. Die Ähnlichkeit war offensichtlich, obwohl sein Gegenüber, erkennbar der Anführer der Piraten, sehr viel älter aussah als er.
Deshalb kamen ihm die Dinge so bekannt vor.
Sein verloren geglaubter Zwillingsbruder ergriff als erster das Wort.
»Es ist unglaublich, wie du dich gehalten hast. Durchs All fetzen hält jung, nicht wahr Bernd?«
Ich würde nach „bekannt vor“ ein Ausrufezeichen setzen. Ich würde auch das „als erster" weglassen – dass er als erster spricht, sieht/hört der Leser ja.
Kein Absatz nach „Wort“. Komma nach „wahr“

Die dunklen Augen unter der hohen Stirn musterten ihn.
Hier weiß ich nicht genau, wer wen mustert.

»Mensch Manfred, ich glaube es nicht. Du spielst hier draußen Pirat? Und ich dachte, du wärst tot.«
Hier bin ich irritiert, weil das (vor allem wegen des „spielen“) zu flapsig klingt. Wär ich Regisseur des Films, würde „mein“ verdutzter(!) Offizier(!) Bernd Junker sagen: „Du? Ich dachte, du wärst tot.“ Eventuell noch drangehängt: „Was machst du hier?“

»Naja, liegt nahe, dass du das vermuten würdest, immerhin bin ich über siebzig. Du übrigens auch.«
Warum sollt er ihn für tot halten, weil er schon über 70 ist? 70+ ist schon heutzutage „kein Alter“ mehr.

Natürlich war der Kapitän der »Duisburg« genauso alt wie sein Bruder. Doch im Gegensatz zu diesem hatte er mehrere Jahre im Dilatationsflug verbracht. Ohne diese Nahelichtgeschwindigkeit-Passagen wäre die Ordnung im kleinen Reich der Menschen gar nicht aufrecht zu erhalten.
Bei Passagen passiert man etwas (Tore, Wurmlöcher, Meerengen oder so) – bei Nahlichtgeschwindigkeitsflügen fliegt man einfach nur verdammt schnell.
Der Hinweis auf das Ordnung-Aufrechterhalten wirkt reingequetscht, es fließt inhaltlich nicht aus dem vorigen Satz und nicht in den nächsten.
PS: Wenn das Reich so klein ist, wozu dann diese Flüge?

Sie hatten zusammen die Pilotenausbildung gemacht, aber sein Bruder mochte das Militär nicht. Er flog lieber Rennen oder die Frachter der Firma.
»Sicher, haben wir doch schon nach meiner ersten langen Reise bemerkt. Manfred, aber das hier?«
Da gab's bei mir einen Filmriss:
Manfred: „Hallo Bernd“
Bernd: „Manfred, du? Ich dachte du bist tot!“
Manfred: „Ich bin 70+, Du auch.“
Bernd schweigt. „Das haben wir schon damals gemerkt.“
= Sie haben damals schon gemerkt, dass er 70+ ist?
Das Problem entsteht durch den erklärenden Einschub, der den Dialog zerreißt. Die Antwort bezieht sich nicht auf die vorige Rede sondern auf den Einschub. Zusatzproblem: Der Einschub führt von Altersproblem recht weit weg, so dass der Anschluss-Satz des Dialoges sehr „haltlos“ wird.


Sie hatten zusammen die Pilotenausbildung gemacht, aber sein Bruder mochte das Militär nicht. Er flog lieber Rennen oder die Frachter der Firma.
»Sicher, haben wir doch schon nach meiner ersten langen Reise bemerkt. Manfred, aber das hier?«
Junker machte eine allumfassende Geste.
»Warum musst Du Schiffe kapern? Es ging uns nie schlecht.«
Ohne die Absätze.


Der Oberst spürte, dass seine Männer unruhig wurden, ihnen war diese persönliche Auseinandersetzung offensichtlich peinlich. Er dachte einen Moment lang daran, alle wegzuschicken, doch dann sagte er:
»Hansen, Fischer. Sie bilden zwei Trupps und durchkämmen die Reste des Schiffes und bereiten seine Vernichtung vor. Alles, was nach Beute aussieht, ist sicherzustellen.«
Kein Absatz. Mal schnell die Regel: Absatz, wenn der Redner wechselt. (nicht: Absatz, wenn ein neuer Anführungszeichen-Teil kommt.)

»Klar, Kapitän.«
Und raus waren …
»Nun?«
»Ganz der Befehlende. Das ist dir angeboren, wirklich. Nur hast du die Zeit vergessen, nein, falsch, sie ist einfach zu schnell an dir vorbeigezischt!«
Ich weiß nicht, was er sagen will. Was wäre denn anders an „Er ist fürs Befehlen geboren.“, wenn die Zeit nicht an ihm vorbeigezischt wäre?

Er bewegte seinen Arm schnell vor seinem Gesicht hin und her. Die Bewegung kam so plötzlich, dass der Oberst und sein Unteroffizier in der nächsten Sekunde auf Manfred Junker angelegt hatten.
Der hob erschreckt seine Arme.
»Hey, nicht doch, tut mir leid.«
Kein Absatz vor „Hey“

Ludwig deutete auf den vierten Mann im Raum.
»Was ist mit ihm, sollten wir ihm nicht helfen?«
Kein Absatz.
Mein Problem: Wen fragt er das? Den Oberst? Dann wirkt das „sollten wir nicht helfen?“ fast respektlos. Den Pirat? Seit wann nimmt der Unteroffz. von Piraten Aufträge an?

Der Kapitän des zerstörten Freibeuterschiffes schüttelte traurig den Kopf.
»Lassen Sie mal, der hat ein Stahlteil im Bauch.«
Kein Absatz.
Entschuldige, aber: „Er schüttelt traurig den Kopf“ wirkt besonders in dem Umfeld (das sagt er, weil ihn aufgegeben hat und ihn sich zu Tode leiden lässt; so einer ist –zumindest nach außen hin, und das ist es, was der Leser im Kopf-Kino ja sieht – nicht traurig, sondern abgebrüht.) kitschig. Das ist ein ähnlicher Klischee-Satz wie der mit den Augen und dem Blick.


Er sah wieder seinen Bruder an.
»Mutter hat Vaters Tod nie verkraftet, auch weil die Täter nie gefunden wurden.«
Lies mal nur den Dialog zwischen den Brüdern – kommt dir dieser Schwenk da nicht auch komisch vor? „Es ging uns nie schlecht!“ – „Ganz der Befehlende, bloß die Zeit verging zu schnell für dich. … Mutter hat Vaters Tod nie verkraftet.“ Verstehen würde ich: „Es ging uns nie schlecht“ – „Ganz der Befehlende. Bloß was zu Hause abging, hast du hier draußen nicht gemerkt. Es ging uns nämlich sehr wohl schlecht nach Vaters Tod. Mutter hat ...“

Manfreds Gesicht veränderte sich. Wut brannte in seinen Augen. Es fiel ihm sichtlich schwer, weiter zu reden.
»Sie konnte die Geschäfte nicht so weiterführen, wie Vater es getan hatte. Und irgendwann hat sie dann ein Angebot zum Verkauf angenommen. Und damit war auch ich meine Arbeit los.«
Das hatte Junker nicht gewusst, sein letzter Besuch war kurz nach Vaters Tod gewesen. Er konnte nur ahnen, dass auch sein Bruder mit dem Verlust nicht fertig geworden war. Und er flog im All herum und jagte Piraten oder sorgte sonstwie für Ordnung. Nur in der Familie gab es die nicht.
All das kann Manfred Bernd jetzt vorwerfen. Indem du ihn das Bernd um die Ohren hauen lässt, kannst du dir auch den verkrampft wirkenden Einschub ersparen, der dem Leser sagt, was er sehen soll. (Besser ist immer, dem Leser die Szene zu zeigen.)“ … Mutter hat Vaters Tod nie verkraftet. Du bist ja weg, hast dich nicht mal erkundigt, wie es uns geht! Oder ob sie den Mörder endlich haben. Nein, du musstest im Weltall für Ordnung sorgen! Ob Mutter die Firma halten konnte, war dir doch egal! Oder was aus mir nach dem Verkauf wurde! Dir ging’s nie schlecht, Bernd, dir! Mir schon!“

»Es ... tut mir leid. Wirklich. Warum hast du keine Nachricht an die Flotte geschickt? Die hätten mich überall erreicht.«
»›Den feinen Soldaten mit kleinlichen Familienproblemen belasten? Was ich denn glaubte, wer sie wären?‹ Das musste ich mir anhören, als ich es versuchte. Auf dem Rückflug nach Gojano geriet ich dann an die Piraten ...«
Und da war er auch geblieben. Gegen seine Flugkünste waren sie machtlos, und er konnte ihnen nicht entkommen, weil sie ihn mit einem Anker festhielten. Aus dem Patt war später eine Zusammenarbeit geworden.
Auch das sollte besser (in Kurzfassung) „richtig erzählt“ statt nur zusammengefasst werden. Entweder direkt oder indirekt. Weil: Das ist eine wichtige Station des einen Bruders. Mir zum Beispiel wird nicht klar, was da eigentlich passiert ist. Er wurde Pirat, weil sie ihn zwar nicht entern konnten, er aber wie ein Fisch an der Angel hing? Dass er da irgendwann aufgab, ist logisch, aber warum und wie daraus (!) eine Zusammenarbeit wurde … schulterzuck

Junker war ratlos. Sollte er seinen Bruder festnehmen? Er glaubte nicht, dass er das könnte.
Warum nicht????

Was, wenn er ihn mitnahm und die anderen ... ?
DAS würde mich jetzt doch interessieren! Wenn er den Bruder „mitnimmt“ (Merken die Chefs nicht, dass an Bord des Miiltärschiffes ein unangemeldeter Zivilist ist?), was macht er dann mit den anderen (die die illegale Bruder-Amnestie ja verraten könnten!)?

Er wurde in seinen …
Auch keine Geiseln.«
Keine ...?
Junker blickte seinen Bruder streng an.
Och nö! Mama blickt das unartige Söhnchen streng an. Der Oberst sollte bestenfalls fragend blicken.

»Die haben wir auf unserem Stützpunkt untergebracht. Sind alle wohlauf. Waren nur dazu nötig, eine Fregatte anzulocken.«
Er winkte mit dem Kopf zu einer Konsole.
»Die Daten sind im Rechner.«
Keine Absätze.
Er „deutete mit dem Kopf“ erscheint mir besser.

»Wie groß war deine Mannschaft? Du kannst diesen Kahn unmöglich alleine fliegen«, hakte Junker nach.
Die richtige/logische Frage ist „Wo ist deine Mannschaft?“

»Doch, das kann ich, glaube mir. Die meisten Leute brauche ich nur zum Entern. Aber leider ist bei der Explosion unseres Haupttriebwerks die Kapsel mit dem Kommando mit weggeflogen. Wir beide«, Manfred blickte traurig seinen Kumpel an, »sind die Letzten an Bord.«
Zu „traurig anblicken“ siehe oben.
 

Harald G.

Mitglied
Hallo jon,

das ist ja sagenhaft!
Ich bin hin und weg und kein bischen sauer.
Eher überrascht und zerknirscht, was mir selber beim Schreiben nicht auffällt.
Nicht 'von selber' auffällt.
Ist ein haufen Arbeit, aber ich mag die Geschichte.
Und Dir danke ich jetzt auf 2/3 der Arbeit schon für die wahnsinnige Mühe,
die Du mit dem Text hast und hattest.
Ach ja, das wird mit Sicherheit nicht unerwähnt bleiben.

Bis dahin
Harald
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Obwohl sich leise ein warnender Gedanke an die Oberfläche kämpfte, traf der Oberst eine Entscheidung.
»Wir bringen euch rüber. Ihr seid offiziell verhaftet. Dein Schiff wird gesprengt. Hansen, Ludwig!«
Er würde seinen Bruder nicht bedingungslos der Justiz ausliefern, das war er ihm schuldig. Aber Manfred hatte Menschen entführt. Und das war ein Kapitalverbrechen.
Er wandte sich um und wollte zum Ausgang, als er begriff.
Sein Bruder hatte ›Fregatte anlocken‹ gesagt.
Ein eigenartiger Geruch stieg ihm in die Nase und verdrängte das Gefühl, sich in einer zuschnappenden Falle zu befinden. Er sah noch Hansen, der die Augen verdrehte und nach hinten kippte, dann verließen ihn selbst die Sinne.
Mein Problem mit dem „bedingungslos“ hatte ich schon mal erwähnt: Der Oberst hat de facto nichts in der Hand, auf dessen Grundlage er mit den Straforganen wegen irgendwelcher Bedingungen verhandeln könnte.
Ich bin nicht sicher, ob „die Sinne verlassen ihn“ geht – eigentlich heißt die Redewendung „die Sinne schwinden“.

»Ah, da bist du ja wieder. Tut mir leid, aber ich konnte meinen Plan nicht ändern, nur weil du der Kapitän dieses schönen Schiffes warst.«
Junker blinzelte in das helle Licht der Sanitätsabteilung seiner Fregatte. [blue]kein Absatz [/blue]
»Was zum ... ich glaub es nicht, es war doch eine Falle!«
Ich (groß)

Manfred saß an seinem Bett und fuhr sich durch die wenigen verbliebenen grauen Haare.
»Sicher, dein Unteroffizier hatte dich gewarnt. Ein patenter Kerl, wirklich.«
kein Absatz
Die Haare hier (so lange nach der Einführung der Person) so („verblieben“) zu erwähnen, klingt fast, als hätte ein Ereignis zwischen Wiedersehen und jetzt ihm die Haare geraubt.

Dialog-Fluss: „Dein Unteroff hat dich gewarnt.“ – „Und wofür?“ (Um den Oberst zu warnen. / „Für nichts“ (= vergeblich), denn der Oberst tappte in die Falle.) Du meinst sicher so was: „Dein Unteroff hat dich gewarnt.“ – „Warum tust du das?“ (Da ist ganz klar, dass Bernds Worte keine Reaktion auf Manfreds Worte sind.)

»Kannst du dir das nicht denken? Ich will die erwischen, die Vater auf dem Gewissen haben. Und seit kurzem weiß ich endlich, wo sie sich aufhalten.«
Hier hab ich mich als Leser „hintergangen“ gefühlt, weil mir eine Info vorenthalten worden ist, die mir verstehen geholfen hätte. Um ehrlich zu sein, ich kann sie auch im Nachhinein nicht rekonstruieren: Was hat die Mördersuche mit dem Pirat-Sein zu tun? ABER: Tun wir mal, als wäre dieser Zusammenhang klar – die Info „Jetzt weiß ich, wo sie sind.“ ist genau richtig so.

Junker riss die Augen vor Staunen weit auf.
»Manni, das ist doch vierzig Jahre her!«
kein Absatz
Es ist 40 Jahre her, dass er es weiß?
Ehrlich gesagt verstehe ich Bernd nicht: Egal, wie lange der Mord am Vater zurückliegt – ist doch gut, wenn Manni die Mörder jetzt (fast) hat!

»Ja und? Die leben. Vater nicht. Seit ich die Piraten getroffen habe, lässt mich der Gedanke nicht los, dass ich die Schweine doch noch erwischen kann. Und bald ist es so weit.«
›Und warum eine Fregatte?‹ wollte er fragen, aber die Antwort lag auf der Hand. Manfred benötigte ein Dilatationsschiff.
Hier sollte meiner Meinung nach etwas wie „wollte Junker fragen“ stehen (also nicht „er“).
Ich würde ein Doppelpunkt nach „Hand“ machen.

»Wohin?«, fragte er stattdessen.
Das fließt nicht gut aus dem vorherigen heraus. Vorschlag: „Wo willst du jetzt hin?“

»Zur Erde. Immerhin erfülle ich mir damit einen anderen langgehegten Wunsch.«
Das Lachen wirkte gequält.
Kein Absatz.
Die Anspielung funktioniert nicht richtig – der langgehegte Wunsch ist doch eher, die Mörder zu erwischen, oder?

»Was ist aus meinen Männern geworden? Gab es Tote?«
Das Lächeln, das ihm jetzt entgegenstrahlte, war dagegen echt.
Für das „dagegen“ ist der Text räumlich (2 Sätze + 1 Nebensatz) als auch inhaltlich (Ziel? Sorge um die Männer!) zu weit weg, als dass es von „gequältes Lachen“ zu „dagegen echt“ fließen könnte.

»Haben alle schön geschlafen, auch die hier Wache hatten. Eure Schleusen sind nicht sehr gut gesichert. Da sollte die Flotte wirklich nachrüsten.«
Durch die Schleusen. Also war die Geschichte mit der abgesprengten Kabine gelogen gewesen. Die Piraten hatten sich zur ›Duisburg‹ abgeseilt, waren einfach hinübergeschwebt.
Abgeseilt oder rübergeschwebt?

Junker richtete sich auf und sah seinen so verschiedenen Zwillingsbruder an.
»Ok, das Spiel hast du wohl gewonnen. Und was wird, wenn du dein Ziel auf der Erde erreicht hast?«
kein Absatz
Die Geschichte belegt mit nichts, dass die Brüder „so verschieden“ sind – sie sind nur verschiedene Wege gegangen. Entweder der Leser sieht es so wie ich (sind sie denn verschieden?), dann wirkt das hier wie eine nachträgliche Erklärung des Autors dazu, was er sagen wollte. Oder der Leser empfindet die Brüder als verschieden, dann ist das hier überflüssig, ja könnte fast als „und wenn du’s noch nicht begriffen hast, dann muss ich es dir eben sagen!“ ankommen.
„Spiel“ – im Zusammenhang mit der Suche nach den Mördern seines Vaters?
Das „Ziel auf der Erde“ kann ein Ort auf der Erde sein. Oder eine Handlung, die speziell mit der Erde zu tun hat (sonst würde man ja sagen „Ziel erreicht“ und nicht die Erde noch betonen), also etwa, was die Erde/Gesellschaft auf der Erde verändert. Klarer wäre: „… gewonnen. Was wird eigentlich, wenn du sie erwischt hast? Wirst du sie töten? Und was wird mit meinen Leuten?“ (PS: Junker könnte auch fragen „Was wird mit mir“ – dann wäre er aber seinem Bruder sehr ähnlich.)

Manfred blickte hinüber zum Panoramafenster der Kabine und starrte eine Zeit den Sternen hinterher, die draußen langsam nach Backbord zogen.
»Ich weiß nicht. Vielleicht nimmst du mich dann wirklich fest. Oder du schließt dich uns an. Das Piratendasein ist durchaus einträglich.«
Bernd Junker blickte seinen alten Bruder an.
Der letzte Satz ist gut!

Und fragte sich, warum er Vaters Tod nie so schwer genommen hatte. Hatte ihn der ständige Umgang mit Gefahr abgestumpft, ihn denken lassen, dass es einfach passieren konnte? Oder lag es daran, dass er immer die Ferne gesucht hatte?
Er gönnte sich den Gedanken, dass sein Dienst für die Allgemeinheit nicht ewig dauern musste.
Das kommt mir zu plötzlich. Das mit dem Tod des Vaters (wobei das geht, nur die Frage ist nicht, warum er den Tod nicht so schwer genommen hat, sondern warum es ihm so scheißegal ist, dass die Mörder nie gefasst wurden), vor allem aber das mit dem Aussteigen – das hätte im Text besser vorbereitet werden müssen (Überdruss; jüngere, agilere, engagiertere Crewmitglieder; Sinnfragen … sowas eben). ACHTUNG: Die Idee selbst kann tatsächlich erst hier Worte finden (vielleicht ein paar mehr)

Doch was kam danach?
Das klingt, als wolltest du andeuten, er würde sich evt. den Piraten anschließen – das muss im Text aber extrem gut vorbereitet werden! (Sinnfrage) Eine andere „was dann?“-Idee berührt das „kein Ort zum dorthin heimkommen“ – auch das muss vorbereitet werden (Alleinsein im All; keine Familie bzw. die Crew als Familie). Was immer diese Frage in Junker auslöst (er könnte ja auch einfach nur „Hauptsache aufhören“ fühlen), es muss vorher schon eine (unterschwellige) Rolle spielen.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Nachworte

Da bin ich ja erleichtert, dass du wegen der vielen Zerpflückungen nicht sauer bist. Hätte auch anders ausgehen können …

Als ich beim letzten Satz angekommen bin, hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte richtig Potential hat. Was vielleicht nötig ist, um das auch rauszuholen, ist, dass du dich stärker in die beiden Brüder hineinversetzt, sie "spielst". Nicht so sehr an die "Schreibkunst" denken sondern in seinem eigenen Kopfkino zuschauen, wie der Film abläuft! Mein Schreibkursleiter nannte es mal „den Figuren vertrauen“ – wenn du sie kennst, genau weißt, was sie wann wie fühlen, führen sie dich praktisch fast von allein durch den Text.
 

Harald G.

Mitglied
Gleich würden sie die energetischen Fesseln abfeuern, die das vor ihnen fliegende Schiff endgültig an seiner Flucht hinderten. Trotz der Vibrationen des Schiffes blieb die Hand des Waffenoffiziers ruhig. Die Maschinen im Heck brummten. Sie flogen mit Maximalschub.
Kapitän des Raumes Oberst Bernd Junker starrte auf die Anzeigen der Entfernungsmessung, wo in der rechten oberen Ecke die Sekunden heruntergezählt wurden.
Seit sie in Schlagdistanz zu dem Piratenschiff gelangt waren, lag der Erfolg der Aktion einzig beim Piloten und dem Feuerleitoffizier.
›... zwei ... eins. Und ab damit!‹, dachte er inbrünstig.
Im gleichen Moment leuchtete auf dem Frontschirm vor ihm das violette Schimmern der Fessel auf, die sich blitzgleich von ihnen entfernte. Der Pilot hielt die ›Duisburg‹ weiterhin auf Kurs, die Maschinen bis an die Grenzen belastet.
Das Piratenschiff, ein Konglomerat aus zusammengebauten Kabinen und Antriebselementen, wurde durch das Auftreffen des Fesselfeldes sichtbar durchgeschüttelt. An einigen Stellen lösten sich Elemente der Außenhaut, und eine der Wohneinheiten wackelte bedenklich.
»Haben wir ihn?« hallte seine Frage durch den engen Kommandoraum der Fregatte.
»Festgemacht Käpt´n.« Der Mann am Feuerleitpult drehte sich um und sah seinen Kapitän an. »Wir ziehen ihn bis auf hundert Meter heran.« Er beugte sich wieder über sein Pult.
»Bremse Gespann ab.«
Die sanfte Stimme des Schiffspiloten überraschte Junker jedes Mal. Selbst in den schwierigsten Situationen, und sie hatten bereits einige hinter sich, hatte er Major Spokowodic nicht ein einziges Mal aufgeregt erlebt.
Die einsetzenden Vibrationen und das störende Geräusch des Andruckwarners beendeten seinen Gedankengang.
»Zielschiff wehrt sich, Fesseln halten nicht!«
Der Pilot an Bord des Piratenschiffes erwies sich als begnadeter Raumfahrer. Er traktierte die ›Duisburg‹ mit Wechselschüben aus seinen Triebwerken, ließ Teile der Außenhülle gezielt in den Wirkungsbereich des Haltestrahls trudeln, dass man glauben konnte, er wäre nicht das erste Mal an die energetische Leine gelegt worden.
Kurz darauf verlosch der violette Strahl, der die beiden Schiffe verbunden hatte. Das Schiff beruhigte sich.
Allerdings war durch den ersten Versuch der Abstand stark verringert worden, so dass Leutnant Hans Heiser sein Ziel deutlicher ausmachen konnte. »Ich richte die Fessel auf den Kernbereich des Piratenschiffes. Habe jetzt bessere Sicht.«
Hans Heiser korrigierte die Justierung des Fesselfeldes, was die Besatzung der Brücke an einem auf dem Monitor projizierten Leuchtpunkt verfolgen konnte.
Obwohl der Freibeuter nach dem fehlgeschlagenen Fangversuch eigentlich besser manövrieren könnte, da er einige Aufbauten verloren hatte und nun leichter war, bewegte er sich mit gleichbleibender Geschwindigkeit. War die Beschädigung größer als sie ahnten? Waren durch den Fangstrahl Antriebseinheiten beschädigt worden? Junker wurde aus dem Verhalten des Piraten nicht klug.
»Jetzt.« Die Stimme Heisers füllte die spannungsgeladene Luft in der Kommandobrücke der ›Duisburg‹.
Das Aufblitzen des Fesselfeldes war noch nicht erloschen, als drüben beim Piratenschiff die Haupttriebwerke lange Feuerspeere in die Düsternis warfen. Die Fregatte wurde schlagartig vom beschleunigenden Piratenschiff mitgerissen. Spokowodic verlor zwar auch jetzt nicht die Fassung. Doch Junker erkannte, dass sein Pilot von dem perfekten Manöver des Piraten überrascht worden war. Genau wie er auch.
Nur den hochmodernen Aggregaten der ›Duisburg‹ verdankten sie, dass sie von den am Schiff zerrenden Kräften größtenteils verschont blieben. Ein heftiges Rütteln, zwei Becher verschütteten ihren Inhalt über den Boden.
Schon erwachten die Bremstriebwerke der Fregatte zu feurigem Leben. Junker konnte sich lebhaft vorstellen, wie die da drüben mit den entstehenden Beharrungskräften zu kämpfen hatten. Auch wenn der Pirat über verhältnismäßig gute Maschinen verfügte, konnte er unmöglich Absorptionseinheiten von der Kapazität der ›Duisburg‹ an Bord haben. Wenige Sekunden später schalteten die Verfolgten ihre Triebwerke ab.
»Heiser, unterbinden Sie einen erneuten Ausbruchsversuch!« »Jawohl, Käpt´n!«
Das trockene Klatschen der EM-Kanone erscholl, und das Heck des Kernmoduls des Piraten verwandelte sich in Metallstaub und glühendes Gas. Das Dröhnen erstarb, die Bremstriebwerke erloschen.
Junker befreite sich aus seinem Sitz. Mit einer knappen Handbewegung aktivierte er die Bordsprechanlage.
»Einsatzgruppe Eins fertigmachen zum Ausschleusen.«
Sein Blick wanderte zum Ortungsstand.
»Major Klein, die ›Duisburg‹ gehört Ihnen, ich möchte mir den Anführer der Piraten selber vornehmen.«
»Zu Befehl, Oberst.« Klein sprang auf, salutierte und nahm auf dem Zentralsitz Platz.

Erst jetzt, hier bei den Soldaten, fand Junker Zeit, über die Jagd und das System, in dem sie gelandet waren, nachzudenken. Er stand mit Leutnant Ludwig, dem Truppführer des Enterkommandos, vor der Schleuse. Außerhalb der sicheren Schale der ›Duisburg‹ schuf das Vorauskommando einen Zugang zum Piratenschiff und errichtete einen geschützten Übergang. Er war schon lange nicht mehr hier gewesen. Junker hatte vor einigen Jahren in einem Nachbarsystem einen Auftrag ausgeführt und damals kaum drüber nachgedacht, dass die Sonne Jalketta nur einen Sprung entfernt war. Und nun hatte er erneut diese Tatsache beinahe vollständig verdrängt. Er musste sich eingestehen, dass er am liebsten umkehren und irgendwo in einem entfernten Sternsystem Himmelskörper kartografieren würde, als hierher zurückgekommen zu sein.
Das Zischen der Luftzufuhr riss ihn aus seinen trüben Überlegungen in die Wirklichkeit zurück.
Als das grüne Licht der Schleuse aufleuchtete, wischte er den letzten Rest der störenden Gedanken beiseite und wechselte einen kurzen Blick mit Ludwig. Der nickte, die Männer klappten die Visierscheibe herunter und Ludwig legte seine Hand auf den Öffner. Das Schott glitt zur Seite und gab die Sicht auf das nur wenige Dutzend Meter entfernt schwebende Piratenschiff frei.
Die gezackte und scharfe Schatten werfende Oberfläche ragte bedrohlich vor ihnen auf, füllte das gesamte Sichtfeld. Der Instinkt des Raumfahrers, der die Weiten und die üblichen Entfernungen kannte, rebellierte, wenn zwei Körper so dicht beieinander schwebten. Kleinste Ungenauigkeiten mochten zu einer Katastrophe führen. Junker gab sich einen Ruck.
»Also gut, ab in den Tunnel.«
Der Leutnant machte den Anfang, der Oberst und die Soldaten folgten ihm.
Sie schwebten in einem fast unsichtbaren Schlauch auf das angeschlagene Schiff der Freibeuter zu. Nur das Glitzern der beweglichen Hülle aus Keramenit um sie herum bewies, dass sie vor den tödlichen Strahlen des Zentralgestirns, herumfliegenden Kleinstmeteoriten oder Explosionssplittern geschützt waren.
Ein Raumschiff zu entern war eine heikle Angelegenheit. Zuallererst für diejenigen, denen das widerfuhr. Wollten sie nicht ihr Schiff und ihre Gesundheit über alle Maßen riskieren, so mussten sie ausharren, bis der Gegner an Bord war. Natürlich konnten sie verschiedene Aktionen ausführen, wie zum Beispiel alle Zugangsschleusen zum Eindringpunkt schließen, sofern sie welche besaßen. Danach konnten sie die Atmosphäre abpumpen, kleine Sprengladungen oder Laserfallen aufbauen. Doch solche Anstrengungen machten die wenigsten, denn eigentlich gab es, wenn erstmal der Gegner zum Entern ansetzte, keine Fluchtmöglichkeit mehr. Jede Bewegung von Aggregaten auf der Hülle oder auch energetische Aktivitäten im Piratenschiff würden als Angriff gewertet und man riskierte, von den auf sie gerichteten Waffen zusammengeschmolzen zu werden. Und die wenigsten Freibeuter waren Selbstmörder. Im Gegenteil, sie waren Überlebenskünstler. Das Geentertwerden bedeutete schlicht, dass der letzte Raubzug ein Reinfall war. Nicht wünschenswert, aber meistens keineswegs tödlich.
Trotzdem waren diejenigen, die übersetzten, um das fremde Schiff zu übernehmen, ständig in Gefahr. Es gab keine Garantie, dass auf dem anderen Schiff alles glimpflich verlief.
Junker sah, wie Fischer und Hansen vom Vorauskommando das Schott von innen öffneten, um die ersten Männer hineinzulassen. Sie würden in zwei Schüben einrücken.
Die Schleuse schloss sich wieder und Oberst Junker, sowie den vier verbliebenen Soldaten, blieb nichts als warten.
Lange würde es allerdings nicht dauern. Ohne den sonst nötigen Luftausgleich ging es bedeutend schneller.
Junker hörte ein schwaches Geräusch, eine Art Schaben. Einer der Soldaten schien ebenfalls etwas gehört zu haben. Sein Kopf ruckte hin und her. Die anderen wurden darauf aufmerksam und der den Abschluss bildende Mann riss den Arm hoch.
»Dort!« Jetzt sahen es alle. Ein Aufbau, groß wie ein Bodenpanzer, hatte sich gelöst und schwebte langsam heran. Wenn er sie träfe, würde der Schlauch aus den Verankerungen gerissen, soviel war klar. Doch die Kabine, hinter deren Fenstern absolute Dunkelheit herrschte, trudelte einige Meter entfernt an ihnen vorbei, zwischen den beiden Raumschiffen hindurch und verschwand aus ihrem Sichtfeld.
Einer der Soldaten sagte: »Schon seltsam, wie sich das Ding jetzt noch lösen konnte.«
»Na, vielleicht hat unser Beschuss einfach mehr an dem Kahn gerüttelt, als wir ahnen. Ich möchte auf keinen Fall auf einmal in ein Loch im Boden treten und die Sterne sehen.«
Alle lachten. Leutnant Ludwigs schiefes Grinsen tat sein Übriges, die angespannte Situation zu entschärfen.
Kurz darauf öffnete sich die Außenschleuse und sie konnten den unsicheren Aufenthalt im Schlauch beenden. Das Wackeln in einem über dem Nichts schwebenden dünnen Schlauch schlug Junker auf den Magen. Er war froh, wieder Schiffsboden unter den Füßen zu haben.
Fischer empfing sie und berichtete.
»Der hintere Teil ist verlassen. Der Triebwerkssektor ist nur noch Schrott. Ohne verteilte Energieerzeugung wären hier bereits alle tot. Was war das für ein Scharren?«
»Ein Aufbau hatte sich gelöst. Ich denke, wir sollten hier so schnell wie möglich fertig werden.« Ludwig hatte seine Leute eingewiesen. Nun strömten sie den Gang entlang und verteilten sich im Schiff. Der Kapitän und Fischer folgten ihnen nur langsam. Sie konnten die Schritte der Männer hören und wie sich Schotte öffneten und schlossen. Aber kein einziger Schuss fiel.
Umso öfter erklang die Statusmeldung »Sauber«.
Wo waren die Männer und Frauen, die so ein Schiff benötigte, um ordentlich geflogen zu werden? Hatten sich alle in der Kommandozentrale versammelt? Wozu?

»Was soll das Ganze? Ist am Ende doch eine verdammte Falle, was meinen Sie, Käpt´n?«
»Leutnant, haben Sie wirklich mit Widerstand gerechnet?«
»Mhm.« grummelte Fischer. Aber Junker konnte ihn verstehen. Das vollständige Ausbleiben von Lebenszeichen wirkte beinahe bedrohlich, als hätten sie es mit einem Geisterschiff zu tun. Was bezweckte der Anführer der Piraten mit dieser Taktik? Sie würden die Antwort gleich erhalten, denn soeben erreichten sie das Schott zur Zentrale. Ludwig und vier Soldaten hatten davor Position bezogen.
»Auf der anderen Seite steht Hansen mit den vier anderen bereit. Im ganzen Schiff haben wir keine Seele gefunden. Allerdings wirkten einige Räume, als wären sie hastig verlassen worden. Wenn, dann hat sich die Bande da drin verkrochen.«
Junker starrte den kreisförmigen Eingang an.
»Das Schott?« »Ist nicht gesichert, unsere Scanner sagen, dass wir es öffnen können.«
Es hatte keinen Sinn zu warten.
»Klopfen Sie an, Ludwig.«
Der Leutnant zog ein trichterförmiges Teil aus seiner Montur, das durch ein Kabel mit seinem Anzug verbunden blieb. Er legte es mit der flachen Seite an das Metall des Zugangs.
»Leisten Sie keinen Widerstand, wir öffnen das Schott und kommen rein. Alle Waffen sind deutlich auf dem Boden zu platzieren. Das ist die einzige Warnung, die Sie erhalten.«
Sie konnten den Widerhall der Worte im Innern hören.
»Position. Schilde!«
Auf Ludwigs knappes Kommando ließen drei der vier Soldaten sich auf den Boden fallen, und bauten die Flexschirme vor sich auf. Ludwig und der zweite Mann am Schott taten es ihnen gleich. Das mehrschichtige, elektrostatisch stabilisierte Material hielt einige dutzend Treffer aus Plasmawaffen und schwere Festmunitionstreffer aus. Es war das gleiche Material, aus dem auch der Schlauch gefertigt war. Junker konnte erkennen, wie der Truppführer leise in sein Mikro sprach. Er musste die Handlungen mit Hansen auf der anderen Seite koordinieren.
»Ich öffne!«
Die vier Elemente des Schotts verschwanden in der Wand. Nach einem Moment voller schlimmer Erwartungen ging es schnell. Die Männer sprangen auf und stürmten in den Raum. Kommandos wurden gebrüllt, Anweisungen erteilt.
»Ein Verletzter, keine Waffe. Sicher!« hörte er Hansens Stimme. »Keine Gegenwehr. Sicher!« Ein anderer Soldat.
Junker konnte von außerhalb - er gehörte, ebenso wie Fischer, nicht zum Sturm - nun einige Gestalten erkennen, die keine Helme trugen. Sie wurden mit erhobenen Händen in die Mitte der Zentrale geführt.
»Raum gesichert. Keine versteckten Zugänge.«
Junkers Zeichen. Er schritt aus und betrat die sehr geräumige Zentrale des Piratenschiffs. Schon auf den Gängen war ihm die Architektur bekannt vorgekommen, hier im Kommandoraum verstärkte sich der Eindruck noch. Auch wenn alles viel großzügiger ausgestattet war als damals, das war unverkennbar die Handschrift der Jalketta-Werften. Der Gojanosektor war abgelegen, nur wenige große Routen führten hier vorbei, daher hatte die Regierung den Planeten vor langer Zeit die Genehmigung erteilt, eigene Schiffe zu produzieren. Das war mehr als vierzig Planetenjahre her, mittlerweile gab es keine Sondergenehmigungen mehr. Umso erstaunlicher, wenn er den guten Zustand des Schiffes bedachte. Schade nur, dass ausgerechnet Piraten es benutzten und sie das Schiff zu einem Wrack geschossen hatten.
Er ging auf die Gruppe der fünf Personen zu, die am Kapitänssessel zusammengedrängt stand. Ein hochgewachsener grauhaariger Mann fiel ihm besonders auf. Er sprach leise zu den anderen, machte beschwichtigende Handbewegungen. Das musste der Anführer sein. Er war alt, hatte ein zerfurchtes faltiges Gesicht.
Fischer überholte den Oberst und wies den Mann an vorzutreten.
»Sie sind der Kapitän dieses Schiffes?«
»Ja.«
Es war nur ein Wort, doch Junker zuckte zusammen. Aus fernen Zeiten wehten schemenhafte Erinnerungen herbei, umschwirrten ihn. Er hatte diese Stimme schon einmal gehört.
Er sah sich den Piraten genauer an. Schmales Gesicht, hervortretende Wangenknochen. Unzählige Falten, aus denen zwei sehr lebendige braune Augen ihn anstarrten. Ihn musterten. Die Augen verengten sich. Und im nächsten Moment geschah etwas Seltsames. Der Mann entspannte sich merklich, er konnte geradezu spüren, wie die Anspannung ihn verließ.
»Ihr Name?« Fischers Stimme erklang wie aus der Ferne, unwichtig.
Irrte er sich oder hatten die Mundwinkel kurz gezuckt, bevor die Stimme erneut lange vergessene Erinnerungen nach oben spülte. Doch dieses Mal war es schlimmer.
»Junker«, sagte der Mann, »Manfred Junker.«
Das war nicht nur Erinnerung, es konnte schlicht nicht sein!
Während Oberst Bernd Junker wie erstarrt auf den Mann blickte und die Bilder aus der Vergangenheit versuchten, eine Übereinstimmung mit dem zu erreichen, was er gerade sah, sagte sein totgeglaubter Bruder: »Schön, dass du dich auch mal wieder blicken lässt.«

Manfred lebte. Und Manfred war ein Pirat.
Er hätte nicht hierher zurückkommen dürfen. In sein Heimatsystem. Zu lange her, zu unterschiedlich die Ansichten. Damals. Er hatte sich schon vor den Erinnerungen gedrückt, doch jetzt starrte ihn sein Jahrzehnte älterer Bruder an. Ließ die ganzen unsäglichen Differenzen lebendig werden.
»Käpt´n?«
Fischers Gesicht tauchte in Junkers Blickfeld auf. Besorgt.
»Alles in Ordnung?«
»Ja, sicher.« Er musste sich zusammenreißen.
»Das Schiff wird wie vorgesehen geräumt. Sichern sie die Daten und die Fracht. Ludwig, bringen Sie die anderen Piraten rüber. Fischer und einer Ihrer Männer bleiben hier.«
Er wandte sich wieder seinem so viel älteren Bruder zu, der seinen abgeführten Leuten aufmunternd hinterherblickte.
»Warum Pirat? Du hast Frachter geflogen, und Sportschiffe.«
Manfred setzte sich in den Kapitänssessel, sah zu ihm hoch.
Die nervöse Reaktion von Fischer schien er nicht zu bemerken.
»Dies hier«, er klopfte mit der flachen Hand auf die Lehne des Sessels, und wieder zuckte Fischers Hand, »war sogar schon mein Schiff, als wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Tja, hier hatte sich schon bald nach deiner Entscheidung, zur Flotte zu gehen, sehr viel verändert.«
Manfred musste über hundert sein, dachte Junker. Er hatte nachgerechnet, sein Relativkonto betrug immerhin einundfünfzig Jahre. Es konnte hinkommen. Der ständige Kampf, die Gefahr, hatte die Gesichtszüge stark verändert. Verhärtet. Er konnte immer noch nicht glauben, dass sein Bruder es war, der andere Schiffe überfiel, sie ausraubte, vielleicht sogar ...
»Mag sein. Es war meine Entscheidung, wie du deine getroffen hast. Doch das ist vorbei. Dein Schiff nur noch ein Wrack.«
»Offensichtlich interessiert dich nicht, was geschehen ist.«
»Nein, tut es nicht. Es gibt keine Erklärung dafür, Verbrecher zu werden.«
Es tat weh, ihn derart anzufahren, aber er konnte nicht anders. Obwohl sie so verschieden waren, so war er doch der letzte Rest an lebendiger Vergangenheit, die er besaß. Wieder besaß. Und das Einzige, was er machen konnte, war, seinen Bruder festzunehmen und auf dem nächsten Residenzplaneten abzuliefern.
»Das mag stimmen, für dich. Die Welt allerdings tickt weiter, auch wenn man, wie du, die Hälfte seines Lebens damit verbringt, die elend langen Sekunden herunterzuzählen, bis die Bremstriebwerke einen wieder in den normalen Zeitablauf zurückholen.«
Wie Manfred das sagte. Es war kein Hass in seiner Stimme, eher Abscheu? Ganz sicher glaubte Junker, darin totale Ablehnung herauszuhören. Seine dunklen Augen blitzten ihn an.
»Also gut, mach´s kurz. Was ist geschehen?« Es konnte nicht schaden, hier auf die Schnelle zu erfahren, wie es zu dieser Situation kommen konnte.
»Dass sich im Sektor das Konsortium breitgemacht hat, wirst du mitbekommen haben.« Junker nickte.
»Nach zwei Jahren mussten wir aufgeben. Sie haben alle kleinen Frachtgutbetriebe systematisch verdrängt. Und Vater starb bei einem sogenannten Schiffsunfall. Da hat auch Mutter aufgegeben.«
»Ich habe es damals natürlich gelesen, was soll das? Das Triebwerk war explodiert.«
»Ah, da scheint ein Teil der Wahrheit nicht durch den Ticker gegangen zu sein. Denn es war kein Unfall. Man verdächtigte einen besonderen Piloten des Konsortiums, maßgeblich daran beteiligt gewesen zu sein.«
»Es gab eine Untersuchung?«
»Ha. Natürlich. So schnell explodieren keine Triebwerke. Und als die Beweise gegen diesen Piloten ausreichten, verschwand er einfach.«
Vater war ermordet worden! Jetzt verstand er auch den seltsamen Satz in Mutters letztem Brief.
›Ich mache nicht weiter, denn Jemand möchte nicht, dass es weitergeht.‹ Warum hatte sie nicht gesagt, was passiert war? Er hatte immer angenommen, sie meinte Vater und hegte seitdem einen Groll gegen ihn. Andererseits hatte sie als Einzige akzeptiert, dass er seinen eigenen Weg gehen musste. Hatte sie nicht gewollt, dass er wegen dieser Sache zurückkam und dadurch vielleicht seinen Auftrag verlor?
Junker kämpfte das Schwindelgefühl nieder, das ihn zu befallen drohte. Er verfluchte das Schicksal, das ihn gerade jetzt hatte in der Nähe kreuzen lassen. Das Weltall war riesengroß und ausgerechnet er musste den Piraten jagen, der das Diplomatenschiff angegriffen hatte. Seinen Bruder. Das und das Flüstern von Ludwig brachte ihn zurück in den Kommandoraum. »Käpt´n, wir sollten das Wrack verlassen.«
Er nickte und fixierte seinen Bruder.
»Das sind keine guten Nachrichten, sicher. Aber wegen der Beweise werdet ihr dennoch entschädigt worden sein. Warum also überfällst du andere Schiffe?«
Schon beim Sprechen merkte er, dass das unglücklich ausgedrückt war.
»Ganz der kühle Kapitän einer Fregatte. Entschädigt, was für eine elende Bezeichnung. Und glaubst du, das Konsortium hat sich nicht gewehrt? Der Ausgleich reichte nur, um gerade so zu überleben. Mutter hatte keine Kraft mehr.«
›Und du wolltest Rache, nicht wahr?‹, vollendete Oberst Junker für sich den Satz.
»Wie du meinst«, sagte er, um das schlecht gelaufene Gespräch an dieser Stelle zu unterbrechen. »Steh auf, wir gehen jetzt. Vielleicht reden wir später.«
Der Blick seines Bruders veränderte sich beinahe unmerklich, wurde eine Spur eisiger.
»Irrtum. Gehen werde nur ich.«
Mit einem Satz war Fischer heran, die Waffe im Anschlag.
»Der Kapitän hat Ihnen befohlen, aufzu ...«
Bevor Junker das Bewusstsein verlor, stach ihm ein unangenehmer Geruch in der Nase. Er konnte nicht mal den letzten Gedanken zu Ende formulieren.

›Eine Falle. Es war doch eine Falle gewesen!‹
Die Erinnerung und der Schreck darüber ließen ihn schlagartig völlig wach werden. Er schlug die Augen auf und stand im nächsten Moment auf seinen noch wackeligen Beinen. Graue Wände, eine Metalltür mit Schlitz. Er fasste sich stöhnend an den Kopf, als ein stechender Schmerz in seinem Gehirn explodierte.
»Ziemlich übles Zeug, das die verwendet haben.«
Junker fuhr herum und starrte Major Klein an, der an der kargen Wand der kleinen Zelle angelehnt saß.
»Wo sind wir?«
»Auf der ›Duisburg‹, Kurs unbekannt, Käpt´n. Setzen Sie sich doch.« Junker ließ sich neben seinem ersten Offizier nieder.
Manfred hatte also tatsächlich ... Aber wie hatte er es geschafft, die Crew an Bord zu überwinden?
»Sie kennen anscheinend das Belüftungssystem einer Fregatte. Denn nachdem die ersten Ausfälle durch die über die Brücke ausgetauschte Luft auftraten, hatte ich Schotten dicht befohlen. Doch das Gas war bereits im Kreislauf.«
»Die Mannschaft?«
Der Schock über die Tat seines Bruders und viel mehr die Wut über seine Naivität schienen sein Sprachzentrum angegriffen zu haben.
»Ludwig und seine Leute, Hansen, Fischer und die Maschinencrew sind in einem Shuttle nach Jalketta III geflogen worden. Die Kommandomannschaft steckt hier in unseren eigenen Zellen fest. Saubere Aktion, das muss ich den Piraten lassen.«
»Major!«
»Käpt´n, eine Fregatte ohne einen einzigen Verletzten oder Toten zu erobern, ist ein verdammter Geniestreich. Dass Sie und ich zu den Verlierern zählen, ist natürlich unangenehm.«
Das waren sehr höfliche Worte. »Unangenehm, soso.«
Junker stand auf und ging zur Tür. Von draußen hörte er leise Stimmen. Also hatte Manfred zusätzlich Wachen aufgestellt. »Hat schon jemand nach uns gesehen?«
»Nein. Ich bin nur wenige Minuten vor Ihnen wachgeworden.«
Erst jetzt fiel dem Oberst auf, dass sein Erster Offizier ziemlich auf dem Laufenden war.
»Sagen Sie mal, warum können Sie dann meine Fragen so gut beantworten?« Skepsis machte sich in seinem Gesicht breit.
Klein erhob sich jetzt auch und wedelte mit einer beschriebenen Folie. »Die hat auf dem Boden gelegen.« Er reichte sie seinem Kapitän, der den Text überflog. »Diese abgelöste Kabine war ein Enterboot? Ich fasse es nicht.« Klein grinste, als er erwiderte: »Ich sagte doch - Geniestreich.«
Er ging zur Tür und schlug heftig dagegen.
»Dann wollen wir denen mal klarmachen, dass wir wach sind.«

»Du hast mir mein Schiff geklaut, weil du ...?«
Junker blieben die Worte im Hals stecken. Sein Bruder musste größenwahnsinnig geworden sein.
»Es ist nicht dein Schiff, auch wenn man das so sagt. Es gehört der Flotte. Und ja, ich will den Kerl kriegen.«
»Warum meldest du nicht der Sicherheit, dass du eine Spur hast?«
Der Blick, mit dem ihn Manfred jetzt musterte, ließ Junker erschauern. Kalt und überheblich. Unberechenbar.
»Und wieder hast du keine Ahnung, wovon du redest. Bruder, der Mord ist beinahe vierzig Jahre Echtzeit her. Niemand interessiert sich noch dafür.« Er sprang von seinem Sessel auf, und begann, in der Zentrale umherzulaufen.
»Natürlich habe ich das zuerst tatsächlich versucht, ich Idiot. Dabei hätte mir klar sein sollen, dass es so nicht funktioniert.«
»Aber das ist Irrsinn, Manfred. Wie willst du mit der ›Duisburg‹ durch die ganzen Kontrollen kommen? Du kannst da nicht einfach hinfliegen.«
»Das ist nicht dein Problem, die Fregatte wird bis dahin keiner mehr erkennen. Und wegen der Satelliten kann ich hoffentlich auf dich zählen.«
Das wurde ja immer besser. Jetzt sollte er noch zum Handlanger seines verbrecherischen Bruders werden.
»Vergiss es, ich bin Kapitän der Flotte. Ich werde nicht meinen Eid brechen wegen eines rachsüchtigen Piraten, selbst wenn der mein Bruder ist. Lass den Unfug und ich überlege mir was. Aber ich werde dir nicht helfen.«
Junker spürte, wie heißes Blut seinen Kopf zum Glühen brachte. Es war absurd, dass er hier auf der Brücke, vor der Crew seines Bruders, mit ihm stritt.
»Ich hatte nicht erwartet, dass du sofort einwilligst. Wir haben Zeit, denn selbst im Dillatationsflug wird es seine Zeit brauchen, bis wir da sind. Wenn wir Glück haben, lebt der Pilot sogar noch, der Vater auf dem Gewissen hat. Die Gerüchte, die ich aufgeschnappt habe, sagen, dass er sich bester Gesundheit erfreut.«
»Und«, begann Manfred den nächsten Satz, »zur Erde wollte ich immer schon. Und dann noch einige Jahre durch´s All kreuzen. Hab ich meinen Leuten versprochen. Ist doch so.«
Die Männer und Frauen, die nun an den Kontrollen seiner ›Duisburg‹ saßen, lachten und stimmten ein altes Seefahrerlied an.

ENDE
 

Harald G.

Mitglied
So, ich habe die stark überarbeitete Fassung hochgeladen.
Ich habe sie praktisch neu geschrieben und hoffe, somit automatisch die üblen Stellen umschifft zu haben.
Viele Spass beim Lesen ...
Vielen Dank nochmal, jon, der Aufwand war nicht umsonst.
 



 
Oben Unten