Privatsache

2,50 Stern(e) 4 Bewertungen

ankepee

Mitglied
Privatsache

„Was meinst du damit?“ Die Rothaarige stieg schon mit dem Handy am Ohr in den Zug. Es war Freitagnachmittag, der Vor-Ort-Zug war gut gefüllt. Vorn bei den Klappsitzen ließ eine Frauengruppe auf Wochenendausflug die Sektflasche kreisen. Auf anderen Sitzen lümmelten sich junge Männer mit unförmigen Rucksäcken in Tarnfleck auf dem Weg von der Armee ins Wochenende. Dazwischen lasen Männer und Frauen müde von der Arbeitswoche in ihren e-Book-Readern oder schrieben Nachrichten auf dem Handy, die Aktentasche zwischen die Füße geklemmt. Statt sich auf einen der noch freien Plätze zu setzen, blieb die Rothaarige in der Ziehharmonika zwischen zwei Waggons stehen. Wohl, um ungestört und ungehört telefonieren zu können.
Längere Zeit schwieg sie, so dass die anderen Fahrgäste schon vergessen hatten, dass sie telefonierte. Aber da hatte nur der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung gesprochen. „Aber so war das doch gar nicht“, protestierte die Rothaarige nun lauthals. Die Fahrgäste im näheren Umfeld blickten auf. Wohl Krise. „Ich wollte aber unbedingt unseren ersten Sommer nach dem Abi auch mit meiner besten Freundin und meiner zweitbesten Freundin verbringen. Das war mir krass wichtig nach dem Abi und mit dem Wissen, dass ich meine beste und zweitbeste Freundin, jetzt wo wir studieren, nicht mehr so oft sehen kann.“ Sie rechtfertigte sich – wohl ernste Krise.
„Aber fandest du es denn gar nicht schön?“, wollte sie jetzt von der besten Freundin am anderen Ende der Leitung wissen. Wieder Schweigen. Dann hob sie an: „Naja, war halt blöd, dass ich die einzige war, die alle kannte. Aber ich wollte eben mit meinen beiden Freundinnen den Sommer verbringen und auch mit Nico.“
Die anderen Fahrgäste wechselten die ersten Blicke. Zickenkrieg oder Liebesdrama? Schien interessant zu werden.
„Und dann war es blöd, dass ich noch meine Semesterarbeit zu Ende schreiben musste“, plapperte die Rothaarige ins Telefon. „Da habe ich mich krass verschätzt. Dadurch hatte ich ja insgesamt kaum etwas vom Urlaub“, versuchte sie zu erklären. „Und das bisschen freie Zeit wollte ich dann maximal mit Nico verbringen. Er ist so süß... und er unterstützt mich immer und motiviert mich, dass ich meine Semesterarbeiten mache und so....“ Schweigen.
„Aber das stimmt doch gar nicht, Nico und ich, wir haben doch gar nicht die ganze Zeit aufeinandergehangen und euch beiden allein gelassen. Und wir haben auch nicht jede freie Minute rumgeknutscht.“
Schief gegangener Urlaub also. Dass die Aufarbeitung erst über ein halbes Jahr später stattfand, zeigte, wie sehr er zumindest für einige Beteiligte schief gegangen war.
Jetzt legten die ersten Fahrgäste ihre Zeitschriften weg und lauschten dem Drama nebenan. Eine Frau fing an, sich die Ohren zuzuhalten. Erstens dauerte ihr das Telefongeplapper schon viel zu lange, zweitens wurde es ihr jetzt zu intim. Doch die Rothaarige störte sich nicht daran, dass sie ihr Privatleben im Vor-Ort-Zug vor allen Fahrgästen ausbreitete.
„Hallo Rita, bist du noch da? Hallo? Hallo?“ Die Frau mit den zugehaltenen Ohren entspannte sich etwas. Ein Funkloch hatte das Gespräch abrupt beendet. Doch ehe sich bei den anderen Fahrgästen Enttäuschung breit machen konnte, dass sie das Ende des Telefondramas nicht mehr erleben würden, quatschte die Rothaarige schon wieder in ihr Telefon. „Ja hi Süßer, ich bins. Du, ich kann gerade noch nicht telefonieren, ich habe noch Rita in der Leitung... Ja, stell dir vor, das erste Mal seit dem Urlaub... Du ich glaub, die ist irgendwie genervt, dabei war der Urlaub doch voll gut.... Ich ruf dich nachher nochmal an“ ,sprach sie und küsste lauthals ins Telefon.
Dann hatte sie offenbar nahtlos die Nummer der besten Freundin erneut gewählt. „Ja, ich nochmal... sorry, war Funkloch“, erklärte sie und ging wieder zum Thema über: „Was ich sagen wollte: Es war mir halt krass wichtig, dass Nico auch euch kennenlernt und meine beste und zweitbeste Freundin sich auch mal endlich sehen. Fandet ihr ihn nicht süß?“ Offenbar nicht, denn es folgte nach kurzem Schweigen in den Hörer der nächste Rechtfertigungsversuch. „Aber ich habe doch auch megaviel Zeit auch mit euch verbringen wollen. Nur, wenn ich dann mal Zeit hatte, weil Nico mal unterwegs war und ich nicht an der Arbeit schreiben musste, da habt ihr schon zu zweit was anderes gemacht.... Und einmal, da habe ich mir echt mega Zeit genommen, da war Isa allein im Ferienhaus … ich weiß gar nicht, wo du da warst... und ich hab mich extra zu ihr aufs Sofa gesetzt, wollte reden, so à la 'Na, beste Freundinnen, wollen wir mal reden?' ….Und was war? Sie wollte gar nicht mit mir sprechen. Aber sie hat auch keine Silbe gesagt, dass ihr sauer seid oder so.“
Offenbar kam es der Rothaarigen erst jetzt, ein gutes halbes Jahr später, zu Bewusstsein, dass der Urlaub nicht für alle vier Beteiligten gleich schön gewesen war. „Nico hat auch gesagt, dass es ihm mega gefallen hat … und dass er euch echt cool fand.“ Pause. „So kannst du das auch nicht sagen. Er hat sich gar nicht von uns bedienen lassen. Er war doch voll oft einkaufen und hat immer auch für alle etwas mitgebracht.... Ist doch egal, wer welche Aufgaben im Ferienhaus übernommen hat. Hauptsache jeder trägt etwas bei.“ Die beste Freundin am anderen Ende der Leitung sah das wohl etwas anders. „Ach komm, da kannst du doch jetzt nicht mehr sauer sein“, versuchte die Rothaarige. „Das ist doch schon voll lange her... Ich fand unseren letzten gemeinsamen Urlaub echt schön und zehre noch heute von den Erinnerungen“, schwärmte sie nun in den Hörer.
Es folgte erneut längeres Schweigen. „Naja, wir müssen ja auch nicht mehr zusammen in den Urlaub fahren, wenn es dir nicht gefallen hat“, wurde die Rothaarige jetzt etwas kleinlaut. „Wir können uns ja so mal treffen... am Wochenende“, versuchte sie offenbar die Freundschaft zu retten. „Ich bin am kommenden Wochenende zu Hause, wollen wir da zusammen ins Index gehen?... So mal wieder richtig wie früher? … Ach, da hast du schon etwas vor? Da kann ich doch mitkommen… Geht nicht? Schade. Ach, du gehst mit Isa? Na dann.“
Der Vor-Ort-Zug erreichte die Endhaltestelle. Sie legte auf und stieg aus. Auf dem Bahnsteig hatte sie das Telefon schon wieder am Ohr. „Ja hi Süßer... stell dir vor....“ hörten die Fahrgäste noch, ehe die Rothaarige in der Menschenmenge verschwand.
 
A

aligaga

Gast
Hallo @Ankepee,

Für welcher Leser, grübelt @ali, schreibt man sowas? Und vor allem - warum so?

Es gehört mit zum Nervigsten, was einem in geschlossenen Räumen begegnen kann - dass jemand ungeniert telefoniert und einen zwingt, den Müll mit anzuhören, den er da sabbelt. In München wurde jahrelang darüber debattiert, ob man den Gebrauch des Handys im Öffentlichen Nahverkehr verbieten sollte oder nicht (von 1999 bis 2004 war es das). Der Grund war die ununterbrochene Belästigung der Passanten durch das Dauergebrabbel. Das Argument, man müsse im 21. Jahrhundert immer und überall erreichbar sein, hat sich durchgesetzt - gegen den Willen vor allem der älteren Passanten.

Warum also sollte man "es", wenn man's schon nicht hören mag, denn lesen? Das würde der böhse @ali gern von dir wissen.

Und dann: Das letzte Mal, dass ein Schriftsteller damit reussierte, Lauschenden Gespräche zu Gehör zu bringen, in denen die Belauschten die absurdesten Gegebenheiten in albernster Ausführlichkeit zum Besten gaben, war Karl Mai, als er vor gut hundert Jahren seine "Westmänner" deren Feinde an den Lagerfeuern belauern ließ und die Pläne, die diese dabei schmiedeten, für den Fortgang der Handlung maßgebend waren.

Als Zehnjähriger konnte man das noch lesen - als Erwachsener nicht mehr; da bekam man lührisches Zahnweh von solchem Schmarren.

TTip: Lass ein wirklich hübsches Mädchen einsteigen, das die Aufmerksamkeit aller schon allein durch ihr Äußeres auf sich zieht; lass sie so telefonieren, dass keiner wirklich mithören und nur am Minenspiel der Prinzessin erkennen oder sich ausmalen kann, was da gesprochen wird. So eine "Geschichte" lebte dann nicht durch allerlangweiligstes Gequatsche, sondern von der Spannung, die sich zwischen dem telefonierenden Mädchen und der Fantasie der Mitreisenden ausbildete. Und am Schluss eine Pointe! Eine guhte oder böhse ...

So muss Kurzgeschichte!

Heiter

aligaga
 
Mir hat es Spaß gemacht.

Sicher, in natura möchte ich mir das nicht anhören müssen, aber so, sprachlich exakt abgelauscht und einigermaßen stimming montiert, macht es Freude, der Rothaarigen auf die Schliche zu kommen.

Nur eine Bitte: Vor-Ort-Zug, da müssen unbedingt alle Bindestriche weg!

Will jetzt nicht behaupten, dass das hier eine mega-krasse Spitzenleistung ist, aber so, innerhalb der Leselupe, gehört es echt voll zu den besseren Werken.

Ach, noch'n Nachtrag für meinen Vorredner: Der Karl ist kein Monat, sondern heißt May! (Wenn ich nicht irre, hihi)
 
A

aligaga

Gast
Zuschriften wie diese, o @ankepee, die nichts aussagen als "hatmirgefallenhatmirnichgefallen" sind keine "Vorschläge oder tiefere Analysen", als die sie fälschlich gepostet werden, sondern reine Statements, die vielleicht der gemeinsamen Unterhaltung dienen, dich literarisch aber nicht weiterbringen können. Ganz im Gegenteil.

Glaub dem böhsen @ali: Mit banalen Schilderungen non banalen Alltäglichkeiten, noch dazu gähnend langweiligen, kommst du gewiss nicht in den Literaturhimmel. Schreiben ist nicht wie mit etwas dem Handy abknipsen, was einem gerade vor das winzige, schärfentiefenlose Objektiv kommt, sondern das (von Hand) Malen eines hübschen (oder schrecklichen) Bilderls, in dem ein Gedanke oder eine Idee des Autors zum Vorschein, wenn nicht gar zum Tragen kommt.

Sowas lernt man in der Schreibschule nicht - das kann man nur gesagt kriegen und dann immer wieder selber probieren. Je kritischer du dabei zu dir selber bist, desto besser. Dann würz schon ...

Heiter

aligaga
 

ankepee

Mitglied
Hallo @aligaga und Binsenbrecher,

vielen Dank für Euer feedback.

@aligaga: Die Antwort auf deine Frage, warum ich dieses Thema gewählt habe, hast du in deinem Kommentar schon selbst gegeben. Weil einem heutzutage die Privatsphäre anderer Menschen ungefragt immer mehr auf die Pelle rückt bzw. gerückt wird und weil es kaum noch jemandem auffällt.

Die Idee, die du lieferst, ist eine andere Geschichte. Vielleicht fällt mir dazu ja auch etwas ein. Wenn es so sein sollte, werde ich es hier in der leselupe einstellen und du kannst dann nachlesen, was ich aus deiner Idee für eine Geschichte gemacht habe.

P.S. Den Vorortzug werde ich umgehend ändern, manchmal sieht man seine Fehler einfach nicht mehr.
 

ankepee

Mitglied
Privatsache

„Was meinst du damit?“ Die Rothaarige stieg schon mit dem Handy am Ohr in den Zug. Es war Freitagnachmittag, der Vorortzug war gut gefüllt. Vorn bei den Klappsitzen ließ eine Frauengruppe auf Wochenendausflug die Sektflasche kreisen. Auf anderen Sitzen lümmelten sich junge Männer mit unförmigen Rucksäcken in Tarnfleck auf dem Weg von der Armee ins Wochenende. Dazwischen lasen Männer und Frauen müde von der Arbeitswoche in ihren e-Book-Readern oder schrieben Nachrichten auf dem Handy, die Aktentasche zwischen die Füße geklemmt. Statt sich auf einen der noch freien Plätze zu setzen, blieb die Rothaarige in der Ziehharmonika zwischen zwei Waggons stehen. Wohl, um ungestört und ungehört telefonieren zu können.
Längere Zeit schwieg sie, so dass die anderen Fahrgäste schon vergessen hatten, dass sie telefonierte. Aber da hatte nur der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung gesprochen. „Aber so war das doch gar nicht“, protestierte die Rothaarige nun lauthals. Die Fahrgäste im näheren Umfeld blickten auf. Wohl Krise. „Ich wollte aber unbedingt unseren ersten Sommer nach dem Abi auch mit meiner besten Freundin und meiner zweitbesten Freundin verbringen. Das war mir krass wichtig nach dem Abi und mit dem Wissen, dass ich meine beste und zweitbeste Freundin, jetzt wo wir studieren, nicht mehr so oft sehen kann.“ Sie rechtfertigte sich – wohl ernste Krise.
„Aber fandest du es denn gar nicht schön?“, wollte sie jetzt von der besten Freundin am anderen Ende der Leitung wissen. Wieder Schweigen. Dann hob sie an: „Naja, war halt blöd, dass ich die einzige war, die alle kannte. Aber ich wollte eben mit meinen beiden Freundinnen den Sommer verbringen und auch mit Nico.“
Die anderen Fahrgäste wechselten die ersten Blicke. Zickenkrieg oder Liebesdrama? Schien interessant zu werden.
„Und dann war es blöd, dass ich noch meine Semesterarbeit zu Ende schreiben musste“, plapperte die Rothaarige ins Telefon. „Da habe ich mich krass verschätzt. Dadurch hatte ich ja insgesamt kaum etwas vom Urlaub“, versuchte sie zu erklären. „Und das bisschen freie Zeit wollte ich dann maximal mit Nico verbringen. Er ist so süß... und er unterstützt mich immer und motiviert mich, dass ich meine Semesterarbeiten mache und so....“ Schweigen.
„Aber das stimmt doch gar nicht, Nico und ich, wir haben doch gar nicht die ganze Zeit aufeinandergehangen und euch beiden allein gelassen. Und wir haben auch nicht jede freie Minute rumgeknutscht.“
Schief gegangener Urlaub also. Dass die Aufarbeitung erst über ein halbes Jahr später stattfand, zeigte, wie sehr er zumindest für einige Beteiligte schief gegangen war.
Jetzt legten die ersten Fahrgäste ihre Zeitschriften weg und lauschten dem Drama nebenan. Eine Frau fing an, sich die Ohren zuzuhalten. Erstens dauerte ihr das Telefongeplapper schon viel zu lange, zweitens wurde es ihr jetzt zu intim. Doch die Rothaarige störte sich nicht daran, dass sie ihr Privatleben im Vorortzug vor allen Fahrgästen ausbreitete.
„Hallo Rita, bist du noch da? Hallo? Hallo?“ Die Frau mit den zugehaltenen Ohren entspannte sich etwas. Ein Funkloch hatte das Gespräch abrupt beendet. Doch ehe sich bei den anderen Fahrgästen Enttäuschung breit machen konnte, dass sie das Ende des Telefondramas nicht mehr erleben würden, quatschte die Rothaarige schon wieder in ihr Telefon. „Ja hi Süßer, ich bins. Du, ich kann gerade noch nicht telefonieren, ich habe noch Rita in der Leitung... Ja, stell dir vor, das erste Mal seit dem Urlaub... Du ich glaub, die ist irgendwie genervt, dabei war der Urlaub doch voll gut.... Ich ruf dich nachher nochmal an“ ,sprach sie und küsste lauthals ins Telefon.
Dann hatte sie offenbar nahtlos die Nummer der besten Freundin erneut gewählt. „Ja, ich nochmal... sorry, war Funkloch“, erklärte sie und ging wieder zum Thema über: „Was ich sagen wollte: Es war mir halt krass wichtig, dass Nico auch euch kennenlernt und meine beste und zweitbeste Freundin sich auch mal endlich sehen. Fandet ihr ihn nicht süß?“ Offenbar nicht, denn es folgte nach kurzem Schweigen in den Hörer der nächste Rechtfertigungsversuch. „Aber ich habe doch auch megaviel Zeit auch mit euch verbringen wollen. Nur, wenn ich dann mal Zeit hatte, weil Nico mal unterwegs war und ich nicht an der Arbeit schreiben musste, da habt ihr schon zu zweit was anderes gemacht.... Und einmal, da habe ich mir echt mega Zeit genommen, da war Isa allein im Ferienhaus … ich weiß gar nicht, wo du da warst... und ich hab mich extra zu ihr aufs Sofa gesetzt, wollte reden, so à la 'Na, beste Freundinnen, wollen wir mal reden?' ….Und was war? Sie wollte gar nicht mit mir sprechen. Aber sie hat auch keine Silbe gesagt, dass ihr sauer seid oder so.“
Offenbar kam es der Rothaarigen erst jetzt, ein gutes halbes Jahr später, zu Bewusstsein, dass der Urlaub nicht für alle vier Beteiligten gleich schön gewesen war. „Nico hat auch gesagt, dass es ihm mega gefallen hat … und dass er euch echt cool fand.“ Pause. „So kannst du das auch nicht sagen. Er hat sich gar nicht von uns bedienen lassen. Er war doch voll oft einkaufen und hat immer auch für alle etwas mitgebracht.... Ist doch egal, wer welche Aufgaben im Ferienhaus übernommen hat. Hauptsache jeder trägt etwas bei.“ Die beste Freundin am anderen Ende der Leitung sah das wohl etwas anders. „Ach komm, da kannst du doch jetzt nicht mehr sauer sein“, versuchte die Rothaarige. „Das ist doch schon voll lange her... Ich fand unseren letzten gemeinsamen Urlaub echt schön und zehre noch heute von den Erinnerungen“, schwärmte sie nun in den Hörer.
Es folgte erneut längeres Schweigen. „Naja, wir müssen ja auch nicht mehr zusammen in den Urlaub fahren, wenn es dir nicht gefallen hat“, wurde die Rothaarige jetzt etwas kleinlaut. „Wir können uns ja so mal treffen... am Wochenende“, versuchte sie offenbar die Freundschaft zu retten. „Ich bin am kommenden Wochenende zu Hause, wollen wir da zusammen ins Index gehen?... So mal wieder richtig wie früher? … Ach, da hast du schon etwas vor? Da kann ich doch mitkommen… Geht nicht? Schade. Ach, du gehst mit Isa? Na dann.“
Der Vorortzug erreichte die Endhaltestelle. Sie legte auf und stieg aus. Auf dem Bahnsteig hatte sie das Telefon schon wieder am Ohr. „Ja hi Süßer... stell dir vor....“ hörten die Fahrgäste noch, ehe die Rothaarige in der Menschenmenge verschwand.
 
Noch mal zum Vorortzug. Ist ja in dieser Form auch kein richtig toll klingendes Wort. Dies empfindend hast Du vielleicht zum Bindestrich gegriffen. Korrekt wäre dann aber der Vorort-Zug. Nun, vielleicht sollte es einfach ein Zug sein? Oder eine Bahn? Oder, zwar auch scheußlich, aber dafür exakt und für uns Bahnreisende vertraut klingend und letztlich auch zur dargestellten Sprach-Malaise passend: Die Regio-Tram? Es gibt so viele Worte, probieren wir sie aus!
 
A

aligaga

Gast
Offensichtlich, o @Ankepee, hat des böhsen @alis Kritik dich nicht wirklich erreicht, wo er dir näherzubringen versuchte, dass banales Abknipsen banaler Vorgänge, nota bene mit einer billigen Platiklinse, nicht ins Himmelreich führen kann, sondern ob der banalen Wiedergabe nur nervt.

@Alis Vorschlag zu Besserung ergäbe keineswegs eine "andere" Geschichte, sondern führte zunächst überhaupt erst mal zu einer. Weg von der todlangweiligen Wiedergabe einer noch todlagnweiligeren Situation hin zu einer Geschichte, in der etwas passiert, wo die Figuren lebendig sind und der Autor sich indirekt und besonders einbringt.

Wie schon gesagt - sowas kann man nicht einfach in einem VHS-Kurs "lernen". Das muss man selbst sehen, erkennen - und wollen. Und am Ende können. Bis das soweit ist, fließt viel Wasser den Rhein hinunter. Manche ertrinken auf diesem langen Weg.

Heiter immer weiter

aligaga
 



 
Oben Unten