Projekt Erde

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georg camp

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Projekt Erde

Für mein Biologieprojekt sandte mich mein Lehrer aus, um eine neue Welt zu erschaffen.

Erschaffung der Welt

Ich erschuf vier Elemente, Feuer, Wasser, Licht und Erde. Daraus formte ich eine üppige Vegetation. Diese sollte von primitiven Lebewesen, genannt Menschen, bewirtschaftet werden. Das Denken überließ ich jedoch komplexeren Lebensformen, die ich Tiere nannte.
Ich protokollierte jeden Tag das Verhalten der Menschen, Adam und Eva, und der Tiere. Sie sollten an keinen Schmerzen sowie Hunger und Angst leiden und schenkte ihnen Glauben an mich. Sie nannten mich ehrfürchtig Gott.
Um sie auf die Probe zu stellen, ließ ich sie sieben Tage lang unbeaufsichtigt leben. Doch was taten diese simplen Menschen? Sie missachteten meine Befehle! Ich armer Tor hätte sie mit mehr Intelligenz konstruieren sollen. Blind vor Wut warf ich sie aus dem Garten Eden - meiner Müslischüssel. Unglücklicherweise landeten sie auf der Terrasse. Diesen stupiden, einfältigen, engstirnigen Menschen fiel leider nichts besseres ein und brüteten nun dort über ihre gescheiterte Zivilisation.

Eine gerechte Strafe

Um mein Projekt dennoch aufrecht zu erhalten, ließ ich den Garten weiträumig absperren und gesellte sie mit meinen Tieren. Trotz aller Anstrengung ließ sich unglücklicherweise keine Wut über ihre Torheit vermeiden und beschloss, sie nebenbei Leid, Schmerz, Angst, Streit und Gier auszusetzen. Das hatten diese verdammten Biester nun davon! Der Preis des Lebens ist eben hart.
Leider ließen sich trotz der Fürsorge in keinster Weise schreckliche Dinge vermeiden. Als ich sah, dass diese menschlichen Kreaturen nicht in der Lage waren, ohne Streit und Leid miteinander auszukommen, wuchs mein Zorn trotz aller Verachtung ins Unermessliche. Was sollte ich nur tun? Meine Biologienote schien sich drastisch zu verschlechtern, was meiner Gemühtheit nicht gerade entgegenkam. Sollte ich ihre Intelligenz steigern (verdammt aufwendig), sie weiterhin peinigen (keine schlechte Idee) oder die schlechtesten von ihnen töten (also alle?!)? Mein Würfel entschied sich für letzteres.
Da ich noch unschlüssig war, wie ich es anstellen sollte, ließ ich mir von zwei einigermaßen klugen Menschen ein großes Schiff bauen. Von jedem Tier aus meinem Garten lud ich zwei jeder Sorte in die Arche, einschließlich der verhältnismäßig klugen Menschen. Ich war erschrocken, wie viele Menschen sich über dieses Schiff lustig machten. Der Glauben war anscheinend nicht mehr vorhanden – launisch ließ ich kurzerhand den Garten fluten. Alles war tot, die Bauten der Menschen (bis auf das Schiff) zerstört und jegliche Vegetation zunichte gemacht. Eigentlich eine Schande um die hohen Materialkosten, trotzdem würde sich diese Actioneinlage sicherlich gut in dem Protokoll machen.

Jesus und seine Religion

Da ich meine Interessen durch keine Art von Katastrophe in der Welt durchsetzen konnte und die Menschen unbedingt eine Glaubenbestätigung nötig hatten (sie wurden immer unberechenbarer), setzte ich einen „Erlöser“ in die Welt, ein neunmalkluger Kopf, der den anderen Hans – Wursten weitaus überlegener war (was keine Schwierigkeit darstellte; die Intelligenz eines Feuermelders war zu übertreffen). Da mir kein besserer Name einfiel, nannte ich ihn Jesus. Zudem erschuf ich einen Vertreter des Bösen (um meinen Aufgabenbereich einzuschränken) und gab ihm sein Reich in der Hölle. „Dies sei ein Ort voller Schrecken“ – so ließ ich die Menschen über die Hölle denken. Diese leichtgläubigen Vollidioten haben das sogar noch geglaubt, was mir einiges an Arbeit ersparte. Kaum hatte ich Jesus auf die Welt gesetzt, wurde er schon wieder umgebracht. Scheiße! Darauf hatten die Menschen natürlich nichts Besseres zu tun, als eine Religion zu gründen, deren Anhänger sich Christen schimpften.
Doch was machten diese Menschen?? In ihrem Wahn bauten sie Verehrungstätten (ohne wirklich zu wissen, wen sie verehrten) und schrieben ein Buch voller Lügen über mich. Es folgten Religionskriege – wie sollte es auch anders kommen. Die törichten Vertreter meiner Anhänger waren kaum mehr von dummen Einzellern zu unterscheiden und machten mit der Kirche das, was ich in meiner Welt verhindern wollte. Sie wählten einen Vertreter meiner selbst mit Namen Papst, der kurzzeitig den Glauben an mich ausnutzte, um seine Kassen zu füllen. Diese Maßnahmen waren unter anderem mit dem schönen Wort „Ablasshandel“ geschmückt.
Langsam ging mir das alles gehörig auf die Nerven und spielte mit dem Gedanken, mit Hilfe einer erneuten Naturkatastrophe in der Welt aufzuräumen. Bevor ich jedoch einen Entschluss fassen konnte, teilte sich die Kirche.

Fortschritt der Menschen

Die Menschen begannen nun langsam, sich selbst zu zerstören (das konnten sie zur Abwechslung gut). Doch wäre das nicht so schlimm, wenn sie meine anderen, friedvollen und klügeren Geschöpfe nicht auch noch in Mitleidenschaft gezogen hätten. Das nannten sie zivilisieren. Wenn ich dieses Wort definieren müsste, würde ich sagen, dass es nichts anderes bedeute, als auf Probleme immer noch keine Antwort gefunden zu haben. Fette Menschen regen sich über ihre Figur auf, essen dafür aber immer mehr und lassen andere Menschen dafür hungern. Maschinen übernahmen das Denken der Erdbewohner, der technische Fortschritt nahm zu, die Intelligenz ab.
Wo sollte das noch enden?
Was hatte ich nur geschaffen?

Happy End(?)

Seit langem quälte mich nur ein absurder Gedanke: Wie soll ich nur mein Projekt zu Ende bringen? Das Wasser wurde knapp, worauf die Menschheit mit sinnlosen Kriegen auf die Knappheit antwortete.
Ich hatte die Nase gestrichen voll!
Ich musste den Versuch so schnell wie möglich beenden, oder der Mensch würde es tun. Fluten, Feuer, Vulkanausbrüche, Erdbeben und Stürme – alles schon da gewesen! Vielleicht alles auf einmal? Zu Ideenlos. Ich überdachte die Möglichkeiten und kam zu dem Entschluss, die Kreaturen sich selbst zu überlassen, keinen Gedanken mehr an sie zu verschwenden und das Projekt für mich zu beenden.

Das Problem löste sich von alleine.

[red]camp[/red]
 
M

Minds Eye

Gast
Hi Georg.
Tolle Idee, sprachlich prima umgesetzt. Ich hätte mir noch mehr Details gewünscht. Leider hast Du nur wenige Ereignisse angerissen. So kommt denn auch der Schluss etwas plötzlich.
Trotzdem prima Bewertung und Empfehlungsliste meinerseits.
Grüße,
ME.
 



 
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