Prolog im Himmel ( oder wo auch immer )

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Inu

Mitglied
*






PROLOG IRGENDWO DORT DRAUßEN
(im Himmel ?)


Anwesend sind ein Engel - und Gott

*



Der Engel sagt zum Herrn:

Ein merkwürdiges Völkchen
sind doch die Menschen!

Als du, großer Gott,
vor Jahrmillionen
auf jenem Planeten
anfingst,
dein Ursüppchen zu kochen
und mit deiner Schöpfung
zu experimentieren,
da sind sie
( leugne es nicht! )
eher durch Zufall
entstanden.

Mit Gleichmut verfolgst du seither ihr Schicksal,
siehst sie wachsen und sterben,
wie deine Pflanzen,
wie deine Tiere auch...

Homo Sapiens Sapiens,
Schutz suchende Wesen
auf einem Stern,
der nicht für sie gemacht ist.

Sanft behandelt hast du
die Menschen nie
und erst recht nicht mit Liebe.

Den brodelnden Planeten
ließest du nie
zu ihrer Heimat werden.
Nirgends können sie
ihr Haupt sicher
hinlegen
und ausruhen
von ihrer Mühe.


In Erdbeben, Orkangetöse,
im Bersten der Vulkane
führst du ihnen ständig vor Augen:
'Ihr seid unerwünscht
im Universum.'

Ein verletzbares, schwaches Geschlecht
sind die Menschen,
doch
mit dem unbegreifbaren Willen
zu leben,
mit Träumen und handfesten Plänen

und eines Tages werden sie
die Galaxien erstürmen
in
nie versiegendem Optimismus.

Naiv sind sie auch
im Grund ihrer Seelen.
Was immer du ihnen antust in deiner
( verzeih‘ mir ) bekannt sadistischen Art,
sie nennen dich 'Wohltäter'
und 'guter Vater.'

Du kannst sie nach deinem Gutdünken
zermalmen,
ersticken,
verbrennen,
kannst ihnen durch Mörderfluten
das Liebste nehmen,
bis das All erbebt
von ihrem Klage-Geschrei,
doch
sie bleiben am Boden NICHT liegen,
sie werden sich aufrichten

unbeugsam.

Dem Chaos,
Verfall,
stellen sie immer wieder
Ordnung,
Hoffnung
und ZUKUNFT entgegen.

Dem TOD
( auch eine Erfindung von dir!)
zum Trotz
zeugen ... gebären sie Kinder,
die schön sind
und stark,
Kinder nach IHREM Bild.

Ja wahrhaft ...
voller Stolz und Würde
ist es,

das Menschengeschlecht!




*


Copyright Irmgard Schöndorf Welch
19.05.2005

*

 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Inu,
ein merkwürdig Ding, welches Du hier niedergeschrieben hast.
Ich spüre hier einen Menschen, der in seinem Inneren gläubig ist,
aber auf Grund der vielen, ganz besondere letzteren Ereignisse,
mit seinem Gott hadert - hadert, wie mit einem Vater, welcher ihm
böses angetan hat. Eine "Schöpfer-Beschimpfung aus Hilflosigkeit"
würde ich Dein mühsam errungenes Werk nennen. Mühsam deshalb,
weil es mir verquält vorkommt. Du sprichst hier zu einem Vater -
einem Vater, der Deiner Meinung nach alles versäumt hat, was Du Dir
vorgestellt hast. Einem Vater, der keine Liebe gibt, einem Vater, der
straft, grausam straft, einem Vater, der keine Heimat, kein Zuhause
geschaffen hat, für sein Kind(er) - einem Vater von dem man sagt, daß
der dem Namen nach einer ist, von dem Du aber nichts dergleichen
spürst, was man unter einem richtigen Vater zu verstehen hat.

Und Du sprichst von dem Kind(ern), welches dem Vater trotzen will,
welches sich nicht unterkriegen lassen wird, welches sich gut
vorkommt, selbt wenn der Vater ihm das Gegenteil beweist, durch
sein Verhalten. Einem Kind, das sich einem solchen Vater entgegen-
stellt mit den Worten: "Und ich schaffe es doch, ich überlebe, trotz
Deiner Handlungen an mir. Ich bin stolz, ich bin lebenswillig .

Irgendwie ist dieses Gedicht ein Gedicht einer Haßliebe.
Das Gedicht einer gläubigen Christin, wie ich meine - ein
Gedicht voller Zorn und mit erhobener Faust.

So viel zu dem, was ich aus den Zeilen dazwischen herauslesen kann.
Dem Vordergründigen, was Du über die Menschheit schreibst, dem
kann ich, als (eigentlich) nicht Gläubiger absolut nicht folgen.
Das der Mensch wertvoller als Tiere und Vegetation ist, das hat er sich
selber ausgedacht. Der Natur sind alle Wesen gleich unwert oder
wert. Sie schiebt sie, wie sie sie gebrauchen kann. Sie läßt gebären und
sterben nach ihren Regeln, sie läßt erotisch lieben zur Vermehrung und
Arterhaltung. Sie läßt ebenso töten zur Arterhaltung und alles um uns
herum ist voll des Todes, voller Blut - der Mensch hat sich nur in seine
Zivilisation zurückgezogen, sich seine Antitötungsgesetze geschaffen
zur seiner eigenen Erhaltung. Aber auch dort kann er das von der Natur
gegebene Töten nicht lassen. Er tut es unter dem Mantel der Zivilistation
in dem er Gesetze übergeht und "mordet", wie man eine Tötung
unter Gleichartigen nennt. Aber er tötet auch organisiert, organisiert
in der Zivilisation. Er hält Tiere in Massen und tötet sich nicht,
nein er schlachtet sie. Merkst Du den Unterschied? Zwei Bezeichnungen
eines gleichen Vorganges. Morden, als etwas Böses, Schlachten, als
einen völlig legalen Vorgang. Und nicht nur das. Es reicht ihm nicht zu
schlachten, weil er essen muß, nein, er muß sich noch daran bereichern,
er quält diese Geschöpfe in einer Massentierhaltung und geht mit ihnen
brutal um. Hier unterscheidet er sich vom Tier im Negativen - das Tier
tötet, um zu überleben, aber in der freien Natur. Der Mensch schlachtet
nicht nur zum Überleben, nein er schlachtet aus Gier nach materiellem
Reichtum. In diesem Punkt ist er schlimmer als jedes Tier.
Warum sollte er dann wertvoller sein?
Der Mensch ist ein Tier - ein hochentwickeltes, gemessen an anderen
Tieren. Er ist nicht wervoller als ein Tier, aber er ist bedauernswerter,
als ein solches, denn er kann erkennen. Er erkennt Unrecht und je nach
Veranlagung leidet er darunter. Mancher leidet nie, denn er ist sich
seiner selbstgeschaffenen Selbstherrlichkeit so bewußt, das diese
ihm kein Leiden gestattet. Im Grunde ist ein solcher Mensch, voller
Selbstherrlichkeit - ein solcher Mensch ist einer der überlebt, immer.
Es gibt sehr sensible Menschen, die nicht überleben - Suizide sind der
beste Beweis dafür.
Trotz meiner Ungläubigkeit, habe ich eine Hoffnung, eine Hoffnung,
daß es vielleicht doch mehr geben könnte, als die Tatsache, daß
der Mensch nur ein Naturwesen ist. Sensible Menschen treiben mich
in eine solche Hoffnung. Menschen, die nach "Mehr" streben, als
nach dem Lustprinzip und nach materiellen Gütern. Doch auch hier kommen
mir wiederum Zweifel, ob das alles nicht nur "selbsterdacht und gemacht"
ist. Ob wir nur nach "Mehr" streben, weil uns das "Wenig" nicht
ausreicht aus Selbstüberschätzung, oder ob wir danach streben,
weil wir in uns doch noch einen größeren Funken verspüren - einen
göttlichen vielleicht?
All das sind Gedanken, die nicht neu sind - ebenso alt ist die
Tatsache, daß es keine verbindlichen Antworten gibt auf diese,
eigentlich einzig wichtigen, Fragen.

Alles in allem, liebe Inu, ich kann Deinen Versuch verstehen -
einen Versuch mit all dem Unbegreiflichen fertig zu werden.
Nur dieses Gedicht ist irgendwie einseitig und es entspricht
in keiner Weise meiner Vorstellung vom Menschen.
Um dieses Werk anzunehmen, muß man wohl gläubig sein.
Glauben an Gott - und ganz besonders an den Menschen.
Ich bedauere dieses nicht zu können.


Liebe Grüße
Klopfstock
 
B

bonanza

Gast
nach wie vor finde ich das gedicht nicht besonders gut geschrieben.
wenn es einen gott gibt, dann ist er nicht für die katastrophen verantwortlich.
er ist für alles und nichts verantwortlich.
muß ich als vater für all die taten meines kindes
rechenschaft ablegen?
die kausalitätskette legt das nahe.
aber das leben funktioniert anders.
es ist sich selbst gut.
moralische verpflichtungen lassen sich nicht aufzwingen.
ein katastrophe entzündet in uns gemeinschaftsgefühl.
eine natürliche notwendigkeit.
ich weiß nicht, ob es gott gibt.
der mensch geht durch krieg, pest und cholera.
ist der tod der stiefsohn gottes?
ungeliebt aber akzeptiert.
die liebe wird zum fluch und umgekehrt.
unsere hände strecken sich der unsterblichkeit entgegen.

wir gehen einsam.
bon.
 

Inu

Mitglied
Hallo Klopfstock

Ich habe den Text jetzt überarbeitet und die unmögliche Stelle mit dem lieben Vieh herausgenommen. Was Du über meine Motivation für dieses Gedicht sagst, ist sehr interessant. Ich werde einmal darauf zurückkommen, wenn mir der Kopf mehr danach steht. :)

@ Bonanza

Vielleicht liest Du die neue Fassung mienes Gedichtes und sagst mir dann Deine Meinung. Ich denke, dass ich es nun etwas verbessert habe.

Wer hilft mir weiter: Was ist die Mehrzahl von Homo Sapiens? Irgendwie scheint mir meine Version nicht korrekt.

Gute Nacht und liebe Grüße
Inu
 
D

Denschie

Gast
liebe inu,
"homo sapiens" bezeichnet nur die "art",
die "rasse". es lässt sich nicht
deklinieren und hat somit auch keinen
plural. du könntest in deinem gedicht einfach
den singular verwenden, das klingt auch
nicht schlecht.
inhaltlich kann ich ansonsten leider absolut null
damit anfangen.
viele grüße,
denschie
 

rosste

Mitglied
"homines sapientes" ist grammatisch wohl richtiger Plural, Einzahl finde ich aber auch besser.

„Unerwünscht seid ihr im Universum.“ - wir SIND ein Stück Universum. Wie können wir da unerwünscht sein ?
Unsere Atome, Moleküle und Elementarteilchen kommen direkt von der Erde, von der Sonne, von der Milchstrasse.
Wir sind alles andere als Fremde auf diesem Planeten.

meint Stephan
 
B

bonanza

Gast
und was ist der "homo sapiens sapiens"?
ich hörte mal, daß dies die richtige lateinische
bezeichnung unserer art ist. oder irre ich mich?

bon.
 

rosste

Mitglied
@ bon
ja, ja, das ist noch genauer. Zu den homines sapientes sapientes gehören du und ich, die "modernen" Menschen sozusagen, während "homo sapiens" auch die "älteren" Exemplare mit beinhaltet. Ich weiβ nicht mehr, wie viele tausend Jahre das zurückreicht.
Stephan
 

Inu

Mitglied
HALLO Denschie
Homo sapiens... Singular. Ich bin Deinem Rat gefolgt. :) Und Danke für Deinen Kommentar.


Hallo Rosste
[blue]"homines sapientes" ist grammatisch wohl richtiger Plural, Einzahl finde ich aber auch besser.[/blue]
Alles klar :)


Du schreibst:
[blue]„Unerwünscht seid ihr im Universum.“ - wir SIND ein Stück Universum. Wie können wir da unerwünscht sein ?
Unsere Atome, Moleküle und Elementarteilchen kommen direkt von der Erde, von der Sonne, von der Milchstrasse.
Wir sind alles andere als Fremde auf diesem Planeten.[/blue]
Da hast Du wirklich Recht. Mein Engel ist aber ein ziemlicher Zyniker ( vielleicht wirklich Luzifer, wie Bonanza meinte ). Unerwünscht seid ihr im Universum: es scheint sich manchmal die ganze Natur ( Gott?!) gegen das Menschengeschlecht verschworen zu haben, um es hinwegzufegen. Besonders bei solchen Katastrophen wie dieser Flut, kommt einem der Gedanke, dass wir hier unbeheimatet sind und eigentlich nicht da sein sollten. Ein einzelner Meteoriteneinschlag könnte uns auslöschen.

Mein Text stellt keinen Anspruch auf letzte Wahrheiten, er sollte einfach ein Denkanstoß sein. Schließlich habe ich diese drastischen Worte ja ''nur' einem Engel in den Mund gelegt.

Euch beiden viele Grüße
Inu
 

Inu

Mitglied
*






PROLOG IRGENDWO DORT DRAUßEN
(im Himmel ?)


Anwesend sind ein Engel - und Gott

*



Der Engel sagt zum Herrn:

Ein merkwürdiges Völkchen
sind doch die Menschen!

Als du, großer Gott,
vor Jahrmillionen
auf jenem Planeten
anfingst,
dein Ursüppchen zu kochen
und mit deiner Schöpfung
herum zu experimentieren,
da sind sie
( leugne es nicht! )
eher durch Zufall
entstanden.

Mit Gleichmut verfolgst du seither ihr Schicksal,
siehst sie wachsen und sterben,
wie deine Pflanzen,
wie deine Tiere auch...

Homo Sapiens Sapiens,
Schutz suchende Wesen
auf einem Stern,
der nicht für sie gemacht ist.

Sanft behandelt hast du
die Menschen nie
und erst recht nicht mit Liebe.

Den brodelnden Planeten
ließest du nie
zu ihrer Heimat werden.
Nirgends können sie
ihr Haupt sicher
hinlegen
und ausruhen
von ihrer Mühe.

Denn
in Erdbeben, Orkangetöse,
im Bersten der Vulkane
führst du ihnen ständig vor Augen:
'Ihr seid unerwünscht
im Universum.'

Ein verletzbares, schwaches Geschlecht
sind die Menschen,
doch
mit dem unbegreifbaren Willen
zu leben,
mit Träumen und handfesten Plänen

und eines Tages werden sie
die Galaxien erstürmen
in ihrem
nie versiegendem Optimismus.

Naiv sind sie auch
im Grund ihrer Seelen.
Was immer du ihnen antust in deiner
( verzeih‘ mir ) bekannt sadistischen Art,
sie nennen dich 'Wohltäter'
und 'unser Vater.'

Du kannst sie nach deinem Gutdünken
zermalmen,
ersticken,
verbrennen,
kannst ihnen durch Mörderfluten
das Liebste nehmen,
bis das All erbebt
von ihrem Klage-Geschrei,
doch
sie bleiben am Boden NICHT liegen,
sie werden sich aufrichten

unbeugsam.

Dem Chaos,
Verfall,
stellen sie immer wieder
Ordnung,
Hoffnung
und ZUKUNFT entgegen.

Dem TOD
( auch so eine Erfindung von dir!)
zum Trotz
zeugen und gebären sie Kinder,
die schön sind
die stark sind ...
Kinder nach IHREM Bild.

Ja wahrhaftig
voller Stolz und Würde
ist es,

dieses Menschengeschlecht!

Da könntest Du,
Gott,
fast neidisch werden.




*


Copyright Irmgard Schöndorf Welch
19.05.2005

*

 



 
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