PumpGun

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animus

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PumpGun
Kurzprosa zum Thema Einsamkeit


Er hielt das Gewehr mit einer Hand vor sich, den Lauf nach oben gerichtet und ging den langen Flur auf die hinterste Tür zu. Nur gedämpft hörte er das faszinierende Geräusch des Durchladens seiner Pumpgun.
Das leise Geräusch hat ihm gereicht, denn er wusste, wie es sich in voller Stärke anhörte. Oft hatte er diese Arm-, und Handbewegung geübt, damit es so aussieht und klingt, wie er es einmal im Kino gesehen hatte. Nicht nur dieses Geräusch war Musik in seinen Ohren.
Plötzlich blieb er stehen, und warf seinen Kopf in den Nacken und verharrte in dieser Stellung
Er schloss die Augen und spannte seine Muskeln an.
In seinem Ohr klang die Passage des Musikstückes, das er so sehr liebte. Diese Töne, die durch die Kopfhörer in ihn drangen, haben ihn für eine Weile der Realität entführt. Völlig angespannt und abwesend, sein Kopf im Nacken liegend, hörte er der Musik wie im Rausch zu.

Bei geschlossenen Augen sah er den querlligen Wasserlauf der Moldau, die mit ihren beiden kleinen Quellen, kühl und warm, durch einen Bach vereinigt, zu einem Strom in ihrem Flussbett durch bewaldete und grüne Landschaften ihren Lauf nahm. Sie floss an den Ufern des Lebens vorbei.
Sie floß an Hochzeiten, Trennungen, Freude und Trauer vorbei. Wassernixen tanzten ihren Reigen im nächtlichen Mondschein. Alte Ruinen, stolze Burgen und Schlösser ragten an ihrem Ufer empor.
Das schäumende Wirbeln des blauen Wassers in den Stromschnellen unterbrach nicht ihren kräftigen Lauf zu Prager Burg Vysehrad. Majestätisch und doch traurig lässt sie ihre Wassermacht in der Ferne in der Elbe fast geräuschlos verschwinden.

Mit geschlossenen Augen ließ er die letzten Töne der „Moldau“ von Smetana auf sich einwirken. Seine PumpGun immer noch im Anschlag haltend, zog er seinen Kopf wieder nach vorne und entspannte seine Muskeln. Langsam kam er zu sich. Ein starrer Blick auf die hintere, im dunkeln liegende Tür brachte ihn innerhalb ein paar Sekunden in die Realität zurück.
Er legte die restlichen dreizig Meter zur Tür im schnellen Tempo zurück, senkte die PumpGun in die Waagerechte und schoss. Die Tür zersplitterte in der Mitte zu einem großen Loch.
Das Sonnenlicht, das durch die zerschossene Tür in den Flur drang und an den vielen scharfen Kanten des zerstörten Holzes brach, erfasste ihn wie ein Spot einer Theaterbühne.
Er hob die PumpGun wieder in die Senkrechte und tat es.
Eine kurze, kräftige Armbewegung. Er hörte es. Das Geräusch, das ihn so faszinierte.
Ein paar Sekunden blieb er still stehen und ohne, dass ihn die Faszination vollkommen verließ, trat er in den Raum hinein und schoss.
Gekonnt lud er schnell wieder nach und schoss erneut. Ein paar Splitter flogen um ihn herum.
Die nassen Flecken in seinem Gesicht fühlten sich kalt an und die rot bespritzten Hände hielten jetzt gemeinsam die PumpGun. Es war still um ihn. Er stand mitten drin in dem Durcheinander und schaute sich teilnahmslos um.
‚Was so drei Schüsse alles anrichten können’, sprach er erregt mit sich.
Das halbe Mobiliar war zerstört. Kaputte Gläser, zerschossene Schränke, Tellerscherben lagen im ganzen Zimmer verstreut.
Und ihr Zwei’, rief er den zwei Stühlen zu.
Die zwei Gummipuppen, die er gestern in Begleitung von Smetanas „Moldau“ akribisch mit Ketchup vollstopfte waren kaum zu erkennen.
Er nahm einen Stuhl, stellte ihn ans Fenster und setzte sich hin.
Während er sich eine Zigarette drehte, schaute er aus den Augenwinkeln auf die Straße und beobachtete durch die mit Panzerglas verglasten Fenster die hastende Menschenmenge ohne die Geräuschkulisse des Lebens hören zu können.
Mit einem kalten Blick und verächtlichen Schmunzeln im Gesicht, umgeben von Stille beobachtete er das lachende Pärchen an der Ecke.




[©animus]
 

animus

Mitglied
hi flammarion,
danke, dass dir die geschichte gefällt.
soblad er wirklich gegen das gestzt verstößt.
wozu soll man sowas lesen? vielleicht um nicht ins irrenhaus zu kommen?
lg
animus
 



 
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