Querschnitt

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Tula

Mitglied
Querschnitt


Klassifizierung überholt jetzt
liegt alles nur noch in Schichten
harmonisch übereinander

ganz oben
freie Falten und Entfaltung
durchzieht den Himmel
schneller als jeder andere
stellt sich gern den scharfen Winden
und Stößen aus der Tiefe
ruft Ethos

dann die Kruste
selbst in Schichten
ausgehärtet
dort findest du jedes Erz auch
immer wieder Brüche und
Verschiebungen jeder Art

darunter wird's eng
oder besser
immer dichter
Sediment über Sediment
alles ächzt und stöhnt nur
vermischen will sich da keiner
dennoch meistens
träges Treiben auf der Suppe

dem Rest im
Kern genau genommen
weniger flüssig
der größere Teil
streitet sich wer auf
dem anderen driften darf

manchmal am Brodeln
schießt dann einer
bis ganz nach oben
bringt er alles

durcheinander
 

Label

Mitglied
hallo Tula

so habe ich das noch gar nicht betrachtet, deshalb sind mir wohl auch nicht die Gemeinsamkeiten der Erdschichten mit den Gesellschaftsschichten aufgefallen.
Ganz oben ist es windig, ganz unten viel Druck und manchmal bricht ein Vulkan auch aus
soweit gefällt mir das gut
schwierig finde ich die zum Teil abrupten Übergänge, was durch die Zeilenumbrüche noch verstärkt wird.
Insgesamt gerne, und oft! gelesen.

lieber Gruß
Label
 

Tula

Mitglied
Hallo Label

Vielen Dank für deine Eindrücke beim Lesen. Die Idee hast du natürlich richtig erfasst; es geht auch darum, dass wir wohl in einer (gewissermaßen von der Oberfläche gesehen) klassenlosen Gesellschaft leben (zumindest redet niemand mehr davon), aber auch ohne Klassifizierung bleibt wohl irgendein Schichtenmodell übrig :)

Die Übergänge sind stellenweise auf Mehrdeutigkeit gebaut (siehe zweite Strophe, wer sich hier wirklich den scharfen Winden stellt, soll offen bleiben), an anderen Stellen SOLL es gerade abrupt klingen, zum Beispiel würde ich die Zeile "vermischen will sich da keiner" beim Lautlesen bewusst aus dem Text hervorheben, wie einen Kommentar zum eigentlichen Gedicht, welches das 'Modell' beschreibt. Bei anderen Stellen gilt ähnliches.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 18005

Gast
leider mir etwas unschlüssig, nach drittem Lesen der Anfang klar. Ich stelle mir etwa die Erde im Querschnitt vor und die Schichten und dann Magma das nach oben schießt, vielleicht liege ich falsch, vielleicht richtig, wer weiß, ich lese lieber nochmal:

ich bin ratlos.
 

Tula

Mitglied
Hallo Etma

Kein Problem, die Absicht liegt im Schnitt durch die Schichten unserer jetzt angeblich klassenlosen Gesellschaft. Zugegebenermaßen eher ein gedankliches Experiment, im Sinne der Real-Satire (siehe Text zu dieser Rubrik in der Lyrik-Foren Übersicht) . Man kann darüber natürlich auch traurig werden :)

LG
Tula
 



 
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