Birgit Kachel
Mitglied
Der Wahnsinn findet nur in den Räumen statt, sagstest du. Und ich schloß die Tür hinter dir und beneidete dich um die Möglichkeit, auch in eiskalten Nächten Beengendes abzuschütteln, leichter als die Häutung einer Schlange sich vollzieht. Allein dafür solltest du nicht ungestraft desertieren, blieb ich doch in der Pflicht gefangen, das unablässige Hämmern der Kämpfe auszuhalten, die ohne jede Erfolgsaussicht zwischen mir und meinem inneren Diktator tobten.
So verging Monat um Monat, in denen unsere Entfremdung zunahm, unsere Liebe schwand. Schon wurde ich wieder zur Trümmerfrau und tünchte inmitten des Kriegsgeschehens meine Kerkerwände mit gelber Farbe - langsam, mit dem zartesten Pinsel, den ich zur Hand hatte; wußte ich doch, daß keine Taktik gegen die Ignoranz der Zeit ankommt - so lange, bis ich unter meinen scharfen Blicken endlich erkannte, daß auch die Hoffnung ihren Rückzug längst angetreten hatte und nichts anderes hinterließ als unsere beider destruktiven Mächte. Was dann geschah, überließ ich dem unproduktivsten aller Rettungsversuche, indem ich uns aus meiner Behausung einfach wegräumte und mir stattdessen die Liebe in sonnigen Gefilden erträumte. Dort lernte ich alle Sprachen so intensiv, bis jedes Verstehen zwischen uns schließlich ganz unmöglich wurde.
Inzwischen will es mir nicht mehr gelingen, an den Ort unseres letzten Gefechtes zurückzukehren. Wenn wenigstens DU mir sagen könntest, wofür dies alles geschehen mußte. Aber nun bist DU es, der sich ausschweigt - zwischen den verbliebenen Trennwänden eines was war und hätte sein können in den geräumten Feldern unserer einst so brennenden Liebe.
(24.01.1990)
So verging Monat um Monat, in denen unsere Entfremdung zunahm, unsere Liebe schwand. Schon wurde ich wieder zur Trümmerfrau und tünchte inmitten des Kriegsgeschehens meine Kerkerwände mit gelber Farbe - langsam, mit dem zartesten Pinsel, den ich zur Hand hatte; wußte ich doch, daß keine Taktik gegen die Ignoranz der Zeit ankommt - so lange, bis ich unter meinen scharfen Blicken endlich erkannte, daß auch die Hoffnung ihren Rückzug längst angetreten hatte und nichts anderes hinterließ als unsere beider destruktiven Mächte. Was dann geschah, überließ ich dem unproduktivsten aller Rettungsversuche, indem ich uns aus meiner Behausung einfach wegräumte und mir stattdessen die Liebe in sonnigen Gefilden erträumte. Dort lernte ich alle Sprachen so intensiv, bis jedes Verstehen zwischen uns schließlich ganz unmöglich wurde.
Inzwischen will es mir nicht mehr gelingen, an den Ort unseres letzten Gefechtes zurückzukehren. Wenn wenigstens DU mir sagen könntest, wofür dies alles geschehen mußte. Aber nun bist DU es, der sich ausschweigt - zwischen den verbliebenen Trennwänden eines was war und hätte sein können in den geräumten Feldern unserer einst so brennenden Liebe.
(24.01.1990)