Rache

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MaxiWolf

Mitglied
14. Februar 2001

Heute trau ich mich endlich. Ich überwinde meine Angst vor Abweisung. Sie kann mir an diesem Tag doch keine Abfuhr geben. Es ist schließlich Valentinstag. Oder doch? Angst kriecht in mir hoch. In meiner zitternden Hand halte ich das rote Pappherz, das eine Schachtel mit herrlichen Pralinen ist und eine Karte. Would you be my Valentine?, steht auf der Vorderseite. Und innen hab ich ein Gedicht geschrieben, das einzig und alleine von mir für sie ist. Ich habe in diesem Gedicht all meine Gefühle ihr gegenüber offenbart. Meine Sehnsucht und Hoffnung.
Dann sehe ich sie auf mich zukommen. Der kalte Februarwind spielt mit ihrem blonden Haar. Sie fährt sich mit der Hand über die Stirn und legt ihr Haar hinter ihre Ohren. Ihre himmelblauen Augen liegen auf ihrer besten Freundin, mit der sie etwas plaudert. Dann plötzlich bildet sich auf ihren sinnlichen vollen roten Lippen ein herzhaftes Lachen. Sicher hat ihre Freundin einen Scherz gemacht. In der anderen Hand hat sie einige Bücher. Beide sind auf den Weg zum Musikunterricht und laufen langsam über den Hof. Ihr wohlgeformter Po wackelt aufreizend. Ihr ganzer Körper ist wundervoll und obwohl sie einen dicken Pullover an hat, so kann man doch ihre traumhafte Figur erahnen.
Diese Göttin würde mir sicher nie eine Chance geben. Ich habe kurzes braunes Haar, bin ziemlich blass und ziemlich schmächtig, mein Aussehen ist auch nicht besonders toll. Und was mein Selbstvertrauen betrifft. Ich stehe an einer Seite eines der Schulgebäude, so dass die beiden mich nicht sehen und mein Herz geht schnell vor Aufregung. Ich sehe auf das Pappherz und die Karte. Diesmal versage ich wieder. Das steht fest.
Dann gehen sie in das Gebäude. Ein paar Jungs aus ihrer Klasse treten ihre Kippen aus und folgen den beiden. Ich stöhne laut. Versagt. Meine linke freie Hand schlägt hart auf die Mauer des Gebäudes. Wieder einmal hab ich mich nicht getraut. Versager! Ja das bin ich, ein mieser Versager.
„Hey Daniel!“, kommt es vom Hof. Es ist Tim mein bester Kumpel. Er mustert mich und fragt: „Für Nadja?“ Er weißt mit der Kippe in seinem Mund auf das Pappherz und die Karte.
„Für wen sonst“, gebe ich ihm missgelaunt als Antwort.
„Hey, hey“, kommt von ihm. Er hebt seine Hände zur Abwehr.
„Sorry, Kumpel.“
Tim kommt zu mir und lehnt sich auch an die Wand. „Wieso gehst du nicht zu ihr und sagst ihr endlich, was du von ihr willst. Die poppt doch eh mit jedem.“ Unweigerlich bildet sich meine freie Hand zur Faust. Ich verspüre die Lust ihm eine rein zu hauen. Tim merkt meinen Zorn und sagt: „Ist doch wahr Mann.“
Ich stöhne auf.
„Ey, jetzt lass den Kopf nicht hängen, irgendwann findest du ein nettes Mädchen, dass dich genauso mag wie du sie“, versuchte er mich aufzumuntern. „Also vergiss die Schlampe.“
Wieder kommt ein stöhnen von meinen Lippen. „Also was machen wir jetzt?“, fragt Tim. Er nimmt einen Kräftigen Zug von seiner Zigarette, dann nimmt er sie aus dem Mund, schnippt sie auf den Rasen und bläst mir den Rauch ins Gesicht.
Ich huste und er schlägt vor: „Ich spiele Liebesbote und überreiche deiner Herzdame ihr Geschenk.“ Mit beende dieses Satzes schnappt er sich das Herz und die Karte aus meiner Hand und nimmt beides in seine Linke. Dann rennt er los, ich stürze ihm hinterher. Er packt mit der rechten das Geländer und springt hinüber und stürzt in das Schulgebäude. Ich klettere über das Geländer und folge ihm.
Tim ist eine echte Sportskanone und eine Eins im Hochsprung. Er hat schon einige Sportwettbewerbe als Erster gewonnen. Er ist zirka einsneunzig, schlank, hat braune Augen und blondiertes kurzes Haar. Dass er rauchte wie kein anderer scheint seiner Kondition nichts anzuhaben. Ich bewundere ihn.
Im Gebäude stürmt er nach oben und ich hinter ihm her. Auf der Treppe verlangsame ich meine Bewegungen und lausche mit Angst dem Geschehen.
„Hallo die Damen“, spricht Tim die beiden an. Beide scheinen überrascht. Kim, Nadjas beste Freundin, mustert als erste das Herz. Sie ist genauso ein tolles Mädchen wie Nadja, aber Nadja sieht trotzdem besser aus. Kim hat kinnlanges glattes eichenholzfarbenes Haar und sanfte rehbraune Augen.
„Das ist für unsere zauberhafte und von allen bewunderte Nadja von einem heimlichen Verehrer“, eröffnete er ihr. Ich schlucke, unter dem Gedicht steht mein Name. Was wird sie wohl sagen?
Tim übergibt ihr das Pappherz und die Karte und als allererstes öffnet sie das Pappherz und nimmt sich eine der Pralinen heraus. Die anderen Mädchen ihrer Klasse und Jungs sind gespannt, wer der Verehrer wohl ist. Nadja gibt das Pappherz Kim und sie mopst sich eine Praline. „Hmmmmmmm“, kommt von ihr.
Nadja widmet sich der Karte und öffnet sie. Sie eröffnet der gespannten Gesellschaft den Inhalt und liest mein Gedicht laut vor. Mein Gesicht färbt sich rot, als alle meine Liebesbotschaft hören. Am Schluss kommt die Signatur. „In Liebe Daniel Schuster“, lesen ihre wundervollen Lippen vor und sofort hab ich einen Klos im Hals. Ich schluckte schmerzlich und laut und auf der Treppe hatte sich schon eine Gruppe Jungs gebildet, die sich herzlich darüber amüsierten.
„Na Freak, da hast du ja was schönes gedichtet“, lacht einer der Jungs. Er ist ein kräftiger Bursche, mit kurzem schwarzen Haar und brauen Augen und beansprucht Nadja für sich, nur weil er einmal mit ihr im Bett war. Ich kann ihn absolut nicht leiden.
Meine Hände ballen sich zu Fäusten, während sie lachen und spotten. Da hat Tim wirklich was tolles angerichtet.
„Jungs, aber jetzt macht euch rein“, ruft unser Musiklehrer. Während ihrer Rufe haben alle das Klingeln überhört. Ich und Tim spurten uns und rennen zur Turnhalle. Der Sport hatte schon begonnen. Wir müssen uns beeilen.



14. Februar 2002

Ich stehe auf unserem Pausenhof, in meiner Hand halte ich mein Brot und ich starre auf das Mädchen, das mich letztes Jahr so blamiert hat.
Nadja plaudert fröhlich mit Kim. Ich beiße ein Stück von meinem Frühstücksbrot ab; plötzlich schaut Nadja zu mir. Sie lächelt mir zu und ich laufe rot an. Sie sieht einfach nur toll aus. Dann kommt sie zu mir, ihr Becken schwingt verführerisch.
Ich schlucke das Brot hinunter und sehe sie verwundert an.
„Na Romeo, hast du wieder ein Gedicht für mich?“, sagt sie mit süßer Stimme. Und beginnt zu lachen. Kim bricht auch in schallendes Gelächter aus. Die beiden bekommen sich wieder ein und Nadja sagt zu ihrer Freundin gewandt: „Aber die Pralinen waren gut.“ Sie sagt es trocken und mit sehr viel Arroganz. „Also meinem Hund ham sie sehr geschmeckt.“ Beide ziehen kichernd davon und ich koche vor Scham und Wut. Ich hab ihr in diesem Gedicht mein Herz ausgeschüttet und sie lacht sich darüber krank.
„Was wollten denn diese Schneckchen von dir?“, will Tim wissen. Er steht so plötzlich hinter mir, dass ich erschrecke.
Liebe ich Nadja überhaupt noch? Ich fühle nur noch Hass für sie. Das ganze Jahr über haben alle sich über mich lustig gemacht. Wegen dieser Hure. Mein Herz ist nur noch mit Hass gefüllt. Und nach Verlangen, wenn ich an ihre tolle Figur denke, die sie mit einer Jeans und einem dicken Anorak verdeckt hat.
„Es ist doch wieder Valentinstag“, antworte ich abwesend. Ich sehe Nadja hinterher und ihrem wohlgeformten runden Po. „Sie hat mir gerade vorgeschwärmt, wie toll meine Pralinen ihrem Hund geschmeckt haben.“
„Und?“ Er sieht mich fordernd an. „Machst du heute Abend mit?“
Ich sehe ihn an. Heute Abend. Der Abend, an dem Nadja ihre Abrechnung bekommt; der Abend, an dem ich das Lachen habe. Mit Vorfreude denke ich an den Abend. Aber irgendwie hab ich auch Angst. Was, wenn etwas schief geht. Aber trotzdem antworte ich mit: „Ja!“
„Und hast du das Geschenk an unsere süße?“, fragt er.
Ich werfe mein Pausenbrot weg und greife in meine Tasche. Ich hole ein herrliches goldenes Collier heraus und zeige es Tim.
Er nimmt es in seine Hand und betrachtet es sich. „Wow“, kommt es von ihm.
„Aber hey“, ich sehe ihn warnend an. „Ich brauch das Teil wieder.“ Es ist ein sehr teures Stück aus dem Juweliergeschäft meiner Mutter und ich muss es bis morgen wieder zurückgelegt haben. Es hat einen Saphir, der genauso schön war wie Nadjas Augen und besteht aus 585er Gold.
Ein teures Geschen, wenn man bedenkt, dass wir es ihr heute Abend wieder entreißen. Tim grinst und ruft: „Und hier die Verpackung!“ Er holt ein kleines hübsch verziertes Schächtelchen aus seiner Tasche. Dann legt er das Collier hinein und verschließt es mit dem Schleifenband. Dann drückt er das Geschenk mir in die Hand und kramt in seinem Rucksack herum. Nach kurzer Zeit zieht er einen Briefumschlag heraus und gibt mir auch den.
„So“, ruft er. „Nun mein lieber Daniel, tust du deine Pflicht und bringst unser kleines Geschenk zu der guten Nadja.“
„W-w-wer ich?“, kommt es erschrocken von mir. „Aber das ist doch nicht dein Ernst.“ Ich schlucke. Das kann er doch nicht von mir erwarten.
Tim tritt hinter mich und schiebt mich vorwärts zu dem Gebäude, in dem sich Nadjas Klassenzimmer befindet. „Ich habe das letzte Mal dein Geschenk zu ihr gebracht.“ Wir steigen die Treppe hinunter und betreten den Flur. Es ist die 2. Tür auf der linken Seite. Die rechte ist nur eine Wand mit Fenstern. Und nun stehen wir da.
„Verschlossen“, bemerke ich und rüttele an der Tür.
„Ja ja, ich weiß“, sagt Tim. „Jetzt reiß nicht gleich die Tür aus den Angeln.“ Er räuspert sich und greift in seine Hosentasche. „Ich hab den schmutzigen Teil der Arbeit gemacht und uns den Schlüssel gesichert.“ Er lässt ihn vor meinen Augen baumeln und ich denk, ich werd nicht mehr. Ist das wirklich wahr. Ist der wirklich im Lehrerzimmer eingebrochen und hat den Schlüssel zum Klassenzimmer gestohlen?
„Sag mal bist du irre!“, gehe ich ihn an. „Wenn das einer rauskriegt sind wir geliefert.“
„Jetzt schrei hier nicht so rum“, fährt er mich an. „Wenn du so schreist, dann kommt sofort die ganze Schule zu uns.“ Er tut den Schlüssel ins Loch und dreht ihn um. Er öffnet mir die Tür und macht eine Verbeugung. Ich trete konfus an ihm vorbei und er sieht listig zu mir. „Ich hab ihn ausgeliehen und ich krieg’s schon hin, dass unsere liebsten Lehrer nix spitz kriegen.“ Als ich im Zimmer bin stellte er sich wieder normal hin und sagt: „Ich bring das Ding wieder ins Lehrerzimmer und du machst dich dann durchs Fenster vom Acker. Wir ham nicht mehr viel Zeit.“
Er hatte Recht, wir haben nur noch wenige Sekunden. Tim verschließt die Tür wieder und ich höre seine schnellen Schritte, wie er aus dem Gebäude rennt.
Ich gehe zu Nadjas Tasche. Ein Buch, ihre Federmappe und ein aufgeschlagenes Heft liegen auf ihrem Tisch. Plötzlich läutet die Schulglocke, die Hofpause ist beendet und draußen sammeln sich die Schüler. Mein Herz geht bei jedem Schritt, den ich über den Holzfußboden tue, schneller. Langsam laufe ich auf Nadjas Tisch zu.
Ich stecke das Geschenk und den Brief in ihre Tasche. Draußen höre ich wie Nadja aufgeregt über irgendein Thema diskutiert. Ich gehe zum Fenster und öffne es. Die Lehrerin kommt und schließt die Tür auf. Und während sich die Tür öffnet springe ich aus dem Fenster auf den Rasen, wo Tim schon auf mich wartet.
Wir lehnen uns an die Wand und horchen, was drinnen vor sich geht. Nadja und Kim gehen an ihren Platz und Nadja kramt sofort in ihrem Rucksack rum und findet auch gleich unser Geschenk.
„Was iss’n das?“, will Kim neugierig wissen.
„Keine Ahnung“, kommt ratlos von Nadja. Sie öffnet es und stößt einen überraschten Schrei aus.
„Das ist doch unfassbar“, kommt es unglaubend von Kim. „Is die echt?“
„Das hoff ich nicht“, ist Nadjas bangen. Ein Raunen geht durch die Klasse. Alle versammeln sich um Nadja und ihr Präsent. Alle wollen neugierig wissen, wer ihr dieses Geschenk gemacht hat. Dann folgt der Brief.
Mit zitternder Stimme liest Nadja vor.

Meine geliebte Nadja!
Ich schwärme schon sehr lange für dich holdes Wesen. Aber fand bisher nicht den Mut, dir meine große Liebe zu offenbaren. Jetzt trau ich mich endlich und lade dich ein zu einem romantischen Dinner unter dem Sternenhimmel. Im Wald auf der großen Lichtung um 11 Uhr. Also zieh dir was nettes an und bitte trage mein Collier heut Abend.

Dein geheimer Verehrer

„Und gehst du hin?“, will Kim von ihrer besten Freundin wissen.
„Ähm“, kommt es von Nadja. „Ich glaube schon, bei dem teuren Schmuckstück.“
„Wer das wohl sein wird“, höre ich noch von drinnen kommen und dann wird das Fenster geschlossen.
„Holdes Wesen und große Liebe offenbaren“, zitiere ich amüsiert. Wer hat dir denn den Text geschrieben.
Er sieht mich beleidigt an. „Also, den hab ich vollkommen alleine geschrieben“, behauptet er. Ich kann einfach nur lachen. Dieser grobe Typ, wie er im Umgang mit Mädchen ist, soll diese Zeilen verfasst haben. Das kann ich einfach nicht glauben.
„Daniel Schuster, Tim Meinhardt“, kommt es von links. Wir beide zucken zusammen. Der Hausmeister steht dort und sieht uns streng an. „Was habt ihr beiden auf dem Rasen verloren?“
„Ähm ..., ja ...“, kommt es sprachlos von Tim. Das ist das erste Mal, das der große Tim nichts zu antworten hat. Ich lache in mich hinein. Wir gehen zu ihm und ich freu mich schon auf heute Abend.

Die ersehnte Nacht kam schnell. Ich sitze neben Tim und sein schwarzer VW holpert langsam den Waldweg entlang. Erneut kriecht in mir Zweifel hoch, ob es wirklich so gut ist, was wir vorhaben. Aber bei dem Gedanken an die Demütigung und den Spott verdränge ich diese Zweifel.
Tim parkt den Wagen an der Straße. Von hier aus müssen wir das Essen für Nadja, Gedeck, Tisch und Stühle nur einige Meter tragen. Tim ist diese Aufgabe zugeteilt. Und ich soll alles ordentlich herrichten.
Als wir fertig sind, ist es noch lange vor 11 Uhr. Wir haben noch genügend Zeit. Aber erst mal heißt es den Wagen versteckt und ab in unsere Kostüme. Es sind braune Mönchskutten und grüne fiesgrinsende Masken. Und diese Kostüme sind aber eindeutig nix für eine kalte Februar Nacht. Ich friere erbärmlich.
Die Zeit verstreicht und endlich kommt Nadja. Sie sieht sich um und entdeckte den Tisch, der von Kerzen erleuchtet wird. Dann schaut sie nach demjenigen, der ihr die Nachricht gesendet hat. Aber sie kann es nicht erahnen, wer ihr diesen Liebesbrief schrieb. Und sie weiß auch nicht, was sie erwartet, dass sie beobachtet wird. Dass wir beide auf den richtigen Moment warten um ihr den größten Schrecken ihres Lebens zu bereiten.
Sie geht langsam auf den Tisch zu, lässt ihre Tasche auf den Boden gleiten und setzt sich auf einen Stuhl. Wir haben alles so angerichtet, dass sie auf den ersten Blick nicht bemerkt, dass ihr nie jemand gegenübersitzen wird. Sie schaut auf ihren Teller. Auf beiden Tellern steht jeweils ein Kärtchen mit derselben Botschaft – wir können ja nicht ahnen, wo sie sich hinsetzt -, sie nimmt es in die Hand und Klappt es auf.
Lass es dir schmecken, Darling. Es wird dein letztes Mahl sein! Das ist Tims Botschaft und diesmal wirklich sein Stil.
Nadja legt das Kärtchen verwirrt zur Seite und widmet sich dem Serviertablett, auf dem ihre Speise ist. Tim reibt sich voller Vorfreude die Hände und ich beginne vergnügt zu grinsen. Nadja hebt den Deckel ab und sieht gespannt nach, was darunter ist. Als sie den von den Kerzen erleuchteten Inhalt sieht schreckte sie angewidert von Tisch weg und fällt mit dem Stuhl um. Tim grölt und ich stelle fest, dass putzige Maden nicht Nadjas Lieblingsspeise sind.
Die Tiere winden sich in der Schüssel und Nadja packte ihre Tasche. Dieses Blind Date ist einfach nichts für sie. Aber wir haben andere Pläne als sie jetzt schon laufen zu lassen.
Tim klopft mir auf die Schulter und spurtet zu Nadja, ich folge ihm. Wir springen aus der dunklen Nacht, hinter einem Baum hervor und Tim begrüßt sie: „Guten Abend junge Dame. Hat Ihnen denn mein Mahl nicht gemundet?“
„W-w-wer seid Ihr?“, will sie wissen. Ich hoffe, sie erwartet keine Antwort.
„Es hat Ihnen nicht geschmeckt?“ Tim klingt enttäuscht.
„Was soll dieser Schrott, diese widerlichen Viecher kriegt doch keiner runter“, entrüstet sie sich.
„Es scheint, wir müssen sie füttern“, sagt er zu mir gewandt. Ich jubele innerlich, grinse breit und nicke. Tim packt Nadja und schleift sie mit sich. Sie sträubt sich und bewegt sich keinen Schritt aus eigener Kraft. Wild schlägt sie auf Tim ein, bis er auch noch ihre andere Hand packt und sie nun mit beiden Händen mit sich schleift. Ich stelle den Stuhl auf und dann wieder vor den Tisch. Tim zwingt Nadja brutal sich zu setzten. Er weißt mir an einen Löffel mit Maden zu füllen und ich tu ihm den Gefallen. Dann packt Tim ihre zarten Handgelenke mit einer Hand und reist ihren Mund auf. „Nun gibt es das Mahl.“ Ich kippe den Inhalt des Löffels in Nadjas Mund und Tim schließt ihren Mund mit seiner Hand.
Ihre Augen sehen uns angewidert an, auf ihrer Zunge krabbeln die Maden, die sie einfach nicht runterschlucken will.
„Böses Mädchen, schluck die Tierchen endlich runter, oder es wird noch schlimmer“, ruft Tim mit zorniger Stimme. Seine Drohung hilft und Nadja schluckt die Maden runter. Tim nimmt seine Hand von ihrem Mund und sagt: „Siehst du, es schmeckt doch.“
Nadja spuckt ihn an und aus einem Reflex heraus schlägt Tim sie ins Geschieht. Ich habe etwas Mitleid mit ihr, aber nur etwas.
Er mustert ihren schönen Hals und staunt: „Das Collier steht dir wirklich gut, aber wir müssen es dir leider wieder abnehmen.“ Er hält Nadjas Kopf fest und ich mach ihr das Collier ab. Ich ziehe die Kutte etwas beiseite und stecke das Collier in meine Hosentasche.
„Und nun der zweite Löffel“, ruft Tim vergnügt.
„Lasst mich frei Ihr Schweine!“, geht Nadja uns an. Aber alles meckern hilft nix. Tim hält wieder ihren Mund geöffnet und ich gebe ihr noch einen Löffel. Erst will sie die Maden nicht schlucken, aber nach einem strengen Blick von Tim schluckt sie es.
„Und, wie schmeckt dir dein Mahl?“, will Tim wissen.
„Super“, kommt ängstlich von Nadja. Die Ohrfeige scheint etwas weh getan zu haben. Aber für Mitleid haben wir jetzt eh keine Zeit. Es folgten weiter Löffel, bis die Schüssel fast leer ist. Tim vergnügte sich über das ängstliche Mädchen und macht einen großen Fehler. Für eine Sekunde lässt er sie los und Nadja nutzt das sofort aus.
Sie schmeißt den Tisch Tim entgegen und der wird davon umgestoßen. Dann rennt sie in den Wald hinein und flüchtet.
„Das nächste mal nehmen wir ein Seil mit“, bemerkt Tim. Ich wusste doch, dass ich etwas vergessen habe.
Tim schmeißt den Tisch von sich weg und spurtet ihr hinterher. Unter seiner Kutte holt er ein Jagdmesser hervor. Ich hab bisher nicht bemerkt, dass er bewaffnet ist. Keuchend laufe ich hinter ihnen her.
„Nadja“, höre ich Tim rufen. Immer und immer wieder schreit er ihren Namen in den Wald. Ich komme vollkommen Fertig bei ihm an. „Wo bist du, du Miststück!“, schreit er tobend. Er durchstreift den Wald und schaut hinter jedem Baum. Plötzlich ein Wimmern. Ich bedeute Tim ruhig zu sein und horche. Er tut es mir gleich aber hört nichts.
„Nadja.“ Nun bin ich an der Reihe bei dem Spiel mitzumachen. Ich gehe langsam durch den Wald. Das Wimmern wird immer lauter. Nun hört es auch Tim. Wir schleichen uns leise wie Jäger an ihre Beute an das zitternde Mädchen, das hinter einer großen Eiche Schutz gesucht hat. Tim Links ich Rechts. Dann gehen wir um die Eiche herum und Nadja erschreckt. Tim stützt sich mit seinem Arm an die Eiche, ich lehne mich mit der Schulter dran.
„Wir haben nach dir gesucht“, sag Tim.
„Genau, du bist einfach abgehauen“, sage ich. Langsam macht das Spiel Spaß. „Wieso meine kleine Nadja?“
„Was wollt ihr von mir?“, kommt ängstlich von ihr.
„Uns nur ein bisschen mit dir vergnügen“, kommt direkt von Tim. Nadja sieht ihn erschüttert an. Sicher denkt die an eine Vergewaltigung oder so. Gut, ihren Körper nackt zu sehen, und sie zu haben, das wäre echt ein Traum. Aber eine Vergewaltigung sicher nicht.
Tim hält das Messer hoch und Nadja starrt ängstlich darauf. Er fährt damit über ihr zartes Gesicht und sagt: „Wie hübsch wird dein Gesicht mit Schnittwunde sein.“
„Bitte nicht“, fleht sie.
Tim grinst und ritzt Nadjas Wange leicht mit dem Messer. Ich bin erschüttert aber irgendwie gefällt mir ihr wehrloser Anblick. Unweigerlich muss ich lächeln. Nadja wimmert mitleiderregend.
„Bitte, bitte tut mir nichts“, kommt flehend von ihr.
„Aber wir tun dir doch gar nichts“, lacht Tim und ritzt auch ihre andere Wange mit dem Messer. Warme salzige Tränen fliesen den blutigen Wangen entlang. Tim fährt mit dem Messer Nadjas Kehle entlang und sie beginnt jetzt richtig zu weinen.
Ich und Tim lachen. Meine Reaktion überrascht selbst mich. Wollte ich ihr doch nur einen Schrecken einjagen, ist es jetzt nur noch die Lust nach Spaß und danach ihr weh zu tun. In meinem Inneren sehne ich mich danach das Messer zu ergreifen und es ihr ins Herz zu stechen.
„Was ... was hab ich euch getan?“, will sie wissen. Ich hätte am liebsten herausgeschrieen, mich vor allen gedemütigt, aber ich tue es nicht. „Wieso tut ihr das?“
„Weil es uns Spaß macht“, antwortet Tim. Nadja beginnt zu zittern und meint scheinbar, sie hätte es mit irren zu tun.
Dann macht sie etwas, womit wir absolut nicht gerechnet haben. Sie reißt Tim die Maske herunter und ruft überrascht: „Du Tim?“ Das gleiche bei mir.
„Ihr Schweine, ich zeig euch an“, faucht sie und gibt uns beiden eine Ohrfeige. „Ich mach euch so fertig, dass ihr noch in den nächsten Jahrzehnt hinter Gittern sitzt.“ Ihre Angst ist verschwunden aber dafür hab ich und Tim nun Angst. Wenn sie das wahr macht, dann sind wir geliefert. Wir sind immerhin beide schon volljährig. Tim und ich sehen uns gegenseitig ratsuchend an.
Nadja schubst mich von sich weg und macht sich daran zu verschwinden. Tim schaut auf das Messer in seiner Hand. Es geht einfach alles zu schnell um etwas dagegen tun zu können. Er packt sie am Handgelenk und stoppt sie, dann schaut sie nach hinten und Tim stößt ihr das Messer in die Brust. Nadja greift an ihre Brust, in der das Messer steckt. „Ihr verdammten Schweine!“, schreit sie und zieht sich das Messer raus. Ihre Jacke tränkt sich mit dem Blut, das aus ihrer Brust fliest. Tim entreist ihr das Messer und durchtrennt damit ihre Kehle.
Nadja sinkt auf ihre Knie. „Ihr werdet damit nie durchkommen“, prophezeit sie uns. Dann sinkt sie auf den Boden und blieb dort regungslos liegen.
Ich gehe zu ihr und stupse sie mit meinem Fuß an. Keine Regung. Tim hockt sich auf den Boden und fühlt ihren Puls. Er schüttelt den Kopf.
Nadja ist tot.
Wir haben sie umgebracht.
Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Wir haben einen Menschen auf dem Gewissen. „W-was machen wir jetzt?“, will ich von Tim wissen. Er zuckt mit den Schultern.
„Irgendwo verstecken“, lautet sein Vorschlag. Er schaut sich kurz um und ruft: „Wart du kurz hier. Ich bin gleich wieder da.“ Dann geht er und lässt mich mit Nadjas Leiche alleine.
Ich schaue auf sie und sehe in ihr hübsches totes Gesicht. Ich hab sie vor einem Jahr noch angehimmelt und jetzt liegt sie tot vor mir. Meine große Liebe, für die ich jetzt kein einziges Gefühl mehr empfinde. Ich hocke mich an der Eiche auf den Boden, lehne mich an den kräftigen Stamm und warte.
Nadja, die immer so heiter war liegt regungslos vor mir und bei ihrem Anblick und der Schuld, die mich quält, vergehen die Minuten wie Stunden. Aus Langeweile beginne ich mit dem toten Mädchen zu sprechen und ich muss feststellen, dass das der erste Moment ist, wo sie mir mal zuhört. Sonst hat sie mich nie beachtet. Nur, wenn sie jemanden suchte, um sich über ihn lustig zu machen, dann bin ich immer genau der Richtige.
Zorn steigt in mir auf. Sie hat mich immer nur gedemütigt, während sie für mich alles bedeutet. Aber jetzt lache ich über sie. Sie, die tot vor mir liegt und mich nun nicht mehr demütigen kann.
Ich nehme ein Steinchen und vertreibe mir meine Wartezeit damit, dass ich mit der toten Nadja mein ödes Leben durchgehe und sie mit Steinchen bewerfe. Und das ist irgendwie sehr befreiend.
Es vergeht bald eine Stunde, bis ich in der Ferne ein Licht erkennen kann. Wer kann das sein? Ich sehe auf Nadjas leblosen Körper und frage mich, wie ich das hier erklären soll. Ich sitze alleine im Wald, vor mir ein totes Mädchen und ich in Mönchskutte. Da gibt es einfach keine Erklärung.
Das Licht kommt immer näher und näher. Ich bete zum lieben Gott, er solle einen Blitz schicken, der mich erschlägt. Mein Herz rast und der Schein einer Lampe trifft meine Augen. Ich bin erledigt.
Ich tue meinen Arm vor die Augen, weil ich durch den grellen Schein der Lampe nichts erkennen kann. Dann ist es plötzlich wieder dunkel. Der Lichtstrahl der Lampe liegt nun auf dem Gesicht eines Jungen, dem ich sehr gerne eine reinhauen würde.
Tim.
Er grinst mich frech an und will wissen: „Und hattest du eine schöne Zeit mit unserer süßen?
„Man, Tim, wo warst du die ganze Zeit?“, frage ich ihn. Auf dem Rücken hat er einen Rucksack, in der linken Hand hält er die Lampe und in der rechten einen Kanister. Ich frage mich, womit der gefüllt ist, aber die Antwort bekomme ich eh gleich.
„Ähm, ja, es ist sehr schwer die Stelle zu finden“, antwortet er mir. „Ich bin hier ungefähr ’ne viertelsunde rumgerannt, eh ich euch gesehen habe. Er stellt den Kanister und die Taschenlampe ab und widmet sich seinem Rucksack. „So, unser Darling wird erst mal en bissel unkenntlich gemacht und dann wird gebuddelt.“ Er packt aus seinem Rucksack eine Plasteplane aus und breitet sie auf dem Waldboden aus, dann legt er Nadja und ein bisschen Reisig darauf. Er übergießt alles mit dem Inhalt des Kanisters – eindeutig Benzin, der Geruch brennt in meiner Nase – und holt eine Packung Streichhölzer aus seiner Hosentasche. Er zündet eins an und lässt es dann auf Nadjas toten Körper fallen. Das Mädchen beginnt sofort lichterloh zu brennen.
„Ein schönes Feuerchen“, lacht Tim. Dann schnappt er den Kanister und die Lampe und wir gehen fort. Wir müssen ja noch unser ganzes Zeug ins Auto schleppen. Tisch, Stühle und alles stehen noch gut sichtbar auf der Lichtung.
Als wir fertig sind kehren wir mit zwei Schaufeln zurück und das Feuer ist etwas schwächer geworden. Es ist aber noch nicht ganz erloschen. Tim stößt mir seinen Ellenbogen leicht in die Seite und will wissen: „Sag mal, hast du eigentlich Hunger?“
Ich nicke und er grinst. Er sucht zwei Stöcke zusammen und gibt sie mir. Ich lehne die Schaufeln an die Eiche und beobachte meinen besten Freund, wie er ein paar Würstchen aus seinem Rucksack holt. Er will Nadja doch nicht als Lagerfeuer zum grillen missbrauchen, geht es mir durch den Kopf. Aber ich kenne Tim und es ist ihm echt zuzutrauen.
Ich hab aber auch nix groß dagegen. Mein Bauch brummt und ich habe großen Hunger. Ich hocke mich zu sich und stecke ein Würstchen auf einen der Stöcke. Dann gebe ich Tim den anderen Stock. Wir halten die Würstchen in die Nähe des Feuers und so hat Nadja auch ihre gute Seite. Sie dient sehr gut zum Essenkochen.
Nach unserem Mahl machen wir uns daran ein kleines Löchchen zu buddeln. Nadja hat immer noch nicht aufgehört zu brennen und ich bekomme wieder Hunger. Bei der harten Arbeit ist das ja kein Wunder. Wir beenden unsere schweißtreibende arbeit, als wir meinen, dass dieses Loch nun tief genug ist aber trotzdem brennt Nadja immer noch. Mann ist die gutes Brennholz.
Wir packen die Plane an und schieben sie in das Loch. Nadja fällt bald zwei Meter in die Tiefe. Wir haben echt sehr gute Arbeit geleistet.
Dann ersticken wir die Reste des verkohlten Fleisches mit Erde und buddeln unser Loch wieder zu.
Das aufgeschüttete Loch wird dann mit Erde bedeckt und eh wir gehen können folgt erst noch eine Gedenkminute. Ich mein ja, wir sind ja nicht so brutal. Aber dann geht es auf, Richtung Heimat.
An dieser Stelle würde Nadja sicher niemand finden, der nichts davon weiß, wo sie liegt. Ich und Tim freuen uns schon auf eine heiße Dusche, die den Schweiß und den Dreck wegspült. Nur, wie würden die anderen Nadjas Verschwinden aufnehmen?
Aber das ist mir völlig egal.
 
Meine Anmerkungen :
1. Der Satz "...mein Aussehen ist auch nicht besoonders toll" ist auch nicht besonders toll.
"Mit bbenden dieses Satzes..." ebenso und eine mir unbekannte Formulierung ist ""Dass hoff ich nicht",ist Nadja bangen.".
2. Groß- und Kleinschreibung solltest du überprüfen
3. Warum handelt Tim wie er handelt? Seine Motive bleiben im Unklaren
4. Der liebe Daniel weiß auch nicht, was er will, findet er den Mord toll oder nicht, hat er Hunger, plötzlich ist ihm alles egal, da fehlt mir in seiner Charakterisierung der logische rote Faden
5. Das Ende wirkt etwas gestreckt, teilweise ist die Geschichte spannend, aber das Ende ist ziemlich lang und macht den Spannungsmoment kapput.

Gruß,
Michael
 

Tekky

Mitglied
Zusätzlich zu den Anmerkungen von Michael Schmidt...

1. Es mag möglich sein, dass jemand, der ein Messer in die Brust bekommt, noch "Ihr verdammten Schweine" schreien kann. Der Stich ging dann halt nicht wirklich ins Herz. Aber mit durchtrennter Kehle schreit ganz sicher keiner mehr, Drohungen schon mal garnicht. Da kommt höchstens noch ein gurgelndes Röcheln.

2. Stimmen die Zeiten? Ich habe damit auch manchmal so meine Probleme. Hier eine Stelle, bei der ich aber sofort stutzig wurde: <<Als ich im Zimmer bin stellte er sich wieder normal hin und sagt: „Ich bring das Ding wieder ins Lehrerzimmer und du machst dich dann durchs Fenster vom Acker. Wir ham nicht mehr viel Zeit.“>>

3. Hier eine stelle, die auch murksig ist: <<Ich hocke mich zu sich und stecke ein Würstchen auf einen der Stöcke...>>
Ich habe das Gefühl, dass die Geschichte komplett überarbeitet und dabei einiges übersehen wurde.

4. Einen Menschen verbrennen ist so eine Sache. Das stink in erster Linie schrecklich, da Haut und Haare und Horn etc. auch verbrennen. Kein mensch, der nicht wirklich total irre ist, würde da noch Appetit auf Würstechen haben.

Dennoch finde ich die Geschichte recht unterhaltend und glaube, dass Du mit der Zeit und etwas Übung immer besser werden wirst.

Gruss
 



 
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