Gernot Jennerwein
Mitglied
Ich bin ein Soldat, aber es ist kein Krieg für mich da. Jeden Tag wichse ich mein Gewehr und warte auf den Krieg. Der Großvater in Uniform hängt an der Wand und mein Vater betet zu Sonnabend vor ihm, wie es die Kameraden tun. Aber wiewohl der Vater ohne allzu viel Unterscheidungen der Würde unter uns lebt, ist er doch etwas ganz anderes, als es der Großvater war. Der Vater ist geflohen vor der Fahne. Die Mutter hatte es heimlich erzählt. Im letzten Krieg, als der Kaiser rief, grub er ein Loch unterm Hühnerstall. Zwei auf zwei Meter soll’s gewesen sein. Acht Wochen wär er in dem Loch gewesen, der feige Hund. Als Kind war ich dabei, als eine Abteilung des Kaisers kam und nach ihm zu suchen begann. Tot sei er, hatte die Mutter zu ihnen gesagt, und ich hab’s geglaubt und die Soldaten gingen davon, nur einer blieb eine Zeit lang und hat mit der Mutter geschrien, oben im Zimmer. Und dann war der Krieg vorbei und der Vater auferstanden. Er hat gesagt, er wär an der Front gewesen, aber ich hab’s nicht geglaubt, weil ich das Loch sah und den Haufen Knochen von den Hühnern.
Der Kaiser ist dann gestorben und ich bin größer geworden. Ich bin der Partei beigetreten; wir treffen uns jeden Abend und warten auf den Befehl, die Grenze zu überschreiten. Ich bin bereit, und wenn wir marschieren, dann werd ich den Vater zuvor noch erschießen, denn der ist wohl nichts wert, und ich brauch mich nicht mehr zu schämen.
Der Kaiser ist dann gestorben und ich bin größer geworden. Ich bin der Partei beigetreten; wir treffen uns jeden Abend und warten auf den Befehl, die Grenze zu überschreiten. Ich bin bereit, und wenn wir marschieren, dann werd ich den Vater zuvor noch erschießen, denn der ist wohl nichts wert, und ich brauch mich nicht mehr zu schämen.