Realitäten

3,70 Stern(e) 3 Bewertungen
Für mich eindeutig ein "Aphorismus" (der mir nichts neues bietet und auch nicht außergewöhnlich in seiner Formulierung ist, muss ich sagen) und daher nicht hierher passend...
 
H

HFleiss

Gast
Lieber Karl, ein Aphorismus am falschen Platz. Der mir aber gefällt, weil er wahr ist, du Meister der Kürzestprosa.

Liebe Grüße
Hanna
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Karl,

wir sollten die Hoffnung nicht aufgeben, dass von Zeit zu Zeit ein Mensch zur Welt kommt, der den Blick über sich selbst hinaus dennoch schafft.
Das Problem: Niemand wird seine oder ihre besonderen Qualitäten erkennen können, falls Dein Satz ausnahmslos für alle anderen gilt.

Ein Text, der trotz seiner Schlichtheit an die Grenzen menschlicher Vorstellungskraft heranführt. Eine sehr gute Diskussionsgrundlage. Ihn für einen Aphorismus zu halten hieße, die eingangs erwähnte Hoffnung auf eine Veränderung und Weiterentwicklung unseres Menschenbildes von vornherein aufzugeben.

Gern gelesen und gern nach-gedacht.

Schöne Grüße, NDK
 
L

LAW

Gast
Oh, lieber Karl...was ich sehe ist das wirklich so schlimm??

Mir fürchtet ich möchte weg..von dem was ich in anderen sehe.

*Kommentar in Anlehnung der "Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens" Ich fühle mich wie Ebenizer Scrooge

Gruß
Law
 
N

no-name

Gast
Lieber Karl,

also mit einem Wort: Projektion. Die anderen als Spiegel unserer selbst...

Sorry, aber das ist mir zu platt, vor allem, weil ich so tolle andere kurze Texte von Dir kenne. Bitte nicht böse sein, Karl, ist ja schließlich nur meine ganz subjektive Meinung, aber das spricht mich null an.

Freundliche Grüße von no-name.
 
P

Prosaiker

Gast
Wir sehen Andere nicht, wie sie sind sondern wie wir sind.

Also haben "wir" ein Bild von uns, das wir den "anderen" ins Gesicht werfen. In ihnen erkennen wir uns? Nein, das ist nicht gemeint. Dazu ist dein Spruch zu negativ konnotiert, denn immerhin bedeutet Selbsterkenntnis in diesem deinen Fall zugleich die Blindheit gegenüber dem Leben & Sein der "anderen". Auch kann eigentliche Selbsterkenntnis nicht gemeint sein. Denn Erkenntnis wäre ein (allzu positiver) Prozess, während dein Sätzlein einen absolut gesetzten Status quo bezeichnet. Es ist keine Bewegung im Inhalt deiner Worte; ich sehe ein paar Felsklötze, die auf wundersame Art und Weise mitten in der Wildnis angeordnet sind; einst angeordnet wurden, - wobei heute dieses einst nicht mehr sichtbar ist und eben durch deinen Satz auch nicht sichtbar wird. Kürzer: du machst es dir zu leicht. Wir sehen andere, wie wir sind? Woher wissen wir, wer wir sind? Was ist wir? Wer sind die anderen? Du setzt die eine Identität des "Wir" voraus, wobei diese letztlich immer nur ein "Ich" sein kann: Projektion ist zunächst abhängig vom Individuum. Und die "anderen" besitzen keine andere Identität als eben diejenige, die "wir" = "ich" ihnen auferlege. Wo ist der Quell der einen Ur-Identität? Er müsste in mir liegen. Konsequent also: er müsste in jedem einzelnen liegen. Vielleicht müssen wir, um diese in uns liegende Ur-Identität zu begreifen, ständig projizieren? Ein ständiges Bilderwerfen und vor allem -fangen um der Erkenntnis Willen? Dann aber wäre folgendes logischer: Wir sehen uns, wie die anderen sind - um in deinem, meines Erachtens ungenauen Wortlaut zu verhaften. Weiter noch: Ich sehe mich, wie ich euch sehe. Noch weiter: Ich will mich sehen, wie ich euch zu sehen glaube. Konsequenter: Ich sehe nichts.
Die Frage nach Identität ist eine der kompliziertesten, denke ich; ebenso eine, die mich am meisten fasziniert, was schon an meiner Signatur sichtbar wird. Als Diskussionsbeitrag sind deine Worte sicherlich gelungen, Karl; solche Beiträge müssen streitbar sein. In einen Raum geworfen jedoch, gar in einen Kurzprosaraum, verliert sich der Satz. Er hält keinem literarischen Anspruch stand. Und kann dadurch nur, wie vor mir no-name schon sagte, platt sein.

Viele Grüße,
Prosa.
 

NewDawnK

Mitglied
Man könnte auch schreiben:
Wir sehen anderer Leute Texte nicht, wie sie sind sondern wie unsere eigenen sind.

Damit wäre dann auch geklärt, wie man dazu kommt anderer Leute Texte "platt" zu nennen.
Eure Kommentare sind wie immer sehr aufschlussreich!

Schöne Grüße, NDK
 
N

no-name

Gast
Liebe NDK,

Du wirst sicher - wie immer - völlig im Recht sein.

Die schönsten Grüße zurück von no-name.
 
P

Prosaiker

Gast
Darf ich vorstellen: NewDawnK, Beamtete und zugleich Laienpsychologin der Herzen.

Prosa.
 

NewDawnK

Mitglied
No-name, ich lege keinen Wert darauf im Recht sein, hier geht's schließlich nicht um mein Ego sondern um Karls Text.
 
N

no-name

Gast
NDK, und mir ging es darum, was Du zwischen Deinen Zeilen gesagt hast.

Grüße von no-name.
 
Ihr Lieben,
mir geht es mit dem Aphorismus weniger um Selbsterkenntnis. Ich will damit sagen, dass wir eigentlich nur uns (und das auch nur eingeschränkt) kennen und von uns auf Andere schließen. Natürlich freue ich mich auf die vielen und zum Teil heftigen Reaktionen. Herzlichen Dank dafür. So platt kann dieser Aphorismus dann doch wohl nicht sein, wenn er innerhalb eines Tages so viele Meinungen und Anmerkungen provoziert hat.
Liebe Grüße
an alle
Karl
 
Provokation nach BILD-Art

Lieber Posaiker,
gerade das will ich damit nicht sagen, zumal ich deinen Vergleich mit der BILD nicht unbeding nachvollziehen kann. Denn gerade die BILD ist das beste Beispiel dafür, Andere einfach so zu sehen, wie es der Redaktion passt. Gerade die Herren und Damen der Redaktion schreiben sich doch gewisse Wahrheiten so zurecht, dass sie in das Welt-BILD passen.
Im Übrigen ist Provokation m.E. durchaus nicht ehrenrührig.
Herzliche Grüße
Karl
 
P

Prosaiker

Gast
Mir ging es um diesen Satz:

So platt kann dieser Aphorismus dann doch wohl nicht sein, wenn er innerhalb eines Tages so viele Meinungen und Anmerkungen provoziert hat.
Der ist einfach unsinnig. Und zwar wegen des "so platt". Gerade "so plattes" Zeug kann viele Meinungen provozieren. Deswegen der Vergleich mit der BILD. Mehr hab ich nicht gesagt.
 
N

no-name

Gast
Lieber Karl,

ich stimme Dir zu, "reine" Provokation ist nicht ehrenrührig - im Gegenteil - und damit möchte ich mich jetzt aus dieser Diskussion eigentlich auch ausklinken...
(Es sei denn, mich provoziert wieder jemand...) ;-)

Freundliche Grüße von no-name.
 



 
Oben Unten