Reden ist Silber, Schweigen ist Gold

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Traum

Mitglied
Pauline stand in der Küche ihrer Arbeitgeberin. Berge von Silber vor sich, die sie putzte.
Die Hausfrau hatte ihrer Schulkameradin aus der Großstadt zu Besuch. Sie ist Journalistin geworden. Reist sehr viel, deshalb sehen sie sich kaum.
Beide saßen im Esszimmer, das von der Küche abgeteilt war. Gesprächsfetzen drangen zu Pauline. "Stell Dir vor, am Wochenende hat mich der Landrat zum Tanz aufgefordert!"- "So, so-aha, sehr interessant" murmelte ihre Freundin. "Und mit dem Fabrikant Soundso waren wir golfen und auf seiner Jacht!"
Die Hausfrau war in ihrem Element, ihr Mann hatte es zu Reichtum gebracht, und dieser Reichtum öffnete ihr gewisse Türen. Das wollte sie unbedingt ihrer Freundin nun vermitteln.
"Klar" dachte sich Pauline beim Silberputzen, "deshalb mußte sie auch das ganze Besteck, die vielen Gläseruntersetzer, die Leuchter und die Silberplatten aus dem Wohnzimmer vorbei am Gast in die Küche tragen.
Pauline war Putzfrau geworden um ihre Familie, die sich in finazieller Not befand, übers Wasser zu halten.
"Was!"- reagierte damals ihr Mann entsetzt, "Putzfrau willst Du machen, was denken sich die Leute nur!"- "Warum" erwiderte ihm Pauline "in Amerika sind Tellerwäscher zu Millionäre geworden, außerdem heißt es nicht mehr Putzfrau, sondern Parkettkosmetikerin!" -Damit konnte sich letztendlich auch ihr Mann anfreunden. Und so brachte es Pauline auf bis zu fünf Putzstellen in der Woche. Sie war unter Leuten, die Hausarbeit vielseitig. Man sah den Glanz und roch am frischen Duft, dass etwas geschehen war. Sie konnte sich die Zeit einteilen, vielseitig sein. Die verschiedenen Charaktere ihrer Arbeitgeber genießen und deren unterschiedlichen Einrichtungsgeschmack studieren.
Und d i e s e Hausfrau hatte sie vor ettlicher Zeit überzeugen können, dass man Silber nicht mit Atta putzt und das handbemalte Geschirr nicht dem aggresiven Spülmittel der Geschirrspülmaschine aussetzt. Pauline war entsetzt darüber, wie achtlos ihre Arbeitgeberin mit ihren Antiquitäten umging. Sie selbst war jedenfalls der Überzeugung, dass jedes Teil seine Geschichte hat- oder erzählen könnte, wenn es wollte. Und man behutsam damit umgehen mußte.
Vermehrtes Gemurmel riss sie aus ihren Gedanken. Inzwischen waren die Söhne der Hausherrin verschlafen dazu gekommen, hatten den Frühstückstisch bevölkert. Laute Discomusik erscholl. Bässe dröhnten. Alles überdröhnend plötzlich die Stimme der Mutter:"Macht sofort diese Musik aus, das ist ja nicht zum Aushalten!" -Ein neuer Sender wurde gesucht.-Klassik! Aha!!! Rätselraten: welcher Komponist das sei, und welches Stück von ihm. Man kam einfach nicht darauf.
"Jetzt weiß ich, was ich mache, ich werde Pauline fragen!" sagte die Hausfrau. Und richtig! Schon rief sie in die Küche: "Pauline?! Wissen Sie was das für eine Musik ist?!" -Pauline ging vor zur Verbindungstüre und sagte nur:" Tschaikovsky, Romeo und Julia!" -Alle waren platt! Dann hörte sie die Hausfrau sagen:" Stellt Euch vor, unsere Putzfrau, die weiß das!"
Pauline wollte fast erwidern: dass- auch wenn sie hier putzt, sie nicht in der Sonderschule gewesen ist. Aber sie ließ es sein. Warum sollte sie auch Jemanden überzeugen, der Silber mit Atta putzt. Sie doch nicht! Denn reden ist Silber und Schweigen ist Gold.
 

Herr Müller

Mitglied
Hallo Traum

die Idee finde ich sehr gut, der Aufbau ist gut, an der Ausführung kann noch gearbeitet werden.
Ich würde die Hausherrin schon mal nicht Hausfrau nennen, sondern Frau des Hauses. Das klingt vornehmer. Dann würde ich schon schreiben, das sie ungewollt Zuhörerin der Gespräche wurde, denn wenn Du Gesprächsfetzen schreibst, dann solltest Du auch nur solche aufzählen im Text. Sie kann ja locker angelehnt an der Tür, mit dem Ohr an der Türspalte zuhören, ausversehen natürlich.
Das Ende muß noch besser werden, die Kinder, Discomusik... ich weiß nicht, ob das alles nötig ist. Dann spielt auch alles noch am Morgen. Laß die Kinder weg. Die Freundin kann ja fragen, was das für Musik ist, die da läuft. Die Frau des Hauses kann erwidern, dass ihr das im Moment entfallen sei. Paulinchen kann dann das erste geputzte Silber rein bringen und so nebenbei erwähnen, dass das Tschaikovsky, Romeo und Julia sei. Worauf die Freundin erwidert, dass sie da eine sehr interessante Putzfrau hätte und Paulinchen fragen würde, woher sie das wisse und sie darauf antworten würde, ein Löffel putzend.. Reden ist silber, schweigen ist gold.. So oder so ähnlich.

Vielleicht war ja Anregungen dabei für Dich.

Her Müller
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo,

da mir deine geschichte so gut gefällt, bin ich mal mit m stift drübergegangen und habe alle änderungsvorschläge in klammern gesetzt.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Pauline stand in der Küche ihrer Arbeitgeberin. Berge von Silber vor sich, die sie putzte.
Die Hausfrau hatte ihre() Schulkameradin aus der Großstadt zu Besuch. Sie ist Journalistin geworden. Reist sehr viel, deshalb sehen sie sich kaum.
Beide saßen im Esszimmer, das von der Küche abgeteilt war. Gesprächsfetzen drangen zu Pauline. "Stell (d)ir vor, am Wochenende hat mich der Landrat zum Tanz aufgefordert!"()- "So, so-aha, sehr interessant"(,) murmelte ihre Freundin. "Und mit dem Fabrikant Soundso waren wir golfen und auf seiner Jacht!"
Die Hausfrau war in ihrem Element, ihr Mann hatte es zu Reichtum gebracht, und dieser Reichtum öffnete ihr gewisse Türen. Das wollte sie unbedingt ihrer Freundin nun vermitteln.
"Klar"(,) dachte sich Pauline beim Silberputzen, "deshalb mu(ss)te sie auch das ganze Besteck, die vielen Gläseruntersetzer, die Leuchter und die Silberplatten aus dem Wohnzimmer vorbei am Gast in die Küche tragen.
Pauline war Putzfrau geworden um ihre Familie, die sich in fina(n)zieller Not befand, über() Wasser zu halten.
"Was!"(,) reagierte damals ihr Mann entsetzt, "Putzfrau willst (d)u machen, was (sollen nur die Leute denken)!"()- "Warum"(,) erwiderte ihm Pauline(.) "(I)n Amerika sind Tellerwäscher zu Millionäre(n) geworden, außerdem heißt es nicht mehr Putzfrau, sondern Parkettkosmetikerin!" –()Damit konnte sich letztendlich auch ihr Mann anfreunden. Und so brachte es Pauline auf bis zu fünf Putzstellen in der Woche.
Sie war unter Leuten, die Hausarbeit vielseitig. Man sah den Glanz und roch am frischen Duft, dass etwas geschehen war. Sie konnte sich die Zeit einteilen, vielseitig sein. Die verschiedenen Charaktere ihrer Arbeitgeber genießen und deren unterschiedlichen Einrichtungsgeschmack studieren.
Und d i e s e Hausfrau hatte sie vor et()licher Zeit überzeugen können, dass man Silber nicht mit At()a putzt und das handbemalte Geschirr nicht dem aggres(s)iven Spülmittel der Geschirrspülmaschine aussetzt. Pauline war entsetzt darüber, wie achtlos ihre Arbeitgeberin mit ihren Antiquitäten umging. Sie selbst war jedenfalls der Überzeugung, dass jedes Teil seine Geschichte hat- oder erzählen könnte, wenn es wollte. Und man behutsam damit umgehen mu(ss)te.
Vermehrtes Gemurmel riss sie aus ihren Gedanken. Inzwischen waren die Söhne der Hausherrin verschlafen dazu gekommen, hatten den Frühstückstisch bevölkert. Laute Discomusik erscholl. Bässe dröhnten. Alles überdröhnend plötzlich die Stimme der Mutter: ()"Macht sofort diese Musik aus, das ist ja nicht zum Aushalten!"
Ein neuer Sender wurde gesucht()-()Klassik! Aha!!! Rätselraten: welcher Komponist das sei, und welches Stück von ihm. Man kam einfach nicht darauf.
"Jetzt weiß ich, was ich mache, ich werde Pauline fragen!"(,) sagte die Hausfrau. Und richtig! Schon rief sie in die Küche: "Pauline?! Wissen Sie(,) was das für eine Musik ist?!"
Pauline ging vor zur Verbindungstür() und sagte nur: ()"()Tschaiko(w)sky, Romeo und Julia!"
Alle waren platt! Dann hörte sie die Hausfrau sagen: ()"()Stellt Euch vor, unsere Putzfrau, die weiß das!"
Pauline wollte fast erwidern: dass()- auch wenn sie hier putzt, sie nicht in der Sonderschule gewesen ist. Aber sie ließ es sein. Warum sollte sie auch Jemanden überzeugen, der Silber mit At()a putzt. Sie doch nicht! Denn (R)eden ist Silber und Schweigen ist Gold.
 

strumpfkuh

Mitglied
Liebe Inge,
deine kleine Geschichte hat mir auch sehr gut gefallen. Vielleicht könnte man den letzten Satz weglassen, er wirkt so erklärend, und eigentlich ist mit "Warum sollte sie auch Jemanden überzeugen, der Silber mit Atta putzt(?)" ja auch schon das gleiche gesagt. Du bräuchtest allerdings dann einen neuen Titel.
LG
Doro
 

Gilwen

Mitglied
Also, Kinder die Morgens verschlafen( eher totmüde weil nicht geschlafen ;) ) aus ihrem Zimmer kommen kenn ich. Ich bin so eins ;) (Ohne techno ;) )
Und die Techno-Musik der Kinder würd ich auch drin lassen, aber anstatt "Sender" "CD" schreiben, da das nochmal eine kleine seltsame Sonderheit der "Hausfrau" herrausstellt: Die Kinder kommen morgens verschlafen (weil nicht geschlafen) aus ihrem Zimmer und legen ihre eigene, klassische, Musik auf ...

Ciao
Gilwen
 

Traum

Mitglied
Hast ja recht

Hallo Gilwen

jetzt kommt es mir so langsam vor, als wenn Du auf meinen Pfaden wandelst. Freut mich!Rauch Dir noch nicht der Kopf?
Pass auf Dich auf

Viele liebe Grüße
vom nächtlichen Bodensee

Traum
 



 
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