Reflexion über eine Nacht

Anonym

Gast
Franka hätte es wissen müssen.
Die ganze Sache war wohl doch nicht so einfach wie sie gedacht hatte. Ihre zitternde Hand war kaum mehr fähig die Rasierklinge zu halten, geschweige denn, sie zu ihrem Arm zu führen und in das warem Fleisch einzuritzen. Sie wollte ihr Blut sehen, sie wollte wissen, wie es aussieht, wenn frisches rotes Blut pochend auf ein weißes Laken spritzt.

Fast war ihre Neugier, wie sich der Tod wohl anfühlen könne, größer als der eigentlicher Grund, warum sie nun hier auf Wolfs Bett lag und sein weißes Laken ruinieren wollte.
Nun musste sie lächeln und ihre Hand beruhigte sich und wurde ganz still. Franka stellte sich vor, wie Wolf, der sie am morgen hier alleine zurückgelassen hatte, hereinkommen würde. Vor ziemlich genau zwölf Stunden hatte er sich mit einem Kuss auf ihre Wange von ihr verabschiedet und rechnete sicher nicht mehr damit, dass sie noch hier war.
Vor allem nicht tot. Vielleicht hatte er sogar ein Mädchen dabei. Es könnte ein völlig fremdes Mädchen sein, oder eines von dem sie schon einmal gehört hatte.

Franka war froh, dass sie diese Nacht bei Wolf verbracht hatte.Sie hatten einen Film gesehen und die ganze Zeit hatte sie bei Wolf im Arm gelegen. Seine Hand hatte ihr mehrmals leicht berührt, zu lang auf ihrer überempfindlichen, wartenden Haut verharrt als dass es Zufall sein konnte.
Kurz hatte er sogar ihre feuchte Hand gehalten und ihr seinen Ring wieder abgenommen. Nun fühlte sie sich nackt. Als Franke ihre schneeweiße Hand vor ihr Gesicht führte, registrierte sie wehmütig den Abdruck des Ringes an ihrem Daumen. Sie hatte ihn nur zwei Tage getragen, aber ein Teil fehlte ihr jetzt.
Wer den Ring nun wohl tragen würde??Sie konnte nicht verstehen warum er das geatn hatte.
Sie wusste nicht, was sie wollte, noch weniger als was er wusste.

Franka kam sich vor wie eine Marionette in einem Puppenstück, aber ihr Puppenspieler hatte vergessen dass es ein fröhliches Stuck war und lenkte sie in eine falsche Richtung.
Ihr ganzes Leben lief grade aus den Fugen. Wieder einmal hatte Franka eine Depression.
Wo war Wolf jetzt? Franka war sich sicher, ihn nicht zu lieben.
Aber wissen, wo er mit wem war, wollte sie schon. Sie war zu stolz, um ihn anzurufen. Er sollte von alleine an sie denken.
Franke beschloss, noch eine Viertelstunde zu warten.
In dieser Zeit war ihr Kopf fast leer. das einzige was sie fühlte, war die Wärme des Bettes, und wenn sie sich bewegte, konnt sie die Kuhle in der Matratze fühlen. Sie war zugedeckt, aber irgendwo musste die Decke hochstehen, denn ein kühler Luftzug strich an ihrem linken Bein, knapp unterhalb ihres Knies entlang.
Sie fröstelte, doch war wie gelähmt und nicht in der Lage, sich aufzurichten und die undichte Stelle zu suchen.
Sie konnte den Wecker ticken hören. Die Zeit verging unglaublich langsam.
Mindestens siebenmal pro Minute schaute sie auf die Uhr.
Franka konnt es kaum erwarten. Eine innere Unruhe hatte sie ergriffen. Fast erleichtert, dass das Telefon nicht geklingelt hatte, griff sie nach genau fünfzehn Minuten erneut zur Klinge.

Sie spürte kaum, wie ihr Arm aufplatzte. Sie fühlte auch nicht, wie das heiße Blut an ihrer Seite entlangrann.
Das einzige was sie befriedigt registrierte, war, dass sich eine große rote Lache um sie herum bildete.
Das Bett würde Wolf wegschmeißen müssen, dacht sie noch.
Dann schloss Franka die Augen und schlief ein.
 

Anonym

Gast
Wolf schloss sein Auto ab.
Langsam bewegte er sich auf das Geländer zu, von dem schon die rote Farbe abblätterte. Der Rost verbreitete einen strengen Geruch in der Luft. Zögerlich trat er ans Geländer. Er wollte seine Hand nicht an die Eisenkonstruktion legen, da er den Geruch von Metall auf seiner Haut hasste.
Sein Magen knurrte, und schmerzlich dachte er daran, wie gerne er jetzt bei McDonalds säße und einen Cheeseburger essen würde.
Nie wieder Ketchup, der an seinen Mundwinkel hängen bleiben würde. Nie wieder das schlechet Gewissen, wenn er wieder zu viele Pommes gegessen hatte und seine Übungen verstärken musste.
Er drehte seinen Ring, den er Franka heute morgen abgenommen hatte. Gerne hätte er ihn ihr gelassen, er wusste genau wie gern sie ihn mochte. Wahrscheinlich saß sie gerade mit einem Typen im Cafe und drehte gedankenverloren an ihrem Daumen, nur um dann zu bemerken, dass der Ring fehlte.
Wolf hatte nie jemanden so geliebt wie Franka. Alles an ihr war perfekt, die Art, wie sie sich bewegte, wie sie redete und wie sie mit ihm stritt.
Franka war das perfekte Wesen, Wolf konnte sich niemanden vorstellen, mit dem er sein Leben lieber verbracht hätte. Aber er war sich sicher, dass sie einen anderen hatte.

Als er sie am Morgen verlassen hatte und ihr einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte, war sie abwesend gewesen. Wahrscheinlich konnte sie den Augenblick kaum ertragen, wenn er zur Tür raus war. Wolf hoffte, dass Franka noch bei ihm war, in seinem Bett lag und sich in die Decke kuschelte, die nach ihm roch.
Aber wahrscheinlich mit einem anderen. Und selbst wenn nicht.. Er konnte nicht mehr. Sein ganzes Leben ging gerade den Bach runter. Nach dem Tod seiner Mutter war sein bester Freund nach Amerika ausgewandert und nun war er ganz alleine.
Nur Franka gab ihm noch Halt.

Er überwand seinen Widerwillen und schloss beide Hände um das rostige Geländer. Nun fröstelte er auch noch. Eigentlich wollte Wolf nicht mit Unbehagen sterben, lieber im Warmen mit einem vollen Bauch. Doch nun konnte er nicht mehr zurück.
Er musste auch sich selbst beweisen dass er kein Angsthase war.
Ein letztes Mal drehte er an seinem Ring. Dann fiel er.
Er hatte immer gedacht, dass er bei einem Sturz alles wie in Zeitlupe wahrnehmen würde, dch entgegen seiner Erwartung fiel er rasend schnell wie ein Stein in die Tiefe. Noch bevor die Panik in ihm aufkeimen konnte und er überhaupt einen Gedanken oder Reflex daran verschwenden konnte, zurück zur Brüstung zu greifen und diese alberne Idee so schnell wie möglich ungeschehen zu machen, zerbrach sein Rückgrat mit ohrenbetäubenden Krachen.
Es fühlte sich an, als ob ihn der Boden abstieße und ihn wieder hoch schleudern wollte, aber bevor er in den Himmel hochgeschleudert werden konnte, wurde ihm schwarz vor Augen und die Welt war vorbei.



so das waren jetzt Teil eins und 2 der Gescichte.
Wie findet ihrs??
 



 
Oben Unten