Regentropfentänzerinnen

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Mara Krovecs

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Regentropfentänzerinnen


In einem Tal,
genannt das Tal der Trolle,
wohnt ein breiter Bach,
bestreut mit Riesensteinen
wie Dinosauriereier,
an einer Blumenwiese
nah am Wasser,
da liegt die hohe Schule
der Regentropfentänzerinnen.
Wir gingen eines Sommertags,
es war warm und lichtgolden,
entlang dem Bach,
an den Findlingen vorbei,
vorbei an wilder Möhre,
die Schleier streute über
grüne Gräser und setzten
uns auf einen großen Stein.


Ein Duft, so eigentümlich
plätscherfrisch,
Töne in der Luft,
klirrend silberngesteppt
Huschendes auf den
Moosen, geheimnisknisternd,
unsere Augen verharrten
auf Wesen so winzig
wie Sonnenblumensamen.
Sie standen auf
heruntergefallenen Blättern
eines Spitzahorns,
verteilt in unzählige Gruppen.
Wir versuchten
über unsere Haut zu atmen,
hielten uns an den Händen,
dann fiel das Kommando:
Regnet ttt ttt ttt ttt ttt ttt
und Tausende, nein, Hunderttausende
kleine Beine steppten auf den Blättern,
hielten sich an den Händen
und hüpften und flogen und klatschten
und tanzten und drehten sich,
Regenzeitenlang.


Dann kam Sie:
schwebte in einem
großen Regentropfen
langsam auf die anderen zu,
steppte dass die
roten Haare flogen,
sang die Wassersilbermelodie,
klatschte und die grünen
Augen leuchteten,
drehte sich und
die Grübchen hüpften.
Als der Regentropfen
die Erde berührte, schwebte sie
zu den anderen und
das Konzert wurde lauter,
das Steppen mitreißender,
die Beine flogen;


wir schlichen davon,
betroffen,wie
etwas Verbotenes gesehen.
Die Sonne spielte
mit den Ästen Schattenspiele
und rhythmisch klang
Steppen an unser Ohr,
aus der Ferne nun,
leise,wie aus Versehn,
im Tal der Trolle,
bei den Findlingen
auf Bornholm.
 



 
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