Renn

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daoler

Mitglied
Klaus stand auf dem Bahnsteig der Schnellbahnstation und blickte auf die Wand neben dem Gleis. In einem blauen Streifen in knappen zwei Metern Höhe stand dort mehrmals der Name der Station. RENNWEG RENNWEG RENNWEG. Klaus blickte die Schrift entlang. Immerzu das selbe Wort. RENNWEG RENNWEG RENNWEG. Was war da? Irgendjemand war hinter ihm. Er drehte sich um, doch sah niemanden. Er blickte wieder auf den Schriftzug. RENNWEG RENNWEG RENNWEG. Die Buchstaben begannen sich zu bewegen. RENNWEG RENNWEG RENNWEG RENN WEG! RENN WEG! Entsetzen packte Klaus. War es schon zu spät? Er drehte sich hektisch hin und her. Gleich würden sie ihn haben. RENN WEG! Stand auf dem blauen Streifen. Klaus rannte los, so schnell wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er rannte auf den Ausgang zu, die drei Leute, die ihm im Weg standen bemerkte er gar nicht, als er sie zur Seite stieß. Ihre wüsten Beschimpfungen nahm er nicht mehr wahr, schon stürzte er die Treppe hinauf, mit jedem Schritt drei Stufen auf einmal nehmend. Schließlich stand er vor dem Ausgang der Station. Die Sonne schien auf ihn hinunter und ein sanfter Wind blies ihm ins Gesicht. Seine Angst wurde stärker. Er schlug mehrmals in die Luft aus, sprang kurz nach links, schlug wieder, dann nach rechts. Er fühlte, es hatte keinen Sinn und rannte wieder los. Er lief so schnell er konnte den Graben entlang, in dem die Bahn fuhr. Da sah er eine Gruppe von Fußgängern vor sich auf dem Gehsteig. Schreiend sprang er auf die Motorhaube eines geparkten Autos und von dort auf die Straße, ein in diesem Moment daherkommendes Auto konnte gerade noch mit quietschenden Bremsen stehen bleiben. Klaus lief nun die Straße entlang, er spürte, dass ihm der Atem ausging, aber er rannte weiter. Bei einem Kanaldeckel hatte sich der Asphalt ein wenig eingesenkt. Klaus stolperte und fiel bäuchlings in eine danebenliegende Pfütze. Er sprang sofort wieder auf und rannte weiter. Er spürte sie näherkommen. Sein Blick ging nach rechts. Da waren sie, da! Er wusste, sie waren schon um die Ecke. Da sah er eine Brücke über die Bahn. Er hetzte drüber. Ha! So nicht!, dachte er sich. Während er rannte blickte er zurück und übersah eine Gehsteigkante. Wieder stolperte er und schlug mit der Stirn hart auf. Er griff nach dem schmerzenden Kopf und spürte, dass ihm Blut die Stirn herunterlief. Er sprang auf und rannte weiter. Zwei Häuserblocks weiter lag eine große Straße vor ihm. Er querte sie blindlings, nur knapp verfehlten ihn mehrere Autos. Der Stadtpark lag vor ihm. Er lief so schnell er konnte, quer über Rasenflächen und Blumenbeete. Ein kleiner Wasserlauf lag im Weg. Er sprang, schaffte es aber nicht ganz zur anderen Seite und flog mit dem Rücken voran ins Wasser. Nun beidseitig nass kletterte er aus dem Bach und rannte weiter, quer über den Stubenring, der zum Glück gerade rot hatte. Vor dem Café Prückl übersah er abermals den Gehsteig und stürzte wieder, diesmal auf den linken Arm.

Da plötzlich wurde er ruhig. Die Panik wich von ihm. Er atmete durch und stand auf. Warum hatte es heute so lange gedauert, bis die Wirkung einsetzte, fragte er sich. Aber immerhin, er hatte die Tabletten noch rechtzeitig genommen als er die ersten Anzeichen bemerkte, knapp bevor er in die Schnellbahnstation kam. Blutend und triefend betrat er das Café und bestellte sich einen Espresso.
 

Wipfel

Mitglied
Hi daoler,

irgendeinen Anfall wird Dein Prot. schon haben, oder? So alleine wirkt er etwas hilflos, der Text. Eingebunden in eine Erzählung könnte ich mir die Passage sehr gut vorstellen.
stand dort [blue]mehrmals[/blue] der Name der Station. RENNWEG RENNWEG RENNWEG.
Genauer gesagt 3x. Du willst andeuten, dass der Typ etwas vielfach sieht? Oder steht es tatsächlich so oft da? Egal, ich würde entweder [blue]mehrmals[/blue] streichen oder die Wiederholungen...

Ansonsten ist er so schnell gerannt wie noch nie, obwohl es scheinbar öfters vorkommt. Kann ja sein, dass es diesmal das schnellste Mal war.

Grüße von Wipfel
 



 
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