Requiem

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satyr

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Requiem

>>Was hab ich nur getan<< murmelte Eric immer wieder, während er ungläubig seine Hände anstarrte, die gerade noch die Gurgel seiner Frau zugedrückt haben, als hoffte er, dass es nur ein böser Traum war. Doch der Beweis für sein Handeln lag mit ausgestreckten Beinen auf dem grünen Teppich in einem Kleinen Zimmer des Hotels an den Bahngleisen. Fast ohne es zu registrieren zündete Eric sich eine Zigarette an und ging im Zimmer auf und ab, während der Teppich bei jedem seiner Schritte kleine Staubwölkchen ausatmete. Seine Gedanken und Befürchtungen begannen Purzelbäume zu schlagen: Was mach ich jetzt? Sie hat so laut geschrieen, was ist, wenn jemand sie gehört hat? Wohin kann ich fliehen? wird man mich verfolgen? Wie kam es überhaupt dazu...Zumindest die letzte Frage konnte er sich halbwegs beantworten. Sie hat mich spaßeshalber gefragt, was für mich wichtiger sei: Sie, oder mein Leben. Und als ich sagte: Mein Leben, packte sie die Wut, beschimpfte mich und erzählte mir, was ich doch für ein Versager sei...da hatte ich einfach rot gesehen und ,,Tschuuuuuuuuut!´´ Ein vorbeifahrender Zug riss ihn aus den Gedanken. Eric blinzelte und blickte sich erneut im Raum um und erhaschte noch mal einen Blick auf den Leichnam seiner Frau. Er konnte sie einfach nicht da auf dem Boden liegen lassen, das brachte er nicht übers Herz. Also hievte er sie auf den altersschwachen Sessel in der Ecke. Sie sieht fast noch lebendig aus, wie sie da sitzt, schoss es ihm durch den Kopf. Er hob das Buch auf, dass sie beim Streit auf den Boden geschmissen hatte, schlug es auf und legte es ihr in die Hände. Sie sieht so friedlich aus. Fast wie vor...doch er konnte den Gedanken nicht zu Ende denken, denn ein Klopfen an der Tür ließ ihn hochschrecken. ,,Verschwinden sie´´ fuhr Eric den ungebetenen Besuch durch die geschlossene tür an. ,,Aber ich habe Schreie gehört. Ist auch nichts passiert?´´ .,,Nein, meine Frau hatte sich nur ähhm....den Finger eingeklemmt´´ stammelte er sich zusammen. ,,dann ist ja alles in Ordnung. Tschüß!´´ verabschiedete sich der Ungebetene. Erics Blick schweifte langsam aber sicher wieder in Richtung seiner Frau. Sie war immer für mich da, sowohl als ich meinen Job verlor und auch, als ich wochenlang im Krankenbett lag. schwelgte er in Erinnerung, während seine Finger langsam über den Körper seiner Frau wanderten. Auch damals, als unser Haus ausbrannte, haben wir diese Situation gemeinsam überstanden. Seine Finger tasteten sich vorsichtig in Richtung Brüste, wobei das Buch aus ihren Händen fiel. Sie war so wunderschön, schöner, als alles Dagewesene. Tränen liefen seine Wangen hinab und er begann, ihr die Bluse aufzuknöpfen. Er küsste sie zärtlich, wobei ihr lebloser kopf auf ihre Schultern kippte. Wenn ich sie noch einmal lieben könnte......


Und noch während er mit seiner Frau schlief, schoss ihm noch einmal die Frage durch den Kopf: Was ist dir wichtiger: Ich oder dein Leben. und schlagartig wurde ihm klar, dass sie Sein Leben war.
 



 
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