Rinderroulade mit Rotkohl
Es war Sonntagvormittag und sie stand in der Küche am Herd, wie immer angespannt vor Sorge, dass es ihr wieder nicht gelingen könnte, das Essen so zu kochen, dass ihr Ehemann zufrieden war.
Dabei hatte sie diese Aufgabe immer als ihre heilige Pflicht angesehen, denn er arbeitete, brachte das Geld nach Hause, von dem sie sorgenfrei lebte, und sie hatte nur den Haushalt. Nur. Immer nur.
Sie war, als er sie seinen Eltern vorstellte, nur eine Sekretärin gewesen.
Nur. Und dann nur Hausfrau, weil er es so wollte. Das ging ihr durch den Kopf, während sie den Rotkohl abschmeckte und überlegte, ob sie eine Nelke zuviel auf die Zwiebel gesteckt hatte. Für ihr Empfinden war der Rotkohl lecker, aber sie wusste, dass ihr Mann gequält den Blick zur Zimmerdecke heben würde, um dann in sein Schicksal ergeben zu murmeln: „Du brauchst doch nur so zu kochen, dass es wie bei meiner Mutter schmeckt. Sie hat dir doch oft genug erklärt, wie sie das gemacht hatte.“ Die war auch nur Hausfrau gewesen. Das war aber ganz was anderes.
Nur. Sie rührte die Rouladensauce um. War sie zu dick, zu dünn? Schmecken tat sie ausgezeichnet und von der Konsistenz her war sie fast cremig, vermutlich nur ein bisschen zu cremig. Ein kleiner Schuss Wasser würde helfen und am Geschmack der Rouladen konnte sie jetzt sowieso nichts mehr ändern. Ihre Hände zitterten, als sie den Tisch deckte, mit dem guten Geschirr seiner Mutter. Die war vor einem Jahr gestorben und sie hatte deren schwere Töpfe übernommen, weil sie gehofft hatte, ihre Bemühungen wären dann von mehr Erfolg gekrönt. Es hätte ja sein können, dass es nur an den Töpfen gelegen hatte. Sie füllte alle Schüsseln mit heißem Wasser, damit sie vorgewärmt waren, wenn sie sich zu Tisch setzten. Dann probierte sie noch einmal die Sauce, überlegte, ob sie es wagen sollte, von einer Roulade ein Stückchen abzuschneiden, ließ es sein, denn sie hätte doch nichts mehr ändern können. Jetzt fehlte nur noch ihr Ehemann.
Nur. Er kam vom Frühschoppen, eilte ins Esszimmer, rieb sich die Hände und setzte sich voller Erwartung an den Tisch: „Na, dann wollen wir mal!“
Sie brachte die Schüsseln mit dem Rotkohl und den Kartoffeln herein, ging zurück in die Küche, rührte die Sauce um, weil sich da eine Haut gebildet hatte, und servierte auch die Rouladen auf einem kleinen Bratentellerchen. Er füllte sich auf, eine gehörige Portion, und während sie sich etwas auf ihren Teller tat, dachte sie, wie man nur so dick werden konnte, wenn das Essen nicht schmeckte. Und da war er, der himmelwärts gedrehte Blick und dieser Satz: „Mein Gott, dieser Rotkohl, wieder zu viel Zimt und ohne Lorbeerblatt. Und in der Roulade zu wenig Gurke. Wenn du dir doch nur etwas mehr Mühe geben könntest...“
Sie stand auf, ging in die Küche, nahm die gusseiserne Kasserolle vom Herd, und während sie zurück ins Esszimmer lief, holte sie aus und schlug sie ihrem Ehemann auf den Scheitel. Dann stand sie nur noch da und starrte ihn an und als sie merkte, wie seine Augen brachen, stellte sie den Topf auf das weiße Tischtuch, stemmte die Hände in die Hüften und sagte mit fester Stimme: „ So, jetzt kannst du deine Mutter in der Hölle besuchen und mit ihr über die richtige Art der Rouladenzubereitung diskutieren.“
Es war Sonntagvormittag und sie stand in der Küche am Herd, wie immer angespannt vor Sorge, dass es ihr wieder nicht gelingen könnte, das Essen so zu kochen, dass ihr Ehemann zufrieden war.
Dabei hatte sie diese Aufgabe immer als ihre heilige Pflicht angesehen, denn er arbeitete, brachte das Geld nach Hause, von dem sie sorgenfrei lebte, und sie hatte nur den Haushalt. Nur. Immer nur.
Sie war, als er sie seinen Eltern vorstellte, nur eine Sekretärin gewesen.
Nur. Und dann nur Hausfrau, weil er es so wollte. Das ging ihr durch den Kopf, während sie den Rotkohl abschmeckte und überlegte, ob sie eine Nelke zuviel auf die Zwiebel gesteckt hatte. Für ihr Empfinden war der Rotkohl lecker, aber sie wusste, dass ihr Mann gequält den Blick zur Zimmerdecke heben würde, um dann in sein Schicksal ergeben zu murmeln: „Du brauchst doch nur so zu kochen, dass es wie bei meiner Mutter schmeckt. Sie hat dir doch oft genug erklärt, wie sie das gemacht hatte.“ Die war auch nur Hausfrau gewesen. Das war aber ganz was anderes.
Nur. Sie rührte die Rouladensauce um. War sie zu dick, zu dünn? Schmecken tat sie ausgezeichnet und von der Konsistenz her war sie fast cremig, vermutlich nur ein bisschen zu cremig. Ein kleiner Schuss Wasser würde helfen und am Geschmack der Rouladen konnte sie jetzt sowieso nichts mehr ändern. Ihre Hände zitterten, als sie den Tisch deckte, mit dem guten Geschirr seiner Mutter. Die war vor einem Jahr gestorben und sie hatte deren schwere Töpfe übernommen, weil sie gehofft hatte, ihre Bemühungen wären dann von mehr Erfolg gekrönt. Es hätte ja sein können, dass es nur an den Töpfen gelegen hatte. Sie füllte alle Schüsseln mit heißem Wasser, damit sie vorgewärmt waren, wenn sie sich zu Tisch setzten. Dann probierte sie noch einmal die Sauce, überlegte, ob sie es wagen sollte, von einer Roulade ein Stückchen abzuschneiden, ließ es sein, denn sie hätte doch nichts mehr ändern können. Jetzt fehlte nur noch ihr Ehemann.
Nur. Er kam vom Frühschoppen, eilte ins Esszimmer, rieb sich die Hände und setzte sich voller Erwartung an den Tisch: „Na, dann wollen wir mal!“
Sie brachte die Schüsseln mit dem Rotkohl und den Kartoffeln herein, ging zurück in die Küche, rührte die Sauce um, weil sich da eine Haut gebildet hatte, und servierte auch die Rouladen auf einem kleinen Bratentellerchen. Er füllte sich auf, eine gehörige Portion, und während sie sich etwas auf ihren Teller tat, dachte sie, wie man nur so dick werden konnte, wenn das Essen nicht schmeckte. Und da war er, der himmelwärts gedrehte Blick und dieser Satz: „Mein Gott, dieser Rotkohl, wieder zu viel Zimt und ohne Lorbeerblatt. Und in der Roulade zu wenig Gurke. Wenn du dir doch nur etwas mehr Mühe geben könntest...“
Sie stand auf, ging in die Küche, nahm die gusseiserne Kasserolle vom Herd, und während sie zurück ins Esszimmer lief, holte sie aus und schlug sie ihrem Ehemann auf den Scheitel. Dann stand sie nur noch da und starrte ihn an und als sie merkte, wie seine Augen brachen, stellte sie den Topf auf das weiße Tischtuch, stemmte die Hände in die Hüften und sagte mit fester Stimme: „ So, jetzt kannst du deine Mutter in der Hölle besuchen und mit ihr über die richtige Art der Rouladenzubereitung diskutieren.“