Roman fertig - und nun?

Mirko Kussin

Foren-Redakteur
Hallo Aceta,
Glückwunsch!
Eine Arbeit fertig zu stellen ist immer ein gutes Erlebnis, aber ohne Dir das total tolle Feeling zu nehmen: Ein Autor sollte eigentlich gar nichts zahlen für seinen Roman, sondern, im Gegenteil, Geld für seine Arbeit bekommen.
Insofern würde ich erstmal sagen, dass der Verlag, den du in der Hinterhand hast, nicht der richtige ist.
Das ist ja ungefähr so, als wenn der Anstreicher noch Geld dafür zahlt, dass er mein Wohnzimmer tapeziert.
Du lieferst eine qualitativ hochwertige Arbeit ab, also warum willst du dich unter Wert verkaufen?
Und bevor jetzt wieder das Gerede kommt, dass man als Neueinsteiger eh nicht bei Verlagen unterkommt und auch gute Manuskripte abgelehnt werden:
Quatsch!!
Wenn ein MS gut ist, dann findet es auch früher oder später einen seriösen Verlag (und seriöse Verlage wollen kein Geld von dir, sondern bezahlen dich für deine Arbeit).
Also schau einfach mal weiter, eventuell nach Klein- oder Spartenverlagen, aber zahle kein Geld dafür, dass du verlegt wirst.
Das hat ja auch einen durchaus pragmatischen Hintergrund: Wenn du einem Verlag schon im Vorfeld Geld bezahlst, dass er dein Buch druckt, wieviel Interesse hat er denn dann noch daran, dein Buch wirklich an den Mann/die Frau zu bringen? Wieviel Werbung wird er für dein Buch machen? Wo will er es platzieren?
Klar, für das Schreiberego ist es natürlich ein total tolles Feeling, wenn man sein eigenes Buch in Händen halten kann, aber langfristig gesehen sind solche Veröffentlichungen in DKZ-Verlagen eher ein Makel. Lektoren in großen Verlagen reduzieren da durchaus schonmal nach solchen Gesichtspunkten den riesigen Stapel von Manuskripten.
Also mehr Selbstbewusstsein!
Wenn dein MS gut ist, wirst du einen Verlag finden.
Wenn nicht, dann brauchst du es auch gar nicht veröffentlichen, denn schlechte Bücher sind Papierverschwendung.
Zu der Frage nach den Rechten: Meines Wissens kannst du Rechte an einem Titel nicht sichern lassen. Dein Werk ist durch das Urheberrecht geschützt. Das muss man auch nicht besonders einfordern oder so. Wenn du ganz besonders auf Nummer sicher gehen willst, kannst du dein Manuskript per Einschreiben an einen Freund schicken. Der kann den ungeöffneten und gestempelten Umschlag in den Schrank legen. Falls dann mal wirklich ein Urheberrechtsstreit auf dich zukommt, kannst du anhand des ungeöffneten Umschlags und des Poststempels eindeutig beweisen, wann dein Werk in seiner finaly Version vorlag.
Und wenn du bei einem Verlag unterkommst, trittst du in der Regel die Veröffentlichungsrechte deines Werkes für einen bestimmten Zeitraum (sollten max 5 Jahre sein) exklusiv an ihn ab.
Aber einen Titel sichern lassen? Geht bestimmt, aber wofür?
Gruß Mirko
 

petrasmiles

Mitglied
Titelsicherung

Hallo Aceta, hallo Mirko,

erst einmal auch von mir: Herzlichen Glückwunsch!

Mirko kann ich in allem nur zustimmen.

Übrigens habe ich einmal in einem Fachverlag gearbeitet und dadurch das Börsenblatt (des deutschen Buchhandels) gelesen. Dort gibt es eine Art Register, in der man Titel und Variationen des Titels anmelden kann. Da 'wir' das nie gemacht haben, weiß ich nicht, ob man dafür zahlen muss; ich nehme es aber an. Das waren meist große Verlage und das wird hauptsächlich in der Belletristik gemacht - aber nicht von den Autoren.

Ich nehme an, dass man bei einem kommerziellen Verlag als Autor nicht den allergrößten Einfluss auf den Titel haben wird. Eben weil der Verlag dafür zahlt und die kaufmännische Verantwortung für seinen Absatz übernimmt, behält er sich viele Maßnahmen selbst vor. Aber da dort erfahrene Leute sitzen, die den Markt kennen, werden sie ihn dort und mit dem Titel platzieren, wo sie den meisten Erfolg sehen.

Mit seinem Werk zu einem Verlag zu gehen, hat nicht nur den Vorteil, veröffentlicht zu werden und dafür Geld zu bekommen. Man muss auch ein Stück weit loslassen. Es werden andere Menschen mit Deinem Werk verfahren, wie es nach ihrem Dafürhalten richtig ist und das muss sich nicht mit Deinen Vorstellungen decken. Es ist eine gute Übung darin, dass das Manuskript ein Eigenleben erhält. Die Verlage werden daraus ein Produkt machen, die Presse ggf. ein Ereignis, und der Leser wird darin das wiederfinden, was er selbst hineinliest und denken, Du hättest das geschrieben. Es beginnt ein Vervielfältigungsprozess, an dessen Ende weder Du noch das Manuskript noch die gleichen sein werden.
Und das ist der beste Fall! :)

Ich wünsche Dir viel Glück bei diesem Abenteuer!

Liebe Grüße
Petra

P.S. Übrigens wäre es keine schlechte Idee, sich über passende Verlage zu informieren und ganz gezielt Probekapitel und Exposé zu streuen. Auf der Buchmesse in Frankfurt hätte man auch ein paar Kontakte knüpfen können, aber die ist ja nun vorbei. Merke Dir doch die Leipziger Messe vor - solltest Du bis dahin nicht fündig geworden sein.
Es ist nicht schlecht, den kommerziellen Aspekt im Auge zu behalten. Zur Frankfurter Buchmesse im Herbst gibt es die meisten Neuerscheinungen und den größten Werbeetat.
 

Aceta

Mitglied
Danke!

Liebe Petra, lieber Mirko,

Ich habe jetzt fast 4 Jahre an diesem Manuskript gearbeitet, zwei Computer und drei Festplatten haben in der Zwischenzeit den Geist aufgegeben - einige Passagen mußte ich deshalb neu schreiben.
Aber einige der Kapitel aus dem Buch in ihrer Urfassung in der LL veröffentlicht, zählen bis heute zu meinen "besten Werken in der LL" und werden in meinem Profil auch so angezeigt.

Das Gefühl, ein Buch druckfrisch in den Händen zu halten kenne ich auch bereits - aber meine bisherigen Werke waren halt hauptsächlich Fachbücher und Broschüren.

An einem Roman hängt doch irgendwie noch ein anderes "Herzblut"!

Ich werde Euren Rat beherzigen und versuche, durch Versand von Expose und Probekapiteln Interesse zu wecken.

Und wenn es dann soweit ist, werde ich auch nicht versäumen darauf hinzuweisen, dass mit vielen kleinen Versuchen ich in der Entwickungsphase des Werkes in der Leselupe immer wieder wichtiges "feedback" gesucht und gefunden habe.

Danke!

Aceta


PS.: es macht wohl keinen Sinn, ein mehrere hundert Seiten starkes Werk in die LL zu stellen - und wäre wohl auch urheberrechtlich problematisch, oder?
 

Aceta

Mitglied
Expose ??

Der Roman


„Afrika“



erzählt von der erotischen Begegnung der Protagonistin mit einem alten Freund ihres Ehemannes, der viele Jahre nach einer gemeinsamen Zeit als Entwicklungshelfer im Sudan Ende der 80-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts nun wie aus dem Nichts auftaucht.

Eine geheimnisvolle Männerfreundschaft offenbart sich – war darin inbegriffen, sie als Ehefrau dem Freund sexuell überlassen werden sein sollend ?

Sich missbraucht fühlend begehrt sie auf dagegen, in eine Verantwortung für eine uralte Blutschuld ihres Mannes genommen zu sein nach den Regeln des schwarzen Kontinents. Doch dabei erkennt sie, dass die scheinbare Freiheit der modernen Gesellschaft nur ein Trugbild ist – und eigentlich noch immer uralte Riten und Regeln, Götter und dämonische Kräfte herrschen!

Diese Kräfte wollen gar nicht enttarnt werden – allzu gerne hätten sie die Illusion der Freiheit aufrecht erhalten – aber am Ende wird klar: der Zauber und die Gesetze Afrikas sind aktuell.

Der Roman löst sein eigenes Rätsel – gibt aber zugleich den Lesern die Aufgabe, Konsequenzen und Schlussfolgerungen zu ziehen.

Die Menschheit hat sich seit Jahrmillionen entwickelt – und die Wiege dieser Menschheit stand in Afrika.
Die Gesetze Afrikas gelten bis heute und vollziehen sich machtvoll – gefährlich unbemerkt von „modernen“ Europäern und Amerikanern, die verdammt arrogant verlernt haben, zu empfinden, wie Schicksalsmächte uns tatsächlich beeinflussen.
Afrika wird uns einholen, wenn - ja wenn wir nicht ...

Bestechend: dieser Roman hat neben der Protagonistin nur ganz wenige handelnde Personen – und nur eine einzige hat überhaupt einen Namen. Erst am Ende des Romans wird dies der Leserschaft vorgeführt.

Die einzelnen Kapitel sind lyrisch überschrieben – dabei mehrfach auch auf biblische Quellen zurückgreifen.

Die Autorin vermittelt ein geradezu philosophisches Thema hocherotisch - ohne je pornographisch zu sein - in einem überaus unterhaltsamen Lesestil, zitatfähig lesenswert und anspruchsvoll – und am Ende bleibt der Leserin und dem Leser das Gefühl, für das eigene Leben visionär tätig werden zu müssen!

Hohe Literatur – ohne den Spaßfaktor beim Lesen je zu vergessen!

xx

_________________

bitte um kritische Kometare zum Expose !!

lächel (<- oder: "mit freundlichen Grüßen")

Aceta
 

petrasmiles

Mitglied
Irgendwie ja, irgendwie nein.
Ich denke, für das Exposé müsste Deine Sprache 'einfacher' sein, mehr beschreibend, weniger 'lyrisch', kürzere Sätze. Es wäre besser, auf der Sachebene zu bleiben - für Deine Schreibkünste hättest Du ja ein Probekapitel ...

war darin inbegriffen, sie als Ehefrau dem Freund sexuell überlassen werden sein sollend ?
Den Satz finde ich nicht appetitanregend.

Ich denke auch, dass die ersten beiden Absätze, die den Handlungsverlauf skizzieren sollen, zu konzentriert sind.
Auch der dritte Absatz ist viel zu komplex, wenn die persönliche Ebene mit dem 'Trugbild der Freiheit' Kontinente überspannend verwoben wird. Schwierig finde ich, wenn als 'Erkenntnis' der Protagonistin vermittelt wird, dass "eigentlich noch immer uralte Riten und Regeln, Götter und dämonische Kräfte herrschen!", wenn nicht nur Lieschen Müller, sondern auch der Lektor das vielleicht für unwahrscheinlich halten. Oder sprichst Du von der afrikanischen modernen Gesellschaft? Sind Deine Protagonisten Afrikaner oder Europäer? Wo spielt der Roman? Ist der (Ehe-)Mann auch noch anwesend? Ich würde unbedingt 1980er Jahre schreiben; das ausgeschriebene klingt umständlich. 'Aus dem Nichts' erzeugt hier keine Spannung - woher soll er nach über zwanzig Jahren sonst kommen?
Ich würde tatsächlich auf jede sprachliche Effekthascherei und Ungenauigkeit verzichten.

Den Satz finde ich toll:
Der Roman löst sein eigenes Rätsel – gibt aber zugleich den Lesern die Aufgabe, Konsequenzen und Schlussfolgerungen [red]für sich [/red] zu ziehen.
(Ich würde allerings 'dem Leser' schreiben, nicht den Plural wählen.


Im weiteren Verlauf machst Du eine Art Werbetext daraus, und sprichst von Dir als Autorin ... inhaltlich finde ich diese Absätze nicht schlecht ... ich bin nur irritiert, weil das Exposé ja eigentlich ein Kommunikationsmedium zwischen Autor und Verlag ist, und da kann ich mit der dritten Person nichts anfangen.

Aber vielleicht wäre das eine Art Klappentext?

Getreu der PR-Maxime, dass der Wurm dem Fisch schmecken muss, und nicht dem Angler, würde ich mir genau überlegen, welche Informationen zum Beispiel ein Lektor braucht, um seine Entscheidung zu treffen, ob er das Manuskript annimmt.

Vielleicht ist es dafür noch zu früh? Das geht mit ein bisschen Abstand vielleicht besser?

Ich glaube, wenn Du den Ansatz verinnerlichen könntest, dass Du keinen Text gestalten musst, sondern einen Text beschreiben sollst, würde das leichter von der Hand gehen.

Liebe Grüße
Petra
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Exposee

... schreibe dem Lektor/Redakteur NIE NIE NIE NIE NIE vor, dass er irgendwas an dem Buch "bestechend" zu finden hat, dass dein Werk "überaus unterhaltsam" (oder alternativ "sehr lehrreich" oder womöglich sogar beides) sei oder was beim Leser am Ende angeblich für ein Gefühl bleibt (, das weißt du nämlich nicht, du willst, dass es so ist, aber das ist was anderes). Betone NIE NIE NIE, dass "geradezu philosophische Fragen " (was meinst du damit eigentlich?) behandelt werden und das auch noch "hocherotisch" (, das willst du, aber ob es hocherotisch ist, will der Lektor selbst sehen) und "zitatfähig lesenswert" (was immer das sein soll).

Kurz: Bleibe sachlich - das Werten überlass dem Lektor/Redakteur! "Werke" selbsternannter Genies hat er zu Hauf auf dem Tisch und meist sind sie einfach nur schlecht - katapultier dich nicht schon mit dem Exposee selbst in diese Schublade!
 

Gandl

Mitglied
Für all diese Fragen gibts ein wunderbares Buch:
"Deutsches Jahrbuch für Autoren und Autorinnen"
Autorenhaus-Verlag, Berlin (1020 Seiten)
ISBN 3-932909-33-X
(nicht grad billig - aber sehr wertvoll. Mit Erfahrungsberichten, Adressen, Verlagsportraits, Hintergründen)

Und außerdem lohnt es sich immer, bei Frau Uschtrin reinzuschauen ... (grad zum Thema Agenten und Zuschußverlage)
 



 
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