Rosa Schweinchen Bobino

Miri

Mitglied
An meinem zehnten Geburtstag habe ich viele Freunde eingeladen.
Zehn Jahre!, dachte ich, ich bin ganz schön alt geworden, aber Pepe ist sogar noch zwei Jahre älter, das könnte man dann als steinalt bezeichnen.
Ich habe jeder Mege Geschenke bekommen. Ich freute mich, als hätte mich eine gute Fee verzaubert und an einen wunderschönen Ort geführt. Ich freute mich wirklich sehr an meinem Geburtstag, aber das schönste sollte noch kommen...
An diesem besonderen Tag schien die Sonne sehr kräftig und das Gras wuchs in einer intensiven grünen Farbe und war üppig und saftig, als plötzlich aus dem Nichts heraus etwas in der Luft schwebte...
Aber schwebte es wirklich, dieses Dingsda?
Nein, es flog, es hatte Flügel und es war rosa und ziemlich dick.
Was war das?
Es landete in meinem Garten und alle meine gute Freunde staunten und könnten Münder, die vor Überraschung offen waren, nicht mehr schließen.
" Hallo", begrüßte mich dieses merkwürdige Wesen.
Ich versuchte, ein Wort zu sagen, doch es kam kein Laut aus meiner Kehle heraus." Total schön hier" grinste das rosa Ding. Ich gab mir Mühe, nicht loszuschreien oder meine Eltern zu rufen. Stattdessen näherte ich mich dem Ding, um genau zu inspizieren, um was es sich handelte. Es hatte keine Angst von mir.
" Wer bist du"?, fragte ich es.
" Oh, entschuldige, wie dusselig von mir. Ich platze einfach in eine Party, ohne mich vorzustellem, Ich heiße Bobino, ich bin das Glückschweinchen.
" Kommst du aus Italien?"
"Italien? Parmaschinken?" Bei diesem Wort schüttelte sich das Glückschweinchen vor Ekel.
In der nächste Sekunde, als wäre nichts geschehen, lächelte es wieder glücklich.
" Ich komme daher, wo alle Glückschweinchen herkommen", sagte Bobino.
Ich sah das Glückschweinchen iritiert an.
" Willst du ein Limo?" fragte ich Bobino.
" Das ist eine wunderbare Idee! Es war nämlich eine lange Reise zu dir, weißt du, und da gerät man ganz schön aus dem Atem".
Ich dachte mir, bei der Fülle ist das auch kein Wunder, aber ich sagte nichts.
Bobino grinste breit und nahm einen großen Schluck Limonade.
" Wie herrlich, wieder mal auf der Erde zu sein", sage Bobino.
" Wie meinst du das?"
" Sagte ich wieder mal auf der Erde?" Bobino schaute mich an, als wüsste es tatsächich nicht, was es soeben gesagt hatte.
" Ja, genau das hast du gesagt." wollte mich dieses Wesen etwa für dumm verkaufen? Immerhin bin gerade zehn Jahre akt geworden und da möchte ich gefälligst ernst genommen werden!
Bobino piff heiter vor sich hin.
Ich musste mich zwicken: Ein rosa Schweinchen mit Flügeln saß in meinem Garten und pfiff!
" Bobino?", unterbrach ich das Glückschweinchen bei seinem Pfeifen.
" Ja, was gibt`s denn?", drehte sich Bobino zu mir herum und schaute mich mit großen Augen an.
" Was willst du eigentlich hier?"
" Oh, gut, dass du das ansprichst, das hätte ich ja beinahe vergessen, aber das passiert mir ständig, wenn ich zu einem kleinen Kind fliege".
" Ich bin kein kleines Kind!" widersprach ich ihm.
" Nein, natürlich nicht, verzeihe mir bitte", lächelte das Glückschweinchen.
" Was hattest du mich gefragt?" kratzte sich Bobino an seinem rosa Köpfchen.
" Warum du hier bist!" Hörte es mir nicht zu?
" Ja, jetzt habe ich es wieder." Es holte ein Kärtchen aus seiner Hüfte, was mich schon sehr wunderte, denn es hatte weder eine Jacke noch eine Hose an, aber das hier war ohnehin alles verwunderlich: ein rosa Schweinchen saß vor mir und redete mit mir!
Es nahm das Kärtchen, konzentrierte sich und las: " Du bist Paul Weber, stimmts?"
" Ja", antwortete ich , neugierig, was als Nächstes kommt.
Das Glückschweinchen nahm einen Schluck Limonade, räusperte sich und las weiter: "Nun ja", begann es, " hier steht geschrieben, dass du, wenn du in deinem Bett liegst, davon träumst, den Sternen nah zu sein."
Ich starrte Bobino an.
" Was ist den, Junge? Habe ich etwas Falsches gesagt?" Bobino schaute auf sein Kärtchen und las den Inhalt noch einmal durch, als wäre es sich nicht ganz sicher, ob es das Richtige war, was dem Jungen vorgelesen hatte.
" Woher weißt du das?", fragte ich Bobino verdattert. "Niemand weiß, was ich träume!"
Ich war entsetzt, denn niemand wusste von meinem Traum, nicht einmal meine Mutter! Und jetzt hatte das rosa Ding da meinen Traum auf seinem Kärtchen aufgeschrieben, mein Geheimnis war nicht mehr mein Geheimnis.
" Sei nicht traurig, außer uns weiß es niemand. Außerdem brauchst du dich nicht deines Traumes zu schämen. Jeder Traum, den ein Mädchen oder ein Junge hat, ist wunderbar."
" Aber Träume erfüllen sich nicht, sie bleiben immer Träume!"
" Da wäre ich mir nicht so sicher", sagte Bobino.
" So lange du mich an deiner Seite hast, wird dir das Glück hold sein", grinste das Glückschweinchen.
" Wie...?"
" Schließe einfach deine Augen."

" Paul! Paul! Wach auf!" Eine vertraute Stimme holte mich aus dem Schlaf.
" Du bist wieder eingeschlafen, so wird das nichts mit deinem Vorstellungsgespräch!" Meine Mutter sah mich an und lächelte. " Der große Tag ist da! Ich bin stolz auf dich , mein Sohn. Aus dir wird ein Astronaut, das hätte ich im Leben nicht gedacht! Mein Sohn-ein Astronaut!"
" Mutti, noch bin ich es nicht".
" Du wirst es! Errinere dich an das Glückschweinchen, von dem du mir als Zehnjähriger erzählt hast."
" Du meinst, als es mir gesagt hat, dass, solange es an meiner Seite ist, mir das Glück hold sein wird?"
" Ja, genau das meine ich".
" Mutti, das war eine kindliche Geschichte!"
" Papperlapapp, das ist mir schnuppe. Ich fühle es einfach, dass dein Traum in Erfüllung gehen wird."

Als ich schließlich zu den Sternen flog, ich hätte schwören können, dass ich ein dickes fliegendes rosa Ding gesehen habe.
 



 
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